50 Jahre BGL: Eine Branche, auf die man stolz sein kann

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Jubiläum Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL)
Die drei ersten Präsidenten des BGL (v. r. n. l.): Herbert Gies, Günter Rode, Manfred Stauß. Foto: Niesel

In diesem Jahr feiert der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau seinen 50. Geburtstag. Alfred Niesel hat zunächst als Dozent, dann als Professor an der Hochschule Osnabrück und später als Schriftleiter der Neuen Landschaft die Politik des Verbandes seit seiner Gründung begleitet. Seine persönliche Rückschau auf 50 Jahre BGL schildert die Leistungen des Berufsverbandes für die grüne Branche.

Ich empfinde es als einen besonderen Glücksfall, dass ich das Entstehen des BGL erleben und seine Entwicklung einerseits als Außenstehender, andererseits als Mitwirkender in verschiedenen Gremien begleiten durfte. Dazu braucht man ein gewisses Alter. Auf besondere Bitte es Verlages lasse ich einfach mal Revue passieren, was mich als "Außenstehenden" - nur ein Unternehmer kann Mitglied sein1) - mit dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) verbindet. Es ist also sehr persönlich, was jetzt kommt. Und es klammert vieles aus, was der Verband auf anderen Gebieten Hervorragendes geleistet hat - das wird sicher an anderer Stelle gewürdigt.

Man ging auf "Landschaft"

Als ich Gärtner wurde, war der Landschaftsbau ein unbekanntes Wesen. Man machte seine Gärtnerlehre im Zierpflanzenbau, Gemüsebau, in der Friedhofsgärtnerei oder - wie ich - in einer Baumschule. Hatte man die "Gehilfenprüfung" bestanden, dann ging man gerne "auf Landschaft", denn dort konnte man etwas mehr verdienen. Auch ich tat das. Es war das Jahr 1948 mit einem Stundenlohn von 0,95 Mark. Das dazu erforderlich Handwerk lernte man von Arbeitskollegen. So schwer war das nicht für junge Menschen, die praktisch veranlagt waren. Und die Aufgaben waren zu Anfang auch sehr einfach: etwas Erdbewegung mit der Schubkarre, Natursteinmauern einschl. Zurechtschlagen der Steine, Plattenlegen (in der Regel polygonale Natursteine), Raseneinsaat und Pflanzung. Die Aufgaben nahmen aber mit zunehmendem Wiederaufbau ständig zu. Von einem Verband für Landschaftsgärtner war nichts zu hören.

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Jubiläum Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL)
Das erste "Haus der Landschaft" in Bonn Bad Godesberg. Foto: BGL

Landschaftsbau das unbekannte Wesen

Dann studierte ich in Hannover Gartenarchitektur. Technik brachte uns ein Assistent des Hochbaus bei, bei dem wir Häuser und Fenster konstruieren mussten - es hat nicht geschadet. Es gab auch eine Vorlesung zum Thema Ausschreibung. Wir bekamen die Ausschreibungstexte der Stadt Hannover vorgelegt. Sie wurden nicht hinterfragt, es gab keinen Normenbezug, "man machte das eben so". Als Verband war nur der Bund Deutscher Gartenarchitekten (BDGA) bekannt. Über ein Zusammenwirken mit Unternehmen des Landschaftsbaus wurde überhaupt nicht gesprochen.

Dann war ich auf einmal Privatassistent bei Prof. Wiepking (1953) und sollte eine Ausschreibung landschaftsgärtnerischer Arbeiten für die Außenanlagen am Verwaltungsgebäude der Firma Reemtsma in Hamburg aufstellen. Ich hatte praktisch keine Ahnung, so half mir ein Hamburger Unternehmer dabei, der dann prompt auch den Auftrag bekam. Jetzt weiß ich, warum - damals noch nicht. Er war trotzdem ein Glücksfall, denn er leistete gute Arbeit.

