Als Ganzes denken: Planung, Herstellung, Bewirtschaftung

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Grünflächenmanagement
Ufergestaltung in Bordeaux: Gut gestaltete und gepflegte Freiräume sind in Städten in ganz Europa von Bedeutung. Foto: Rüdiger Dittmar

Die Bewirtschaftung der vielfältigen Freianlagen der öffentlichen Hand und der Wohnungswirtschaft erfordert eine umfassende Analyse, Organisation und Steuerung sowie ein dauerhaft angelegtes Monitoring. Ziel muss künftig die professionelle Abstimmung von Planung, Herstellung und Bewirtschaftung sein, die sich an den jeweiligen Anforderungen ihrer Eigentümer und Nutzer orientiert.

Die Betrachtung von Lebenszykluskosten und deren Herleitung für Freianlagen kann hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten. So wird es künftig möglich, neben den Anforderungen an Funktionalität und Gestaltungsqualität, Fragen nach der Wirtschaftlichkeit und eines optimierten Ressourceneinsatzes fundiert und frühzeitig zu beantworten. Gleichzeitig wird die Betrachtung des Lebenszyklus und die Analyse der Lebenszykluskosten es ermöglichen, das Management von Freianlagen deutlich effizienter zu verfolgen. Die dringend erforderliche Digitalisierung und die Entwicklung von Expertensystemen ermöglicht es sowohl Landschaftsarchitekten als auch Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus neue Aufgaben- und Geschäftsbereiche zu erschließen. Vor allem die Vielfalt der organisatorischen Lösungen in Kommunalverwaltungen, die unterschiedlichsten Organisationsformen der Wohnungswirtschaft und das nicht immer klar definierte Aufgabengeld von Dienstleistern im Facility Management macht schnell klar, dass dort, wo Aufgaben mit Bezug zu ressourcenschonender Nutzung oder Qualitätsanforderungen zu erledigen sind, Managementkompetenzen über den gesamten Lebenszyklus und damit Expertenwissen erforderlich ist.

Die Lebenszyklusphasen von Freianlagen

Die Betrachtung des Lebenszyklus von Freianlagen kann hierbei helfen, Lösungen sowohl für konkrete Problemstellungen als auch für grundsätzliche Fragen zu Prozess- und Organisationsstrukturen zu entwickeln.

Hierzu bietet es sich an, den Lebenszyklus von Freianlagen grundsätzlich in vier Abschnitte "Konzeption und Planung", "Herstellung und Inbetriebnahme", "Betrieb und Instandhaltung" sowie "Sanierung oder Abbruch" zu gliedern. Für die einzelnen Lebensphasen wird folgende Gliederung und Definition vorgeschlagen.

Am Beginn des Lebenszyklus steht die Projektinitiierung, die auch im klassischen Projektentwicklungsprozess den Auftakt bildet. Während der Projektinitiierung wird eine Projektidee entwickelt, die sich möglichst aus einer Gesamtstrategie ableitet. Die sich anschließende Projektkonzeption klärt die erste Projektidee, den Standort und die Finanzierbarkeit, beispielsweise mittels Machbarkeitsstudie, und leitet zur Planung entsprechend der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) über. Der Planungsprozess umfasst alle Leistungen die auf der Grundlage der HOAI in den Leistungsphasen 1 bis 7 beinhaltet sind und endet somit nach der Mitwirkung bei der Vergabe (Leistungsphase 7).

Die Herstellung umfasst alle baulichen Maßnahmen sowie die Objektüberwachung und Dokumentation (HOAI Leistungsphase 8) während der Bauausführung. Sie bildet den Bauprozess vollständig ab und führt zur mängelfreien Herstellung der Freianlage. Die Herstellung umfasst die Fertigstellungspflege, die zum Erreichen des abnahmefähigen Zustands dient und endet grundsätzlich mit der Abnahme. Ist die Bauleistung zum Zeitpunkt der Abnahme nicht frei von Sachmängeln, beinhaltet die Herstellung ebenfalls die Verfolgung der Mängelansprüche im Zuge der Objektüberwachung (HOAI Leistungsphase 9).

Die Phase der Inbetriebnahme umfasst die Einweisung der für den Betrieb Verantwortlichen und die Übergabe einer vollständigen Planungs- und Baudokumentation, einschließlich der Angabe der verwendeten Materialien und Pflanzensorten. Zur Inbetriebnahme zählt auch die Entwicklungspflege, die dem Erreichen des funktionsfähigen Zustands dient.

