Zunehmende Verbreitung von Arbeitszeitkonten

Anzahl der Überstunden in den letzten 20 Jahren deutlich gesunken

Ausbildung und Beruf
Die Anzahl der bezahlten Überstunden ist zwischen 1990 und 2013 um 18,3 Stunden pro Arbeitnehmer und Jahr gesunken. Grafik: (c) 2014, IW Medien, iwd 26

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland knapp 1,4 Milliarden Überstunden geleistet. Das klingt nach viel, ist aber wenig. Denn die Überstunden machen nur 2,8 Prozent der gesamten Arbeitszeit aus. Vor zwei Jahrzehnten waren es deutlich mehr.

Nur 2,8 Prozent der gesamten Arbeitszeit

Überstunden sind für die meisten Arbeitnehmer ein bekanntes Phänomen. Eine Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels mit Daten für 2011 zeigt: Fast 80 Prozent der Vollzeitbeschäftigten und immerhin noch 65 Prozent der Teilzeitbeschäftigten leisten Überstunden - der eine mehr, der andere weniger:

Wirtschaftszweige. Mehrarbeit fällt zwar in allen Branchen an, allerdings häuft sie sich dort, wo der Arbeitskräftebedarf jahreszeitlich bedingt stark schwankt - wie in der Land- und Bauwirtschaft, wo mehr als 80 Prozent der Beschäftigten Überstunden machen. Am seltensten wird die Regelarbeitszeit im Einzelhandel überschritten. Dort machen annähernd 30 Prozent der Arbeitnehmer nie Überstunden.

Je qualifizierter, desto mehr Überstunden

Qualifikation. Je anspruchsvoller der Job, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Feierabend öfter mal verschoben werden muss. So leisten nur 60 Prozent der Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung Überstunden, aber mehr als 80 Prozent der Akademiker. Hochqualifizierte können eben nicht so leicht ersetzt werden, wenn Not am Mann ist. Bei Unqualifizierten, die meist nicht eingearbeitet werden müssen, ist das einfacher.

Wie aber werden Überstunden abgegolten? Nahezu die Hälfte der Arbeitnehmer sammelt in der Regel die Überstunden auf Arbeitszeitkonten und bummelt sie in arbeitsschwachen Zeiten ab. Ein weiteres Fünftel bekommt teils Freizeitausgleich teils Geld. Für 17 Prozent der Arbeitnehmer gibt es keinerlei Kompensation - zum Beispiel, weil im Arbeitsvertrag bestimmt ist, dass sämtliche Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind. Solche Klauseln betreffen vor allem Hochqualifizierte:

Die Hälfte der Arbeitnehmer, die keine Kompensation für Überstunden erhalten, sind Akademiker; es handelt sich häufig um die Berufsgruppen der Fachkräfte, Führungskräfte und Wissenschaftler.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Projektleitung Freiraum-/Grünplanung (m/w/d), München  ansehen
Leiter*in der Abteilung Planung und Neubau sowie..., Giessen  ansehen
Bachelor Fachrichtung Landschaftsarchitektur /..., München  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Ausbildung und Beruf
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland knapp 1,4 Milliarden Überstunden geleistet. Foto: Moritz Lösch, Neue Landschaft

Arbeitszeitflexibilisierung immer beliebter

Gesamtwirtschaftlich addierte sich das bezahlte, zusätzlich geleistete Mehrarbeitsvolumen 2013 auf 1,4 Milliarden Stunden. Je Arbeitnehmer entspricht das 37 Stunden im Jahr (Grafik). Im Krisenjahr 2009 brach die Zahl der geleisteten Überstunden ein - statt Arbeitnehmer zu entlassen, wurden einfach weniger Überstunden angesetzt. Insgesamt wurden 2009 rund 300 Millionen Überstunden weniger gefahren als üblich. Damit war der Entlastungseffekt fast genauso groß wie bei der Kurzarbeit (390 Millionen Stunden).

Langfristig ist die Zahl der bezahlten Überstunden deutlich zurückgegangen. In den 1990er Jahren arbeitete jeder Arbeitnehmer pro Jahr 50 zusätzliche Stunden. In den 1970er Jahren fielen in Westdeutschland sogar mehr als 170 Überstunden je Arbeitnehmer und Jahr an. Der Rückgang liegt im Wesentlichen an der zunehmenden Verbreitung von Arbeitszeitkonten und anderen Instrumenten der Arbeitszeitflexibilisierung. Da für Überstunden in vielen Tarifverträgen teure Zuschläge fällig werden, greifen Arbeitgeber gern auf Alternativen zurück.

iwd

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen