Bewässerungstechnik im Garten- und Landschaftsbau

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Die Auswirkungen des Klimawandels werden zukünftig auch in der Vegetationstechnik an Bedeutung gewinnen. Besonders im Hinblick auf den Ausgleich von Wasserdefiziten während der Wachstumsperiode wird die Bewässerung einen nachhaltigen Beitrag leisten können.

Aktuell findet ein enormer Zuwachs an Beregnungssystemen im Garten- und Landschaftsbau statt. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um teil- oder vollautomatische Bewässerungsanlagen, die zum Beispiel der Optimierung der Bewässerung durch Beregnung in der besten Wasserausbringungszeit dienen oder eine allgemeine Arbeitserleichterung der Gartenbewässerung unterstützen sollen. Grundsätzlich stehen hier ästhetische Aspekte im Privatkundenbereich und funktionale Kriterien im Bereich der Freizeit- und Sportstätten im Vordergrund. Die weltweit ernst zu nehmende Veränderung der Wassersituation gebietet einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kostbaren Gut Wasser, besonders wenn es sich nicht um einen Einsatz in der Nahrungsmittelproduktion handelt.

Die verschiedenen auf dem Markt angebotenen Systeme sind in der Regel hochprofessionell, doch bietet die rasante Entwicklung neuer Geräte und Verfahren kaum Zeit zur Qualitätssicherung. Es besteht aktuell Forschungsbedarf in den Bereichen der Bewässerungsmethoden für den Garten- und Landschaftsbau. Da fachliche Empfehlungen zu diesem Thema nicht einheitlich und wissenschaftlich evaluiert wurden, könnte die Forschung hier eine nachweisbare, einheitliche und klare Qualitätssicherung und so einen nachhaltigen Erfolg der Bewässerungsanlagen sicherstellen. Besonders die bestehenden Erfahrungswerte der Landwirtschaft und des Gartenbaus könnten hinsichtlich ihrer Anwendungsmöglichkeiten für den GaLaBau-Bereich berücksichtigt werden.

Aktuell werden in der FLL-Empfehlung für die Planung, Inrrstallation und Instandhaltung von Bewässerungsanlagen in Vegetationsflächen (2015) die grundlegenden Anforderungen wie Wasserverteilung, das Beregnungsbild, die erforderliche Wassermenge pro Quadratmeter, die Überkopfbewässerung in einem Prüfverfahren festgelegt. Kenntnisse über die relevanten Standortfaktoren Klima/Wetter, Boden und Pflanze sind für die Planung, Bau, Unterhaltung und dem Qualitätsmanagement von Bewässerungsanlagen essentiell. Diese Umweltfaktoren sind für die unterschiedlichen technischen Bewässerungsarten entscheidend zur Bemessung des künstlichen Niederschlags und beeinflussen die unterschiedlichen Eigenschaften der Hauptbestandteile einer Bewässerungsanlage.

1. Aktuelle Wetterphänomene innerhalb der letzten drei Jahre

Basierend auf den Messwerten der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes an der Hochschule Geisenheim konnten die Daten der letzten Jahre ausgewertet werden. Dargestellt sind im Folgenden die Sonnenscheindauer in Stunden von 1985 bis 2020 während der Vegetationsphase. Dieser Zeitraum, auch als Vegetationsperiode oder Vegetationszeit bezeichnet, umfasst den jahreszeitlich wiederkehrenden aktiven Zeitraum einer Pflanze. Das heißt, mit Ausnahme immergrüner Gehölze, beginnt die Vegetationszeit mit dem Austrieb im Frühjahr bis zum Laubabwurf der Pflanze vor der Winterruhe. Temperaturdaten definieren diesen Zeitraum mit einer durchschnittlichen Mindesttemperatur > 5 °C gemessen über 24 Stunden. Diese Voraussetzungen werden in der Regel an 240 bis 280 Tage im Jahr erfüllt. Die Aufzeichnungen der letzten 15 Jahre zeigen in Summe eine deutliche klimatische Veränderung. Besonders auffällig ist die Zunahme der Sonnenscheindauer seit 2003 (s. Abb. 1).