Die nächste Station war ein Büro eines Landschaftsarchitekten (1956). Hier gehörte der Kontakt mit Landschaftsbauunternehmen zum Alltag. Für Ausschreibungen übernahm man alte Texte, die jeweils angepasst wurden. Es war die Zeit eines großen Aufbruchs. Überall neue Siedlungen, viele neue Aufgaben an Straßen und in der Landschaft. Eine besondere Anforderung mangels einschlägiger Fachliteratur stellte der Bau eines Stadions für Bayer Leverkusen dar. Es mussten Tribünen gebaut werden, eine Aschenbahn sollte für Rekordversuche von Armin Harry geeignet sein. Für den Rasen wurde ganz normaler "Mutterboden" verwendet. Als sogenannter "guter Mutterboden" war er sehr bindig. Das Ergebnis kann man sich vorstellen. Jetzt wurden Experten gesucht, die das Problem lösen sollten. Holländer und Belgier befragten wir. Die vorgeschlagene Lösung war "Düngen". Der Rasen wurde tiefgrün, aber das Problem war nicht gelöst. Eine Dränschicht unter dem bindigen "Mutterboden" brachte auch keine Lösung.

Wirtschaftsvereinigung landschaftsgärtnerischer Unternehmer

Dann (1959) die erste Kenntnisnahme von einem Verband der Landschaftsgärtner, denn die Firma Konrad Fabritzius in Essen warb mich als "Experten für Sportplatzbau" ab. Sie zahlte auch mehr. Und dort hörte ich erstmals von einer Interessenvertretung für Landschaftsgärtner. Es war eigentlich der Fachverband der Landschaftsgärtner in ZVG (Zentralverband Gartenbau). Mit dessen Arbeit waren die großen Unternehmen des Landschaftsbaus aber nicht zufrieden und gründeten 1960 die "Wirtschaftsvereinigung landschaftsgärtnerischer Unternehmer (WLU)."2) Mein Chef, Konrad Fabritzius, der ein sehr wirtschaftlich denkender Unternehmer war, engagierte sich dort stark. Als Mitarbeiter bekam man allerdings davon nichts zu spüren. Doch in diesem Unternehmen lernte ich alle Stärken und Schwächen des Landschaftsbaus kennen, sowohl bei den Arbeitsverfahren und der Technik als auch bei Betriebswirtschaft, Organisation und Mitarbeiterführung - nicht durch Schulung, sondern durch tägliches Erleben und Probieren.

Im Jahr 1963 begann dann meine Tätigkeit als Dozent in Osnabrück und damit auch bald der erste Kontakt mit dem Verband. Meine ersten Fächer waren Bautechnik, Vermessungstechnik sowie das Fach "Ausschreibung, Kalkulation und Abrechnung". Dieses letztgenannte Fach war eigentlich ein Kuriosum, denn inhaltlich war alles auf die Arbeit eines Landschaftsarchitekten ausgerichtet, Kalkulation passte da gar nicht hinein. Dieses Fach war dann aber auch der Auslöser des ersten Kontaktes.

Jubiläum Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL)
Parlamentarisches Sommerfest im "Haus der Landschaft" mit (v. l. n. r.) Manfred Nagora (FGL Brandenburg), Kurt Welke aus Rostock (Mitglied des BGL-Präsidiums), Karl Schenzle (FGL Mecklenburg-Vorpommern), Monika Ferchland (FGL Sachsen-Anhalt) und Raimer Meier (FGL Schleswig Holstein). Foto: Niesel
Jubiläum Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL)
Den BDLA vertrat unter anderem auch Frau Ingeborg Paland als deren Bundesgeschäftsführerin, weiter auf dem Bild (v. l. n. r.) Lothar von Wurmb, damals ELCA-Präsident, Robert Schwarz, damaliger BGL-Präsident, Jürgen Rohrbach, Geschäftsführer der FLL und Wolfgang Kusche, Vorsitzender des BGL-Ausschusses Betriebswirtschaft. Foto: Niesel

Der Fachverband ist tot, es lebe der Fachverband

So stand es damals in der Fachpresse. Es war aber nicht, wie man meinen könnte, nur der Austausch eines Wortes, vom Fachverband der Landschaftsgärtner zum Fachverband Deutscher Landschaftsgärtner. Die Gründung am 19. Februar 1964 in Mainz war vielmehr ein Neubeginn mit einem neuen selbständigen Verband, der zur Durchsetzung der landschaftsgärtnerischen Interessen notwendig geworden war.

