Ober- oder Unterkiefer? Pflanzenkunde Nadelgehölze, Teil 2

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85. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Nadelgehölze.

Ich kann alle Angsthasen beruhigen: Es geht nicht um eine Zahnbehandlung, sondern um eine Gattung der Nadelbäume, übrigens um die einzige Gattung in der Unterfamilie Pinoideae: die Kiefern. Woher der Name kommt, wird nur vermutet. Rein sprachgeschichtlich wurde erst im 16. Jahrhundert aus der Föhre, wie sie heute auch noch genannt wird, die Kiefer. In fast allen germanischen Sprachen findet man verwandte Wortstämme zu "Föhre".

Wissenswertes über die Gattung Pinus

Die meisten Kiefern-Arten sind auf der Nordhalbkugel heimisch. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit werden aber auch subtropische und tropische Bereiche von vielen Arten besiedelt. Angebaut werden Kiefern in geeigneten Klimazonen inzwischen weltweit. In vielen asiatischen Ländern, allen voran Korea und Japan, steht die Kiefer für Stärke, Langlebigkeit, Beständigkeit und Geduld. Es verwundert daher nicht, dass Kiefern in diesen Ländern oft in sorgfältig ausgestalteter Form bei Tempel- und Gartenanlagen zu finden sind.

Da Kiefern als anspruchslos und gutwüchsig gelten, sind sie weltweit die wichtigste Baumgattung der Forstwirtschaft. Sie werden oft anstelle von einheimischen Baumarten für die Wiederaufforstung nach Waldzerstörungen und Rodungen verwendet. In den Tropen und Subtropen werden Kiefern in Holzplantagen angebaut. In Mitteleuropa wurden große Waldflächen weit über ihr natürliches Vorkommen mit Pinus sylvestris in Monokultur aufgeforstet. Das hatte Vor- wie auch Nachteile. Auf der einen Seite schuf man schnellwachsendes, robustes Holz, auf der anderen Seite erhöhte sich die Anfälligkeit gegenüber Waldbränden und Insektenbefall (Borkenkäfer). Der größte Nachteil dieser Monokulturen aber ist die mittelfristige Auslaugung und Versauerung der Böden.

Wie wird Kiefernholz genutzt? Kiefernholz hat einige entscheidende Vorteile gegenüber anderen Holzarten: den geraden Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und seine guten mechanischen Eigenschaften. Deshalb findet Kiefernholz in verschiedenen Bereichen Anwendung und zwar als Bau- und Möbelholz für den Innenbereich, Brennholz, Rundholz und Schnittholz (Bretter), Furnierholz, Holz für die Herstellung von Spanplatten, Bau- und Konstruktionsholz im Innenausbau und im Außenbereich, Dachkonstruktionen, Holzverkleidungen, Geländer, Treppen, Skelettkonstruktionen für Wände und Decken, Fußböden, Fenster, Türen und Tore, Fassadenverkleidung, Terrassen, Zäune und Pergolen, Kinderspielgeräte, Masten, Pfosten, Pfähle und andere Anwendungen im Außenbereich, Rammpfähle im Wasser-, Hafen- und Bergbau, außerdem als Schwellenholz im Gleisbau von U-Bahnen und Werksbahnen. Aber aus Kiefern werden auch verschiedene Harze und Pech gewonnen, die in der chemischen Industrie ihre Verwendung finden. In grauer Vorzeit (und das ist unter uns gesagt noch nicht sooo lange her) wurde aus Kiefern der sogenannte "Kienspan" produziert, der zur Beleuchtung (als Fackel) benutzt wurde. Die Samen einzelner Kiefernarten sind so groß, dass sie als Nahrungsmittel verwendet werden (Pinienkerne, "Zedernüsse").

