Bad Iburg: Kurpark der Zukunft

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Der Kneipp-Kurort Bad Iburg setzt eine neue Vision für den Kurpark um. Mit der Verbindung historischer und öffentlicher Orte, der städtebaulichen Einbindung der Kurklinik, der barrierefreien Gestaltung und der Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten wird der Kurpark in der Stadt stärker integriert und für ein breiteres Publikum attraktiv gemacht.

Der Kurpark Bad Iburg erfindet die Kurpark-Typologie neu: Durch die städtebauliche Einbindung des Parks, zielgruppengerechte Infrastruktur und Zulassung unterschiedlicher Bewegungsfähigkeiten können Patienten entspannt den Park nutzen und einfacher in die Stadt kommen. Gleichzeitig entstehen mit der Aufwertung und Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten neue Destinationen für die Stadtbevölkerung und Besucher unterschiedlicher Generationen. So wird der Kurpark im öffentlichen Leben Bad Iburgs integriert und für alle zugänglicher gemacht.

Die neue Landschaftsarchitektur inszeniert die einzigartigen Sichtbeziehungen zum erhaben liegenden Schloss Iburg. Neue Elemente, wie die Kneippgärten mit der Kneippliege am See wurden als Themengärten einbezogen. Bei der Gestaltung der Wege, eines Aussichtsbalkons mit Schlossblick und einer Kneippliege mit Kneippgärten wurden bestehende Strukturen und Nutzungen aufgegriffen, verdichtet und ergänzt. So erstreckt sich heute als städtebauliche Geste eine Wegachse von der Kurklinik, durch den Kurpark bis zum Aussichtsbalkon und der Kneippliege, die sich als Sichtachse bis zum Schloss fortsetzt. Insgesamt wurde dadurch die Einzigartigkeit des Ortes geschärft, der Park in neuen Wert gesetzt und die Erlebbarkeit der räumlichen Qualitäten gesteigert.

Landesgartenschau

Bad Iburg liegt im Südwesten des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen, grenzt im Norden an den Teutoburger Wald und im Süden an das Münsterland. Durch mehrere Berge ist das Stadtgebiet von einer starken Modellierung geprägt. Als zertifizierter Kneipp-Kurort und touristisches Zentrum kommt Bad Iburg eine besondere Bedeutung zu. Neben der Sicherung eines attraktiven Wohnumfeldes für die Bevölkerung spielt insbesondere die zukunftsfähige Ausgestaltung der touristischen Anziehungspunkte und zielgruppengerechten Infrastruktur eine zentrale Rolle. Die besonderen Qualitäten der Stadt sind unter anderem das Schloss mit dem Schlossberg, Altstadt, Kneipp-Erlebnispark, Charlottensee und der Waldkurpark mit der Seenkette. Das Schloss im Zentrum Bad Iburgs bildet den visuellen Bezugspunkt, der von überall sichtbar ist.

Die Stadt hat 2010 den "Masterplan Schlossumfeld Bad Iburg" entwickelt, in dem verschiedene Schwerpunktebereiche für die touristische Entwicklung definiert sind. Seit 2011 werden auf dieser Grundlage schrittweise Projekte realisiert, wie beispielsweise der Kneipp-Erlebnispark und der Knotengarten. Als Höhepunkt der nachhaltigen Stadtentwicklung präsentierte sich Bad Iburg 2018 im Rahmen der 6. Landesgartenschau in Niedersachsen. In diesem Zuge gestaltete und realisierte A24 Landschaft die Schlüsselelemente Charlottenseepark, den Übergang in den naturtouristisch geprägten Waldkurpark sowie die Anbindung des Gesundheitszentrums und der Kliniken. Die Planung konzentriert vorhandene Potentiale, die wie Puzzleteile miteinander verknüpft und ergänzt wurden. Im Vordergrund stand dabei die Verbindung zwischen dem Kurzentrum und der Dörenbergklinik sowie dem Stadtzentrum und dem Schlossberg.