In Analogie zur Sonnenscheindauer wurde ab 2003 eine extreme Steigerung der gemittelten Lufttemperatur während der Vegetationszeit aufgezeichnet. Die aus diesen Veränderungen resultierende, erhöhte Evapotranspiration hat unmittelbaren Einfluss auf die Verdunstung des Bodens und der Pflanzen.

Um die erfassten Daten der Niederschlagsereignisse auf die zukünftigen Wasserdefizit-Prognosen der Vegetationsphasen richtig interpretieren zu können, müssen die Niederschlagsereignisse nicht als Jahressummen, sondern auf die unterschiedlichen Quartale im Jahr differenziert dargestellt werden. Auch hier ist die Veränderung innerhalb in der Vegetationsperiode und deren ungleichmäßige Verteilung ab 2003 sehr auffällig. Es ist zu erkennen, dass seit ca. 2004 die Niederschlagssummen im Winter und Frühling tendenziell zugenommen haben, die Niederschläge im Sommer und im Herbst hingegen deutlich rückläufig sind. Eine künstliche Bewässerung könnte dieses Missverhältnis ausgleichen.

2. Grundlagenermittlung

Für die Planung einer den jeweiligen Standortbedingungen angepassten Bewässerungsanlage ist das Verständnis der Abhängigkeiten zwischen den klimatischen Gegebenheiten die wichtigste Voraussetzung. Neben den Klimafaktoren müssen sowohl die vorhandene Menge an Bodenwasser in Abhängigkeit der Bodeneigenschaften, der Wasseraufnahmefähigkeit durch die Pflanze sowie ihres spezifischen Wasserbedarfes in der Grundermittlung berücksichtigt werden.

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2.1 Standortfaktoren

2.1.1 Klima/Wetter

Die Verdunstung (Evapotranspiration) und der Niederschlag sind die entschiedensten Klimafaktoren zur Bemessung einer Bewässerungsanlage. Neben diesen Faktoren hat der Wind durch mögliches Abdriften des Beregnungswassers einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Bewässerung. Eine erfolgreiche Bewässerungsanlage muss die Menge des im Boden gespeicherten Wassers in Anpassung an Trockenperioden und Niederschlägen optimal ausgleichen können. So kann eine dauerhaft stressfreie Entwicklung der Pflanze gewährleistet werden. Da Wetterereignisse regional sehr unterschiedlich sein können und internetbasierte Datenbanken eher ungenaue Ergebnisse liefern, sollte mittels entsprechender Sensorik die Niederschlagsmenge täglich vor Ort ermittelt werden. Zusätzlich sind die Temperatur, die Sonneneinstrahlung, die Luftfeuchtigkeit und der Wind zu ermittelnde Einflussfaktoren auf die Verdunstung. Unter Berücksichtigung der standortbedingten Windverhältnisse ist einem Abdriften des Bewässerungswassers möglichst vorzubeugen. Bisher gibt es keine Bewässerungssteuerungen, die bei Überschreitung einer maximalen Windgeschwindigkeit den Bewässerungsvorgang unterbricht. Ein Ausgleich der Wasserverteilung durch unregelmäßige Regneranordnung konnte in der Praxis nur teilweise das Abdriften des Beregnungswassers ausgleichen.

In Abhängigkeit zu dem pflanzenverfügbaren Bodenwasser und dem Bewuchs kann es hier zu unterschiedlichen Verdunstungs- und Interzeptionswerten kommen, da auch die Art des Bewuchses unmittelbar Einfluss auf die Evaporation hat.

Daher wird bei der ET unterschieden in:

  • Potentielle Evapotranspiration (ETP) = bei optimalem Wasserangebot und Pflanzenbestand von kurzem Raygras (Lolium multiflorum, Welsches Weidelgras)
  • Reale Evapotranspiration (ETR) = bei aktuellem Wasserangebot und definierter Kulturart

Somit ist für die Bemessung des Bewässerungsbedarfs die reale Evapotranspiration (ETR) in Abhängigkeit der Pflanzenart und des zur Verfügung stehenden Bodenwassers entscheidend und sollte in der Art der Bewässerung berücksichtigt werden. So könnte zum Beispiel an windigen Standorten auf eine Tröpfchenbewässerung ausgewichen werden.