In der Nutzungsphase werden unter "Betrieb" die Maßnahmen verstanden, die zum Management aller nutzungs- und nutzerbedingten Prozesse erforderlich sind. Die "Instandhaltung" umfasst im Sinne der DIN 31051 alle Maßnahmen, die dem Erhalt und der Wiederherstellung des funktionsgerechten Zustands der Freianlage dienen.

Der Lebenszyklus endet mit der Rückbauphase, die entweder mit einer Sanierung, dem Abbruch oder dem Ersatz verbunden ist. Die Sanierung ist unmittelbar mit der Änderung einer oder mehrerer Funktionen bzw. einer grundlegenden Veränderung der Gestaltung und damit üblicherweise mit wesentlichen baulichen Veränderungen verbunden. Der Abbruch umfasst eine vollständige Beseitigung und der Ersatz beinhaltet den Abbruch und die neuwertige Herstellung der bisherigen Funktion.

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Notwendige Arbeitsschritte

Das Management von Freianlagen ist insbesondere dann anspruchsvoll, wenn sie unterschiedliche Funktionen aufnehmen, differenziert gegliedert oder umfänglich ausgestattet sind. Gesucht werden Instrumente, eine Freianlage von Beginn ihres Lebenszyklus bis zu deren prognostiziertem Ende über alle Lebensphasen hinweg unter den Gesichtspunkten von Eigentümerzielen oder Nutzungsansprüchen zu betrachten.

Sollen die Prozesse möglichst optimal und ressourcenschonend gestaltet werden, ist eine klare Strukturierung und zukünftig vor allem auch eine durchgängige Digitalisierung erforderlich. Hierfür sind insbesondere die im Folgenden aufgeführten Bestandteile und Arbeitsschritte wichtig.

Grünflächeninformationssystem

Die Flächendaten bilden die Basis, auf der alle steuerungsrelevanten und strategischen Fragestellungen bearbeitet werden müssen. Die Datenstruktur eines Grünflächeninformationssystems (GRIS) muss daher so modelliert werden, dass sie alle Aufgabenbereiche umfasst, die Verknüpfungen und Abhängigkeiten darstellt sowie neue Anforderungen einbeziehen kann. Die Bildung der Objekte, als durch einen geschlossenen Polygonzug gefasste und damit eindeutig bestimmte Fläche, ist hierfür die Grundlage, wobei die Objekte als Bewirtschaftungseinheiten zu verstehen sind. Auf Basis dieser Objekte, die einzeln oder im Kollektiv betrachtet werden können, müssen später alle strategischen, technischen und wirtschaftlichen Fragestellungen bearbeitet werden. Vor diesem Hintergrund ist zu entscheiden, in welchen Kategorien die einzelnen Flächeninhalte zu erfassen sind. Hierbei bedarf der Detaillierungsgrad einer intensiv geführten Diskussion, in der ein mit der detaillierten Gliederung verbundener Aufwand dem späteren Nutzen gegenüber gestellt wird, der sich aus einer möglichst genauen Abbildung des tatsächlichen Zustands ergibt. Eine eindeutige, hierarchische Gliederung ist hierfür erforderlich, wie sie von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau (FLL) mit dem Objektartenkatalog Freianlagen (OK Frei) vorgeschlagen wird. Im ersten Schritt kann eine einfache, aber systematisch zu erweiternde Erfassung der Flächeninhalte erfolgen. Ergeben sich später Ansprüche an eine weitere Differenzierung, kann diese nachgeholt werden.

Neue Definition der Bewirtschaftung

Im Zuge der Bewirtschaftung von Freianlagen kommt künftig den Begriffen "Betrieb" und "Instandhaltung" eine besondere Bedeutung zu. Werden unter "Betrieb" alle zum Management der nutzungs- und nutzerbedingten Prozesse erforderlichen Maßnahmen verstanden, umfasst die Instandhaltung im Sinne der DIN 31051 "Grundlagen der Instandhaltung" alle Maßnahmen, die dem Erhalt und der Wiederherstellung des funktionsgerechten Zustands der Freianlage dienen. Die Instandhaltung lässt sich dabei auf Grundlage der DIN 31051 in die Grundmaßnahmen Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Verbesserung gliedern. Hier ist anzusetzen und die klassische Pflege in klar strukturierte Prozesse zu gliedern. Bereits die Betrachtung der Inspektion bietet hierfür einen wesentlichen Punkt. So ist sie bei der Baumkontrolle oder auf Spielplätzen fester Bestandteil, fehlt aber häufig bei Ausstattungsgegenständen, Einbauten oder Pflanzungen und wird selbst bei technischen Anlagen häufig nicht in der erforderlichen Regelmäßigkeit durchgeführt. Wird der aktuelle Zustand kontinuierlich beurteilt, können Fehler frühzeitig erkannt und so die Qualität verbessert und Schäden vermieden werden.