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Aussichtsbalkon

Herzstück des Entwurfs und neuer Anzugspunkt ist der im Westen des Charlottenseeparks gelegene Aussichtsbalkon "Schlossblick". Er fügt sich am Ende einer Bestandsbrücke an. Der Balkon ist als skulpturales Betonelement mit Sichtbetonoberfläche ausgeführt. Der bestehenden Topographie folgend, wurde das Gelände zum Charlottensee und dem Schloss durch den auskragenden Balkon neu erlebbar gemacht. Das Geländer ist aus lackiertem Flachstab mit einer Füllung aus Edelstahlnetz. Zur Steigerung der Nutzung und zum bequemen Aufstützen erhielte das Geländer einen breiten Holzhandlauf. Der Balkon fügt sich in die Geländeentwicklung mit den beidseitigen Rampen ein und bietet einen neuen Aufenthaltsbereich mit Blick über den See auf das Schlosspanorama. In der Böschung liegen Sitzmauern aus Betonfertigteilen, die zusätzlich die Böschung gliedern und zum Verweilen als kleines Forum einladen. Einige der geraden Betonteile erhielten eine Sitzfläche aus Hartholzbohlen zur Verbesserung des Sitzkomforts.

Der zentrale Wiesenbereich wird offen gehalten und durch barrierefreie Wege erlebbar gemacht. Sitzgelegenheiten aus bequemen Bänken laden zum Verweilen und Beobachten des See- und Parkerlebnisraums ein. Das Wegenetz wurde durch einen durchgängigen gebundenen Asphaltbelag mit Natursteinbeschichtung neu und barrierefrei ausgebaut. Die Wege erhalten damit die elegante Anmutung einer wassergebundenen Wegedecke, sind aber strapazierfähiger und pflegearm. Andere Wege wurden analog zum Bestand neu erstellt zur Stärkung der visuellen Einbindung.

Kneippgarten

Der Kneippgarten, mit von Frühling bis Herbst blühenden und aromatisch duftenden Stauden und Kräutern, säumt einen Abschnitt des Charlottensees und greift das Thema der Kneipp-Stadt auf. Man kann im Garten auf der Kneippliege sitzen oder liegen, die Szenerie am See genießen und sich dabei vom beruhigenden Blütenduft berauschen lassen. In den Gartenbeeten an der Kneippinsel bereichern essbare Blüten oder Blätter der Stauden den Aufenthalt und bilden einen weiteren Schwerpunkt. Die Beete liegen entlang des Weges und erlauben so eine leicht zugängliche Verkostung und Betrachtung. Die einzelnen Pflanzen weben durch Mischung einen vielschichtigen Pflanzenteppich an beliebigen Punkten kann eine Vielzahl von Heilkräutern erlebt werden. Gärtnerische Herausforderung für die trockenheitsliebenden Heilkräuter ist die feuchte Ufernähe. Das Substrat muss entsprechend drainfähig sein, um überschüssiges Wasser schnell in den See abzugeben. Zur Gewährleistung des einfachen Unterhaltes erhielten die Pflanzflächen eine Stahlband-Einfassung.

Die Seeböschung zum Ufer integriert den wertvollen Baumbestand und fügt sich in den natürlichen Uferbereich ein. Um die Erlebbarkeit des Sees hervorzuheben wurde die ehemals dichte Bepflanzung gelichtet und nur einige Bestandsgehölze gezielt erhalten. Die idyllische Kneippinsel wird sanft durch eine wassergebundene Wegedecke und neue Bänke aufgewertet.

Eine dem Charlottenseepark entsprechende dauerhafte Möblierung mit unterschiedlichen Sitzobjekten aus bequemen Parkbänken, Sitzpodest und Sitzmauern, Papierkörben sowie Fahrradbügeln wertet die Aufenthaltsqualität nachhaltig auf. Die leicht schräg stehenden Fahrradanlehnstelen dienen über ihren Zweck hinaus als Spielobjekt und ästhetische Skulptur. Die Fahrrad- und Bankplätze erhielten eine Befestigung aus Schotterrasen. So sind sie ansprechend begrünt, durch ihre geringe Wüchsigkeit dennoch pflegeleicht und robust.

