Abschlussprüfung: "Bange machen" gilt nicht, Teil 1

von:

123. FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Grundlagen und Vorbereitung der Abschlussprüfung.

Für gut ein Drittel aller Auszubildenden ist ein Ende der Lehrzeit in Sicht. Einen Meilenstein gibt es immer am Ende der Ausbildung - die Abschlussprüfung!

Frei nach dem alten Satz "In der Ruhe liegt die Kraft" soll in den nachfolgenden Zeilen ein wenig auf diesen Höhepunkt hin orientiert werden und mit einigen Tipps und Hinweisen das Bewältigen der Aufgabe übersichtlicher gestaltet werden.

Prüfung - wie geht das?

Fakt ist: Acht Wochen vor der Prüfung alles Versäumte aufholen zu wollen, ist eine Illusion. Das ist auch genau der Punkt, an dem Prüfungsangst entsteht. Man konzentriert sich auf all die Sachen, die man nicht weiß, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was man drauf hat. Zugegeben - manche Kollegen, Ausbilder und Berufsschullehrer besitzen das Talent, diesen Zustand mit in letzter Minute zugeworfenen Fakten noch zu verstärken. Immer wieder tauchen dann solch bahnbrechende Sätze auf wie "Das musst du aber wissen", "Das ist doch einfach" oder "Das haben wir aber im Unterricht behandelt". Nun ja: sicher.

Was wir brauchen, ist ein Plan. Ein persönlicher Fahrplan zum Bestehen der Abschlussprüfung; das Nichtbestehen steht überhaupt nicht zur Debatte. Um diesen Plan zu erstellen, sollte man die Prüfungsprozedere genau kennen. Um Ablauf und Anforderungen zu erfahren, gibt es die "Verordnung über die Berufsausbildung zum Gärtner/zur Gärtnerin"; landläufig als Prüfungsordnung bekannt.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Fachkraft für Baumkontrolle (m/w/d), Stuttgart  ansehen
als Kalkulator GaLaBau (m/w/d) oder diese..., Münster  ansehen
Projektleiter*in (m/w/d) gesucht!, Gronau-Epe  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

In der Abschlussprüfung soll der Prüfling seine fachspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten in möglichst großer Breite unter Beweis stellen. Sie unterteilt sich in einen mündlichen Teil (Prüfungsfach 1: Landschaftsgärtnerische Anlagen), einen schriftlichen Teil (Prüfungsfach 2 bis 4) und eine praktische Aufgabe. Der Inhalt des schriftlichen Teiles ist in drei Prüfungsfächer unterteilt. Prüfungsfach 2 umfasst das Thema Pflanzenkenntnisse. Dabei wird in der Regel eine Kopplung mit einer Pflanzenerkennung angestrebt. Prüfungsfach 3 beinhaltet Fragen zur Wirtschafts- und Sozialkunde und im Prüfungsfach 4 soll der Azubi seine Kenntnisse auf dem Gebiet der betrieblichen Zusammenhänge beweisen. Der Inhalt, der Umfang und die Form wird dabei generell vom Prüfungsausschuss festgelegt und wird in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.

Der mündliche Teil wird von Bundesland zu Bundesland anders gestaltet. Zum Teil wird noch mit der, nach meiner Meinung, veralteten Methode des Ziehens einer Frage aus einem Fragenpool gearbeitet. Dabei wird vom Prüfling eine Frage aus einem Pool gezogen, die er nach einer gewissen Vorbereitungszeit beantworten muss. Die weitaus bessere Variante für die Auswahl eines Prüfungsthemas ist es, dem Prüfling Bauunterlagen von einem Projekt bzw. einer Baustelle vorzulegen. Anhand der Bauunterlagen, die in der Regel Außenanlagen um Einfamilienhäuser darstellen, beschreibt er nach kurzer Vorbereitungszeit den Bauablauf und die damit verbundenen beruflich relevanten Überlegungen.

Grundsätzliche Regelungen über die Vorbereitung, Durchführung und Bewertung der Abschlussprüfung im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau findet man, wie schon erwähnt, in der Ausbildungsverordnung über die Ausbildung in gärtnerischen Berufen und im Berufsbildungsgesetz (BBiG). Abweichungen im organisatorischen Bereich liegen im Ermessen der in den Ländern berufenen Prüfungskommissionen. Um genauere Infos zu erhalten, kann man sich an die Zuständige Stelle des jeweiligen Amtes wenden.

Der Höhepunkt und auch der schwierigste Part ist die Lösung einer Bauaufgabe im praktischen Teil der Prüfung. Er im Prinzip in fünf Aufgaben unterteilt:

  • Das Übertragen von Bauunterlagen auf die Baustelle,
  • die Durchführung von Erdarbeiten,
  • das Herstellen von befestigten Flächen,
  • die Pflanzungen vorbereiten und durchführen,
  • die Saatarbeiten.

Das ist schwierig, aber lösbar, weil das genau jene Arbeiten und Aufgaben sind, die man im Betrieb fast drei Jahre hat durchführen müssen.

Was ist wichtig und was nicht?

Alles. Nein - kleiner Spaß. Keiner verlangt in Prüfungen vom Probanden, dass er/sie alles über das gesamte Fachgebiet GaLaBau weiß. Damit jeder die Gelegenheit hat, seine Stärken zu zeigen, hat man die Abschlussprüfung genau in diese drei Teilen aufgebaut. Im schriftlichen Teil ist mehr das Faktenwissen zu unterschiedlichen Themen gefragt, im mündlichen Teil kann man mit seinem Wissen über die Zusammenhänge der Fakten mit den Gegebenheiten der Praxis glänzen und im praktischen Teil ist halt praktisches Können und Fachwissen gefragt.