Günter Rode, zweiter Präsident des Verbandes begründete die Gründung eines selbständigen Verbandes3) so: "Der Zentralverband konnte keine klare Abgrenzung zwischen landwirtschaftlichen und gewerblichen Betrieben nachweisen, weil dienstleistende Landschaftsgärtner zusammen mit Gärtnern anderer Sparten, insbesondere Produktionsbetrieben, Mitglieder in den ZVG-Landesverbänden waren. Das verhinderte eine bundeseinheitliche Regelung und Erfassung der berechtigten Interessen der reinen Gewerbebetriebe des Garten- und Landschaftsbaues. Eine Erfassung der reinen gewerblichen Betriebe in einem Bundesverband wurde deshalb erforderlich.

Der ZVG konnte aus den dargelegten Gründen eine Schlechtwettergeldregelung nicht durchsetzen. Das ist einer der wichtigsten Gründe für die Gründung des selbständigen Verbandes gewesen.

Weitere Schwierigkeiten ergaben sich bei den Verhandlungen mit dem Handwerk, der Landwirtschaft, bei der Einführung der Mehrwertsteuer, bei der Definition eines reinen Berufsbildes und einer Prüfungsordnung für Landschaftsgärtner und viele andere.

Beim Zentralverband zu bleiben, war damals keine Frage. Wir sahen ihn als unser Elternhaus. Wenn erwachsene Kinder es verlassen gibt es schon mal Probleme.

Es war für Herbert Gies, dem 1. Vorsitzenden des FGL nicht immer leicht, den ZVG auf die eigene Entscheidungsfreiheit dieses neuen Verbandes hinzuweisen. Aus dem Fachverband wurde kurz darauf der Bundesverband.

Die Anfangsjahre des BGL sind eine Erfolgsgeschichte ohne gleichen. Günter Rode, der zweite Präsident des BGL zog nach sechs Jahren Präsidentschaft folgende Bilanz:

  • Verstärkte Normenarbeit für den Garten- und Landschaftsbau
  • Ausbau der Verbindungen zu anderen Verbänden
  • Einführung der bundeseinheitlichen Tarifpolitik
  • Kauf und Einrichtung "Haus der Landschaft"
  • Verstärkte Zusammenarbeit mit dem Europäischen Verband (ELCA)
  • Gründung der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL)
  • Errichtung der Einzugsstelle für die Winterbauumlage mit Einführung des Wintergeldes für den Landschaftsbau (Schlechtwettergeldregelung SWG)
  • Schaffung der Fachausstellung "GaLaBau" als Weiterentwicklung der Techniktage
  • Bildung des "Hauptausschuss" zwecks stärkerer Einbindung der Mitgliedsverbände in die zentralen Entscheidungen
  • Vorbereitung und Beschlussfassung zur Bildung des Ausbildungsförderwerkes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues (AuGaLa)"
  • Schaffung des Berufsbildes "Landschaftsgärtner"

Damals wurde die entscheidende Basis für eine weitere erfolgreiche Zukunft dieses Verbandes gelegt.

Haus der Landschaft

Zum Kauf des ersten Hauses der Landschaft in Bad Godesberg schreibt Günter Rode: "Der Kauf des Hauses war notwendig geworden, da unser Verband ständig an Mitgliederzahlen, aber infolge dessen auch an Mitarbeitern zugenommen hatte. Der ZVG konnte uns keine weiteren Räume zur Verfügung stellen. Die Diskussion in unseren Gremien über die Anmietung einer Wohnung führte zu keinem Ergebnis. Da bot sich plötzlich dieses Schnäppchen. Weil die Finanzierung gesichert war, wurde von mir eine einsame Entscheidung getroffen und gekauft. Nachher stimmten auch die beiden Landesfachverbände zu, die überhaupt in dieser Frage sehr kritisch waren".

Am 13. Juni 1989 wurde das neue "Haus der Landschaft" in Bad Honnef eingeweiht. Präsident war damals Lothar von Wurmb. Das Haus wurde in nur neun Monaten in Fertigteil-Holz-Bauweise gebaut. Ein weiter Dachüberstand und große Glasflächen charakterisieren es. Das Haus wurde ein Ort der Begegnungen, des Arbeitens und Feierns und ist für mich ein Ausdruck des gewachsenen Selbstbewusstseins dieser Branche. Wenige Jahre später war eine Erweiterung notwendig. Beim parlamentarischen Sommerfest im Jahr 1994 waren schon die Verbände der neuen Bundesländer fest eingebunden.

