Mannheimer Studie zum Nutzen von Grün

Bäume und Parks schützen Psyche der Stadtbewohner

Grünflächen in Städten haben direkte Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Einwohner im Alltag. Zu diesem Ergebnis kommt ein interdisziplinäres Forscherteam unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg und Prof. Dr. Dr. Heike Tost von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim.

Die Wissenschaftler konnten belegen, dass Stadtgrün wie Bäume, Rasenflächen, Blumenbeete oder Parks, ein für die Psyche wichtiger, schützender Faktor ist. Die Forschungsergebnisse wurden im Juli in der Zeitschrift "Nature Neuroscience" veröffentlicht.

Junge Probanden bewerten ihre Stimmung

"Wir konnten die positive Wirkung von Grünflächen in Städten auf das Wohlbefinden erstmals direkt im städtischen Alltag bestätigen und auf die Gehirnfunktion beziehen", sagte Tost. Von diesem Effekt profitierten erstaunlicherweise besonders solche Menschen, die die meiste Zeit in Stadtvierteln mit wenigen Grünanlagen verbringen und eine verminderte Gehirnkapazität aufweisen, negative Emotionen zu regulieren.

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Für die Studie wurden zunächst 33 gesunde Stadtbewohner im Alter von 18 bis 28 Jahren gebeten, mit Hilfe speziell ausgestatteter Smartphones binnen einer Woche rund neun Mal täglich ihre Stimmung zu bewerten. Die Teilnehmer gingen in dieser Zeit wie gewohnt ihrem Alltag nach. Sogenannte GPS-triggered Electronic Diaries registrierten die von den Probanden zurückgelegten Wege und die Merkmale der Wegstrecken, vor allem einsehbare Grünflächen. Diese Informationen wurden mit der aufgezeichneten Stimmungssituation verknüpft. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer in Situationen, in denen sie von einem höheren Anteil an Grünflächen in der Stadt umgeben waren, ein höheres Wohlbefinden anzeigten. Die Daten der Wissenschaftler belegen, dass ein positiver Effekt bereits beim Sehen einer Grünfläche eintritt, bereits aus rund 100 m Entfernung.

Verminderte Aktivität im präfrontalen Cortex

In einem zweiten Schritt wurden 52 weitere junge Erwachsene gebeten, auf dieselbe Weise ihre Stimmung im Alltag zu bewerten. Außerdem wurden die Teilnehmer nach der siebentägigen Bewertungsphase einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) unterzogen. Die Methode erlaubt es, bestimmte Hirnfunktionen darzustellen.

Die Ergebnisse des ersten Durchgangs wurden von der zweiten Gruppe bestätigt. Im fMRT beobachteten die Forscher bei Menschen, die in ihrem Alltag besonders positiv auf Grünflächen reagierten, eine verminderte Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex. Diese Hirnregion übt eine zentrale Kontrollfunktion bei der Verarbeitung negativer Emotionen und stressiger Umwelterfahrungen aus. "Diese Ergebnisse legen nahe, dass Grünflächen besonders für solche Menschen wichtig sind, deren Kapazität vermindert ist, negative Emotionen selbst zu regulieren", erläuterte Meyer-Lindenberg, Vorstandsvorsitzender des ZI und Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die Ergebnisse der Studie sind nach Auffassung der Wissenschaftler für eine gesundheitsfördernde Stadtplanung äußerst interessant. Die Mannheimer Forscher um Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg sitzen deshalb bereits an einer neuen Studie. Sie untersucht den Effekt von Stadtgrün mit Mitteln der virtuellen Realität. Schon bei der Ansicht virtuellen Grüns konnte bei Versuchspersonen eine positive Wirkung festgestellt werden. Dazu maßen die Wissenschaftler den Stress an der Leitfähigkeit der Haut und am Herzschlag. Mit diesen Informationen könne man künftig städtebaulich reagieren, indem man gezielt Bäume pflanze oder Grünflächen anlege, wo sie gebraucht werden, sagte Meyer-Lindenberg. Besonders unter die Lupe nimmt das ZI nun auch Hochhäuser, der Fassaden bereits begrünt wurden. "Wir untersuchen, wie sich begrünte Häuser auf die Psyche der Menschen auswirken.

Gemeinsam mit dem Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT) unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Zipf hat das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit inzwischen einen neuartigen Routingdienst entwickelt. Das Smartphone-Programm führt den Nutzer zu einem gewünschten Ziel und berücksichtigt dabei Grünflächen. Einbezogen werden unter anderem Fernerkundungsdaten und Baumkataster. cm/ZI/KIT

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