2.1.2 Boden

Grundsätzlich hat die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens Einfluss auf die der Pflanze zur Verfügung stehenden Menge an Bodenwasser. Hier steht die Kraft des Transpirationssogs der Saugspannung mit der das Wasser im Boden festgehalten wird entgegen.

Die der jeweiligen Bodenart spezifische Porengröße nimmt direkten Einfluss auf die entsprechende Saugspannung. Je enger die Poren, desto stärker sind die Kapillar- und Adhäsionskräfte, und umso schlechter steht das Wasser den Pflanzen zur Verfügung. Sand hat einen höheren Anteil an Grobporen, aber ein kleineres Gesamtporenvolumen, Lehm hat einen höheren Anteil an Fein- und Mittelporen und somit ein größeres Gesamtporenvolumen.

Wenn ein Boden, die maximale Wassermenge enthält, die er gegen die Schwerkraft festhalten kann, ist die sogenannte Feldkapazität FK erreicht. Nun sind alle Fein-, Mittel- und langsam dränenden Grobporen mit Wasser gefüllt, die Saugspannung beträgt je nach Boden pF=1,8 bis 2,4. Sand enthält in diesem Stadium ca. 13 Prozent Wasser, Lehm dagegen 40 Prozent Wasser.

Sind im Boden nur die Feinporen mit Wasser gefüllt steht der Kulturpflanze das noch im Boden vorhandene Wasser nicht mehr verfügbar. Die Saugspannung beträgt pF = 4,2, der Permanente Welkepunkt PWP ist erreicht. Der Wassergehalt liegt für Sand bei 3 Prozent, Lehm enthält 13 Prozent Wasser. Die nutzbare Feldkapazität nFK ist der Bereich zwischen der FK und dem PWP.

Für moderne Bewässerungssteuerungen ist der pF-Wert ein wesentlicher Faktor zur Ermittlung einer der Bodenfeuchte anzupassende Bewässerung. Durch Messungen der Saugspannung am Spross und Blatt einer Pflanze und die hier ermittelten Druckunterschiede kann eine Aussage zum tatsächlichen Wasserbedarf der Pflanze getroffen werden.

Erfahrungswerte aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau beschreiben, dass bereits bei einer Bodenfeuchte von 30 bis 50 Prozent nFK, bei einigen Sonderkulturen sogar 70 bis 75 Prozent, eine Bewässerung erfolgen muss. Bei gärtnerisch verwendeten Substraten ist eine zu starke Austrocknung unbedingt zu vermeiden, da hier irreversible Schäden an der Pflanze entstehen, da ausgetrocknete Substrat nur sehr langsam wieder Wasser aufnimmt und der Pflanze wieder zur Verfügung. Im Gegensatz zur Landwirtschaft oder dem Gartenbau werden im Garten-und-Landschaftsbau keine uniformen Flächen beziehungsweise einheitliche Bepflanzungen beplant. Doch auch hier muss die verwendete Vegetation den jeweiligen Standortfaktoren angepasst werden. Möglicherweise ist entsprechend dem gewählten Standort und im Hinblick auf die klimatischen Bedingungen zeitweilig eine Anpassung an die Bodenfeuchteverhältnisse erforderlich. Die Bodenart in Verbindung mit den klimatischen Faktoren und der Durchwurzelungstiefe der Pflanze bestimmen das erforderliche Maß an zusätzlichen Wassergaben und sollte neben dem möglichen Wassermangel im Gegenzug auch nicht zu Überwässerungsschäden führen.

2.2 Pflanzenansprüche

Entsprechend der Vielfalt der Pflanzenarten ist auch ihr jeweiliger spezifischer Anspruch an ihren Standort und an die damit verbundene Wasserversorgung vielfällig. Die unterschiedlichsten Lebensbereiche vom Wasserrand bis zur trockenen Freifläche sind Standorte für Pflanzen, die sich genau diesen Standorten angepasst haben und genau diese Bedingungen als Voraussetzung für ein gesundes Wachstum benötigen. Der pflanzenspezifische Wasserbedarf ist kein konstanter Wert, sondern ist von der jeweiligen Vegetationsphase der Kulturpflanze abhängig.

