Klartext

Bäume – Lehren aus der diesjährigen Trockenheit

von:
Gehölzverwendung Baumpflanzung

Alle reden vom Klimawandel und der aktuelle Sommer macht es uns gerade deutlich vor. Welche Schlüsse ziehen wir aber daraus für die künftige Gehölzverwendung? Paradigmenwechsel wie für die Landwirtschaft politisch gefordert? Weit gefehlt, die aktuelle urbane Stress-Situation zeigt ja genau an, was funktioniert und wo die Schwachstellen sind. Natürlich benötigen wir angepasste Baumsortimente, die in der trockenen, aufgeheizten und verdichteten Stadt gedeihen - wie schon seit langer Zeit in der Stadtbegrünung thematisiert! Aber dies muss doch ergänzt werden um weitere Maßnahmen, die auf eine sichere Wasserversorgung der Investitionen in Stadtbäume abzielen.

So müssen doch der durchwurzelbare Raum, die Baumgröße in der Endform, die Pflanzdichte und der Wasserbedarf aufeinander abgestimmt werden, damit nicht mit den Standjahren der Wasserhaushalt nur mit kostenintensiven Gießaktionen stabilisiert werden kann. In der Praxis wird meist auch zu spät und wenig bedarfsgerecht gewässert. Das Gleiche gilt doch erst recht für die Vegetationstechnik, diese muss doch mit allen Möglichkeiten die Wurzelentwicklung fördern und diese in die Tiefe lenken - die Chance des GaLaBaus im Wettbewerb! Deswegen ist es unverständlich, dass nach wie vor Bäume zu häufig irgendwie eingekauft und irgendwie in den Boden gesetzt werden, anstatt sie funktional zu pflanzen!

An der Tagesordnung sind leider Körnungsbruch, mangelnde Pflanzenqualitäten, wasserabweisende Substrate, Tiefpflanzungen und Pflegefehler mit der Folge einer sensiblen Wasserversorgung. Wo ist das output-orientierte Handeln mit Zertifizierung? Wo das gewünschte und sanktionsfähige Controlling? Das Weißbuch "Stadtgrün" fordert eben genau dieses ein. Nur der Ruf nach mehr finanzieller Förderung - wie aktuell von den grünen Verbänden zu hören - bringt die Sache nicht wirklich voran!

Auch muss gesehen werden, dass viele Altbaumstandorte durch den Wassersog der Bäume und die zunehmende Bodenversiegelung und -verdichtung nach Trockenphasen wie aktuell nur langsam wieder zu vernässen sind. Da hilft nur zur Baumrettung die ungeliebte Kroneneinkürzung und das Ausdünnen der Bestände, um den Wasserbedarf zu reduzieren und die Bäume zu stabilisieren. Durchaus eine ungeliebte Baumpflegeaktion, aber nötiger denn je, um Baumverluste zu vermeiden und gewachsene Stadtbilder zu erhalten!

Von daher ist es schon sinnvoll, neue Begrünungskonzepte zu erproben und marktfähig zu machen. Diese kann technische Bewässerungssysteme beinhalten, aber auch die Regenwasserbewirtschaftung muss vermehrt integriert werden, um das essentielle Wasser in erforderlicher und verträglicher Menge an die Bäume zu bringen. Übrigens - im 18. Jahrhundert "Unter den Linden" in Berlin eine Standardmethode. Haben wir alles vergessen? Oder benötigen wir verstärkt "urbane Phytotechnologien" im Ingenieursmaßstab? Ich finde die Zeit ist reif dafür!

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

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