2. Osnabrücker Bautechniktag

Die Verwendung von Naturstein braucht viel Know-how

Hochschule Osnabrück Fachtagungen und Kongresse
Die Veranstaltung an der Hochschule Osnabrück stieß erneut auf großes Interesse bei den Experten des Garten- und Landschaftsbaus. Foto: HS Osnabrück

"Bauen mit Naturstein" war das Motto des 2. Bautechniktags an der Hochschule Osnabrück Ende Februar. Das älteste Baumaterial der Welt erfüllt anspruchsvolle Gartenträume. Ob Vorgarten, Stadtgarten, Kleingarten, Steingarten, Biergarten, Dachgarte: In Kombination mit Pflanzen und Wasser entsteht schnell ein Kleinod und Gartenidyll. Aber auch in repräsentativen öffentlichen Anlagen wird zunehmend mit Naturstein gearbeitet. Alle Arten von massiven Konstruktionen, von Mauern über Terrassen bis hin zu Wege- und Platzbefestigungen werden gebaut. Damit die Freude am schönen Baustoff nicht leidet, ist weitreichendes technisches und konstruktives Know-how gefragt.

Jeder Stein ein Unikat

Reiner Krug, Deutscher Naturwerksteinverband, vertiefte die Frage "Qualitäten und Bezeichnungen - Ein Buch mit sieben Siegeln?" und ging auf die große Vielfalt der freiwählbaren Handelsnamen für eine relativ übersichtliche Auswahl an natürlichen Gesteinen ein. Der klangvolle Name spielt aus Marketinggesichtspunkten beim Händler die entscheidende Rolle. Planer und Ausführende dagegen müssen für die entsprechende Nutzung gewisse technische Eigenschaften wie die Witterungsbeständigkeit sicherstellen. Außerdem soll der Naturwerkstein auch optische Ansprüche erfüllen. So können Einschlüsse und kristalline Adern einerseits gewünscht sein, andererseits erfüllen möglicherweise die Minerale nicht die technischen Anforderungen. Für eine Beurteilung helfen Bezugsproben. Sie müssen aus einer angemessenen Anzahl und Größe von Natursteinplatten bestehen, damit das allgemeine Aussehen der bearbeiteten Oberfläche angemessen beurteilt werden kann. Dabei müssen die Proben Färbung, Aderungsmuster, Strukturaufbau und Oberflächenbeschaffenheit eindeutig abbilden. Eine völlige Gleichförmigkeit zwischen Bezugsproben und gelieferten Gestein kann es nicht geben. Natürliche Schwankungen sind vertretbar, schließlich ist jeder Stein ein Unikat.

Gespitzt, scharriert, bossiert

Dem Stein seine Form geben, verbindet man auf dem ersten Blick mit dem Begriff Oberflächenbearbeitung. Michael Senn, Werkstatt Orange Garching, stellte heraus, dass die Oberfläche des Gesteins den Kontakt des Materials zur Außenwelt darstellt und damit die Beschaffenheit, Körnigkeit, Farbigkeit und Struktur des Materials optisch und haptisch erfahrbar macht. Die Möglichkeiten der Bearbeitung sind gesteinsabhängig und die Art der Bearbeitung gibt dem Gestein im Zweifel ein sehr unterschiedliches Antlitz. Auch in der Oberflächenbearbeitung müssen die traditionellen Bezeichnungen (z. B. gespitzt oder gekrönelt, scharriert oder geriffelt) den maschinell/industriellen Bezeichnungen für die Oberflächengestaltung weichen. Modisch kreierte Benennungen sollen das Alleinstellungsmerkmal der Hersteller fördern. Die maschinell hergestellten Oberflächen lassen sich nur schwer auf der Baustelle nachfertigen oder anpassen. Dies setzt eine gute Planung voraus, so dass passgenau jeder Stein bestellt werden kann.