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Wissenschaftliches über die Gattung Pinus

Kiefern zählen zu den Bäumen, obwohl manche Arten (z. B. Pinus mugo) und deren Sorten dies, aufgrund ihrer geringen Größe und eigenartigen Wuchsform, vergessen lassen. Sie sind einhäusig getrennt geschlechtlich. In der ganzen Pflanze, also im Holz, der Rinde, den Nadeln und den Zapfen, bilden sich Harzkanäle. Der von der Basis bis zur Spitze durchgehende Stamm ist von einer gefurchten oder glatten, schuppigen, dünnen Borke ummantelt. Die Triebe unterscheiden sich in Kurz- und Langtriebe.

Die Nadeln wachsen in der Regel in Bündeln von meist zwei bis acht zusammen und sind an der Basis von einer Nadelscheide umgeben. Die Nadeln bleiben 2 bis 30 Jahre am Baum und fallen als Bündel ab. Sie erreichen Längen von 2,5 bis 50 cm und werden oft 0,5 bis 2,5 mm dick. Der Rand ist ganzrandig oder fein gesägt. Die Spaltöffnungen liegen artabhängig auf allen Seiten der Nadeln, nur auf der Oberseite oder nur unterseits.

Die Samenzapfen sind gestielt und stehen einzeln oder in Gruppen nahe den Enden der Triebe. Sie sind schief eiförmig, eiförmig bis zylindrisch und 2 bis 60 cm lang. Anfangs wachsen sie aufgerichtet. Bei der Reife, die sie zumeist nach zwei Jahren erreichen, hängen oder stehen sie.

Die Schlangenhaut-Kiefer (Pinus heldreichii)

Die Schlangenhaut-Kiefer stammt ursprünglich aus dem Balkan und Süditalien. Exemplare der Art können bis zu 1000 Jahre alt werden. Der Baum kann Wuchshöhen von 10 bis 30 m und einen Stammdurchmesser von 10 bis 40 cm erreichen. Sie bildet gerade Stämme; Krüppelwuchs und Strauchformen treten nur an Extremstandorten auf. Junge Bäume formen eine hellgrüne, pyramidenförmige, dichte Krone. Bei älteren Bäumen hingegen bildet sich eine dunklere, nicht so dichte, ovale Krone aus.

Die eiförmigen und lang zugespitzten Knospen sind braun bis braunrot und nicht harzig. Die Knospenspitze ist weißlich und die freien, braunen Schuppen besitzen silberweiße Ränder. Die steifen Nadeln stehen zu zweit an Kurztrieben und werden zwischen 5 und 10 cm lang und 1,5 bis 3 mm breit. Die Nadelränder sind leicht gezähnt und die Spitze ist stechend. Junge Nadeln sind hellgrün, ältere dunkelgrün. Es befinden sich auf allen Seitenflächen Stomatabänder. Die Nadeln verbleiben etwa fünf bis sechs Jahre am Baum.

Zapfen bilden sich bei dieser Kiefer erst nach 15 bis 20 Jahren aus. Die ungestielten oder kurzgestielten Zapfen reifennach zwei Jahren. Sie werden 5 bis 10 cm lang und 2 bis 4 cm dick. Die anfangs veilchenfarbigen und später gelblich braunen Zapfen stehen einzeln oder in Gruppen von zwei bis drei, schräg an den Ästen.

Auffallend ist die aschgraue, in ungleichmäßig trapezförmige Platten zerteilte und mit kleinen, glänzenden Schuppen bedeckte Borke älterer Bäume, die ein wenig an den Panzer eines Krokodils erinnert und namensgebend war.