"Keine Ahnung von Kalkulation"

"Ihre Absolventen haben keine Ahnung von Kalkulation." Das warf man mir bei einer Verbandstagung vor. Meine Antwort: "Kann ja sein, dann aber sagt mir, was ich ihnen beibringen soll." Das wusste keiner so recht und jeder hatte dazu eine andere Meinung. Also gründete man einen Ausschuss unter meiner Federführung aus drei Landschaftsgärtnern und drei Dozenten aus Weihenstephan und Osnabrück. Das Ergebnis war die Nummer 5 der Broschürenreihe des Bundesverbandes Garten- und Landschaftsbau unter dem Titel "Kalkulation im Garten- und Landschaftsbau".3) In dieser Broschüre war nicht nur die Kalkulation beschrieben, sondern der Gesamtzusammenhang von der Datenerfassung bis zur Nachkalkulation - in der Folge von Autoren zu Büchern ohne Nennung des Ursprungs verarbeitet. Bei vielen Seminaren wurden die Ergebnisse im Verband verbreitet. "Erfolgreiche Kalkulationsseminare in Garten- und Landschaftsbau" hieß es in der Neuen Landschaft 7/1970. Und es waren nicht nur Einführungen in die Kalkulation (aus der damaligen Veröffentlichung).

Die Seminare liefen jeweils über zwei Tage und hatten folgendes Programm:

1. Tag:

  • Einführung in die Organisationsabläufe
  • Erfassung und Auswertung von Buchführungsdaten für die Kalkulation und Nachkalkulation
  • erechnung der Zuschläge für die verschiedenen Verfahren.

2. Tag:

  • Kalkulationsübungen in Gruppen
  • Organisationsformulare, Berichtswesen, Führung von Kostenkonten, Erfolgskontrolle der Baustelle (Nachkalkulation), Erfolgskontrolle der Position (Nachkalkulation und Feststellung der Zeitleistungen), Übertragung zur Nachkalkulation

Der Bundesverband empfahl den einzelnen Landesfachverbänden, diese Seminare zu organisieren. Alle Landesverbände taten das auch. Die Kosten für ein zweitägiges Seminar: 30 bis 50 DM. Dazu einige Stimmen: „Das Seminar war eine Wucht“ oder „Wer nicht teilnahm, hat viel versäumt“ oder „Hier fehlte mein Kollege von nebenan, der uns allen mit seinen Schleuderpreisen den Markt verdirbt“. Schön, wenn sich ein Vorwurf so auswirkt.

Zeitleistungen als Knackpunkt der Kalkulation

Ein wesentlicher Knackpunkt bei der Kalkulation ist natürlich immer die Frage der Zeitleistung, sie ist in der Regel sogar wichtiger als die Frage der verschiedenen Zuschlagsmethoden.

Ein Vorhaben des BGL, Zeitleistungen zu erfassen, scheiterte völlig. Angedacht war ein filmisches Aufzeichnen von Arbeiten und dann deren Auswertung. Schnell wurde klar, dass noch nicht einmal Klarheit darüber bestand, welche Arbeitsmethode überhaupt richtig ist. Auch eine Erfassung der jeweiligen Begleitumstände, Wetter, Menge, Fertigkeit, Arbeitsumfeld etc. wäre ja notwendig gewesen. Das Vorhaben wurde aus verschiedenen Gründen – auch aus Kostengründen – nicht realisiert.

Parallel dazu schrieb der Fachverband Baden-Württemberg unter meiner Federführung Erfahrungswerte der Praxis in eine Kalkulationskartei mit Angabe der Spannweite und ordnete sie mit einem Bauarbeits-Schlüssel Landschaftsbau (BAS-LB). Dieser Schlüssel war damals notwendig, weil die Verschlüsselung des StLB (dazu später) sich bei jeder Überarbeitung änderte.

