158,9 Milliarden Dollar Jahresumsatz

Der GaLaBau-Markt in den Vereinigten Staaten brummt

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In der Ära Biden kannte das Wachstum der Vereinigten Staaten nur eine Richtung: nach oben. Für das Jahr 2024 wird ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 29,2 Billionen US-Dollar erwartet. Der private Konsum und der Immobilienmarkt haben sich stark entwickelt. Davon profitiert der Garten- und Landschaftsbau. Prof. Martin Thieme-Hack war auf der Jahrestagung der National Association of Landscape Professionals (NALP) in Charlotte, North Carolina, und hat Zahlen zur Lage des GaLaBaus in den USA zusammengetragen.
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Der US-Landschaftsbau hat 2023 einen Umsatz von rund 158,9 Milliarden US-Dollar erzielt. Die Branche zählt etwa 100.000 Unternehmen und beschäftigt über eine Million Menschen. Foto: Martin Thieme-Hack

Der US-Landschaftsbau hatte 2023 einen Umsatz von rund 158,9 Milliarden US-Dollar (USD) (Deutschland ca. 10,3 Milliarden Euro). Die Branche beschäftigt in den USA über eine Million Menschen (Deutschland ca. 130.000) und zählt etwa 100.000 Unternehmen. In Deutschland wird die Zahl der Betriebe für 2023 nach Zahlen der AuGaLa mit knapp 20.000 angegeben.

Die Zahl der bei den IHK angemeldeten Betriebe dürfte jedoch höher sein. Damit ist der US-Landschaftsbau etwa zehn Mal groß wie der Landschaftsbau in Deutschland, obwohl die USA nach der Einwohnerzahl nur etwa viermal so groß sind.

Bauleiter verdienen gut 100.000 USD pro Jahr

Etwas relativieren sich diese Zahlen, denn im Vergleich zum Euro-Raum sind die Preise deutlich höher. So ist das BIP je Einwohner in den USA, gerechnet in Kaufkraftparitäten (KKP), gut 21 Prozent höher als in Deutschland (WDI in: PRIEWE 2024). Demgegenüber ist das durchschnittlichen Haushaltseinkommen um 35 Prozent, das Median Einkommen (Zentralwert) um 21 Prozent höher in den USA als in Deutschland (OECD in: PRIEWE 2024). Interessant ist die tatsächliche Jahresarbeitszeit im Vergleich.

Im Jahr 2022 lag diese in den USA bei 1811 Stunden, in Deutschland dagegen bei 1341 Stunden, Teilzeit ist eingeschlossen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die bezahlte Arbeitszeit in Deutschland wesentlich höher liegt (Lohnfortzahlung bei Krankheit, Urlaub usw.) (vgl. PRIEWE 2024). Nach den Daten des USA Bureau of Labor Statistics (NAICS 561730 – Landschaftsdienste) beträgt der Mittlere Stundenlohn für alle Beschäftigten 22,56 USD/Stunde (1,0 USD – 0,95 Euro). Bauleiter verdienen gut 100.000 USD/Jahr und angestellte Geschäftsführer im Mittel knapp 200.000 USD/Jahr.

Wie alles in den USA ist auch der Landschaftsbau viel größer, nicht nur die Branche auch der einzelne Betrieb. Während in Deutschland der Durchschnittsbetrieb 6,8 Mitarbeiter hat und im Durschnitt 0,5 Millionen Euro Umsatz macht (BGL 2024). Hat der US-Landschaftsgärtner im Durchschnitt 325 Kunden und erwirtschafteten 16 413 USD pro Kunde. Das macht also etwa 5,0 Millionen USD Umsatz mit 10 festangestellten Mitarbeitern plus Saisonkräften.

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Prof. Martin Thieme-Hack war zur NALP-Jahrestagung in Charlotte, North Carolina und hat Zahlen zur Lage des GaLaBaus in den USA zusammengetragen. Foto: Hochschule Osnabrück

Landschaftsbau-Betriebe oft viel größer

Zu den größten Unternehmen zählen die Bright View Holdings mit 2,7 Milliarden USD Umsatz, The Davey Tree Expert Co. und TruGreen mit jeweils 1,5 Milliarden USD Umsatz gefolgt von 21 weiteren Unternehmen die mehr als 100 Millionen USD Umsatz im Jahr 2023 erwirtschaftet haben (LAWN & LANDSCAPE 2024).

