Junge Landschaft

Bange machen gilt nicht, Teil 2

von:
Junge Landschaft Ausbildung und Beruf

124 . FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Praktische Prüfung.

Der wohl spannendste Teil der Prüfung, sowohl für den Prüfer als auch für den Prüfling, ist die praktische Prüfung. Dieser Teil bildet den eigentlichen Höhepunkt der Prüfung und auch die einzige Möglichkeit für "Theorieschwache", ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Sicher ist jedem klar, dass das abgeforderte Prüfungsbauwerk nur ein Ausschnitt aus einer Baustelle sein kann. Es ist also nicht zu erwarten, dass der Prüfer Wert auf den korrekten Oberbau eines Weges legt. Diese Aufgabe ist logistisch nicht zu schaffen. Auch wird in der Regel auf den Einsatz von Maschinen verzichtet.

Wo liegen die Schwerpunkte auf die der Prüfer schaut?

Ein guter Prüfer wird darauf achten, wie sich der Prüfling mit der gestellten Aufgabe vertraut macht: Kann er mit dem vorliegenden Plan etwas anfangen? Erkennt er die Schwerpunkte? Hat er eine zweckmäßige Idee für die Vermessung und damit für den Beginn der Arbeiten? Findet der Bau in der richtigen Reihenfolge statt? Wird Wert auf Sauberkeit und Ordnung auf der Baustelle gelegt? Wie ist der Umgang mit Material, Werkzeug und Pflanzen? Wird zu jeder Arbeit auch das richtige Werkzeug genutzt?

Bevor der eigentliche Startschuss fällt werden nochmals die Vollzähligkeit und die Funktionsfähigkeit des Werkzeuges kontrolliert. Der Prüfer stellt die Frage, ob sich jeder geistig und körperlich in der Lage fühlt an der Prüfung teilzunehmen und dann geht es los!

Am Anfang war ein Plan

Für jede praktische Aufgabe existiert ein Bauplan, der zum Teil mit Detailzeichnungen und einem Leistungsverzeichnis ergänzt werden kann. Das wird von Bundesland zu Bundesland anders gehandhabt. Sicher ist: Es gibt einen Plan. Und den sollte man lesen können!

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Grafik: Uwe Bienert

Nach Erhalt des Planes vom Prüfer hat der Prüfling etwas Zeit, ihn genau unter die Lupe zu nehmen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, noch offene Fragen zum Plan zu stellen. Dabei sollte man sich nicht so sehr in die Rolle des Bauausführenden hineinsteigern (es ist also völlig unsinnig, den Prüfer nach einem Lagerplatz für Schüttgüter oder dem Standort der Dixie's zu fragen), hier geht es in der Regel um eventuelle Fragen zu den Einbauhöhen von Materialien, um Fragen zum Pflanzschnitt oder Ähnlichem.

Auf die Plätze, fertig, los!

Die erste Hürde, und für viele Teilnehmer ein Akt der Verzweiflung, ist die Vermessung, also das Einmessen der Baustelle. Vermessen hat immer etwas mit Zweckmäßigkeit und Effektivität zu tun. Man misst seine Baustelle so ein, das man möglichst wenig Schnurnägel einschlagen muss, wenig Schnüre spannen muss und trotzdem möglichst viele Aufgaben erledigen kann.

Völliger Blödsinn ist es, zu Beginn erstmal an jede Ecke der Baustelle einen Schnurnagel einzuschlagen und dann ringsherum eine Schnur zu spannen. Unser Bauwerk ist ein Ausschnitt aus einer Baustelle und kein Goldgräbergrundstück in den Bergen von Alaska.

Am beigefügten Bauplan werde ich einmal versuchen, den Ablauf zu skizieren. Natürlich gibt es viele Varianten, aber ich stelle hier einmal meine Variante vor.