Eine Normenstrategie ohne Beispiel

Einer der nächsten Kontakte war die Normenarbeit. Als Vertreter des BDGA lernte ich 1970 den damaligen Obmann des Normenausschusses Günter Hänsler und die Philosophie des BGL kennen: Konkrete Qualitätsvorgaben für landschaftsgärtnerische Arbeiten in Fachnormen, auf die DIN 18320 als Vertragsnorm Bezug nimmt. Außerdem Verzicht auf Normung von Aufgaben, die sowohl im Landschaftsbau als auch von anderen Gewerken geleistet wurden, zum Beispiel Straßen- und Wegebau. In der Altfassung der Norm waren sie noch als landschaftsgärtnerischer Wegebau beschrieben. Auch Treppenbau wurde dort behandelt. Diese Philosophie der strikten Trennung habe ich immer bewundert und sie war damals ungewöhnlich, umstritten, aber absolut richtig.

Für die eigene Profession gab es damals aber überhaupt kein Qualitätsbewusstsein. Das Problem bei dieser Arbeit war, dass wir im Prinzip nur auf Praxiserfahrungen unserer Vorfahren angewiesen waren, die bisher nie hinterfragt wurden. Wir mussten deshalb sehr kreativ sein und waren es wohl auch. Wissenschaftlich fundierte Werte lagen nirgends vor. Weil das so war, suchten wir Anhalte und Vergleichbares in anderen Disziplinen und Normen, vor allem in der Landwirtschaft und im Erdbau, aber auch die ersten Ergebnisse der Rasenforschung von Prof. Dr. W. Skirde in Gießen halfen uns sehr.

Der Begriff „Mutterboden“ 5) wurde eingemottet und durch „Oberboden“ in verschiedenen Bodengruppen6) je nach Körnung ersetzt. Ich schlug als neuen Begriff „Vegetationstechnik“ als Gegensatz zur Bautechnik vor und wurde von vielen Seiten angefeindet – heute ein selbstverständlicher Begriff. Neu definiert wurden prüfbare abnehmbare Zustände, beispielsweise die projektive Bodendeckung bei Rasen. Mit dieser Normungsarbeit ging der Verband weit über das hinaus, was übliche Praxis war. Der Verband schulte deshalb seine Mitglieder in vielen Seminaren und vermittelte so das neue Wissen. Auch die Neue Landschaft veröffentlichte schon sehr früh die notwendigen Informationen.7) Spätere Novellierungen haben an den damals entwickelten Grundsätzen kaum etwas verändert.

Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie sofort gründen – die FLL.

Die Normenarbeit war auch der Auslöser einer der wichtigsten Initiativen des BGL. Wir stellten bei dieser Arbeit – insbesondere beim Bier in abendlicher Runde – immer wieder fest, dass wir zu wenig gesichertes Wissen hatten. Neidisch sahen wir auf das Straßenwesen mit seiner Forschungsgesellschaft und den dort entwickelten Regelwerken. Dieses Jammern fiel beim BGL irgendwann auf fruchtbaren Boden und Günter Rode, damals Präsident des BGL, ergriff die Initiative.

Er war der Motor für die Gründung der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau durch den BGL am 19. Februar 1974 in Mainz. Wir alle wissen, welche Dynamik sich hier auftat und wie wichtig die Ergebnisse und insbesondere die Regelwerke inzwischen für die Praxis sind. Viele Praktiker und Dozenten arbeiteten und arbeiten bis heute in den Arbeitsausschüssen ehrenamtlich. Nach der Wende war es das Anliegen einiger Weniger, auch die Kollegen aus den neuen Bundesländern einzubinden, denn auch hier schlummerte ein großer Erfahrungsschatz.

Standardtexte gegen Formulierungswahnsinn

Parallel dazu entstand das Bedürfnis, standardisierte Texte für Ausschreibungen zu entwickeln, damit die Phantasieprodukte von Landschaftsarchitekten und Kommunen ein Ende nahmen und die Basis für eine vernünftige Kalkulation geschaffen wurde. Ansätze dazu hatte es schon früher gegeben, zum Beispiel ein Standardleistungsverzeichnis für die Ausführung von gärtnerischen Anlagen (DIN 19858) der Rheinischen Wohnstätten – Ausgabe November 1949) oder ein „Bauleistungsbuch Landschaftsgärtnerische Arbeiten“ (1962 2. Auflage Verlagsgesellschaft Rudolf Müller) Jetzt unternahm das Land Nordrhein- Westfalen einen neuen Anlauf mit der Gründung des „Gemeinsamen Ausschusses Elektronik im Bauwesen (GAEB)“.