Kneippliege

Ein wesentliches Element der öffentlichen Anlage ist neben dem Aussichtsbalkon die Kneippliege, ein Holzdeck am Charlottensee. Unmittelbar am Wasser entsteht mit der Liege ein attraktiver Aufenthaltsbereich mit hoher atmosphärischer Dichte. Aus dem Holzdeck entwickeln sich Liege- und Sitzelemente, die zum Aufenthalt einladen. Sie sind so konstruiert, dass sie bequemes Liegen und Sitzen mit Blick auf den See und das Schloss ermöglichen. Ein Großteil des Decks ist barrierefrei und erlaubt die Nutzung für alle.

Parkachse

Der umgestaltete grüne Parkplatz stellt den Auftakt zum Waldkurpark dar. Die Platzfläche öffnet sich zum See, welcher sich durch eine Aufweitung und einen angelagerten Holzsteg zur Stadt öffnet und die Besucher des Waldkurparks empfängt. In Richtung Gesundheitszentrum und Kliniken führt die neue Parkachse mit Blütenterrassen und Rasenpolygonen. Die Parkachse knüpft im Norden an die bestehenden Rasenflächen und die anschließenden, mit Hecken eingefassten Gärten des historischen Jagdschlosses Freudenthal an. Die neue Achse schafft eine freiraumgestalterische Anbindung zwischen Gesundheitszentrum und Charlottenseepark bis in die Innenstadt. Ca. 50 m breit, ersetzt die Achse den bisherigen Parkplatz und schafft neue attraktive Aufenthaltsbereiche durch Platzaufweitungen und großzügige Rasenflächen und Pflanzbeeten. Motorikelemente und Mehrgenerationen-Spielgeräte erweitern das Freiraumangebot. Durch die Verbesserung und Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten wird die Attraktivität für alle Generationen deutlich gesteigert.

Von der Brücke aus Richtung Charlottenseepark führt der neue 3 m breite Weg in wassergebundener Decke barrierefrei über die Philipp-Sigismund-Allee hinüber zu den Blütenterrassen. Der Weg greift dabei die Achse zum Schloss auf und transportiert die Hauptblickbeziehung, zu dem Wahrzeichen der Stadt bis hin zum Waldkurpark. Die Wegeverbindungen leiten den Besucher weiter nach Westen in den Waldkurpark, nach Norden zum Jagdschloss und nach Süden zum See und dem Steg "Waldpanorama".

Blütenterrassen

Die Blütenterrassen werden durch großzügige Rasenflächen und -böschungen mit wegbegleitenden Staudenbändern gebildet, welche die Terrassierung des nach Norden ansteigenden Geländes aufgreifen und strukturieren. Zwischen den Mauern sind Betonblöcke mit Holzbohlen als Sitzbänke in eingefügt. Die Querwege sind zum See ausgerichtet und weiten sich nach Süden auf. Bei Steigungen der Wege von mehr als 6 Prozent wurden Treppen und Schleppstufen zur Reduzierung des Gefälles eingefügt. Die Schleppstufen und Treppenstufen bestehen aus Betonblockstufen in unterschiedlichen Längen. Eine stufenlose Wegeanbindung ist grundsätzlich gewährleistet.

Richtung Süden wurde das Gelände zum See geöffnet und der Blick durch die Rodung der Gehölze freigestellt. Blickbeziehungen zum Wasser und zum angrenzenden Wald sowie Pflanzflächen mit blühenden und duftenden Stauden regen die Sinne an.

