Fünf Millionen Euro Förderung aus Bundesmitteln

Baumuniversität Branitz wird zum Forschungszentrum

Klimabäume
Die Neue Baumuniversität Branitz wird ein Forschungszentrum für die Nach- und Aufzucht für den Klimawandel tauglicher Gehölze. In der Mitte (grauer Mantel): Bundesbauministerin Klara Geywitz. Foto: Danilo Ballhorn

Der Branitzer Park wird zum Forschungszentrum für die Nach- und Aufzucht angepasster Gehölze im Klimawandel. Fünf Millionen Euro stellte der Bundestag zur Verfügung, um dort eine Neue Baumuniversität errichten zu können. Die erste Baumuniversität in Branitz war eine Gründung des Fürsten von Pückler-Muskau (1785-1871), der dort Großbäume für seine Parkanlagen heranzog.

In der Neugründung sollen auf Versuchsflächen und in Laboren Baumarten auf ihre Klimatauglichkeit untersucht werden, um klimageschwächte Bäume in historischen Parkanlagen ersetzen zu können.

Grenzüberschreitende Relevanz der Baumuniversität

"Die Zukunftsforscher der Baumuniversität in Branitz besitzen eine grenzüberschreitende Relevanz", betonte die Bundesbauministerin, Klara Geywitz. Deshalb hätten sich das Bundesparlament dafür entschieden, das Projekt mit 5 Millionen Euro zu fördern. Die Branitzer Baumuniversität stellt für das Sonderprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" des Bundestages eine zentrale Bedeutung dar, um die Städte künftig für das Klima zu wappnen. Die Zukunftsbaumschule sei das größte Modellprojekt zum Erhalt historischer Gärten im Klimawandel. "Das Wissen soll bundesweit exportiert werden, um die Kulturanlagen für den Klimawandel zu rüsten", so Geywitz.

"Im Außenpark wird die Neue Baumuniversität entstehen", erklärte Dr. Stefan Körner, Direktor der Fürst-Pückler-Stiftung. Auf dem Gelände einer früheren Gärtnerei sollen Kulturflächen entstehen, auf denen Gehölze vermehrt und aufgezogen werden. Die alten Gewächshäuser nördlich der Pücklerallee teilweise saniert und als Laborräume und Forschungsflächen eingerichtet werden. Die Infrastruktur wird mit nachhaltigen und schnell nachwachsenden Rohstoffen einer Kurzumtriebsplantage beheizt. Langfristig wolle man eine energieautarke Bewirtschaftung aufbauen.

Aufzucht von Klimabäumen in drei Quartieren

Die Parklandschaft wird auf dem denkmalgeschützten Areal des Außenparks wieder errichtet werden. Hier entstünde ein Klimahain und ein Klimabaum-Aboretum. In der neuen Baumuniversität entstehen drei Quartiere, auf denen Gehölze in unterschiedlichen Qualitäten gezogen werden. Es soll eine Baumuniversität für Großbäume, eine Baumschule für die Aufzucht von Jungbäumen und Sträuchern geben sowie einen Baumkindergarten, wo Sämlinge und junge Veredelungen herangezogen werden. Die drei Quartiere würden dem traditionellen Aufbau der Baumuniversität nach Pückler nachempfunden sein. Die Flächen könnten dem Bedarf angepasst werden, sodass sie flexibel nutzbar wären. Im Norden der Baumuniversität wird zudem eine lebende Gartenbank entstehen, auf deren Fläche historische Sorten gesammelt und gepflegt werden.

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Auf dem Gelände einer früheren Gärtnerei sollen Kulturflächen entstehen, auf denen Gehölze vermehrt und aufgezogen werden. Foto: Danilo Ballhorn

"Wir wollen alle Arten und Sorten nebeneinanderstellen, um sie miteinander zu vergleichen", deutete der stellvertretende Parkleiter des Fürst-Pückler-Parks in Branitz, Christoph Haase, an. Es würden vor allem Zerreichen, Ungarische Eichen und viele Hybriden betrachtet werden, da diese gute Zuwachsraten aufweisen und die Blattform behalten würden.

"Das einzige Problem bei den fremdländischen Eichen ist, dass sie nicht so groß werden wie die einheimische Stieleiche", so Haase weiter. Das Sortiment würde stetig erweitert werden, aber Eichen und Buchen stünden im Fokus der Untersuchungen in der Baumuniversität. Die Edelkastanie Castanea sativa würde sich als Unterpflanzung eignen und wird daher genauer untersucht werden sowie einige alternative Hainbuchenarten. Komplettiert wird der Außenpark von Streuobstwiesen und Heckenstrukturen, die wertvolle ökologische Prozesse in die Parklandschaft einbinden werden.