Es wurde ein „Standardleistungsbuch (StLB)“ entwickelt, das folgendes leisten sollte:

  • 1. Alle gängigen Bauleistungen systematisch erfassen,
  • 2. auf der Grundlage der VOB und sonstiger geltenden Normen und Vorschiften aufgestellt worden sein,
  • 3. eine eindeutige Leistungsbeschreibung ermöglichen und die Identität mit ihrer Verschlüsselung gewährleisten9),
  • 4. stets dem jeweiligen Stand der Technik entsprechen,
  • 5. EDV-gerecht und für die Anwendung im Rahmen eines integrierten Datenverarbeitungssystems geeignet sein.

Auf Veranlassung des BGL übernahmen Boyer, Hänsler und Niesel die Entwicklung des Leistungsbereiches 003 „Landschaftsgärtnerische Arbeiten“. Der BGL setzte sich durch intensive Mitarbeit bei der Weiterentwicklung und durch die Schaffung eines Tochter- Leistungsbuches für die Umsetzung ein. Lange Jahre wirkte Wolfgang Kusche, Landschaftsbau- Unternehmer aus Berlin und EDVPionier im GAEB mit, bis er ins Präsidium des BGL berufen wurde und mich um Vertretung für diese Zeit bat. Daraus wurden dann für mich viele Jahre in führender Tätigkeit bis zur Leitung des gesamten Tiefbaubereiches – alles staunte, dass ein „Gärtner“ in so vielen Bereichen mitreden konnte. Die Grundidee einer Verschlüsselung, die eine Identität auf Dauer gewährleistet, wurde erst mit den Dynamischen BauDaten der Firma Dr. Schiller und Partner aus Dresden erreicht, auf deren System das neue STLB-Bau beruht.

EDV-Branchenlösung contra freier Markt

Und da wir gerade bei der EDV sind, könnte man ja auch darüber einmal sprechen. Vielen ist heute ja nicht mehr bewusst, dass wir es hier mit einer ganz jungen Materie zu tun haben. 198110) sprach ich für die Neue Landschaft mit zwei Pionieren der EDV, den Landschaftsbau- Unternehmen Günter Rode und Wolfgang Kusche. Sie hatten viel Geld in diese Aufgabe investiert mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Beide waren davon überzeugt, dass darin die Zukunft liegt. Uneinig in der Branche war man sich, ob eine Branchenlösung, wie zum Beispiel damals in der Schweiz, sinnvoll wäre oder ob man die Zukunft dem freien Markt überlassen solle. Gegen die Empfehlung eines Gutachtens entschieden sich die Mitglieder gegen eine Branchenlösung. Heute wissen wir, dass es eine gute Entscheidung war. Eine Welt ohne EDV mit der ungeheuren Vielfalt an Anwendungen können wir uns nicht mehr vorstellen.

Baubetrieb des Garten- und Landschaftsbau als eigene Studienrichtung?

Kann sich die junge Generation vorstellen, dass es früher kein Studium des Landschaftsbaus gegeben hat? Mit der Meisterausbildung war das Ende der Fahnenstange erreicht. Die darüber angesiedelte Technikerschulen (Höhere Gartenbauschulen) und die Universitäten hatten den Landschaftsbau überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.

Aus der Höheren Gartenbauschule wurde im Laufe der Zeit eine Ingenieurschule, als ich in Osnabrück anfing, war es eine Ingenieur- Akademie und später entstand daraus die Fachhochschule – heute Hochschule. Das Studium war eindeutig ausgerichtet auf die Gartenarchitektur. Dass Günter Rode für sein zweites Staatsexamen in Osnabrück eine Arbeit über das Thema „Maschineneinsatz im Garten- und Landschaftsbau“ schreiben durfte, war eine der möglichen Ausnahmen. Diese Arbeit floss dann in den damaligen Technik- Ausschuss im Fachverband der Landschaftsgärtner im ZVG ein.

