Berliner "grüne Leber" entgiftet hochtoxische Gewässer

Filtersysteme Grünforschung
Die "grüne Leber" im Einsatz am Nakdonggang in Südkorea. Das Gebiet um den Fluss wird als Anbaufläche für Nassreis genutzt. Foto: Stephan Pflugmacher Lima

Gifte, Schwermetalle und andere Schadstoffe: Den pflanzlichen Gewässer-Filtersystemen des Berliners Stephan Pflugmacher Lima ist nichts zu schwer. Unter dem Namen "grüne Leber" vermarktet der Professor für Ökologische Wirkungsforschung und Ökotoxologie sie inzwischen weltweit. Sein spektakulärstes Projekt: Den fünfgrößten See in China aus einer hochtoxischen Blaualgenbrühe wieder in ein natürliches Gewässer zu verwandeln.

Zur Filterung verunreinigter Seen, Teiche und Flüsse verwendet der Biologe Pflanzen wie Hornkraut, Tausendblatt und Wasserpest. Sie nehmen aus dem Wasser Substanzen auf, wandeln sie um und verwenden sie zum Wachsen. "Im Prinzip eignet sich zum Entgiften jede Pflanze die in Gewässern leben kann. Aber welche zum Einsatz kommt hängt davon ab, mit welchen Schadstoffen das Gewässer belastet ist", erklärt Pflugmacher Lima.

Hinter dem Wissen stecken 14 Jahre intensiver Grundlagenforschung. "Wir müssen jede Pflanze ,fragen', was sie kann, ihren Stoffwechsel analysieren und verstehen. Das ist enorm aufwendig", sagt der 48-Jährige, der seit 2010 an der Technischen Universität Berlin lehrt und zuvor am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forschte. In seinem Labor am Ernst-Reuter-Platz findet sozusagen die "Rundumbefragung" statt, wird getestet, welche Pflanzen miteinander harmonieren. "Denn wenn das nicht der Fall ist, kann das zu einem 'chemischen Krieg' führen, bei dem sich die Pflanzen gegenseitig am Wachstum hindern", so der Professor. In schlichten Glasaquarien wachsen Hornkraut, Tausendblatt und Wasserpest heran. LED-Lampen simulieren die jeweiligen regionalen Lichtverhältnisse, wie zum Beispiel die im brasilianischen Recife, wo Pflugmacher Lima unter anderem forscht. In der Nacht streuen die Leuchten dann kaltes Mondlicht über die Bassins. In einer anderen Versuchsanordnung wird die terrassenartige Topografie von Reisfeldern simuliert. Mittlerweile wissen die Wissenschaftler um Pflugmacher Lima sehr genau, welche Pflanze am besten Schwermetalle abbauen kann oder geeigneter ist, Blaualgentoxine oder polyaromatische Kohlenwasserstoffe unschädlich zu machen. "Die Pflanzen sind bei der Reinigung der Gewässer unsere Werkzeuge; unser Werkzeugkasten ist gut bestückt", sagt Pflugmacher Lima und fügt an, dass für die jeweiligen Systeme in unterschiedlichen Ländern immer nur dort einheimische Pflanzen eingepflanzt werden. "Wir schleppen keine Fremdlinge ein." Das ist ihm wichtig.

Längst ist die "grüne Leber" so etwas wie ein Exportschlager. Bekannt ist sie vor allem in Südamerika und Asien. In Bolivien, Argentinien und Brasilien werden Seen und Regenwasser entgiftet. In Südkorea koordiniert Pflugmacher Lima ein landesweites Projekt zusammen mit dem Korea Institute of Science and Technology (KIST). "Seit anderthalb Jahren treten in Südkoreas Flüssen massiv Blaualgen auf", erzählt Pflugmacher Lima. Er hofft, die Flüsse mit seinen Pflanzenanlagen in einen solchen Zustand versetzen zu können, sodass sie in ein paar Jahren vielleicht wieder ausgebaut werden können.

cm/TU Berlin

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