Klartext

Bäume und Stürme

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Nun haben wieder zwei Stürme ihre zerstörende Kraft für Baumstandorte gezeigt. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt, Äste an- und abgerissen und große Personen- sowie Sachschäden verursacht. Viele über lange Zeit gewachsene Baumbilder sind unwiederbringlich verloren. Betroffen von diesem Ereignis ist auch die moderne Technik auf breiter Front (u. a. die Bahn oder Straßenmeistereien), die es trotz aller Errungenschaften noch immer nicht schaffen, derartige Vorfälle vorherzusagen und durch geeignete Maßnahmen zu mildern. Das Unverständnis der Menschen ist groß. Aber wie sind darauf die Antworten?

Techniker, Baumpfleger und Baumkontrolleure haben mit der Aufarbeitung der Schäden viel zu tun, der Leistungs- und Erwartungsdruck der Betroffenen ist groß. Gleichzeitig sagen die Versicherungsgesellschaften mit dem Klimawandel künftig noch größere Schäden voraus, so dass erste Anpassungen eingefordert werden. All dieses wird auf Tagungen und Seminaren praxisnah diskutiert, zum Beispiel auf den Verkehrssicherheitstagen der FLL. Doch muss nicht mehr passieren? Warum werden die Sturmschäden nicht konsequent ausgewertet, um die vielfältigen Hintergründe für die erlittenen Schäden zu verstehen und daraus Schutzmaßnahmen zum nachhaltigen Erhalt der Bäume für die Zukunft abzuleiten? Müssen nicht Systeme analog zur Hochwasser- oder Erdbebenvorsorge entwickelt und eingeführt werden, die Gefährdungspotentiale von urbanen Baumstandorten im Wandel der Zeit erkennen lassen? Der Klimawandel muss für vieles herhalten, aber es muss doch auch gesehen werden, dass unzureichende Baumstandorte, Veränderungen in der Stadtarchitektur und mangelnde Baumpflege Sturmschäden regelrecht provozieren. Das Weißbuch "Stadtgrün" fordert ja auch deswegen ein integriertes Denken und Handeln in Planung und Unterhaltung ein, um konsequent die grüne Infrastruktur in ihrer Konstitution weiter zu entwickeln.

In Berlin findet diese Forschung an der Beuth Hochschule für Technik vor dem Hintergrund mehrerer Sturmereignisse der letzten 15 Jahre statt. Auch der aktuelle Sturm hat wieder bestätigt, dass Bäume vorrangig dort geworfen wurden, wo die Wurzelsysteme sich nur flachgründig entwickeln konnten oder durch Eingriffe Wurzelschäden direkt ausgelöst wurden. Astbruch entstand insbesondere dort, wo unter anderem Kronenfehlentwicklungen wie Zwiesel, überlange Reiterationstriebe oder eingewachsene Rinde und auch Stammfäulen die Bruchsicherheit reduzierten. Wurde die Windanströmstärke durch Veränderungen der Gebäudearchitektur erhöht, ist dieser Zusammenhang zwischen "grau" und "grün" unmittelbar zu erkennen. Eine gewisse Fahrlässigkeit in der Stadtplanung, der Betreuung und Unterhaltung von Baumbeständen kann durchaus unterstellt werden. Was müssen die Ereignisse also die Akteure lehren? Es darf im Stadtgrün nicht nur um Masse gehen, sondern vielmehr um die qualitativ hochwertige Gestaltung und Unterhaltung der Stadt auch unter Belastungsaspekten. Das Managen von Bäumen im Sinne eines Lebenszyklus muss vielerorts noch konsequent eingeführt werden, um mit der Alterung der Baumbestände nicht noch mehr Schäden in der nächsten Generation auszulösen! Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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