Während die Deutschen Landschaftsgärtner nur etwa 25 Prozent des Branchenumsatzes mit Pflege und Service (BGL 2024) machen, überwiegen in den USA die Service-Leistungen gegenüber dem Neubau bei weitem. Nach Angaben des IBIS World Market Research Report (2014-2029) Landscaping Services in the US (DIMENT 2024) verteilen sich die Branchenumsätze wie folgt:

  • Pflege und Instandhaltung, Gewerbe/Industrie 50 Prozent
  • Pflege und Instandhaltung, Wohngebäude 30 Prozent
  • Neubau 10 Prozent
  • Baumpflege 5 Prozent

Während Bright View angibt, 100 Prozent seines Umsatzes in Gewerbe und Industrie, zu einem Drittel mit Pflegarbeiten und nur zu 25 Prozent in Neubaubauprojekten zu erwirtschaften (LAWN & LANDSCAPE 2024), erwirtschaftete das Unternehmen TruGreen 2023 fast 90 Prozent der 1,5 Milliarden USD aus Einnahmen in der Gartenpflege im Bereich "Residential" (LAWN & LANDSCAPE 2024), was in den USA in der Regel private Wohnimmobilien sind. In den USA sind sehr große Unternehmen also durchaus in der Lage, professionell und wirtschaftlich erfolgreich Gartenpflegearbeiten in Hausgärten abzuwickeln.

Boom am Wohnungsmarkt stützt Branche

Nach DIMENT (2024) ist die Landschaftsbaubranche abhängig von der Gesundheit der Wohnungs- und Immobilienmärkte sowie von der Höhe des verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens, da Landschaftsbauleistungen in der Regel nicht selbstverständlich sind. Diese Branchen bilden zwar die wichtigste Kundenbasis, aber Landschaftsgärtner sind auch auf institutionelle und gewerbliche Kunden angewiesen, da sie höhere Umsätze pro Dienstleistung erzielen. Der Boom auf dem heimischen Wohnungsmarkt stützte das Wachstum der Branche. Ein gesünderer Wohnungsmarkt hat derzeitige Eigenheimbesitzer ermutigt, in ihre Immobilien zu investieren, um deren Wert angesichts des steigenden verfügbaren Einkommens zu steigern. (DIMENT 2024)

Nach Angaben der National Association of Landscape Professionals (NALP) meldet das typische Landschaftsbau-Unternehmen in den Vereinigten Staaten gegenwärtig einen Wachstumsanstieg von 15,7 Prozent und die profitabelsten Unternehmen wuchsen um 16 Prozent. Solche Zahlen nannten auch die Teilnehmer der NALP-Jahrestagung in Charlotte, North Carolina, mir gegenüber immer wieder. Die Strategien waren jedoch unterschiedlich. Die meisten Inhaber und Geschäftsführer stellen sich eine Mischung aus Akquisition, also durch den Erwerb anderen Unternehmen und einem organischen Wachstum durch den Aufbau neuer Kolonnen vor.

Die US-Amerikaner waren schon immer dafür bekannt, sehr offen mit Vermögen und Einkommen umzugehen. Auf der Tagung war es durchaus üblich zu erzählen, was Gewinne und persönliche Einkommen sind. Ein Unternehmer hat überlegt, an eine Privat-Equity-Gesellschaft zu verkaufen. "Da bekomme ich 150-200 K (150.000 – 200.000 USD/Jahr) aktuell habe ich mit meinen 50 Mitarbeitern immer mehr als 700 K gehabt. Warum soll ich verkaufen?" Sich mit einer solchen Offenheit auf einer Tagung zu bewegen, ist für alle "gewinnbringend".

Private Equity dominiert

Der Landschaftsbau in den USA liegt fast vollkommen im Eigentum von PE – Private Equity. Als Private Equity wird außerbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital bezeichnet. Die Kapitalgeber können private oder institutionelle Anleger sein, meist sind es spezialisierte Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Unter den Top 20 umsatzstärksten Landschaftsbau-Unternehmen sind 4 in Familienbesitz. Alles anderen liegen im Eigentum Kapitalbeteiligungsgesellschaften.

Auch die kleineren Unternehmen die noch in Familienbesitz sind, streben im Grund sehr schnell einen Verkauf an. Da Inhabergeführte Unternehmen meist keine ausreichenden finanziellen Mittel zum gewünschten Wachstum haben, werden die Unternehmen relativ schnell an die Private-Equity-Gesellschaften verkauft. Eine Finanzierung mit der Hilfe von Banken ist nicht sehr populär. Diese Situation war auch in den USA nicht immer so, hat sich aber in den letzten 15 bis 20 so entwickelt. Ein Geschäftsführer hat für Deutschland/Euro die gleiche Entwicklung prognostiziert. "Ihr seid ganz am Anfang, was PE betrifft."

Alle Unternehmer und Geschäftsführer kommunizieren auf der Tagung sehr offen die Wachstumsstrategie: 15 bis 20 Prozent jedes Jahr sind das Ziel. Nach der Top 100 list schaffen von den Top 30 Unternehmen immerhin 14 ein Wachstum über 15 Prozent im Jahr, zum Beispiel Yellowstone Landscape (21 % bei 539.000.000 USD Umsatz), Sperber Landscape Companies (19 % bei 331.000.000 USD Umsatz), Gothic Landscape (25 % bei 323.000.000 USD), Mariani Enterprises (174 % bei 286 615.000 USD) oder United Land Services (73 % bei 153 100.000 USD) (vgl. LAWN & LANDSCAPE 2023).

