Der Kommentar

Amtsstube oder Chefsessel

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Der "Generation Y", oder jetzt schon "Generation Z", wird häufig mangelnde Kritikbereitschaft und eine gewisse Zukunftsangst nachgesagt. Kritik an der Elterngeneration ist schwer, wenn sich die Eltern ständig an die Jugend anpassen. Die Zukunftsangst wird durch Studien belegt, aus denen hervorgeht, dass junge, gut ausgebildete Menschen sich nichts sehnlicher wünschen als eine Stelle im öffentlichen Dienst. Statt 10.000 Euro Einstiegsgehalt für die 60-Stunden-Woche bei McKinsey, lieber 39 Stunden bei mäßigem Gehalt und - das scheint wohl auch ein Grund zu sein - eine sicherere Anstellung auf Lebenszeit. Lieber Amtsstube als Chefsessel. In mancher Redewendung steckt viel Wahrheit: Selbstständig steht dafür, dass man selbst und ständig arbeiten muss. Unternehmer müssen etwas unternehmen, von alleine kommt das Geld nicht ins Haus. Wenn nun aber eine Generation folgt, die nicht bereit ist Risiken einzugehen, könnte es für die Nachfolgesuche im Mittelstand und so auch im Landschaftsbau eng werden.

Da drängt sich die Frage auf, warum ist das so? Der Jugend wird ja immer ein Gegenpol zur Elterngeneration nachgesagt. Ist es nun so, dass die Eltern vielleicht zu viel riskiert haben, um Karriere zu machen? Auch zum Unternehmen gehört es, Risiken zu tragen und Risiken bewusst einzugehen. Im Landschaftsbau ist jeder Auftrag ein Risiko. Ist das Risiko an einem Auftrag größer als das Eigenkapital des Unternehmens, kann ein einziger Auftrag die Firma in die Überschuldung treiben.

Es gibt viele Unternehmen, die noch Jahre an den Folgen eines einzelnen Auftrages leiden. Ein Kunde geht in die Insolvenz und zahlt die Rechnungen nicht. Der Kunststoffrasen hatte einen Fehler in der chemischen Zusammensetzung des Gummigranulats. Der Hersteller hat sich aber aus dem deutschen Markt zurückgezogen. In dem Oberboden von der betriebseigenen Sammelstelle ist ein bestimmter Grenzwert überschritten. Von welcher Baustelle der "verseuchte Boden" stammt, ist aber nicht mehr nachvollziehbar und auf einmal werden aus 18 Euro liefern und einbauen für den Kubikmeter, 181 Euro Entsorgung für die Tonne. Wer Fußballplätze bauen will und wer mit dem Oberboden von den Baustellen der Kunden ein Geschäft machen will, muss diese Risiken eingehen oder sich aus dem Geschäft verabschieden.

Die Eltern haben keine Wahl: Sie müssen sich anpassen. Und anpassen heißt, Unternehmer sein, aber eben nur jene Risiken übernehmen, die das Unternehmen tragen kann. Denn Banken fordern auch von kleineren Unternehmen immer häufiger ein Risikomanagement. Natürlich steht der Bau als Risikobranche dabei besonders im Fokus. Wenn Sie also noch nicht wissen, was die Risiken in Ihrem Unternehmen sind, wird es Zeit, sich darüber Gedanken zu machen - nicht nur für die Kinder.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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