Die Wartung beinhaltet alle Maßnahmen die geeignet sind, den vorgegebenen Zustand zu erhalten und umfasst somit die Tätigkeiten, die bisher als klassische Pflege bezeichnet werden. Wesentlich ist in diesem Kontext, hiervon alle Maßnahmen abzugrenzen, die der Wiederherstellung eines funktionsgerechten Zustands dienen und als Instandsetzung bezeichnet werden. Hierzu gehören beispielsweise Regenerationsmaßnahmen von Rasenflächen, das Auswechseln defekter Bankauflagen oder die Wiederherstellung einer abgenutzten Deckschicht eines wassergebundenen Weges. Solche Maßnahmen sind künftig klar von der Wartung und damit auch von den verwendeten Begriffen der Unterhaltungs- oder Erhaltungspflege abzugrenzen. Nur so kann dem Eigentümer oder Auftraggeber verdeutlicht werden, dass Maßnahmen außerhalb der klassischen Pflege gesondert zu planen und zu finanzieren sind. Gleichzeitig kann dargelegt werden, dass durch eine regelmäßige Wartung und die Umsetzung von Instandsetzungsmaßnahmen die Nutzungsfähigkeit der gesamten Freianlage oder einzelner Bestandteile deutlich verbessert beziehungsweise deren Lebenserwartung verlängert werden kann.

Leistungen, die die Funktionsfähigkeit steigern ohne die Funktion zu verändern, werden unter dem Begriff der Verbesserung zusammengefasst. Sie dienen der erleichterten Wartung (Erhaltungspflege) oder besseren Instandhaltung, etwa durch den Bau einer Einfassung eines wassergebundenen Weges.

Verknüpfung von Planung und Bewirtschaftung

Die Betrachtung des Lebenszyklus von Freianlagen als Abfolge von Phasen, die eine Freianlage von ihrer Initiierung bis zum Rückbau durchläuft, ebnet den Weg für eine ganzheitliche Analyse. Damit wird künftig die Basis für ein umfassendes Managementsystem gelegt und die Möglichkeit geschaffen, alle Kernprozesse über die Lebenszyklusphasen der Freianlagen hinweg möglichst effizient zu gestalten.

Steuerung und Objektdokumentation im GRIS

Die Bereitstellung aller im Lebenszyklus anfallenden Daten und die Möglichkeit, diese als Bearbeitungs- oder Entscheidungsgrundlagen zu nutzen, verlangt die digitale Verknüpfung über die Lebenszyklusphasen hinweg. Dreh- und Angelpunkt ist in diesem Zusammenhang das GRIS. Dieses bildet die mit Abstand längste Phase im Lebenszyklus der Freianlagen ab, hier fallen die meisten Informationen an, werden dokumentiert und ausgetauscht. Daher ist es wichtig, die Datenmodellierung bereits in der Planungsphase auf das jeweils vorhandenen GRIS abzustimmen.

Ein leistungsfähiges GRIS hält für die Lebenszykluskostenrechnung möglichst detaillierte Daten vor, auf die bereits zu einem frühen Stadium des Planungsprozesses zurückzugriffen werden kann. Gleichzeitig sichert das GRIS eine möglichst detaillierte Datenübergabe aus der Planung und Herstellung, um reibungslose Prozesse im Betrieb und in der Instandhaltung sicherstellen zu können.

Abstimmung der Planungsziele

Im Planungsprozess werden aus den Eigentümer- oder Nutzerzielsetzungen mit den Gestaltungsabsichten, funktionalen Vorgaben oder Nutzungsbeschränkungen abgestimmte Planungsziele entwickelt, die schließlich in einer Entwurfsplanung zusammengefasst werden. In diesem Prozess sind die für die spätere Bewirtschaftung Verantwortlichen intensiv mit einzubeziehen. Im Zuge der Detaillierung der Entwurfsplanung sind die Materialwahl und die Ausgestaltung der technischen Anlagen mit den Bewirtschaftern gemeinsam zu erarbeiten.

