Der Kommentar

Bauen und Werte - unvereinbar?

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Das Bundeskartellamt hat nach Medienberichten ein Rekordbußgeld in Höhe von rund 980 Millionen Euro gegen die deutsche Zementindustrie verhängt: "Beim Bau des Südrings in Chemnitz berechnete Strabag die Entsorgung von 4000 Tonnen Bauschutt, obwohl es nur 100 Tonnen gab." "Bundeskartellamt verhängt weitere Bußgelder gegen Hersteller von Betonpflastersteinen wegen Preisabsprachen." Zumindest bei der letzen Pressemeldung kommen im Landschaftsbau ganz bekannte Namen zu vermeintlichem Ruhm.

Sind es nur Lieferanten und Baufirmen, die hier versuchen durch Preisabsprachen, Korruption und anderen Betrügereien den Kunden über den Tisch zu ziehen? Es gibt sicher auch genügend Auftraggeber, die versuchen sich mit Knebelverträgen einen Vorteil zu verschaffen, sich selber an die eigenen Verträge nicht halten und bei durchaus berechtigten Nachforderungen der Auftragnehmer mit erpresserischen Methoden alles beiseite wischen. Alles nur Einzelfälle, könnte man meinen.

Und sowieso würden Landschaftsgärtner, Landschaftsarchitekten und Gartenämter so etwas ja nie machen. Aufträge bewusst den "Lieblingen" zuschustern, Nachträge in anderen Positionen verrechnen lassen, kleine Gefälligkeiten verrechnen oder bewusst einseitige Verträge machen, die zwar nicht immer durchgesetzt werden, aber zumindest die Machtposition des Auftraggebers deutlichen machen sollen. Die Methoden zur Abwehr von Bauablaufstörungen durch die Auftraggeber, gerade bei den kleineren Baustellen des Landschaftsbaus, zwingen die Auftragnehmer geradewegs zu Gericht. Dies gerne verbunden mit dem Hinweis auf die nächste Beschränkte Ausschreibung, zu der man natürlich nicht mehr aufgefordert wird. Manchmal werden auch einfach Mängel behauptet und nicht gezahlt.

Leistungen abrechnen, die nicht erbracht wurden, Schottertragschichten dünner einbauen als verlangt, großzügiger Umgang mit Stundenlöhnen, zusätzliche Leistungen zu überhöhten Preisen abrechnen und echte Nachtragsreiterei sind die scheinbar üblichen Methoden der anderen Seite.

Zum Teil wird unter völligem Verzicht von Ethik und Anstand gebaut und die Frage, was zuerst da war, Henne oder Ei, lässt sich auch hier nicht beantworten. Der Anfang der Geschichte liegt vermutlich schon beim Bau der Pyramiden. Auch da war Ethik nicht Prämisse. Die Lösung hängt, wie so häufig, von jedem Einzelnen der Beteiligten ab. Arbeitskreise zur Bau-Ethik, Antikorruptionsregeln und Compliance-Seminare helfen vermutlich wenig.

Die Deutsche Bahn bindet die Teilnahme an solchen Compliance-Seminaren in den Bewerbungsprozess ein. Ob eine Teilnahmegebühr von 735 Euro pro Person für das eintägige Seminar angemessen ist, mag sich jeder selber überlegen. Zumal die Deutschen Bahn ja eine ganz eigene Geschichte bei der Einhaltung von Regeln (Compliance) insbesondere gegen die Korruption hat.

Eine Besserung scheint nicht in Sicht zu sein, dabei könnte Bauen doch so etwas Schönes sein.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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