Ich wage mich mal weit aus dem Fenster und möchte behaupten, dass kein Prüfer in diesem Land auf fachlichen Fakten herumhackt, wenn er bemerkt, dass das "Gesamtpaket" (Wissen, Auftreten, Redegewandtheit, Überzeugungskraft, Selbstkritik) beim Prüfling stimmt oder zumindest entwicklungsfähig ist. In den Prüfungskommissionen sitzen keine "verbissenen Fachidioten", sondern Fachleute aus der Praxis und Lehre, die daran interessiert sind, den Berufsnachwuchs auf seinen Weg zu bringen. Das soll nicht heißen: eine Prüfung ist mal so mit links über die Bühne zu bringen. Man muss schon viel dafür tun.

Der mündliche Teil

Vor diesem Teil der Abschlussprüfung haben die meisten jungen Kollegen "Muffensausen". Was ich ehrlich gesagt in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft nicht nachvollziehen kann.

Mündliche Prüfung heißt für mich: "Ich habe die Aufgabe eine landschaftsgärtnerische Außenanlage zu bauen" Mein Lehrmeister bestand mit Nachdruck darauf, dass dieser Satz der erste sein sollte, der bei der Mündlichen über unsere Lippen kommt. Lustig ist, dass dieser Satz aus meiner eigenen Abschlussprüfung mir immer noch in den Ohren klingt. Denn das wurde damals geübt, ja geradezu exerziert, und gab dann in der Prüfung Sicherheit, weil man das Gefühl bekam, etwas sehr Bekanntes zu erläutern.

Wie oben schon erwähnt ist es heute so, dass der Prüfling mit einer baulichen Situation konfrontiert wird, die ihm suggeriert eine "landschaftsgärtnerische Außenanlage" bauen zu müssen. Als Grundlage kann dabei Vieles genutzt werden (Leistungsverzeichnisse, Pläne, Situationsbeschreibungen, Bilder usw.) In der Regel ist es allerdings tatsächlich ein Bauplan, an welchem man den Bauablauf erklären soll. Diese Situation kann man auf jeder Baustelle im Betrieb oder jeder Übungsbaustelle durchtrainieren.

Aufgabe: Ich besitze einen Plan (In den meisten Bundesländern ist es der Plan zum Bau einer Gartenanlage um ein Einfamilienhaus.). Was mache ich als nächstes? Falsch wäre es ohne den Kopf einzuschalten flott drauflos zu plappern. Es hat sich bewährt sich ein Schema auszudenken, welches alle Punkte beinhaltet, die auf einer Baustelle und an den Überlegungen zu ihrem Bau wichtig sind. Ganz wichtig ist, dass dieses Schema nicht starr ist. Es muss so flexibel in seiner Anwendung sein, dass man auf eventuelle Zwischenfragen des Prüfers reagieren kann und nicht aus dem Konzept gebracht wird. Also nicht stur auswendig lernen sondern auch hier den Kopf benutzten.

Wie könnte so ein Schema aussehen? Hier ein kleines, aber sicher noch verbesserungswürdiges, Beispiel.

Mit dem Inhalt dieses Stichwortzettels bin ich in der Lage jeden Bauplan fachgerecht und umfassend zu erläutern. Vorausgesetzt, das Fachwissen tendiert nicht gegen Null. Falsch wäre es jetzt sich nur auf diese Gliederung zu verlassen. Dieses Gerüst muss jetzt mit Leben, sprich fachlichen Fakten und Überlegungen, ausgefüllt werden. Und was noch wichtiger ist: Man muss das Freisprechen und Erklären auch vor Publikum üben. Das erhöht die Sicherheit des Vortragenden und wird nach kurzer Zeit zur Selbstverständlichkeit.

Noch ein Wort zu den Fachbegriffen. Oft erlebt man auf der Baustelle, dass nicht mit den richtigen Fachbegriffen gearbeitet wird. Eigentlich könnte man ein lustiges Buch veröffentlichen unter dem Titel: "Baustelle - Deutsch, Deutsch - Baustelle". Es ist wichtig, richtige Fachtermini zu verwenden, um Irrtümer auszuschließen. Wir "buddeln" also kein "Loch" sondern heben eine Pflanzgrube aus; und wir schütten auch nicht "Prokter" (häufig auf brandenburgischen Baustellen zu hören - kommt wahrscheinlich von der Proctordichteprüfung) sondern füllen zum Beispiel ein Mineralgemisch mit einer 0/32er Körnung auf.

Noch ein Wort zum Benehmen

Grundsätzlich bin ich kein großer Verfechter von allzu engen Benehmens-Regeln. Trotzdem kommt es bei einer Ausnahmesituation, die eine Prüfung nun mal ist, auch auf die äußere Erscheinung und das Benehmen an. Man sollte es vermeiden, völlig abgewrackt noch im Halbdelirium von einer "Vorprüfungsabschlussfeier" kommend dem Prüfer lallend in die Arme zu fallen.

Sich deutlich und unmissverständlich artikulieren, auch mal nachzufragen und widersprechen (ohne gleich einen Streit vom Zaun zu brechen), nicht übermotiviert mit zu viel Wissen prahlen (das ist eine Gesellenprüfung und keine Meisterprüfung), klar und deutlich sprechen und vielleicht auch mal dem Prüfer den Tag mit einem freundlichen Gesicht etwas angenehmer machen.

Ihr schafft das schon!

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie:
"Bange machen gilt nicht (2)"

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen