Sind wir zu früh?

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98. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Frühblüher.

Es sieht so aus, als wäre es denn wieder so weit - der Frühling steht vor der Tür. Woran man es untrüglich merken kann? Ganz einfach: In jeder noch so gering geschätzten Illustrierten findet der Leser Artikel mit mehr oder minder guten Tipps zur Gestaltung seines Gartens mit Frühblühern. Autoren werden nicht müde, die außerordentliche Bedeutung der Frühblüher für die Gartengestaltung zu preisen und jede Hausfrau erhält alte, aber immer wieder neu aufgelegte, "totsichere" Tricks zu deren Pflege und Erhaltung. Viel Tamtam und wenig Inhalt.

Für uns als Gärtner sollte sich zu allererst die Frage auftun: Was ist eigentlich ein Frühblüher? Eine der fortwährend angeführten Klassiker wie Schneeglöckchen und Co.? Oder verstecken sich hinter diesem Begriff eine Unmenge von verschiedenen Pflanzen und Begrifflichkeiten rund um das frühe Blühen? Mit folgernder These als Grundlage wird hier versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen: Ein Frühblüher beginnt sehr zeitig im Jahr zu blühen.

Ja, warum macht er das eigentlich? Nun, dafür scheint es unterschiedliche Gründe zu geben. Ebenso viele, wie es frühblühende Gewächse in den unterschiedlichsten Formen und Lebensräumen gibt. Um die Frage zu beantworten, werden zunächst verschiedene Pflanzen vorgestellt, die zu dieser "Frühblüher-Klicke" zählen. Sie lassen sich in althergebrachte und bewährte Gruppen einteilen, die dem einen oder anderem Leser vielleicht bekannt vorkommen mögen:

1. Gehölze
2. Stauden
3. Zwiebelpflanzen

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Bei den Gehölzen, also den Bäumen und Sträuchern, weiß man gar nicht, in welchem Zeitraum man beginnen soll, von Frühblühern zu sprechen. Der Übergang vom "Spätblüher" zum Frühblüher ist zweifelsohne fließend und hängt von den bekannten Umweltfaktoren Standort und Wetter ab. Beispielsweise hat man bei den Vinca-Arten (vor allem bei Vinca minor) - stehen sie an einem geschützten Standort, in großen Gruppen und das Jahr hält vielleicht noch ein mildes Klima bereit - manchmal den Eindruck, sie halten sich an das Motto: "Es wird durchgeblüht." Eigentlich findet man bei dieser Pflanze immer irgendwo die schönen blau-lila Blüten. Auch der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) macht je nach Witterung seinem Namen schon Ende November oder erst Mitte Januar alle Ehre. Diese beiden Beispiele sind Pflanzen, die in trister Zeit durch ihre farbenprächtige Blüte ins Auge stechen. Aber es gibt auch Gehölze, die sich nicht in den optischen Vordergrund spielen, sondern eher verhalten blühen und trotzdem eine wichtige Rolle im Kreislauf der Natur spielen. Zu erwähnen wäre da beispielsweise die Hasel (Corylus avellana), die Kornelkirsche (Cornus mas) oder verschiedene Weiden-Arten (Salix i. A.). Sie spielen optisch ein Schattendasein und brillieren mit außergewöhnlichen Blütenformen (zum Beispiel Kätzchen) und -größen. In manchen schlecht recherchierten Büchern findet man die Hasel noch als "attraktives Blütengewächs mit karminroter Blüte". Nun ja, im Reich der Zwerge vielleicht, denn der Gärtner weiß (oder weiß es jetzt) die weibliche Blüte der Hasel ist zwar karminrot, aber nur knapp einen Millimeter groß und sitzt an der Spitze einer Knospe. Wirklich zu sehen ist sie nur beim genauen Betrachten.

Auch bei den Stauden finden sich Exemplare, die niedrige Temperaturen, Schnee und Wind nicht vom Blühen abhalten können.

Zwiebelpflanzen sind schon durch ihre Morphologie dazu bestimmt, den Reigen der Blütenpflanzen zu eröffnen und bilden die in ihrer Gesamtheit die Pflanzengruppe, die der Gärtner klassisch als Frühblüher bezeichnet. Die nachfolgende Tabelle soll die wichtigsten ihrer Vertreter zusammenfassen.

