Sponsored Post
39. GaLaBau-Fachtagung Hamburg
"Wir brauchen Landschaftsgärtner in der Hansestadt"

Der FGL-Vorsitzende Ludger Plaßmann fasste gleich ein heißes Eisen an: "Viele sprechen über nachhaltigen Mobilitätsausbau mit E-Fahrzeugen, aber eine Lösung des Parkraums für Handwerker und uns Landschaftsgärtner ist nicht in Sicht. Wie sollen wir die Stadt Hamburg kostengünstig grüner machen, wenn wir für die Nutzung des öffentlichen Raums immer mehr bezahlen müssen?" Von den Bußgeldbescheiden für das notwendige Parken von GaLaBau-Fahrzeugen wolle er gar nicht mehr reden. "Beim ,Handwerkerparken', Herr Staatsrat, haben wir, wie das gesamte Handwerk, akuten und dringenden Handlungsbedarf", wandte sich Plaßmann an den Vertreter der Landesregierung, Staatsrat Martin Bill von der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende.
Auch wichtig für den GaLaBau sei die Frage, wie es um die Pflege- und Verkehrstauglichkeit der Hamburger Straßenbäume bestellt ist, ergänzte Plaßmann: "Hier spielt die Verkehrssicherheit der Bäume eine wichtige Rolle. Wie gestaltet sich diesbezüglich Ihre Zusammenarbeit mit der Hamburger Umweltbehörde? Und worauf müssen wir uns weiterhin im Hamburger Verkehrssektor einstellen? Gibt es hier neue Ideen im Hinblick auf Klimaschutz?"

Zudem wollte Plaßmann wissen, was aus den Wünschen der Landschaftsgärtner zur Städtebauförderung geworden sein, die mindestens 15 Prozent ihrer Mittel messbar für die Entwicklung nachhaltiger Grünflächen zur Klimaanpassung und Naherholung einsetzen wollen. "Hieran halten wir weiterhin nachdrücklich fest", so der FGL-Vorsitzende. Auch Dach- und Fassadenbegrünung sowie das Straßenbegleitgrün als Ausgleichmaßnahmen sollten anerkannt werden.
Die größten Probleme des Hamburger Garten- und Landschaftsbaus, so Plaßmann, seien nach wie vor der bürokratische Aufwand und die Mitarbeitergewinnung. Die Politik müsse die überflüssige Regulierung bei Anträgen, Dokumentationen und Ähnlichem schnell und drastisch reduzieren. "Wir verzeichnen in unserer Branche erste Betriebsschließungen, deren Ursache nach Aussage der betroffenen Unternehmer in der überbordenden Bürokratie liegt." Der Senat müsse auch bei der Bewältigung des Fachkräftemangels helfen. "Hier muss die Einwanderung von Arbeits- und Fachkräften erleichtert werden", so der Appell des FGL- Vorsitzenden.

Grüneres Verkehrsnetz im Blick
Staatsrat Martin Bill nahm in seinem Grußwort zur grünen Verkehrspolitik in Hamburg sowie zu den Forderungen und Fragen Ludger Plaßmanns Stellung und äußerte sich zum Stellenwert des Grüns in der Hamburger Mobilitätswende. In Bezug auf das Handwerkerparken beim Kunden wies er auf die dreimonatigen Ausnahmegenehmigungen hin, deren Beantragungen in 91 Prozent der Fälle positiv entschieden und bereits gut angenommen würden. Die Ausnahmeregelungen, so Bill, seien verlängerbar und ein guter Weg für das Handwerk.
Bill verwies außerdem auf die 100 km sanierter Fahrstreifen, die nunmehr 23 fertiggestellten Radrouten und die allgemeine Verbesserung der Verkehrssituation für den Fußverkehr in Hamburg. Anhand städtischer Beispiele veranschaulichte er, wie die Strukturveränderungen bei Straßen und Wegen die Situation für alle Verkehrsteilnehmer verbessert hätten. "Wir brauchen die Landschaftsgärtner in der Hansestadt, damit wir das Verkehrsnetz mit vielen neuen Bäumen grüner gestalten können. Und auch in Hinblick auf die Flächenversickerung, Tiefenbelüftung und Entsiegelung von Parkflächen sind die Landschaftsgärtner mehr denn je gefordert und gefragt", so der Staatsrat.