Bei den meisten Kulturarten liegt die maximale Saugspannung, mit der sie Bodenwasser aufnehmen können, bei 15 bar = pF 4,2 = permanenter Welkepunkt. Es gibt jedoch viele Pflanzentypen, die eine deutlich höhere maximale Saugspannung aufbauen können. Wie schon erwähnt, entscheidet die Durchwurzelungstiefe und -intensität der Pflanze darüber, wie groß die Wassermenge ist, die eine Pflanze erschließen kann und ist der Vielzahl an Pflanzenarten entsprechend sehr vielfältig. Zusammen mit diesen Faktoren und der Kenntnis des nFK des betreffenden Bodens kann die Größe der Beregnungsgabe ermittelt werden.

2.3 Wasserqualität

Wassers ist keine chemisch reine Substanz und enthält abhängig von seiner Herkunft verschiedene Stoffe, die unmittelbar Einfluss auf die Funktionalität der Beregnungsanlagen haben. Zu unterscheiden ist in Feststoffe und chemische Bestandteile. Während die im Wasser enthaltenen Feststoffe in der Regel durch vorgeschaltete Filter zurückgehalten werden können, sind chemische Bestandteile schwieriger zurückzuhalten.

Enthält das Wasser herkunftsbedingt viel Eisen, kann das Ventile und Pumpen schädigen und Rohrleitungen verstopfen. Wie Eisen kann auch ein hoher Carbonatgehalt sowohl zu Beeinträchtigungen an der Bewässerungsanlage, als auch an der Kulturpflanze führen. Der pH-Wert im Substrat hat zudem maßgeblich Einfluss auf die Verfügbarkeit von Spurenelementen, die der Pflanze während der Vegetationsphase zur Verfügung stehen müssen. Gleichermaßen muss die Qualität des Wassers in der Bemessung der Düngemenge berücksichtigt werden. Eine zu hohe Dosierung der Düngung in Verbindung mit salzhaltigen Gießwassers kann zu Schäden an der Bewässerungsanlage und den Pflanzen führen. Eine regelmäßige Analyse des Gießwassers, zur Ermittlung der Wasserqualität, ermöglicht eine maßgenaue Steuerung der Bewässerungsanlage und beugt möglichen Störungen und Schädigungen an der Pflanze vor.

2.4 Hauptkomponenten einer Bewässerungsanlage:

Grundsätzlich ist zu klären, ob die Bewässerungsanlage mit Trinkwasser oder mittels einer Pumpe aus einem Brunnen, einem Teich oder einer Zisterne versorgt wird. Es empfiehlt sich, bei allen Anschlussarten eine Feinfilteranlage (min. 120 Mesh) vor die Beregnungsanlage zu installieren. Die Nutzung von Regenwasser, ist allen anderen Möglichkeiten vorzuziehen. Im Falle fehlender Niederschläge kann die fehlende Wasserkapazität zusätzlich durch Trinkwasser ausgeglichen werden. Entsprechend der DIN EN 1717 ist einer Verunreinigung des Trinkwassersystems vorzubeugen.

Neben der Wasserversorgung ist die Steuerung der Beregnung ein weiterer wichtiger Baustein der Bewässerungsanlage. Vorinstallierte Programme sollen die Beregnungsdauer, den Beregnungszeitpunkt in Abhängigkeit der standorttypischen Merkmale, dem Pflanzentyp und den tatsächlichen Niederschlägen optimal steuern können. Es empfiehlt sich, Steuerungen mit einer festen Bewässerungsdauer beziehungsweise einer gleichen Bewässerungsgabe zu verwenden. Eine Dynamik sollte nur in den Bewässerungsintervallen zwischen den Bewässerungsgaben bestehen. Die zur genauen Steuerung erforderlichen Daten werden über unterschiedliche Sensoren an die Steuerung übermittelt. Ein Regensensor übermittelt per Funk oder Kabel die Daten an das Steuergerät und ermöglicht eine Unterbrechung der Beregnung bei Niederschlag. Der Wind als häufiger Begleiter von Niederschlägen hat erheblichen Einfluss auf die Verteilgenauigkeit der Regner. Ein Windsensor kann die Bewässerungsgabe unterbrechen, die Verfälschung der Sprühbilder durch Abdriften mildern.

