Junge Landschaft

Aus einem Land vor unserer Zeit - Farne

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118. FOLGE

Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Farne.

Als sie vor mehr als 350 Millionen Jahren im Karbon begannen die Erde zu besiedeln, ahnte noch niemand das ihre Existenz eine Erfolgsgeschichte werden sollte. Logisch - war ja auch keiner da zum Ahnen! In unserer heutigen Zeit, der Zeit des hochentwickelten Landschaftsgärtners, besiedeln ca. 10.000(!) Farnarten die Erde auf allen Kontinenten. Dreiviertel von ihnen mögen es eher tropisch, deshalb werden wir sie auch dort überwiegend in den äquatorialen Nebelwäldern antreffen.

Ihre Formenvielfalt und ihre Anpassung an Lebensräume ist sehr vielfältig. Die Größten unter ihnen, die Baumfarne, werden bis zu 15 m hoch und sind die letzten Relikte aus der Zeit des Karbons. Ihre Wedel erreichen oft eine Länge von über 5 m. Es gibt Farne, welche klettern können, solche die die Wüste erobert haben, Farne die unter Wasser leben und einige Exemplare schrecken auch die sehr "schattigen" Gebiete der Arktis nicht, um sich auszubreiten. Was macht Farne so interessant für uns? Das klären wir jetzt!

Grafik: Uwe Bienert
Grafik: Uwe Bienert
Grafik: Uwe Bienert
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Farne Pflanzkonzepte
Grafik: Uwe Bienert
Farne Pflanzkonzepte
Grafik: Uwe Bienert
Farne Pflanzkonzepte
Grafik: Uwe Bienert

Ein Urzeitwesen für den Garten

Von den vielen Farnarten haben sich natürlich auch einige für unsere Klimazone favorisiert. Doch auch diese Exemplare benötigen den richtigen "Farnstandort". Farne bevorzugen den feuchten Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit. Dabei mögen sie keine starke Sonneneinstrahlung, keinen Wind oder Zugluft. Sie benötigen feuchten, humusreichen Boden und kühle und gleichzeitig teilweise beschattete Standorte. Diese Standortansprüche sind für uns als Landschaftsgärtner sehr interessant, da gerade der Schattenbereich mit seiner Bepflanzung im ein wenig Sorgenfalten in das Gärtnergesicht projiziert. Da fehlen doch immer die Ideen. Farne eignen sich sowohl für den strengen formalen Garten, als auch für einen naturnahen Garten. Einige Arten sind gegen Wurzeldruck unempfindlich und lassen sich damit problemlos unter Bäume und Sträucher pflanzen. Spezialisten unter ihnen sind ausgezeichnete Bodendecker und wieder andere sind in der Lage als Mauerbegrünung zu fungieren. Selbst absolute Extremstandorte, wie Steingärten, können mit Farnen besiedelt werden. Selbst an Uferbereichen findet man einige Populationen, ganz zu schweigen von ihrer Wirkung als Solitär.

Der Boden für eine Farnpflanzung sollte, wie oben schon erwähnt, humusreich sein. Dazu bietet es sich an bei der Pflanzung Laubkompost mit einem Torfanteil unterzumischen. Der Laubkompost bildet später den Humus, der Torf bindet das Wasser und beide zusammen sorgen für einen luftigen und lockeren Boden. Die Mulchung mit dem anfallenden Laub sorgt ebenfalls für humosen Boden und verhindert den zu starken Auftritt der unliebsamen Fraktion der "Wildkräuter" (umgangssprachlich als "Unkraut" bezeichnet). Farne benötigen in der Regel keine Düngergabe. Bei sehr nährstoffarmen Boden kann man auf einen Langzeitdünger in Form von Knochenmehl, als Kalkzugabe, zurückgreifen. In der heißen Jahreszeit sollte eine regelmäßige Wasserzufuhr erfolgen - wir erinnern uns: Karbon = heiß und feucht!

In der Art der Pflanzung unterscheiden sich Farne nicht von anderen Pflanzen. In der Mehrzahl der Fälle wird der Farn sicher im Handel bestellt und erreicht die Baustelle im Topf, größere Exemplare auch mal im Container. Also wird die Farnpflanze genauso tief in den Boden gesetzt, wie sie vorher im Topf/Container gestanden hat. Eine Ausnahme bilden die mit einem kriechenden Rhizom ausgestatteten Farne. Diese werden nur flach eingesetzt, fast oberflächennah, wie wir es etwa schon von der Iris kennen.

Farne allein sind öde, also suchen sich pfiffige Gärtner für den Farngarten zweckmäßige Pflanzenpartner. Bei den Bäumen und Sträuchern, die für diese Schattenbereiche existenziell wichtig sind, sollte man auf Tiefwurzler zurückgreifen.