Bergkiefer (Pinus mugo)

Unter den Kiefern ist die Bergkiefer eine der vielgestaltigsten Pflanzenarten. Sie kommt in mindestens drei Unterarten und weiteren Zwischenformen vor:

  • Pinus mugo subsp. mugo (Latsche, Legföhre, Krüppelkiefer, Latschenkiefer, Bergföhre, Legföhre, Legkiefer, Krummholzkiefer oder Krüppelkiefer): Diese Unterart wächst meist strauchartig und erreicht Wuchshöhen zwischen 1 und 3 m. Sie ist gekennzeichnet durch ihren krummen Wuchs mit niederliegenden bis bogig aufsteigenden Stämmen und Ästen. Diese bilden oft ein undurchdringliches Gewirr. Der Stamm der Latsche ist lang, liegt aber am Boden und ist kaum erkennbar.
  • Pinus mugo subsp. uncinata (Spirke, Hakenkiefer, Aufrechte Bergkiefer): Sie wächst baumförmig und erreicht Wuchshöhen bis zu 25 m.
  • Pinus mugo subsp. rotundata (Moorspirke, Moor-Bergkiefer): Sie steht im Habitus zwischen der Latsche und der Spirke. Je nach Standort ähnelt sie, mit niederliegend-aufstrebenden Ästen ohne erkennbaren Hauptstamm, der Leg-Föhre oder als aufrechter, oft mehrstämmiger Baum von 8 bis 10 m Höhe der Haken-Kiefer.

Die dunkelgrünen, spitzen Nadeln stehen paarweise an den Kurztrieben und sind bis 5 cm lang. Sie bleiben fünf bis zehn Jahre am Baum. Die Bergkiefer ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Die Samenzapfen sind symmetrisch. Die Spirke hat asymmetrische Zapfen. Sofern vorhanden, ist der Zapfenstiel zentrisch und gerade, das heißt in der Zapfenachse liegend. Die Zapfen werden 3 bis 7 cm lang. Im geöffneten Zustand erreichen sie eine Breite von 2 bis 5 cm. Die Entwicklung der Früchte erfolgt über einen Zeitraum von drei Jahren.

Die Art kann auf eine große Anzahl von Zuchtformen verweisen. Hier nur einige ausgewählte Beispiele:

  • Pinus mugo 'Alpenzwerg'
  • Pinus mugo 'Gnom'
  • Pinus mugo 'Mops'
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Schwarzkiefer (Pinus nigra)

Die Schwarzkiefer gehört zu den zweinadligen Vertretern ihrer Gattung. Sie wächst in den Mittelmeerländern Südeuropas, Kleinasiens und des westlichen Nordafrikas und kommt auch in Teilen Österreichs vor. Sie wird gern aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Luftverschmutzung als Forst- und Parkbaum angepflanzt. Sie gilt als wenig krankheitsanfällig. Die Schwarzkiefer kann ein Alter von bis zu 800 Jahren erreichen.

Der aufrechte, geradstämmige Baum erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50m und einen Stammdurchmesser von bis zu 1,85 m. Die Wuchshöhe und die Kronenform variieren je nach Unterart und Varietät. Im Allgemeinen bilden die Bäume dichte, breit-ovale bis schirmförmige Kronen aus.

Die hellbraunen Terminalknospen sind eiförmig oder zylindrisch-eiförmig und werden 12 bis 24 mm lang. Sie enden in einer markanten Spitze und sind stark verharzt. Die hell- bis tiefgrünen Nadeln werden 4 bis 24cm lang und 1,5 bis 2,0 mm breit. Ihr Querschnitt ist halbkreisförmig und weist an der Basis 3 bis 17 Harzkanäle auf. Die Nadelränder sind gezähnt. An der Nadelunter- und auch an der Nadeloberseite befinden sich 12 bis 24 Spaltöffnungsreihen. Die Nadeln verbleiben drei bis acht Jahren am Baum.

Die Schwarzkiefer ist einhäusig, getrenntgeschlechtig und bildet mit 15 bis 40 Jahren das erste Mal Zapfen aus. Die 3,5 bis 12 cm langen und 2 bis 4,5 cm dicken Zapfen reifen im Herbst des zweiten Jahres. Sie sind ungestielt oder kurzgestielt und zur Reife glänzend bräunlich-gelb bis hellbraun gefärbt. Vom Zweig stehen sie rechtwinkelig oder in einem leicht schrägen Winkel ab. Junge Bäume besitzen eine bräunlich graue, schuppige Stammborke, die mit zunehmendem Alter aufreißt.

