Der Kommentar

Aus der neuen Welt

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Diese Sinfonie von Antonín Dvorák, die um 1900 in den USA entstanden ist, assoziiert eher das Schöne der zum Teil überwältigenden Landschaft und die indianische Kultur, was später den Heimatfilmen des Landes (auch Western genannt) zum Thema gemacht wurde. Aber auch heute bietet dieses Land dem Besucher aus "Good Old Germany" immer noch eine neue, spannende Welt.

Klar ist, "die USA" gibt es nicht. Während sich in New York City, wie wohl im überwiegenden Teil des Landes, mittags Schlangen vor dem "Whole Foods Market" - eine Art Bioland-Supermarkt mit Mittagstisch - bilden, findet man bei McDonald's kaum noch Gäste. Wenn überhaupt, eher solche, die das freie Wi-Fi nutzen. In Georgia und Alabama ein komplett anderes Bild. Wie sagte mein Gastgeber: "Alabama, a hot spot of fat people".

Aber so einfach nach Nord- und Südstaaten zu unterscheiden, geht eben auch nicht. Auf einer Tagung am Farmingdale College, New York, wurde ausgiebig über nachhaltige Schnittblumen-Produktion diskutiert. Long Island war lange Zeit so etwas wie die Region Niederrhein für den Produktionsgartenbau. Heute ist Long Island im Grunde vollständig bebaut. Wenn auch nicht mein Thema, eine gute Tagung. Zum Teil gute Ansätze, zum Teil mit gleicher ideologischer Überinterpretation wie bei uns. Was dann überrascht ist, dass es zum Mittagessen zwar organic food (Bio) gibt, aber auf Einweggeschirr. Während man sich in Deutschland erst Mitte der 1980er Jahre dazu entschließen konnte, das einzigartige Wattenmeer als Nationalpark auszuweisen, gibt es solche Schutzgebiete in den USA schon über 100 Jahre länger. Heute mit zum Teil restriktiverem Schutz, als wir es im Wattenmeer geschafft haben. Und hier ist der gefürchtete mittlere Westen viel weiter als die Neu-England Staaten.

Für den Landschaftsbau zeichnet sich ein ähnliches, aus unserer Sicht widersprüchliches Bild ab. Auf der einen Seite gibt es unser Fachgebiet sehr gut vertreten an einer der Elite Universitäten, der Cornell University in Ithaca, New York. Hier wird landschaftsbauliche Forschung auf höchsten Niveau betrieben. Danach suchen wir in Deutschland sicher vergeblich. Auf der anderen Seite ist die Bauqualität auf den Baustellen wegen der fehlenden Berufsausbildung, sagen wir, "ausbaufähig". Landschaftsarchitekten aus den USA genießen international hohes Ansehen für ihre Entwürfe. Die Genehmigungs- und Ausführungsplanungen lassen die Büros auch schon mal in den Planungsabteilungen der Landschaftsbauunternehmen erarbeiten. Den Auftrag dafür erteilt der Bauherr und bezahlt die Leistungen genauso, wie er es beim Landschaftsarchitekten gemacht hätte. Ähnliche kuriose Beispiele aus der Bautechnik sind endlos.

Dies war nun mein vierter Aufenthalt in diesem Land und mein Interesse, mehr zu erfahren, wächst mit jeder Reise. Der Austausch zwischen England und USA ist schon wegen der Sprache sehr viel weiter als bei uns. Was wir brauchen, ist ein Austausch von akademischen und praktischem Wissen und Erfahrung in beide Richtungen. Ob Sie es glauben oder nicht, die Amerikaner sind bereit dazu. Sind wir es auch?

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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