Eine gute Wahl stellen auch Rhododendren dar - viel Schatten, luftige Krone! Bei den Stauden bieten sich die mit einem Speicherorgan im Wurzelbereich an - dabei denke ich vor allem an Buschwindröschen (Anemone nemerosa), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und Lilien (Lilium). Eine besonders gelungene Kombination ist der Farn und die Hosta-Arten. Zwei Blattpflanzen, die hervorragend zueinander passen und durch die schöne leuchtende Blüte und die Farbigkeit der Hostablätter in ihrem Gestaltungswert noch unterstrichen werden.

Aber auch Veilchen (Viola), Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Akelei (Aquilegia), Fingerhut (Digitalis purpurea) und Christrose (Helleborus niger) lassen sich mit Farnen kombinieren. Die Abdeckung des Bodens können Pflanzen übernehmen, die geradezu die Klassiker des Bodendeckerbereiches für den Schatten sind: Kleines Immergrün (Vinca minor), Großes Immergrün (Vinca major) und Efeu (Hedera helix).

Farne Pflanzkonzepte
Grafik: Uwe Bienert

Ein "Dino" kommt auf die Welt

Farne haben keine Blüten und keine Samen. Im Karbon war die Strategie der Bestäubung noch in den Kinderschuhen und die Kollegen Bienen noch auf dem Reißbrett von Mutter Natur. Auch der Gärtner zum Teilen der Pflanze war noch "in Ausbildung". Also musste sich die Pflanze eine andere Form der Vermehrung einfallen lassen und wie das in der Natur so ist…- da gibt es doch eine Möglichkeit.

Farne pflanzen sich in der Natur durch Sporen fort. Diese bilden sich an speziell für die Vermehrung zur Verfügung stehenden sogenannten fertilen Wedeln aus. Diese Wedel haben im Regelfall auch ein anderes Aussehen als die übrigen "sterilen" Wedel. An der Unterseite der fertilen Wedel bilden sich, oft zu kleinen Häufchen zusammengefasst, in winzigen Kammern (Sporangien) gelagerte Sporen. Am Höhepunkt der Reife platzen diese Sporangien auf und lassen Millionen von Sporen auf die Umwelt los.

Gelangt nun eine dieser Sporen auf einen geeigneten Standort - wie wir schon wissen, muss der hell und feucht sein - bildet sich ein ca. 5 bis 6 mm großes Prothallium. Auf diesem Prothallium bilden sich erst jetzt die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane aus. Dieses Prothallium besitzt eine recht feuchte Oberfläche. Auf dieser Oberfläche schwimmen die freigelassenen Spermatozoiden vom männlichen Geschlechtsorgan zu den Eizellen im weiblichen Geschlechtsorgan. Es erfolgt die Befruchtung!

Nach dieser Zeremonie entsteht auf dem Prothallium eine neue, bewurzelte Farnpflanze. Herzlichen Glückwunsch!

Übersicht ist die halbe Miete

Um eine gewisse Übersicht zu den Farnen zu erlangen habe ich mir diese tabellarischen Übersichten überlegt. Die erste Tabelle (S. 55) unterscheidet die Farne nach ihren zwei Hauptstandorten und nach drei wichtigen Infos für die gärtnerische Arbeit mit ihnen. Die zweite Tabelle (unten) zeigt die einzelnen Verwendungsgebiete der Farne, wobei auch hier die Grenzen fließend sind.

Farn ist nicht gleich Farn

Eine kleine Systematik ist an dieser Stelle jetzt angebracht. Unter den Farnen gibt es natürlich auch unterschiedliche Gattungen und Arten. Die wichtigsten, auch in unseren Breiten im Garten wachsenden Gattungen habe ich in nebenstehender Tabelle benannt. Über die genauen Standortbedingungen und die genaue Beschreibung der vielen unterschiedlichen Arten sollte man sich in der entsprechenden Fachliteratur oder bei speziellen Farnspezialisten beraten lassen. Die wenigen Arten, welche (lt. AuGaLa-Pflanzenbuch) bekannt sein müssen, sind in der Tabelle "Azubi-Farne" auf Seite 54 kurz vorgestellt. Uwe Bienert

Grafik: Uwe Bienert
Grafik: Uwe Bienert
Grafik: Uwe Bienert

Literatur

Quellen: Farne für Haus und Garten (Moewing-Verlag), Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag), AuGaLa-Pflanzenbücher 1+2, Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt / Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA's European Plant Names Working Group), Wikipedia, www.hortipedium.de

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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