Kommunikation über Bilder

Künftig liegt eine zentrale Aufgabe des Freiflächenmanagements in der deutlich verbesserten Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten. Da es sich bei den Eigentümern und Nutzern in der Regel um Laien handelt, vereinfachen Bilder die Kommunikation deutlich. Der in den Niederlanden verbreitete und dort bereits seit Jahren im Leistungsmanagement eingesetzte Bildqualitätskatalog bietet eine gute Grundlage für eine transparente Kommunikation in allen Lebenszyklusphasen. So kann beim Erarbeiten von Gestaltungs- und Nutzungsprofilen in der Planung und zum Festlegen von Qualitätsstandards bei der Bewirtschaftung sowohl die Kommunikation mit den Eigentümern und Nutzern als auch unter den Experten erheblich verbessert werden. Die FLL erarbeitet hierfür zur Zeit einen Bildqualitätskatalog für Deutschland.

Definition der Instandhaltungsziele

Bereits im Planungsprozess sind auf Basis der gemeinsam definierten Planungsziele die jeweiligen Bewirtschaftungsziele zu formulierten. Mit zunehmendem Planungsfortschritt sind diese Bewirtschaftungsziele zu konkretisieren und unter Berücksichtigung von Nutzungsanweisungen oder -beschränkungen gestalterische und vegetationstechnische Entwicklungsziele für das jeweilige Objekt als Instandhaltungsziel zu definieren. Auf der Ebene der Flächeninhalte sind diese als Gestaltungs- und Funktionsprofile festzulegen und im GRIS zu dokumentieren.

Zielgerichtete Instandhaltung

Die Gestaltungs- und Funktionsprofile der jeweiligen Flächeninhalte beschreiben künftig den funktionsgerechten Zustand des einzelnen Objektes. Zusammengefasst werden diese im Instandhaltungsziel, das wiederum in die gesamtheitlich formulierte Instandhaltungsstrategie als Vorgabe aus den Eigentümer- beziehungsweise Betreiberzielen eingebunden sein muss.

Die Instandhaltungsstrategie beinhaltet die Ziele und Regeln zur Durchführung der Instandhaltungsmaßnahmen und kann in die beiden Grundformen der korrektiven und präventiven Instandhaltungsstrategie gliedert werden. Dabei wird im ersten Fall die Zielsetzung verfolgt, Instandhaltungsmaßnahmen zur Beseitigung von Ausfällen nach der Fehlererkennung durchzuführen. Die präventive Strategie verfolgt das Ziel der Vermeidung beziehungsweise Minimierung von Ausfällen, insbesondere durch vorbeugende Instandhaltungsmaßnahmen.

Für das jeweilige Objekt wird diese strategische Vorgabe ins Instandhaltungsziel übernommen. Dies erfolgt, indem dort die Intensität und Häufigkeit der erforderlichen Maßnahmen formuliert und somit gleichzeitig der Qualitätsstandard definiert wird. Zielführend ist hierfür, auf die Definition der Service-Level (1, 2 und 3) der FLL-Richtlinie Freiflächenmanagement zurückzugreifen.

Das festgelegte Instandhaltungsziel ist nur zu erreichen, wenn entsprechende Leistungen der Instandhaltung für die jeweiligen Flächeninhalte beschrieben und umgesetzt werden. Hier liegen selbstverständlich bei den vor Ort Verantwortlichen umfangreiche Erfahrungen vor. Allerdings ist es wichtig, nicht nur auf die bestehenden Erfahrungen zurückzugreifen, sondern sich am Stand der Technik zu orientieren, der in DIN-Normen und Regelwerken sowie Empfehlungen der FLL beschrieben wird. Diese Orientierung sorgt für Objektivität und führt somit zu transparenten und nachvollziehbaren Ergebnissen. Die für Freianlagen erforderlichen Einzelmaßnahmen sind im Objektartenkatalog Freianlagen (OK Frei) der FLL beschrieben und stellen eine wesentliche Basis für die Anpassung an die örtlichen Verhältnisse dar.

