Bei Überflutung schnell geschützt
Mobile Hochwasserschutzwände bewähren sich bei Extremtests

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte das Vorhaben mit insgesamt rund 250.000 Euro. Franz Peter Heidenreich, Leiter des DBU-Referats Infrastruktur und Boden erklärt, dass im Vergleich zu klassischen Dammbalkensystemen der mobile Hochwasserschutz weniger Material benötige und deshalb einen geringeren CO2-Ausstoß bei der Herstellung verursache.
Schneller und einfacher Aufbau ohne Transport
Wie die mobilen Hochwasserschutzwände in der Praxis funktionieren, lässt sich im westfälischen Rheine an der Ems nachvollziehen. Dort wurde anlässlich des letzten Hochwassers unterhalb der Emsgalerie an der Straße Hohe Lucht eine Metallschiene in den Boden gelassen. Unter dieser verläuft eine für Passanten unsichtbare Betonrinne, die ein komplettes Hochwasserschutz-System beherbergt. "Ein Transport von eingelagertem Material wie Dammbalken ist nicht nötig", erklärt Hartmut Wibbeler, Inhaber von Aquaburg. "Bei einer Hochwasserwarnung kann der Aufbau vor Ort gleich losgehen – das spart wertvolle Zeit, wenn's darauf ankommt."
Zum Aufbau gehört nicht mehr als eine Spezialstange, mit der der Sicherheitsmechanismus in der Metallschiene gelöst werden kann. Anschließend lassen sich in den Boden eingelassene Metallleisten entnehmen, die als senkrechte Pfosten für die Schutzwand dienen. Zwei Personen genügen, um die Pfosten innerhalb von 10 Minuten aufzustellen und mit Plane und Stahlnetz zu versehen, die ebenfalls in der Rinne eingelassen sind. Die Schutzwand in Rheine besitzt eine Höhe von 1,2 m und eine Länge von 15 m. Testversuche durch die Technische Universität Hamburg-Harburg haben jedoch gezeigt, dass sich die mobile Hochwasserschutzwand im Extremfall auch bei einer Höhe von 1,6 m von nur einer Person aufbauen lässt.
NL-Stellenmarkt


Extremtests zeigen Belastbarkeit der Anlagen
Laut Wibbeler sind Kontrollen und Nachbesserungen an den Bauteilen selbst bei hohem Wasserstand möglich. Wie wichtig das ist, zeigt der Betrieb einer Dauertestanlage auf einem abgesperrten Gelände der Bundeswehr im etwa 45 km entfernten Münster. In einem Betonbassin hält dort eine mehr als 4 m hohe Prototypenwand aus Pfosten, Netz und Plane dem immensen Druck einer rund 3,7 m hohen Wassersäule stand. Unter annähernd realen Einsatzbedingungen erfolgten mit Mitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen sogenannte Druck- und Treibgutanpralltests.
Da sich bisher keine Beschädigungen feststellen lassen, erweist sich das System als robust. "Selbst wenn die Plane leicht einreißt, ist eine Reparatur auf der trockenen Seite möglich", so Josef Winkels, Mitarbeiter bei Aquaburg. Hier ergibt sich ein Vorteil gegenüber Klappsystemen, deren Verschraubungen auf der Wasserseite liegen. Neben der Stadt Eschweiler, wo die Inde bei starken Regenfällen stark ansteigt, hat auch die Barockstadt Passau Interesse an den versenkbaren Wänden gezeigt.
Die Dreiflüssestadt zwischen Inn, Donau und Ilz wird immer häufiger von Hochwasser heimgesucht. Tatsächlich wurde der Hochwasserschutz bereits in einigen Städten in Deutschland, aber auch im Ausland installiert und zudem mit dem Effizienz-Preis NRW ausgezeichnet. Für die Zukunft plant Wibbeler einen Wartungsservice, um die Haltbarkeit der mobilen Anlagen zu verlängern.