Die Ermittlung der Bodenfeuchte kann über unterschiedliche auf dem Markt erhältliche Produkte wie Tensiometer, Gipsblock-FDR und TDR-Sonden erfolgen.

2.5 Bewässerungsanlage

Der DIN 19655 entsprechend soll die Anlagenart als ortsfeste, teilortsfeste und bewegliche Anlage unterschieden werden. Die Art der Wasserausbringung (linear-, punkt- oder flächenförmig) und die Wurfweite sollten in Anlehnung an DIN 19655 festgelegt werden und zwischen Drehstrahlregner, Sprühregner, Mikroregner und Tropfrohren unterscheiden.

2.6 Verteilungskurven und Verteilgenauigkeit von Bewässerungswasser und Anordnung der Regner

Um die Deckungsgenauigkeit der Bewässerung festzulegen, muss die Verteilungskurve des jeweiligen Regners berücksichtigt werde. So ist sichergestellt, dass die Summe der Regner auf die gesamte Fläche eine ausgeglichene und gleichmäßige Wasserverteilung (l/m²) erzielt. (Abb. 04)

2.7 Hydraulik und die Berechnung des Druckverlustes

Für eine störungsfreie Bewässerung ist ausschließlich der Fließdruck und nicht der statische Druck entscheidend. Dazu wird der Fließdruck in Abhängigkeit der Wasserkapazität an den Übergabepunkten ermittelt. Zur Ermittlung des erforderlichen Fließdrucks stehen Softwareprodukte zur Verfügung, die auf der Bemessungsgrundlage der Einzelkomponenten deren Einfluss auf den Druckverlust im Gesamtsystem errechnen können.

Bewässerungsanlagen für Hausgärten sollten 2 m³/h bei 3 bar Fließdruck nicht überschreiten.

2.8 Berechnung des Bewässerungsbedarfs der Vegetation in Abhängigkeit der die ETR beeinflussenden Standortfaktoren

Liegt die ETR zusammen mit der Interzeption höher als der anfallende Niederschlag und dem kapillaren Aufstieg, ist eine zusätzliche Bewässerung erforderlich. Es stehen für einzelne Städte und Regionen in Deutschland ermittelte ET- Mittelwerte zur Verfügung, die im Internet abrufbar sind. Einfluss auf die Berechnung des Bewässerungsbedarfs sollten der Lebensbereich, die Blattmasse (Pflanzenart), Bodenart und die Sonnenexposition der Pflanzenbestände haben.

Entsprechend der FLL-Richtlinie wird zur Ermittlung des Bewässerungsbedarfs folgende Formel angewendet:

ETt = ET0 x L x G x B x S.

Faktor für Lebensbereiche der Pflanzen = L

L1 = 0,6 (trockener Standort; nFK > 30 % < 50 %)

L2 = 1,0 (frische Standorte; nFK > 50 % < 80 %)

L3 = 1,6 (feuchte Standorte; nFK > 80 %)

Faktor für die Vegetationsart = G

G1 = 0,8 (Bodendecker, Rasen)

G2 = 1,0 (Stauden, Kleinsträucher)

G3 = 1,3 (Großsträucher, Bäume)

Faktor für die Bodenart = B

B1 = 1,5 (Sand)

B2 = 1,0 (sandiger Lehm)

B3 = 0,8 (Lehm/Schluff/Ton)

Faktor für die Sonnenexposition = S

S1 = 0,7 (Schatten)

S2 = 1,0 (Halbschatten)

S3 = 1,3 (volle Sonne)

Beispielrechnung für eine Staudenpflanzung auf sandigem Lehm an einem halbschattigen Standort bei einer Verdunstung (ET0) von 5 mm:

E²t= 5 mm x 0,6 x 1,0 x 1,0 x 1,0 = 3 mm/Tag (l/m/Tag).