Lebenszyklus und Lebenszykluskostenrechnung

Ein vollständiges Bild als Entscheidungsgrundlage kann auf der Aufwandsseite nur entstehen, wenn alle notwendigen Maßnahmen über den gesamten Lebenszyklus einer Freianlage betrachtet werden. Mit der Lebenszykluskostenrechnung als Kostenmanagement-Methode bietet sich auf der Basis der Ermittlung der Auszahlungen über die Phasen des Lebenszyklus hinweg ein neues Instrument an. Mit Hilfe der Lebenszykluskostenrechnung können unter Berücksichtigung der jeweiligen Zielsetzung die vorteilhaftesten Handlungsmöglichkeiten bestimmt werden.

Für die jeweiligen Freianlagen können die Lebenszykluskosten hergeleitet werden, indem sämtliche Leistungen und die damit verbundenen Aufwendungen ermittelt werden. Dies geschieht über alle Phasen des Lebenszyklus, ermöglicht es aber auch, nur einzelne Abschnitte oder Lebenszyklusphasen zu betrachten. Die Anwendungsbereiche der Lebenszykluskostenrechnung umfassen beispielsweise die Optimierung von Investitionen sowie bestehenden Planungen, oder sie dienen der Budgetplanung für die Bewirtschaftung der Freianlagen.

Die Herleitung der Lebenszykluskosten

Ob die Betrachtungen auf den gesamten Lebenszyklus abgestellt oder auf einzelne Phasen beschränkt werden, ist von der zu bearbeitenden Fragestellung abhängig. Zu Beginn des Lebenszyklus werden Alternativen der Investitionen betrachtet oder durch Varianten- und Materialvergleiche vorliegende Planungen optimiert und hierfür in der Regel die Phasen im Lebenszyklus möglichst vollständig einbezogen. In der Nutzungsphase steht die Planung von Instandhaltungsbudgets für vorgegebene Zeiträume oder die Beurteilung von Art und Umfang der Instandsetzungs- und Verbesserungsmaßnahmen im Vordergrund. Die sich aus den Fragestellungen ergebenden Untersuchungsziele beeinflussen dabei die Vorgehensweise und die Modellierung der Lebenszykluskostenrechnung maßgeblich.

Für die Nachvollziehbarkeit der Lebenszykluskostenrechnung und als Voraussetzung für vergleichende oder bewertende Betrachtungen ist es notwendig, deren Modellierung möglichst transparent anhand einheitlicher Parameter zu beschreiben:

Maßstabsebene

Mit Hilfe der Lebenszykluskostenrechnung können Entscheidungsgrundlagen für die Beurteilung eines gesamten Bestands an Freianlagen, einzelner Freianlagen, technischer Anlagen, Flächeninhalte, Einbauten oder Ausstattungselemente aufgearbeitet werden. In Abhängigkeit von der Maßstabsebene unterscheidet sich die Modellierung der Berechnung beispielsweise in der Einbeziehung von Lebenszyklusphasen, der Detaillierung oder Differenzierung der Kosten und dem Detaillierungsgrad von Variantenvergleichen. Allerdings soll sichergestellt werden, dass die Methodik zur Modellierung der Lebenszykluskostenrechnung unabhängig von der Maßstabsebene den gleichen Prinzipien folgt.

Detaillierungsgrad

Die Detaillierung bildet die Prognosegenauigkeit ab und ist insbesondere davon abhängig, zu welchem Zeitpunkt, also welcher Phase, die Lebenszykluskostenrechnung durchgeführt wird. Der Umfang und die Genauigkeit der vorliegenden Informationen nimmt im Laufe des Lebenszyklus zu und so steigt auch damit die Genauigkeit der ermittelten Lebenszykluskosten.

Einflussfaktoren

Die Einflussfaktoren auf Freianlagen sind vielfältig und können insbesondere aufgrund der vielfältigen Einwirkungen des Standortes, insbesondere durch abiotische sowie biotische Faktoren auf die Vegetationsbestände nicht exakt und vollständig beschrieben werden. Die Darstellung, welche Einflussfaktoren in welcher Intensität und welchem Umfang einbezogen werden, ist daher von besonderer Bedeutung. Nur so kann Dritten eine Einordnung und Bewertung der Berechnung ermöglicht und eine fachlich fundierte Diskussion der Ergebnisse sichergestellt werden. Hierzu wird vorgeschlagen, die drei Hauptgruppen, allgemeine, standortbedingte und nutzungsbedingte Einflussfaktoren zu unterscheiden.

