Der Wettbewerb um die Azubis nimmt zu

Ausbildungsunternehmen verstärken Rekrutierungsstrategien

Demografie und mangelnde Ausbildungsreife verlangen den Unternehmen, die Lehrstellen besetzen möchten, immer mehr Engagement und Kreativität ab. Die Anzahl der Schulabgänger lag in diesem Jahr um 53000 unter dem Vorjahresstand. Der Wettbewerb um Azubis nimmt zu. Das zeigt die aktuelle Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), aus der wir folgende Auszüge dokumentieren.

Mehr Praktikumsplätze im Angebot

2014 sieht mehr als jeder zweite Betrieb Handlungsbedarf bei der Gewinnung von Fachkräften aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen. Im Osten liegt der Wert mit 67 Prozent deutlich höher; im Westen finden die Betriebe aufgrund der starken Schülerjahrgänge noch etwas besser Bewerber. Trotzdem sehen auch hier 44 Prozent der Unternehmen Handlungsbedarf.

2014 hat vor allem die Bereitschaft, Praktika anzubieten, deutlich zugenommen. Beinahe zwei Drittel aller Betriebe, die rückläufige Bewerberzahlen feststellen, wollen Jugendlichen Berufsorientierung durch Schülerpraktika bieten. Bereits 2013 war der Anstieg beim Angebot von Praktikumsplätzen auffällig. Unternehmen und Schüler profitieren beidseitig von diesem Angebot: Unternehmen lernen die potenziellen Azubis kennen. Die Schüler gewinnen wichtige Einblicke in den Ausbildungsberuf und in den Betrieb. Denn zugleich steigt erneut der Anteil der Betriebe, der mangelnde Berufsorientierung der Schulabgänger als Ausbildungshemmnis wahrnimmt. Als möglichen eigenen Beitrag zur Verbesserung der Berufsorientierung sehen die Betriebe in dieser Situation die Bereitstellung von Praktikumsplätzen.

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Ausbildungsmarketing nimmt zu

Für diejenigen Betriebe, die rückläufige Bewerberzahlen bemerken, ist Ausbildungsmarketing mit 51 Prozent ein wichtiges Instrument gegen den Bewerberrückgang. In den vergangenen Jahren ist Ausbildungsmarketing insgesamt immer wichtiger für Betriebe geworden, wobei Ausbildungsmarketing groß angelegte Werbekampagnen sein können, genau wie zum Beispiel die professionelle Gestaltung einer Anzeige. Bereits heute nutzen viele Betriebe ihre eigenen Vertriebswege für ihr Ausbildungsmarketing und schöpfen ihre Potenziale so immer besser aus. Gezielte Marketingaktivitäten werden in den kommenden Jahren noch wichtiger für die Fachkräftegewinnung.

33 Prozent der Betriebe setzt bereits auf die Erschließung neuer Bewerbergruppen, um die rückläufigen Bewerberzahlen auszugleichen. Dies ist ein deutlicher Anstieg um 19 Prozentpunkte. Neue Bewerbergruppen können dabei sehr vielfältig sein. Teilweise spezialisieren sich Betriebe dann auf eine Gruppe, um dieser Gruppe passgenaue und attraktive Angebote zu machen. Andererseits erschließt alleine die Offenheit für neue Bewerber vielen Unternehmen gute Chancen, neue Fachkräfte zu gewinnen.

Studienabbrecher ins Visier genommen

Vom Umfang her ist die Gruppe der Studienabbrecher eine der größten neuen Zielgruppen für die duale Ausbildung. Da es immer mehr junge Leute an die Hochschulen zieht, sind die Abbrecherzahlen seit Jahren sehr hoch. Daher ist es für Betriebe wie für Jugendliche wichtig, sie für die duale Ausbildung zu begeistern. Die Betriebe finden motivierte und leistungsstarke Bewerber mit Studienberechtigung und für die Studienabbrecher ist es nach dem Ausstieg aus dem Studium wichtig, einen Berufsabschluss zu erwerben.

Die Teilzeitberufsausbildung ist eine weitere Möglichkeit, eine neue Personengruppe für die duale Ausbildung zu gewinnen. Sie wird zurzeit von rund fünf Prozent der befragten Unternehmen angeboten. Als Hauptzielgruppe gelten insbesondere junge Eltern oder Personen, die einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen. Laut Berufsbildungsgesetz können Auszubildende bei berechtigtem Interesse die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit im Betrieb reduzieren. Der Schulbesuch erfolgt in Vollzeit. Durch die zeitliche Reduktion der Arbeitszeit entsteht für viele junge Menschen die Chance auf Ausbildung.

