Der Kommentar

Schülerpraktikum für 11,25 Euro die Stunde

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Niedersächsische Baubetriebe zahlen ihren Mitarbeitern durchschnittlich 16,21 Euro pro Stunde. So war es kürzlich im Verbandsorgan des Niedersächsischen Baugewerbes, dem "Bauhandwerk", zu lesen. Klingt nicht wenig, zumal für viele Mitarbeiter noch Zulagen und Wegegelder dazu kommen. Im Vergleich zum Ecklohn des Landschaftsgärtners (bestandene Abschlussprüfung nach 18-monatiger Tätigkeit) der aktuell bei 14,87 Euro liegt, bekommt der gleiche Kollege mit entsprechender Ausbildung im Baugewerbe ab dem zweiten Jahr seiner Tätigkeit 19,09 Euro. Ganz vergleichbar ist es nicht, da es unterschiedliche Regelungen im Rahmentarifvertrag gibt, insbesondere bei den Fahrzeiten. Aber auf dem Papier klingt es nach über 30 Prozent mehr. Bei den Ingenieuren ist es ähnlich. Berufsanfänger werden etwa zwischen 3900 Euro und 4400 Euro eingestuft.

Auch bei den jungen Leuten spart das Baugewerbe nicht. Auszubildende bekommen im letzten Jahr der Ausbildung 1544 Euro im Monat zuzüglich Zulagen, wenn sie denn tatsächlich mal auf der Baustelle sind. Die meiste Zeit verbringen die Azubis nämlich in der Schule und in der überbetrieblichen Ausbildung. So werden in manchen Betrieben selbst Schüler für zweiwöchige Ferienjobs mit dem Baumindestlohn in Höhe von 11,25 Euro die Stunde entlohnt, obwohl Schüler ausdrücklich vom Baumindestlohn ausgenommen sind, nicht einmal der gesetzliche Mindestlohn greift hier.

Aber trotz der hohen Löhne, schafft es das Bauhauptgewerbe nicht, ihre Berufe attraktiv zu machen. Meinem Schülerpraktikanten haben gleich in der ersten Woche nahezu alle Kollegen klar gemacht: Geht bloß nicht zum Bau!

Glücklicherweise sieht es im Landschaftsbau (noch) anders aus. Obwohl unsere Landschaftsgärtner im gleichen Regen arbeiten, wie der Maurer nebenan, hat unser Berufstand eine spürbar höhere Attraktivität, gerade bei jungen Menschen. Noch gibt es Bewerber für Ausbildungsplätze. Von Betrieb zu Betrieb zwar sehr unterschiedlich je nach Image bei den Schülern, aber noch gut. Im Bereich der Facharbeiter gab es schon erste Stellenanzeigen auf Arabisch. Es gibt Betriebe die massiv bei Kollegen durch deutlich höhere Löhne versuchen Mitarbeiter abzuwerben. Seminare zum Thema "employer branding" (wie mache ich meinen Betreib als Marke für Mitarbeiter attraktiv) wachsen wie Pilze aus dem Boden. Die Not wächst also.

Trotzdem ist der Landschaftsbau im Vergleich zum Baugewerbe und eben auch zum Produktionsgartenbau attraktiv und die Betriebe schaffen es noch immer das Wachstum der Nachfrage nach Betongold durch den Aufbau von Kapazitäten zu bedienen. Was passiert eigentlich, wenn die Zinsen doch mal steigen und andere Geldanlagen interessanter für Investoren werden? Das Bauhauptgewerbe musste in 1990ern Jahren die Hälfte der Mitarbeiter entlassen. Das hat damals im Landschaftsbau nur zu einer Wachstumsstagnation geführt. Heute könnte ein solcher Markteinbruch auch zu einer Rezession im Landschaftsbau führen. Denken Sie auch daran, wenn Sie auf der Jagd nach Mitarbeitern sind. Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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