Transnationalität und Herausforderung des Ortes

15 Jahre IMLA und Ehrenpreis an die Landschaftsarchitekten Adler und Olesch in Weihenstephan

Am 1. Juli wurden gleich zwei Anlässe an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf gefeiert: 15 Jahre International Master of Landscape (IMLA) und die Verleihung des Ehrenpreises der Hochschule und des Verbands der Weihenstephaner Ingenieure an die Landschaftsarchitekten Adler und Olesch.

Die Rolle des Internationalen stand im Mittelpunkt des ersten Teils des Tags der Landschaftsarchitektur, der am 1. Juli bei strahlendem Sonnenschein in der Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HWT) in Freising bei München begangen wurde. Roman Lenz, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen/Geislingen, Veranstaltungspartner der HWT, erläuterte in seiner Eröffnungsrede die Prinzipien des Masterstudiengangs IMLA und bilanzierte Erfolge und Zielsetzungen der letzten 15 Jahre. So betonte er die Rolle des Internationalen im Studiengang. So seien in einem Kurs von 28 Studenten allein 18 Nationalitäten repräsentiert. Auch machte er deutlich, inwiefern sowohl Tradition als auch Innovation die Lehre bei IMLA prägten. Ein innovativer Aspekt liege beispielsweise in den internationalen Online-Seminaren des Studiengangs, bei denen das Le:Notre Institut in Kassel einer der wichtigsten Partner sei.

Nach Grußworten des Rektors der HfWU Nürtingen/Geislingen, Prof. Dr. Andreas Frey, und des Vizepräsidenten der HWT, Prof. Dr. Wolf Dieter Rommel, folgten Fachvorträge von Dr. Axel Fisher aus Brüssel (Université de libre Bruxelles) und Dr. Paolo Camilletti aus Mailand (Politecnico die Milano). Während Fisher eine Fallstudie von Stadtplanungsprojekten in Sarajewo vorstellte, zeigte Paolo Camilletti, wie sehr die Landschaftsarchitektur international ausgerichtet ist und keine nationalen Grenzen kennt. Er als Italiener habe sich sehr früh für die englische Landschaftsgesaltung begeistert; insbesondere für den naturalisierte Landschaftspark des William Robinson, der mit "The Wild Garden" erstmals 1870 veröffentlicht und noch heute erhältlich, Akzente gegen die Industrielle Revolution gesetzt hat. Bemerkenswert sei, wie Camilletti hervorhob, dass Robinson kein Gartenplaner, sondern Journalist gewesen sei. Und das Faszinierende an diesen Konzepten, die sich auch gegen die viktorianische Standardisierung wandten, sei die Zusammenwirkung von Natur und Kunst zur selben Zeit. Das Vermächtnis des "Wild Gardens" mache schließlich das richtige Verhältnis von Ästhetik und Ökologie aus, wie es Euan Cox mit "Wild Gardening" in 1929 oder Beth Chatto mit ihren beiden Büchern "The Dry Garden" und "The Woodland Garden" verfolgte. Camillettis internationale Reise durch naturalistische Landschaftsparks führte schließlich auch nach Deutschland, wo er den Münchner Westpark oder den Schöneberger Naturpark in Berlin als Leuchttürme naturbelassener Parks vorstellte, und weiter zur Niederländischen Schule eines Piet Oudolfs oder Jacobus Pieter Thijssen (1865-1945). Camilletti schloss seinen Vortrag ab mit Überlegungen zur Rolle der Wissenschaft für die Zukunft der Landschaftsarchitektur. Die Idee der Nachhaltigkeit stehe hier im Focus, es gebe viele Herausforderungen, er sehe aber auch viele Möglichkeiten, wie er am Schluss seines Vortrags optimistisch einwarf.

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Ein ganz anderes Thema stand dann im zweiten Teil der Veranstaltung im Vordergrund: die Herausforderung des Ortes für den Landschaftsarchitekten. Dies verdeutlichten Michael Adler und Michael Olesch in ihrer Dankesrede für den Erhalt des Ehrenpreises der Hochschule Weihenstephan Triesdorf und des Verbands der Weihenstephaner Ingenieure, mit dem ehemalige Studenten der Hochschule ausgezeichnet werden. Veranschaulicht durch verschiedene Projekte des mittlerweile in vier Städten, Mainz, Nürnberg, Stuttgart und München, ansässigen Landschaftsarchitekturbüros Adler und Olesch, zeigten die beiden Preisträger, inwiefern der jeweilige Ort eine große Rolle für die Realisierung des Projekts spiele. So stießen die Landschaftsarchitekten bei der Gestaltung des Friedhofes in Enkering im Altmühltal auf archäologische Funde, die auf eine keltische Siedlung aus dem 5. Jahrhundert hinwiesen.

Hinsichtlich des Neubaus des Verwaltungsgebäudes der Nürnberger Versicherung schilderten sie, warum der Innenhof als eine Wasserwelt gestaltet wurde, welche technischen Herausforderungen damit verbunden waren und inwiefern das Projekt außerordentliche Raffinesse verlangte. Der hortus conclusus schirmt die lärmvolle und verkehrsreiche Außenwelt ab und bereichert die nüchterne Arbeitswelt in den Versicherungsbüros durch Lichteffekte, die durch die Wasserbewegung zustande kommen.

Ein Projekt, das nicht minder herausfordernd war, war die Neugestaltung des verkehrsintensiven Königsplatzes in Augsburg. Hier entschlackten Adler und Olesch den stark mit Bäumen verdichteten Platz und gestalteten ihn mit einer luftigen Durchlässigkeit und Leichtigkeit. Historisch-politischen Herausforderungen begegnete das Landschaftsarchitektenpaar Adler und Olesch schließlich bei der Gestaltung des Eingangsbereichs des Museums auf dem Gelände des Nürnberger Justizpalastes, wo die Nürnberger Prozesse ab 1945 stattfanden, sowie der Neugestaltung des Zeppelinfeldes in Nürnberg. Die Frage, die sich dabei stellte, war die nach der angemessen Neugestaltung eines Ortes, der historisch negativ besetzt ist und eine große Symbolträchtigkeit in sich trägt, in dem Sinne auch ein Erinnerungsort ist. Das Zeppelinfeld diente den Nationalsozialisten für propagandistische Militärparaden.

In der Laudatio verdeutlichte Norbert Diezinger, Inhaber des Architekturbüros Diezinger Architekten, wie wichtig die konstruktive Zusammenarbeit von Architekt und Landschaftsarchitekt sind. Ein gelungenes Beispiel dafür sah er in dem Münchner Olymiagelände. Das sei nicht immer so gewesen, habe sich aber insbesondere in den letzten Jahren verbessert.

Eine große Rolle spiele dabei das interdisziplinär angelegte Studium, das bereits bei den Studenten die Sensibilität für die andere Seite stärke. Nach einem weiteren Vortrag des Landschaftsarchitekturbüros Bauchplan zur Transformierung von Identität im Rahmen der Landschaftsplanung und der Vorstellung ausgewählter Studienprojekte von Studierenden der Hochschule klang der Tag der Landschaftsarchitektur bei mildem frühabendlichen Sonnenschein und frisch gezapftem Weihenstephaner Bier im idyllischen Hofgarten der Hochschule aus.

Andrea Brill

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