Auslandsaufenthalte als Anreiz

Die Möglichkeiten, interessierte und fähige junge Leute für die eigene Ausbildung zu gewinnen, sind noch deutlich vielfältiger. Ein probates Mittel ist es beispielsweise, Ausbildungsinhalte über die Ausbildungsordnung hinaus anzureichern und so den Jugendlichen spannende Zusatzoptionen oder Zusatzqualifikationen anzubieten. Zu "inhaltlichen Zusatzangeboten" zählen auch Zusatzqualifikationen, die in der Ausbildung erworben werden können.

Mittlerweile bieten rund zwölf Prozent (2013: 5 %) der Betriebe diese attraktiven Ergänzungen zur Ausbildung. Zusatzqualifikationen können zum Beispiel Fremdsprachen- oder Computerkurse sein, vertiefende Ausbildungsinhalte oder Social Skills-Kurse. Zusatzqualifikationen werden häufig durch eine Prüfung von der Industrie- und Handelskammer bescheinigt und dienen so als weitere Fertigkeit für das zukünftige Berufsleben.

Fit für das Berufsleben in einer internationalen Welt werden Auszubildende, wenn sie einen Teil ihrer Ausbildungszeit im Ausland verbringen. Sieben Prozent der Betriebe bieten die Chance, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und neue Arbeitsweisen zu erlernen. Auslandsaufenthalte werden von vielen Jugendlichen als positive Zusatzoption angesehen.

Kooperationen mit Hochschulen

19 Prozent der Betriebe gehen Kooperationen mit Hochschulen ein. Die zunehmende Attraktivität der Kooperation mit Hochschulen wird durch die steigende Anzahl von dual Studierenden deutlich. Betriebe haben für ihre leistungsstarken Auszubildenden ein Studienmodell mit der Hochschule verabredet, um zusätzlich zur Ausbildung einen Hochschulabschluss zu ermöglichen. Die Verbindung aus Studium und Ausbildung ist gerade für leistungsstarke Jugendliche eine attraktive Alternative zu einem herkömmlichen Hochschulstudium. Ein anderes inhaltliches Plus für all diejenigen Auszubildenden, die schnell vorankommen wollen, bieten kombinierte Modelle von Aus- und Weiterbildung. Beinahe jeder zehnte Betrieb wirbt bereits durch solche Angebote um Nachwuchs. Durch Kombimodelle bieten Betriebe leistungsstarken Auszubildenden eine attraktive Alternative zum Studium. In einer verkürzten Zeit werden Berufs- und Weiterbildungsabschluss, zum Beispiel Fachwirt oder Meister, parallel erworben.

In vielen Betrieben kann in dieser Zeit sogar noch der Ausbilderschein (AEVO) erworben werden. Die Auszubildenden und Absolventen können damit zügig neben den praktischen Fertigkeiten der Berufsausbildung auch die Vorbereitung auf weiterführende Aufgaben wie Planungs-, Steuerungs- und Führungsaufgaben im Unternehmen vorweisen.

Zuschüsse zu Führerschein und ÖPNV

Neben einer Vielzahl inhaltlicher Zusatzangebote zur Ausbildung setzt knapp jeder zehnte Betrieb auf materielle oder finanzielle Anreize, um Azubis für sich zu gewinnen. Jeder zweite dieser Betriebe unterstützt dabei die Mobilität seiner Auszubildenden, zum Beispiel durch Zuschüsse zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder zum Führerschein. "Goodies für Azubis" können darüber hinaus außerdem Prämienzahlungen, Wohnungszuschüsse, Büchergeld, Fitness-Studio-Mitgliedschaften oder Smartphones sein.

Theoretisch vergehen zwischen zwei steuerlichen Betriebsprüfungen 42 Jahre. Denn: In einem Jahr werden Außenprüfungen nur in 2,4 Prozent (2013) aller Betriebe durchgeführt. Die Prüfungsintensität ist aber sehr unterschiedlich. Großbetriebe kommen rechnerisch alle 4,7 Jahre dran, mittlere Betriebe alle 15,4 Jahre, Kleinbetriebe alle 31,3 und Kleinstbetriebe alle 90,9 Jahre. Allerdings werden die Betriebe nicht schematisch ausgewählt, sondern nach Risikogesichtspunkten.

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