So, noch einmal zum Anfang

Warum blühen die Pflanzen nun so zeitig? Auch hier kann man das nicht pauschal festmachen. Es gibt unterschiedliche Gründe. Viele Pflanzen kommen ursprünglich aus Regionen auf dieser Welt, in denen das Zeitfenster für die Regeneration der Pflanzen von der Natur ziemlich eng gehalten wird. Es lohnt sich deshalb für die Gewächse, sich mit dem Blühen zu beeilen und zeitig zu beginnen. Sehr frühe Blüher werden in der Regel auch nicht durch Insekten bestäubt, sondern mittels "Windenergie". Andere Frühblüher werden jedoch durch Insekten bestäubt und bilden auch in karger Zeit für Frühflieger eine ausreichende Nahrungsquelle. Was den meisten zeitig blühenden Pflanzen (vor allem bei zwiebel- und knollenbildenden Arten) gemein ist: Sie sind unanständig giftig. Hier lässt die Natur keinen Zweifel an der Wichtigkeit dieser Spezies. Man sollte also Vorsicht walten lassen im Umgang mit diesen Pflanzen.

Noch zwei Sätze zum Handling

Das Stecken der Zwiebeln, und hier sind die frühblühenden Arten gemeint, beginnt in der Regel im September. Als Faustregel kann man sich merken: Es wird in doppelter Zwiebel- beziehungsweise Knollendicke gepflanzt. Für alle "Pflanzenallergiker": Die "Nase" beziehungsweise die Spitze der Zwiebel muss immer nach oben zeigen. Das muss man noch einmal sagen. Es ist so eine Erfahrung.

Bei der Verwendung von Zwiebel- und Knollenpflanzen sollte man sich deren Einsatz gut durchdenken. Reine Blumenzwiebelbeete werden nach der Blüte durch das einziehende Laub unansehnlich. Deshalb ist es klüger, sie zwischen anderen Pflanzen und unter Gehölzen einzusetzen, so dass keine Lücken in der Pflanzenkulisse entstehen. Um einen möglichst natürlichen Eindruck zu erzeugen, lässt man ganz entspannt eine Handvoll Zwiebeln fallen und pflanzt sie dort, wo sie liegen bleiben. Das hat nichts mit Unordnung oder laienhafter Arbeitsweise zu tun - das ist professionell. Die Pflanzstellen sollten etwa 30 cm tief gelockert werden und wenn notwendig mit Humus, beispielsweise Kompost, anreichert werden. Zwiebelpflanzen gedeihen auf allen Böden, die einen guten Wasserabfluss gewährleisten und sich im Frühjahr schnell erwärmen. Bei schweren Böden hat sich eine 3 bis 5cm dicke Dränageschicht aus Sand oder Kies als zweckmäßig erwiesen, die vor der Pflanzung eingebracht werden kann und die Gefahr der Fäulnisbildung an den Zwiebeln und Knollen vermindert.

Gute Pflege, Herr Nachbar

Auch wenn es dem ordnungsliebenden Kunden nicht so sehr gefällt, sollte der professionelle Landschaftsgärtner darauf achten, dass die Blätter erst nach dem kompletten Abtrocknen (das kann schon mal sechs bis acht Wochen dauern) abgeschnitten oder abgerissen werden. Das erfolgt bei Frühblühern je nach Standort und Klima etwa im Mai, bei sommerblühenden Blumenzwiebeln im Winter und bei herbstblühenden Zwiebelblumen im Frühjahr. Eine Warnung an dieser Stelle sei erlaubt: Zu früher Schnitt hat zur Folge, dass sich im folgenden Jahr nur Blätter bilden oder es zu einer "Notblüte" kommt. Nicht winterfeste Knollen werden im frostfreien, dunklen Keller überwintert. Vortreiben der Knollen im Frühjahr ergibt eine frühere Blüte. Die im Boden verbleibenden Zwiebelpflanzen werden nach der Blüte von dieser befreit, damit sie keinen Samen bilden und die Nährstoffe in der Zwiebel gespeichert werden.

Literatur

Quellen: Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim 2009), International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA's European Plant Names Working Group), Pflanzenbuch 1+2 für Auszubildenden im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (AuGaLa, Bad Honnef), Wikipedia, www.baumkunde.de

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 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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