Effektivere Klimaanpassung durch Ausbau der Versuchsflächen

In der neuen Baumuniversität können erstmals Versuchspflanzungen in Gewächshäusern durchgeführt werden, um mit den Forschungsergebnissen effektiv voranzukommen. Für die Besucher dürfe die Anpassung an den Klimawandel im Park nicht zu spüren sein. Es bräuchte Bäume, die an diesem Standort groß geworden sind, um die Parklandschaft zu schonen. Damit verlagere man den Ansatz der alten Baumuniversität im Branitzer Park in den Außenpark im Norden.

Die Charakterbäume des Parks hätten die Erbinformationen, um klimaresiliente Sämlinge heranzuziehen. Die Versuchsflächen der alten Baumuniversität würden aus allen Nähten platzen, erklärte Haase. Umso größer sei die Freude darüber, den Außenpark mit der Bundesförderung für die Untersuchungen auszubauen. Langfristig ginge es darum, die geschädigten und ausfallenden Altbäume im Park ersetzen zu können. Man sei zuversichtlich, die Gehölze der historischen Anlagen mit Nachpflanzungen an den Klimawandel anzupassen.

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Die alte Baumuniversität des Fürsten von Pückler-Muskau wird saniert und erhält Laborräume und neue Forschungsflächen. Foto: Danilo Ballhorn

"In der Pücklerallee werden wir unterschiedliche Eichenarten, -sorten und -Hybride erproben", verkündete der Direktor der Fürst-Pückler-Stiftung, Dr. Stefan Körner. Dabei würden Untersuchungen durchgeführt werden, wie die verschiedenen Eichen auf das geänderte Klima reagieren. Die heimische Stieleiche würde in Folge des Klimawandels versagen. Um die alten Gartenbilder erhalten zu können, müsse nach Arten und Sorten geschaut werden, die der heimischen Stieleiche so ähnlich wie möglich sehen. Rotbuchen würden im Park durch Orientalische Buchen Fagus orientalis ersetzt werden können, erklärte Körner. Die Pücklerallee bildet das Verbindungsstück vom Branitzer Park und der alten Baumuniversität hin zur neuen Baumuniversität im Außenpark.

Baumuniversität könnte zum internationalen Kompetenzzentrum werden

Zusammen mit dem nationalen Institut für Denkmalpflege in Polen und den deutschen Schlösserverwaltungen wolle man untersuchen, ob Branitz als Kompetenzzentrum und Modellprojekt für den Klimawandel in historischen Gärten werden kann, so der Plan des Projektes. Man würde sich mit der Forschung und der Wissenschaft abstimmen wollen, die Erkenntnisse deutschlandweit anzubieten und den Leitfaden "Das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden" auf andere Anlagen übertragen zu können.

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Statt einer Grundsteinlegung gossen Bundesbauministerin Klara Geywitz (r.) und Brandenburgs Forschungsministerin Manja Schüle (l.) einen Jungbaum an. Foto: Danilo Ballhorn

"In den historischen Gärten ist es Fünf nach Zwölf", appellierte Körner. Denn auch grenzüberschreitend würden die Probleme der Gehölze mit dem Klimawandel auftreten. Es wäre eine Kooperation mit den polnischen Parkverwaltungen geschlossen worden, deren Gartendenkmäler ebenso vom Klimawandel betroffen seien. "Das Know-How des Projektes soll geteilt werden", verkündete Körner. Es würde zu wenig praktische Arbeit in die Zukunft gesteckt werden. Dürre, Hitze, Schädlingsbefall und Starkregenereignisse würden den 25.000 Parkbäumen zu schaffen machen, so Körner. Der Baumbestand des Branitzer Parks solle daher nachhaltig gestärkt und verjüngt werden.

Bäume aus den herkömmlichen Baumschulen Europas könnten Pilze oder andere Schaderreger mit sich bringen, die das ökologische Gleichgewicht der Parklandschaft bedrohen könnten, so Körner. Dafür wurde 2011 die parkeigene Baumschule angelegt, die den Grundstein gelegt hat für die neue Baumuniversität in Außenbereich. Die alte Baumuniversität soll zum Lehr- und Schaugarten umgewandelt werden. Es entstehen Veranstaltungsräume und das Frühbeethof in historischer Pisé-Bauweise nach Pückler wird wieder entstehen.

Danilo Ballhorn

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