Waldkiefer(Pinus sylvestris)

Die Waldkiefer, auch Gemeine Kiefer, Rotföhre, Weißkiefer oder Forche genannt, ist aus forst- und holzwirtschaftlichen Gründen eine der am häufigsten angebauten Baumarten Deutschlands. Sie ist ein schnellwüchsiger immergrüner Nadelbaum und kann Höhen bis 48 m und Stammdurchmesser bis zu 1 m erreichen. Ihr maximales Alter beträgt etwa 600 Jahre.

Die Waldkiefer ist in der Wuchsform sehr variabel. Je nach Standort kommen schmale kegelförmige oder breite schirmförmige Kronen vor. Die Aststockwerke sind locker aufgebaut. Die Borke ist bei jungen Bäumen glatt graugelb. Im Alter bilden sich im unteren Stammbereich braunrote, tiefrissige und grobe Schuppen, im oberen Stammbereich eine orange, dünne Rinde. Die Stämme der älteren Waldkiefern sind somit deutlich zweifarbig.

Die mehrjährigen starren, spitzen Nadeln sind mehr oder weniger gedreht, paarweise in einer Nadelscheide zusammengefasst und 4 bis 7 cm lang. Ihre Farbe ist blaugrün.

Die befruchteten weiblichen Zapfen sind anfangs dunkelgrün und reifen erst im zweiten Jahr. Die reifen, dunkelgraubraunen, eikegelförmigen Zapfen sind bis zu 8 cm lang und 3,5 cm breit. Sie sitzen zu zweit oder in Gruppen an gekrümmten Stielen.

Weymouth-Kiefer (Pinus strobus)

Die Weymouth-Kiefer, auch Weymouthskiefer oder Strobe genannt, ist die größte Nadelbaum-Art des östlichen Nordamerikas und wird bis zu 500 Jahre alt. Sie ist ein immergrüner Baum mit Wuchshöhen von 25 bis 35 m und einem Stammdurchmesser von 1 bis 3 m. Die säulenförmigen Stämme wachsen gerade und weisen eine starke Beastung auf.

Junge Bäume verfügen über eine dünne und glatte Borke, die dunkelgrün und oft etwas rötlich getönt ist. Altbäume haben eine 2,5 bis 5 cm dicke, rissige Borke. Sie ist graubraun gefärbt und in breite Schuppen aufgeteilt, welche durch flache Risse getrennt werden.

Die blau- bis dunkelgrünen Nadeln werden 6 bis 12 cm lang und 0,7 bis 1 mm breit. Sie stehen in Gruppen von fünf an den Kurztrieben. Die Nadeln sind gerade, etwas gedreht, weich und biegsam. Im Querschnitt sind sie dreieckig und ihre Kanten fein gesägt. Die Nadeln verbleiben zwei bis drei Jahre am Baum. Die Weymouth-Kiefer ist einhäusig, getrenntgeschlechtig und erreicht mit fünf bis zehn Jahren die Fortpflanzungsreife.

Die Zapfen sind anfangs grün gefärbt und reifen im zweiten Jahr. Zur Reife sind sie braun und 8 bis 25 cm lang. Ihr Durchmesser beträgt 4 bis 8 cm. Sie sind in der Form zylindrisch, schmal und leicht gebogen. Man findet sie an bis zu zwei Zentimeter langen Stielen hängend, einzeln oder in Gruppen.

Literatur

Quellen:Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim 2009), International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA's European Plant Names Working Group), Die Nadelgehölze (Krüssmann, Paul Paray Verlag Berlin/Hamburg 1955), Wikipedia, www.baumkunde.de

Uwe Bienert
 Uwe Bienert
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Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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