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Der Zahn der Zeit nagt

Durch natürliche Prozesse kann sich das ursprüngliche Erscheinungsbild relativ schnell verändern. Dabei unterstützt die Lage (z. B. Nordseite) den Prozess. Was beispielsweise auf Denkmälern und Skulpturen antik und charmant wirkt, wird auf anderen Natursteinen als störend empfunden. Können Patinierungsprozesse nicht akzeptiert werden, müssen Verschmutzungen behutsam behoben werden. Alternativ sorgt man durch Präventivmaßnahmen vor. Senn referierte im zweiten Teil seines Vortrags über die grundsätzlichen Möglichkeiten zur Reinigung und Pflege. Die petrografische Einordnung des Gesteins (Materialbeschaffenheit und Mineralzusammensetzung) bestimmt die Wahl des Mittels. Ein falsch gewähltes Reinigungsmittel kann zu Festigkeitsverlusten und Farbänderungen führen sowie die Rutschhemmung minimieren.

Mit Handwerk Qualität und Schönheit gestalten

Regelmäßig werden Grundstücke und öffentliche Räume eingefriedet. Damit sollen Bereiche gekennzeichnet oder der Schallschutz aktiviert werden. In ihrem Vortrag zu "Mauern aus Naturstein - Handwerk mit höchstem Anspruch" sprach Prof. Ingrid Schegk, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, zunächst über allgemeine Grundsätze, Begriffe, Mauerwerksarten und Normen und erläuterte danach sehr anschaulich und informativ die Herausforderungen beim Bau einer Natursteinmauer, damit das Ergebnis mit Fug und Recht als Meisterwerk bezeichnet werden kann.

Die Flächenbefestigung mit Natursteinen, in früheren Zeiten das Mittel der Wahl, wird heute durch andere Baustoffe teilweise ersetzt. Meist wird es in repräsentativen Wege- und Platzflächen verwendet und soll dort hohe Ansprüche an die Gestaltung erfüllen.

Wulf Schneider, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aus Trier, gab in seinem Vortrag zum Thema: "Pflastern mit Natursteinen - ein vergessenes Handwerk?" einen Überblick über alle Regelwerke und Normen. Die Liste ist lang, aber wofür gilt nun welches Papier? Gibt es Unterschiede zwischen öffentlichem Bereich und privatem Bereich? Hat die Bauproduktenverordnung (BauPVO) Auswirkung auf die Leistungen und die geplante oder erstellte Pflasterfläche? Der Nutzer nimmt nur das Erscheinungsbild der begehbaren/befahrbaren Fläche und das Fugenbild wahr. Zur einer funktionierenden Pflasterfläche gehört viel mehr. Tragschichten unter Pflasterdecken und Plattenbelägen müssen tragfähig, wasserdurchlässig, profilgerecht und eben sein. Der Stein muss in einer Bettungsschicht satt auffliegen und hammerfest versetzt werden. Die Fugenbreite darf nicht zu groß sein und es muss ein geeignetes Fugenfüllmaterial verwenden werden. Insbesondere müssen die Stoffe zueinander filterstabil sein und dürfen den Naturstein nicht verfärben.

Erich Lanicca, Fachberatungsbüro für Pflasterungen und Natursteinbeläge, erläuterte in seinem Vortrag über "Schäden bei Natursteinarbeiten - naturbedingt?" wie alle Themenbereiche des Tages beim Ausführen von Natursteinarbeiten zusammenhängen. Der Naturstein und die Kenntnis seiner Eigenschaften aufgrund der mineralogischen Zusammensetzung sind das A und O. Der Planer ist in der Pflicht, das richtige Material auszuschreiben, die gewünschten Eigenschaften genauestens zu beschreiben, damit der Händler auch das passende Material liefern kann. Denn Naturstein ist ein Unikat und Naturprodukt. Je nach Steinbruch und Abbaulage differieren im Zweifel die Eigenschaften. Wenn man einen Stein nicht kennt, dann sollte man immer an Bezugsproben einfache Tests machen. Welche Auswirkungen haben Kaffeeflecken? Wie ist die kapillare Wasseraufnahme? Wie säureempfindlich ist mein Stein? Der nächste Osnabrücker Bautechniktag findet am 19. Februar 2019 statt.

Elke Hornoff, Martin Thieme-Hack

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