Berliner Hinterhöfe

Feyerabend gliedert sein gut verständlich geschriebenes Buch in sieben Kapitel: frühe Hofanlagen der königlich-preußischen Residenzstadt, die Welt der Remisen, auf dem Weg zum Großstadthof, der Wohnhof, vom Wohn-und Gewerbehof zum Fabrikhof, Schule, Kirche, Ballhaus, vom Gartenhof zur Gartenstadt. Der Autor geht in einem kurzen Vorwort auf die historische und gesellschaftspolitische Entwicklung von verschiedenen Architekturvarianten ein. Jedes Kapitel enthält ein knappes Vorwort.

Während im 17. Jahrhundert Hinterhäuser als Stallungen und Wirtschaftsgebäude genutzt werden, bilden sich mit zunehmender Verdichtung der Stadt im 19. und frühen 20. Jahrhundert Seitenflügel und Hinterhäuser, die zu Wohn- und Arbeitszwecken genutzt werden. Der typische Berliner Hinterhof entsteht: zweckmäßig und trist und mit einigen Ausnahmen in den Bezirken Charlottenburg, Schöneberg und Mitte durch mehr Grün.

Auf 207 Seiten werden über 300, mit zahlreichen Fotos versehende Hoftypen aus allen Stadtteilen Berlins beschrieben. Dabei werden Architekten, Baumeister und gegenwärtige Nutzer vorgestellt. Die Klassifizierung ist übersichtlich und detailreich. Nicht thematisiert, oder nur am Rande erwähnt , sind stadtpolitische Entscheidungsprozesse der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wie die "behutsame Stadterneuerung", etwa die Internationale Bauausstellung IBA und im Westen der Stadt, die zahlreichen Hausbesetzungen und die Reaktion der Politik darauf, die das Ende der Kahlschlagsanierung darstellte und viele Altbauten vor dem Abriss rettete.

Im Osten Berlins waren die Altbauten mit ihren unterschiedlichen Höfen jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben, zum Beispiel durch Materialmangel und Neubaupräferenz, und sind erst nach der Wende restauriert worden. Für Leser mit Interesse an Stadtarchitektur ist das Buch eine brauchbare Einordnung der unterschiedlichen Hoftypen in allen Bezirken Berlins. Manfred Schmidt