Ausgelöst durch die Studentenrevolte 1968, die eine Studienreform einleitete, gelang es in Osnabrück, gegen massiven Widerstand der Kollegenschaft, aber mit Unterstützung der norddeutschen Verbände eine Vertiefungsrichtung „Baubetrieb des Garten- und Landschaftsbaus“ einzurichten. Die Initiative dazu ging zunächst nicht vom Landschaftsbau aus, sondern ich entwickelte sie aus der Wissen heraus, dass viele Kinder von Betriebsinhabern eigentlich falsch ausgebildet wurden und nicht das bekamen, was sie als Rüstzeug für den Betrieb brauchten.

Ein großer Förderer dieser Entwicklung in Osnabrück wurde der damalige Vorsitzende des Fachverbandes Garten- und Landschaftsbau Nordwest, Karl-Heinz Wiemken. Auf seine Initiative hin bildeten vier norddeutsche Fachverbände des Landschaftsbaus den „Arbeitskreis Baubetrieb des Garten- und Landschaftsbaus an der Ingenieurakademie Osnabrück“ und unterstützten sehr aktiv durch Rat, Tat und Finanzspritzen.

Aus dem Arbeitskreis wurde später der „Förderverein Landschaftsbau Osnabrück“ (FLO). Es war ein Geben und Nehmen, denn erstmals wurde die Praxis in die Ausbildung einbezogen und auch Weiterbildung betrieben. Der Bundesverband schaltete sich in diese Entwicklung nicht ein, begleitete sie aber wohlwollend. Inzwischen gibt es eigenständige Studienrichtungen Landschaftsbau.

Den Landschaftsbau akademisieren?

Schwer tat sich der BGL immer mit der Frage der akademischen Ausbildung. Da die Universitäten von sich aus überhaupt nicht daran dachten, sich mit diesem Gebiet zu beschäftigen, musste der Druck von unten kommen. 1970 nannte Günter Rode, zweiter Präsident des BGL, in seiner „Regierungserklärung“ als eines seiner Ziele die Schaffung von Ordinarien an wissenschaftlichen Hochschulen. Viele Jahre vergingen seitdem, ohne dass auf diesem Gebiet etwas geschah.

Die Bewusstseinsbildung ging nur sehr langsam voran. Als 1973 in der Neuen Landschaft die Arbeitsblätter „Bauingenieurwesen des Landschaftsbaus“ erschienen, gab es vielerorts Kopfschütteln und viele nahmen an den gelben Blättern Anstoß. Doch stetes Bohren höhlt den Stein. Universitäten verschmähten zwar hochmütig weiterhin Studienangebote für den Landschaftsbau, doch der BGL schuf mit dem Stiftungslehrstuhl Landschaftsbau in Kassel – wenn auch nicht mit der idealen Ausrichtung – eine ersten Anfang.

Der Bolognaprozess eröffnete inzwischen weitere Möglichkeiten, denn Fachhochschulen können heute mit Masterstudiengängen akademische Abschlüsse im Landschaftsbau bieten. Der Branche wird diese Entwicklung gut tun und sie wäre gut beraten, diese Entwicklungen zu fördern, wie einst die Norddeutschen Verbände für die FLO und damit für die baubetriebliche Entwicklung in Osnabrück. Imagekampagne Grün Gerne erinnere ich mich an die DATAflor-Tage 1996 „Gemeinsam werben für mehr Marktanteile“.

Große Hoffnungen weckte damals das Ergebnis dieser Veranstaltung, auch die mit dem GaLaBau verbundenen Branchen mit ins Boot für eine „Imagekampagne Grün“ zu holen. Doch die Unterstützung des Verbandes blieb aus – vermutlich deshalb, weil die Initiative dazu nicht von ihm stammte. Aus Nordrhein-Westfalen kam dann später die Idee, die Leistungen der Landschaftsgärtner bundesweit mit einer Imagekampagne bekannter zu machen. Seit 2002 läuft diese sehr umfangreiche Image-Kampagne unter der Ägide des Bundesverbandes (BGL) mit sehr viel Erfolg.