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Amerikasche GaLaBau-Betriebe sind oft viel größer: Einheits-Trucks eines Landschaftsbau-Unternehmens für die Gartenpflege in Charlotte. Foto: Martin Thieme-Hack
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80 Prozent ihres Umsatzes macht der amerikanische GaLaBau mit Pflege und Instandhaltung. Das spiegelt auch dieser Betriebshof wider. Foto: Martin Thieme-Hack

Pflege oder Neubau?

Nun ist insgesamt in Nordamerika die Bereitschaft Haushaltsnahe Dienstleitungen zu vergeben, viel größer als in Deutschland. Das hat etwas mit Status zu tun aber auch mit deutlich weniger Freizeit. Traditionell ist auch der Anspruch an den Pflegezustand von Rasen im privaten wie im gewerblichen Kundensegment sehr viel höher als in Deutschland. Rasenkanten werden noch heute exakt ausgearbeitet. Auch der NALP-Newsletter heißt "Edge", was auf die gepflegte Rasenkante anspielt. Kräuter im Rasen gelten als verpönt. Rasen gehört gedüngt und gewässert. Bei aufkommenden Erkrankungen oder Kräutern wird selbstverständlich chemischer Pflanzenschutz (pesticides) eingesetzt. Der als "Maintenance" bezeichnete Markt, ist ein Grund, warum die Umsätze im Land so hoch sind.

Auch für die Private-Equity-Gesellschaften sind die Betriebe, die feste Verträge mit Kunden haben, viel interessanter, weil dauern "sicheres" Geld fließt. Ein Landschaftsgärtner mit über 50 Mitarbeitern war schon lange auf der Suche nach einer Möglichkeit den Betrieb zu verkaufen, jedoch ohne Erfolg. Vermutlich weil 100 Prozent seines Geschäftes im Neubau stattfindet.

So wurde auf der Tagung auch über die Kaufpreise sehr offen gesprochen. Grundlage ist immer der Durchschnitt des EBITDA der letzten Jahre. Das ist Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände je Geschäftsjahr. Die Kaufpreise für Betriebe die überwiegend im Neubaugrschäft tätig sind liegen bei dem vier- bis fünffachen des durchschnittlichen EBITDA. Im Geschäftsbereich Maintenance sind es schon das 6 bis 8-fach und beim Geschäftsfeld "Lawn care" schon das acht- bis zwölffache. Als "Lawn care" werden die Spezial-Aufgaben rund um die Rasenpflege bezeichnet, wie Düngen, Pflanzenschutz und in manchen Fällen eben auch die grüne Farbe, wenn in der kalten Jahreszeit die Gräser in den warmen Klimazonen braun werden (dormant).

Der Kunde ist König

Auffällig war auch die absolute Kundenorientierung der Akteure in den Unternehmen. Ganz anders als auf deutschen Treffen von Landschaftsgärtnern, wo sehr unverhohlen über die planende Zunft, die öffentlichen Auftraggeber und über die Generalunternehmer sowieso hergezogen wird. Es steht immer die Frage im Vordergrund, was können wir tun, um den Kunden zu halten, was vor allem bei der Pflege sehr viel ausmacht. Wie können wir Kundenwünsche erfüllen und dadurch beim Kunden noch etwas mehr Umsatz generieren. Das ist auch durch ein sehr wirtschaftsorientiertes gesellschaftliches Denken in den USA begründet.

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Ein Blick auf die Tagungs-begleitende Messe zeigt, was der US-GaLaBau braucht: Rasenpflege-Maschinen, Motorsägen, Düngemittel, Künstliche Intelligenz und Tauchbecken. Foto: Martin Thieme-Hack

Geld verdienen galt schon immer als etwas sehr Erstrebenswertes, am besten gleich sehr viel Geld. Viel liegt aber auch daran, dass die großen Unternehmen von Betriebswirten geleitet werden. Denen ist es ziemlich egal, ob eine Planung des Ingenieurbüros schlecht ist, oder die Verwaltung zu langsam. Es muss Geldverdient werden. So haben die großen Unternehmen die Verantwortlichen für Marketing and Sales gleich nach der Geschäftsleitung positioniert. Der Erfolg schien ihnen Recht zu geben.

Es lässt sich nicht alles 1:1 auf Deutschland übertragen. Die Firma Wolf hat das schon in den 1970er-Jahren mit der Marke Eurogreen versucht und musste feststellen, dass die Deutschen einen anderen Rasen wollen als die Hauseigentümer in den USA. Wenn die These aber stimmt, dass alles, was in den USA heute stattfindet in fünf bis zehn Jahren bei uns ankommt, lohnt es sich zu schauen, was dort passiert. Die nächste Elevate ist schon bald: Join us in Phoenix, November 2-5, 2025.

Martin Thieme-Hack

Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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