Gutachten für einen in Europa einzigartigen Baum

BAHÖ bewahrt fast tausendjährige Grabeiche vor der Fällung

Im letzten Jahr hat sich für den Bundesverband Arboristik, Höhenarbeiten und Ökologie (BAHÖ) eine außerordentliche Gelegenheit ergeben: Es galt, einen im Guinnessbuch der Rekorde aufgeführten Baumveteranen vor der Fällsäge zu bewahren.

Die 30-Prozent-Regel wurde fast zum Todesurteil

Wer durch drei teilen kann, wird Baumsachverständiger? So wurde die 30-Prozent-Regel beinahe zum Todesurteil der ältesten und einzigen Grabeiche Europas im thüringischen Nöbdenitz. Der Minister Freiherr Hans von Thümmel (1744-1824) hat sich seinerzeit den Platz für seine Gruft im zentralen Wurzelstock der Eiche ausgesucht. Daher ist der altehrwürdige Baum unter den Begriffen "Grabeiche" oder "Thümmeleiche" auf Wikipedia zu finden. Im Guinnessbuch der Rekorde wird die Eiche mit 2000 Jahren Alter beschrieben, Experten schätzen sie auf 700 bis 800 Jahre, der Volksmund nennt sie die "tausendjährige Eiche". Das Dorf Nöbdenitz ist stolz auf seinen Baum, ist er doch ab der vorbeilaufenden Autobahn A4 sogar als Tourismus-Ziel beschildert.

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Eisenringe und Stützen haben die Nöbdenizianer dem Baum bereits spendiert, eine Sammelbüchse am Zaun um den Baum bittet um weitere Spenden. Der BAHÖ hat mit finanziellen Mitteln und Fachlichkeit nachgeholfen. So konnte ein umfangreiches baumstatisches Gutachten erstellt werden. Das Ergebnis: "Altersentsprechend". Die Untersuchungen ergaben, dass der einstige Stamm nur noch einem Stammmantel gleicht. Dieser steht wie eine Glocke am Boden, wodurch die Eiche wohl kaum umfallen kann. Die Versorgung der letzten Krone wird von lediglich noch zwei schlangenähnlichen Wundholzsträngen übernommen. Diese befinden sich zwar aktuell noch im Holz des Stammmantels, aber ohne kambiales Leben wird der Stammmantel zergehen und die Lebensschlangen freigeben. Diese alleine werden die Krone dann nicht mehr halten können - das Ende der Eiche naht.

Abspannmasten zur Stabilisierung

Lange wurde über praktikable Möglichkeiten der Eichenrettung diskutiert. Der einzig fachlich realisierbare Vorschlag des beauftragten Gutachters war, den Baum gleich einer Marionette in einer Hängeseilbrücke aufzuhängen. Dabei stellte sich die Frage: Was ist ein solcher "Guinnessbuchbaum" wert - die älteste Grabeiche Europas? Was würde Baron von Thümmel in seiner Gruft unter der Eiche sagen, wenn man diesen Baum einfach seinem Schicksal überlässt? Die Entscheidung lautete: Der Baum wird erhalten! Nicht zuletzt auch deshalb, weil der BAHÖ einen örtlichen Schlosser für die kostengünstige Herstellung der beiden Abspannmasten gefunden hat. Es werden also zwei Masten aufgestellt und jeder einzelne Ast wird daran abgespannt, wenn nötig teils mehrfach. Schließlich hängt später einmal die lebensspendende "Schlange", von oben

Trotz allem, ein wenig muss noch um das Fortbestehen der Eiche gerungen werden. Der "Aktionsplan Dorferneuerung" will eine Ausschreibung, was unter dem Aspekt der Einmaligkeit und vielem anderem Speziellem recht schwer fallen dürfte. Alleine der Abspannwinkel der 60 Abspanndrahtseile bedürfte langer LV-Texte. Der BAHÖ ist aber guter Dinge, im Frühjahr 2018 den Auftrag an einen Spezialisten vergeben zu können, damit die Lebensschlange, das Grab von Baron von Thümmel und die Krone noch lange da und besonders grün bleiben! Übrigens: Den Dorfbewohnern fiel auf, dass die "Thümmeleiche" letztes Jahr besonders saftig grün war. Sie freut sich offensichtlich schon auf Ihren Rollator! Bestimmt.

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