Auf dem Bauplan kann man erkennen, dass folgende Aufgaben zu erfüllen sind:

  • Stellen von zwei Kantensteinen (100x20x6)
  • Legen von vier Betonplatten (40x40x5)
  • Legen einer Rolle aus Rechteckpflastersteinen (20x10x8)
  • Pflastern einer Rinne aus 10er Naturstein
  • Heckenpflanzung
  • Baumpflanzung mit Anbindung
  • Bodendeckerpflanzung
  • Rasenansaat
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Grafik: Uwe Bienert

Wie wird nun angefangen zu bauen?

Natürlich nach der alten Landschaftsgärtnerregel "Vom Harten zum Weichen und vom Großen zum Kleinen". Übersetzt heißt das, erst alle Baumaßnahmen mit Stein, Holz, Metall (vom Harten), dann alle Vegetationsarbeiten (zum Weichen). "Vom Großen zum Kleinen" heißt dabei nichts anderes, als dass man zuerst Teile einbaut, die tief in die Erde hineingehen (Kantensteine, Borde, Fundamente usw.) und dann erst Wege oder beispielsweise Traufen in Angriff nimmt. Übertragen in den Vegetationsbereich heißt das: zuerst den Baum pflanzen, dann die Hecke, dann den Bodendecker und zum Schluss den Rasen aussäen.

Der bautechnische Teil

In unserem Beispiel beginnt man also zuerst einmal die beiden Kantensteine zu stellen. Dazu ist es auf der Ausgangslinie (bei der Prüfung ist das in der Regel ein Weg oder eine vorher festgelegte Linie in Form einer Schnur) erforderlich den Fußpunkt einzumessen und an diesem Punkt eine rechten Winkel zu erstellen. Dabei ist es unzweckmäßig gleich die Schenkellänge von 2 m einzuhalten, sondern man macht den Schenkel des Winkels einfach länger, über 2 m ohne genaues Maß(!!!).

So hat man jetzt auf der Baustelle nur eine Schnur und an dieser werden die beiden Kantensteine lage- und höhengerecht eingebaut. Wer ganz schlau ist, hat bereits aus dem Plan ersehen, dass es zu einer Stufe kommen muss (siehe Schnittdarstellung). Diese Stufe ist 10 cm hoch. Das Maß kann man nicht im Plan ablesen, sondern man muss es sich aus den beiden Höhenzahlen (5,00 - 4,90= 0,10) errechnen. Warum erwähne ich dies hier? Bevor man die beiden Kantensteine einbaut, kann man sich eine durchgehende Linie in 10 cm Abstand von der Oberkante der Steine antragen. Das erspart nach erfolgtem Einbau die Verwendung einer weiteren Schnur.

Stehen die Kantensteine fest im Boden, kann man die Schnur abbauen und benötigt sie erst wieder bei den vegetationstechnischen Arbeiten.

Im nächsten Schritt muss man sich zwischen dem Verlegen der Platten und dem Natursteinpflaster entscheiden. Zweckmäßig ist es zuerst das Natursteinpflaster zu setzten, da durch dessen Einbau die Kantensteine noch einen zusätzlichen Halt bekommen, da sie ja in unserem Fall (hoffentlich) ohne Betonrückenstütze eingebaut wurden. Danach kommen die Platten an die Reihe und zum Schluss das Rechteckpflaster. Bei diesem kann man sich nochmals mit einer Schnur behelfen, was aber umständlich ist (zu hoher Zeitverlust und unnötiger Aufwand). Fachgerechter wäre ein Einbau mit Hilfe der Wasserwaage, da kein Gefälle vorhanden ist.

Bei allen Baumaßnahmen werden die entsprechenden DIN-Normen (wichtig ist in erster Linie die DIN 18318 Verkehrswegebauarbeiten - Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen) für die Maßgenauigkeit als Maßstab herangezogen.

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Grafik: Uwe Bienert

Zur Erinnerung eine kleine Merk-Sammlung:

Das Längs- und Querprofil ist höhengerecht wie im Plan angegeben herzustellen.