Die allgemeinen Einflussfaktoren können in der Lebenszykluskostenrechnung für Freianlagen gegliedert werden:

  • eingesetzte Materialien und technische Ausstattungen
  • Instandhaltungsstrategien und Instandhaltungsintervalle
  • Stundensatz für zu kalkulierende Arbeits- und Maschinenleistungen
  • Größe des Objekts und dessen Teilflächen

Standortbedingte Einflussfaktoren sind für Freianlagen von besonderer Bedeutung, da diese wesentlich vom Standort und den dort herrschenden Umwelteinflüssen bestimmt werden. Folgende Faktoren haben wesentlichen Einfluss:

  • Abiotische Standortfaktoren Boden, Wasser, Licht und Temperatur sowie der biotischen Faktoren auf die Vegetation
  • Topographie, Zugänglichkeit und Hindernisse als Voraussetzungen zur Mechanisierung
  • Eintrag organischer Materialien, zum Beispiel Laub- und Fruchtfall
  • Besondere Schutzbedürftigkeit angrenzender Flächen, wie zum Beispiel Biotope, Gebäude, Anlagen oder Geh-, Straßen-, Schienen- und Wasserwege

Die jeweilige Nutzung und deren Intensität beeinflusst die Lebenszykluskosten wesentlich und kann in die nachstehenden, nutzungsbedingten Einflussfaktoren zusammengefasst werden:

  • Festlegung funktions- und nutzungsabgestimmter Instandhaltungsziele geben Instandhaltungsmaßnahmen und -intervalle einschließlich Reinigungsintensität vor
  • Nutzungsintensität oder Nutzungsdruck
  • Besondere Nutzungsanforderungen durch Unterstützungsleistungen verursachen gesonderte Aufwendungen, zum Beispiel Sicherheitsanforderungen, Zugangskontrollen oder Bewachung

Modellierung der Herleitung der Lebenszykluskosten

Die Lebenszykluskostenrechnung ist universell anwendbar und deren Modellierung hat das Ziel, einen Rahmen für die Vorgehensweise zu beschreiben. Diese Herleitung ist nicht auf bestimmte Anwendungen oder Programme beschränkt und ist sowohl auf Neubauten als auch auf Bestandsanlagen anwendbar. Im Ergebnis bilden die Lebenszykluskosten für Freianlagen die Summe aller anfallenden Aufwendungen im gesamten Lebenszyklus oder für einen festgelegten Zeitraum ab. Die Modellierung der Lebenszykluskostenrechnung bildet die Grundlage für ein strukturiertes und dokumentiertes Vorgehen. Alle Entscheidungen über das Einbeziehen oder Ausschließen von Betrachtungen, Vorgaben bzw. Rahmenbedingungen müssen bei der Modellierung getroffen und dokumentiert werden. Diese Systematisierung dient einer strukturierten sowie möglichst eindeutigen Vorgehensweise. In Zukunft wird sie darüber hinaus vor allem auch die Prozessabläufe im Freiflächenmanagement strukturieren und so zu dessen Weiterentwicklung und Digitalisierung beitragen.

Im Freiflächenmanagement wird unter dem Lebenszyklus die Abfolge der Phasen verstanden, die eine Freianlage von ihrer Initiierung bis zum Rückbau durchläuft. Der Lebenszyklus von Freianlagen kann dabei in eindeutig abgrenzbare Prozess-abschnitte, so genannte Lebenszyklus-phasen gegliedert werden.

Literatur

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.) 2012: Nachhaltig geplante Außenanlagen auf Bundesliegenschaften. Broschüre, Berlin.

DIN Deutsches Institut für Normung (2012): DIN 31051 Grundlagen der Instandhaltung, Beuth Verlag, Berlin.

FLL (2009): Empfehlungen für die Planung, Vergabe und Durchführung von Leistungen für das Management von Freianlagen, Bonn.

GEFMA Deutscher Verband für Facility Management (2010): Lebenszyklusermittlung im FM - Grundlagen und Einführung, Bonn.

Niesel, Alfred (Hrsg.) 2011: Grünflächen-Pflegemanagement - Dynamische Pflege von Grün, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

Dipl.-Ing. Rüdiger Dittmar
Autor

Leiter Amt für Stadtgrün und Gewässer, Leipzig und Vizepräsident der GALK

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