Prof. Dr. Manfred Köhler, Senior Professor an der Hochschule Neubrandenburg und Präsident des World Green Infrastructure Network (WGIN), sprach über die bedeutende Rolle von Bauwerksbegrünungen im Rahmen von Schwammstadtkonzepten. "Die Dach- und Fassadenbegrünung kann einen nachweisbaren Beitrag zu den drängenden Herausforderungen der aktuellen städtischen Wärmeinsel durch Wasserrückhalt sowie Verdunstung und Verschattung leisten", so Köhlers Aussage. Bei allen Planungen müsse allerdings die Hierarchie vom Großen zur Grundstücksebene beachtet werden. So sollte zum Beispiel im vorsorglichen Überflutungsschutz nicht in den potenziellen Überflutungsbereichen der Auenlandschaften gebaut werden.
"Auf der grundstücksbezogenen Entscheidungsebene bietet die Bauwerksbegrünung mit dem Terminus ,Schwammstadt' Chancen für Wasserrückhalt in optimierten Drainschichten der Begrünung und durch Verdunstungsleistung. Als Faustwerte kann eine Drainschicht von Gründächern mit einem zusätzlichen Speichervolumen von 40 l/m² im Laufe eines Sommers etwa dreimal neu durch Niederschläge befüllt werden und damit 120 l/m² abhalten. Demgegenüber steht eine tägliche Verdunstungsleistung von gut 3 l/m² pro Tag im Sommer", legte Köhler dar. Zusammen mit der Verschattungsleistung und dem Einsatz von Grauwasser stünden weitere Leistungen der Abkühlung städtischer Wärmeinseln zur Verfügung. Diese Technik, so Köhler, sei in Deutschland relativ gut entwickelt. Im internationalen Vergleich stünde Deutschland ganz vorn bei der Bauwerksbegrünung.
Gesunde Bäume in der Stadt
Eiko Leitsch, Gründer des gleichnamigen Unternehmens für Baumpflege und des Sachverständigenbüros Baum 4 (früher Sachverständigenbüro Leitsch) hielt ein Referat zum Thema "Fachgerechte Baumpflege im Spannungsfeld zwischen Baumgesundheit, Verkehrssicherheit und Naturschutz". Bäume, so der Experte, übernähmen wichtige Funktionen in den meist hochverdichteten städtischen Räumen. Schattenwurf, Verdunstung und die damit verbundene Abkühlung leisteten wertvolle Beiträge zur Verbesserung des Stadtklimas. "Diese wichtigen Aufgaben können Bäume allerdings nur bei bester Vitalität und Gesundheit leisten. Baumpflegerische Maßnahmen unterstützen und begleiten die Entwicklung eines Baumbestandes und sorgen so für gute Wachstumsbedingungen und letztlich auch für Verkehrssicherheit", so Leitsch.
Alle Maßnahmen rund um den Baum seien in eine Vielzahl von Richtlinien eingeflossen, die vom Regelwerksgeber der FLL zusammengefasst würden, um eine fachgerechte und gesetzeskonforme Umsetzung zu gewährleisten, erläuterte der Fachmann und nannte als wichtigste Publikationen die Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 1 und 2, die Baumkontrollrichtlinie und die ZTV Baumpflege. Letztere sticht heraus, weil sie neben den baumfachlichen Aspekten auch die naturschutzrechtlichen Vorgaben einbindet. "Die hier getroffenen Festlegungen zum Schnittzeitpunkt, zum Umfang der Maßnahmen und zur fachgerechten Ausführung sind für die Baumpflege bindend. Vorgaben aus dem Bundesnaturschutzgesetz und Maßnahmen zum Erhalt eines gesunden Baumbestandes werden so zusammengeführt. Diese seit Jahren erfolgreiche Praxis wird in zahlreichen Beispielen aufgezeigt, ohne mögliche Konflikte auszublenden", so das Fazit von Leitsch.

Gärten sind lebende Kunstwerke
Heino Grunert, Gartendenkmalpfleger in der Hamburger Umweltbehörde, referierte über historische Gärten im Kontext klimatischer Veränderungen und aktueller Forschungen. Am Beispiel von Forschungsvorhaben in Berlin und NRW, dem "Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel" sowie dem Projekt der Arbeitsgemeinschaft "Klimaanpassung historischer Gärten" zeigte Grunert auf, dass historische Gärten lebende Kunstwerke seien und als Sacharchive kulturgeschichtlicher und botanischer Forschung dienten.
Ausgehend von den denkmalpflegerischen Grundsätzen historischer Gärten, die vornehmlich aus lebenden Pflanzen bestünden, so Grunerts Forderung, müssten diese nach §1 BNSchG vor Verunstaltung, Zersiedelung und sonstigen Beeinträchtigungen bewahrt werden. "Historische Gärten und Parks sind Hotspots einer pflanzlichen Biodiversität, die als Quelle und Genbank zur Vermehrung gebietseigenen Materials verstärkt herangezogen werden sollten", sagte der Experte und forderte weiter, dass die wenigen lokalen Parkbaumschulen, die in Deutschland noch existierten, erhalten werden sollten. Grunert schloss seinen Vortrag mit einem prägnanten Fazit: "Historische Gärten vereinen Vieles, was wir für unsere Zukunft brauchen – und ein Garten war und ist immer auch ein Experiment!"
Der FGL Hamburg zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: "Die GaLaBau-Fachtagung ist eine feste Institution in Hamburg, und dieses Jahr konnten wir dank des neuen Veranstaltungsortes alle Anmeldungen bestätigen. Die einmal mehr ausnahmslos positive Resonanz hat uns sehr gefreut", so das Resümee des Geschäftsführers Dr. Michael Marrett-Foßen.
ae/Antje Kottich