Die Abweichungen von der Sollhöhe - Angabe im Plan - dürfen an keiner Stelle mehr als 2 cm betragen. Das gilt für Randeinfassungen, Platten, Pflaster. Die Flucht darf bei Steinen mit ebener Oberfläche an keiner Stelle eine höhere Abweichung als 2mm betragen, bei grobrauer Oberfläche bis 5 mm.

Unebenheiten unter der 4 m Latte gemessen dürfen bei künstlichen Steinen nicht größer als 1 cm und bei Natursteinen 2 cm betragen.

Pflaster- und Plattenbeläge sind an den Fugen höhengleich herzustellen. Bei ebenen Flächen ist die zulässige Abweichung 2 mm und bei grobrauer Oberfläche 5 mm.

An Randeinfassungen und Einbauten müssen die Anschlüsse 3 bis 5mm über deren Oberfläche liegen. Neben Rinnen und Einläufen 3 bis 10 mm über der Rinne. Abweichungen dürfen nicht mehr als 0,4 Prozent betragen. Die Fugenbreiten bei Pflaster und Plattenbelägen sollen 3 bis 5 mm betragen Natursteine: Mosaikpflaster höchstens 6 mm; Kleinpflaster höchstens 10 mm; Großpflaster höchstens 15 mm. Bordsteine sind mit einer 5 mm breiten Stoßfuge zu versetzen.

Das Winkelproblem

Abschließend zum bautechnischen Teil noch ein paar Sätze zum rechten Winkel. Sicher hat jeder in der Ausbildung etwas über die verschiedenen Formen des Erstellens von rechten Winkeln auf Baustellen gehört und vielleicht sogar selbst praktisch schon durchgeführt. Da gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Auf unserer Prüfungsbaustelle gilt es jetzt die effektivste dieser Varianten herauszusuchen. Fangt bitte nicht mit irgendwelchen komplizierten mathematischen Lösungen an! Hier ist der Bauwinkel das richtige Gerät - genau und schnell. Jeder Prüfling soll seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellen und nicht seine Geometrienote verbessern. Was nicht heißen soll, dass der Satz des Pythagoras an Gültigkeit verliert. Ganz im Gegenteil: Wer klug ist und fachlich fit, kann nach dem Spannen der Schnur im rechten Winkel gern eine Kontrolle mit dieser mathematischen Variante durchführen. Ich bin sicher, jeder Prüfer wäre bei dieser Aktion stolz auf solchen Berufsnachwuchs.

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Grafik: Uwe Bienert

Wenn etwas in die Hose geht

Klar kann beim Bauen immer ein Missgeschick passieren, nicht nur dem Prüfling. Wie oft sind mir schon Platten zersprungen, weil sich halt doch im Verlegematerial ein größerer Stein versteckt hatte oder ich durch übermäßiges Schlagen mit dem Simplex-Hammer Betonbruch hergestellt habe. Das ist sicher nicht schön und wird auch in der Bewertung seinen Widerhall finden, führt aber nicht zum "aus".

Deshalb genau arbeiten, sich selbst bei der Arbeit kontrollieren und Kopf benutzen! Hektik ist der größte Feind.

Hat man sich "verbaut" (Gefälle falsch, bei der Höhe verrechnet o. ä.), dann ist Abriss der falsche Weg! Wer schnell ist, schafft vielleicht einen Neuanfang, aber bei der Hektik und Aufregung ist das selten der Fall. Also gelassen zu dem Fehler stehen und das Problem selbstkritisch im Gespräch mit dem Prüfer erwähnen. Die Note wird dabei leiden, ein Bestehen ist allerding immer noch möglich.

Damit ist der Bauteil abgeschlossen und wir können uns dem vegetationstechnischen Teil widmen … im nächsten Heft!

Uwe Bienert

Nächsten Monat lesen Sie:
"Bange machen gilt nicht, Teil 3"

 Uwe Bienert
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Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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