Das von der neuen Philipp-Sigismund-Allee zum See abfallende Gelände wird durch eine Böschung mit Blütenrasen aufgefangen. An den Stirnseiten der Böschung sind Treppenanlagen aus Betonblockstufen angeordnet. Eine Wegeverbindung als leichte Rampe ermöglicht den barrierefreien Übergang. Die Böschung gliedert die Blütenterrassen in den oberen, terrassierten Bereich und den unteren Promenadenbereich am See. Pflanzbeete an denen Holz-/Picknickpodeste anschließen laden in der Promenade, neben bequemen Bänken, zum Liegen, Picknicken und vielem mehr ein. Die drei Holzpodeste bestehen aus einer Stahlunterkonstruktion und Hartholzlattung. Das Oberflächenwasser wird über die Vegetationsflächen aufgefangen, zusätzlich sind in den wassergebundenen Wegedecken Hofabläufe und Entwässerungsrinnen oberhalb der Treppenanlagen eingebaut. Die Entwässerungseinrichtungen wurden an drei Stellen an den Regenwasserkanal der Philipp-Sigismund-Allee angeschlossen.

Holzsteg Waldpanorama

Durch die Aufweitung des Teiches und die Anlage des ca. 84 m² großen Holzsteges, wird ein weiterer attraktiver Zugang und Aufenthaltsort am Wasser geschaffen. Der Holzsteg ist aus einer Konstruktion aus Hartholzbohlen und Stahlträgern auf flachgegründeten Streifenfundamenten in Ortbeton gebaut. Ein Weg mit zwei Stufenpaketen aus Betonblockstufen führt von der höher liegenden Promenade am Parkplatz hinunter zum Holzdeck. Ein geschwungener Weg in wassergebundener Decke mit maximal 6 Prozent Steigung von der West Ecke der Promenade an den Blütenterrassen ermöglicht den barrierefreien Zugang zum Holzsteg. Im gesamten Bereich bieten unterschiedliche Sitzmöbel Erholungs- und Aufenthaltsräume für verschiedene Nutzergruppen und Ansprüche. Die Überplanung der Parkplatzfläche als neuer Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität in zeitgemäßer Gestaltung trägt damit in hohem Maße zur nachhaltigen Stadtentwicklung bei.

Spielplatz

Zwischen den Teichen in einer Lichtung an der Holperdorper Straße ist eine neue Spiellandschaft mit dem Thema "Natur und Spiel" für Kinder jeden Alters entstanden. Ein 3 m hohes Kletterobjekt mit einer reusenartigen Netzstruktur und Rutsche steht als Solitär im Zentrum der Sandspielfläche, umringt von einer Hängematte und Hüpfkreisen, alles in organischen tropfinspirierten Formen. Die Nutzung ist für unterschiedliche Altersgruppen attraktiv. Während Kleinkinder sich im Sand tummeln oder rutschen wird mit zunehmendem Alter und Fähigkeiten geklettert und balanciert. Aufgrund der Höhe von bis zu 3 m werden auch ältere Kinder gefordert und angesprochen. Hier können motorischen Fähigkeiten, Geschicklichkeit und Gleichgewicht trainiert werden. Das Spielobjekt regt durch seine organische Form die Fantasie an und es können individuelle Spielformen ausgelebt werden.

Die Spielplatzfläche wurde von dem Weg in Ortbeton eingefasst und mit Fahrradanlehnbügeln, Bänken und einem Papierkorb ausgestattet. Durch die helle, farbige Gestaltung setzt sich die Seilnetzskulptur von der Waldumgebung ab und wirkt als Eyecatcher und Anziehungspunkt.

Waldkurpark

Bestimmend für den Waldkurpark war, dessen zauberhafte und einzigartige Atmosphäre zu schärfen. Hier brauchte es nur wenige Klärungen und Ergänzungen. Im Zuge der Neugestaltung wurden die Teiche entschlammt, die Uferkante gesichert und die Nahbereiche ausgelichtet um den Parkcharakter wieder zu stärken. Eine für den Park angemessene und dauerhafte Möblierung mit unterschiedlichen Sitzobjekten, Papierkörben und Fahrradbügeln wertet die Aufenthaltsqualität nachhaltig auf.

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