BGL-Präsident August Forster: „Eine Auswertung belegt den Erfolg der Image- und PR-Kampagne auch aus der Sicht der Mitgliedsbetriebe. Fast jeder fünfte Umfrage- Teilnehmer, der die vielfältigen Möglichkeiten unserer gemeinsamen Kampagne nutzt, berichtet von erteilten Aufträgen als Kundenresonanz“. Und der Präsident des VGL Bayern Ulrich Schäfer sagte: „Mit Hilfe der PR- und Image-Kampagne haben wir es geschafft, dass rund 90 Prozent der Premium- Kunden den Landschaftsgärtner von seiner Qualifikation und Arbeitsbreite richtig einordnen können.“

Landschaftsgärtner an sich und Präsidenten besonders

Bisher sind nur ganz wenige Namen genannt worden. Aber es sind ganz viele, die großen Einfluss auf mein Denken und Handeln hatten. Es sind die Landschaftsgärtner, denen ich in den vielen Gremien des BGL, bei der Normenarbeit, im GAEB oder bei der FLL begegnet bin und die mit ihrer Erfahrung und ihrem ehrenamtlichen Einsatz viel zur Entwicklung der Branche beigetragen haben. Dabei ist auch manches Bier getrunken worden, was aber ausschließlich dazu gedacht war, die Phantasie anzuregen.

Bei der Wahl seiner Präsidenten hatte der BGL immer eine glückliche Hand und ich habe die wohlwollende Begleitung durch sie immer sehr bewusst wahrgenommen. Unvergessen ist das Engagement vieler Landschaftsgärtner und des Verbandes in Zusammenhang mit der Wende. Es wurde sehr viel persönliche direkte Hilfe geleistet. Gleiches fand statt bei der Gründung von Landesverbänden des Landschaftsbaus.

Heute mutet alles so selbstverständlich an und darüber können wir uns freuen. Freuen können wir uns auch über viele Freundschaften, die sich aus dieser Zusammenarbeit entwickelt haben. In meinen Augen kam dabei allerdings der große Erfahrungsschatz der Kolleginnen und Kollegen aus den neuen Bundesländern zu kurz. Auf ihn wurde niemals und nirgends zurückgegriffen. Eigentlich schade, aber das ist jetzt Geschichte.

Einen besonderen Stellenwert hatte für mich immer das Hauptamt. Ohne deren Fachkunde und Zuarbeit und engagierte Unterstützung wäre ehrenamtliche Arbeit überhaupt nicht möglich. Ihnen allen möchte ich aus Anlass des Jubiläums ganz herzlich danken. Sie waren wichtig für mein Leben und mein Wirken für eine Branche, die sich in ihrer zukunftsorientierten Sicht und Handlungsweise positiv von anderen Branchen unterscheidet. Ich bin stolz, Landschaftsgärtner zu sein.

1) Als Ehrenmitglied im FGL Mecklenburg-Vorpommern gehöre ich aber doch dazu.
2) Die WLU hat sich aufgelöst, nachdem sie die Arbeit des Fachverbandes Deutscher Landschaftsgärtner anerkannt und damit auch ihr eigenes hat Ziel als erreicht gesehen hat.
3) Günter Rode – Stationen und Episoden (Patzer Verlag 2008).
4) Kalkulation im Garten- und Landschaftsbau – J. Holzhauer, G. Kirchgatter, A. Niesel, R. Vollbaum – Patzer Verlag 1965.
5) Mutterboden ist die oberste Schicht des belebten Bodens, die besonders reich an Bodenlebewesen ist sowie Ton und Humus enthält (Definition aus DIN 18320 – 1958) Oberboden (Mutterboden) ist die oberste Schicht des Bodens, die neben anorganischen Stoffen, z. B. Kies-, Sand-, Schluff- und Tongemische, auch Humus und Bodenlebewesen enthält (DIN 18300 – 1979).
6) Bis heute nicht auf ihre Richtigkeit überprüft.
7) Z.B. Neue Landschaft 7–72 Niesel – Neugestaltung der VOB und des Standardleistungsbuches.
8) DIN 1985 war der Vorläufer von Din 18320.
9) Was erst mit den BTLB-Bau (Dynamische BauDaten) erreicht wurde.
10) Neue Landschaft 1981, Ausgaben 6 und 10.

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