2.9 Berechnung der Bewässerungsgabe

Die Bewässerungsgabe wird durch die Bewässerungsmenge und die Bewässerungsintensität beschrieben. Die Höhe der Bewässerungsgabe orientiert sich an der Bodenart und der gewünschten Durchfeuchtungstiefe des Bodens. Neben dem pF-Wert muss die Durchwurzelungstiefe mit in der Berechnung berücksichtigt werden. Das aufzufüllende Porenvolumen wird von der Flächengröße und der Tiefe bestimmt, bis zu der der Boden durchfeuchtet werden muss.

Berechnung nach FLL zur Ermittlung der Bewässerungsgabe auf Grundlage der im vorherigen ermittelten Bewässerungsbedarfs.

0,5 nFK (der entsprechenden Bodenart * Durchwurzelungstiefe in dm = Wassergabe für die zu erreichende Bodenfeuchte bei dem Bewässerungsziel das pflanzenverfügbare Wasser von 30 auf 80 Prozent nFK zu erhöhen)

nFK sandiger Lehm = 19 Vol.-% oder 19 mm (pro dm Bodentiefe)

Aus der Differenz ab Beginn der erforderlichen Bewässerung bei nFK 50 Prozent bis zur Sättigung ab nFK 80 Prozent ergibt die auszubringende Wassermenge.

In der Beispielberechnung entspricht dies 30 Prozent nFK = 6 mm (5,7) (pro dm Bodentiefe).

Im Gegensatz zu den ertragsorientierten Anforderungen in der Landwirtschaft und im Produktionsgartenbau kann der Bewässerungszeitpunkt von Grünanlagen und im Privatgartenbereich bedingt herausgezögert werden. Unter Einbeziehen möglicher Welkanzeichen kann der Beginn entsprechend verschoben werden, da sich die Vegetation in einem gewissen Grad den jeweiligen neuen Standortbedingungen dynamisch anpassen kann. Diese Bewässerungsanpassung erfordert jedoch ein ständiges Nachsteuern der Grundeinstellung und steht den Anforderungen an eine automatische Bewässerungssteuerung entgegen.

3. Planung und Bau von Bewässerungsanlagen für Vegetationsflächen

Neben den grundsätzlichen Anforderungen an die Bewässerungsanlage müssen die unterschiedlichen Einflussfaktoren wie die Qualität des anstehenden Bodens, das Geländerelief, die Wahl und Exposition der Pflanze individuell für jede Vegetationsfläche in einer Bewässerungsplanung berücksichtigt werden. Bereits in der Vorplanung sollte der Automatisierungsgrad der Anlage eindeutig beschrieben werden. Es empfiehlt sich auf Grundlage eines Lageplans, die zu bewässernden Flächen genau zu definieren, um im Ergebnis, die entsprechende Wasserkapazität und den erforderlichen Wasserdruck ermitteln zu können.

4. Forschung zu Bewässerungs-anlagen an der Hochschule Geisenheim im Lehr- und Forschungsgarten

Auf dem Gelände der Hochschule Geisenheim entsteht unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Thon seit 2020 einen Lehr- und Forschungsgarten in der Bautechnik der Landschaftsarchitektur. Ein wesentlicher Schwerpunkt des Forschungsfeldes "Adaption auf Auswirkungen des Klimawandels" auf die Bautechnik ist die Bewässerungstechnik. Die Errichtung einer Versuchsanlage zur Bewässerung von Vegetationsflächen befindet sich aktuell im Bau. Neben der Untersuchung unterschiedlicher Bewässerungssysteme, werden parallel unterschiedliche Sensoren zu Bodenfeuchtemessung, der Optimierung des Wassermanagements - auch BUS beziehungsweise GSM/WLAN-basierte Steuerungen für die Bewässerungstechnik untersucht.

Das stetig wachsende Forschungsfeld im Bereich der Bautechnik in der Landschaftsarchitektur bietet weitere zahlreiche Forschungsbereiche die zukünftig auf diesem neu entstehenden Gelände erprobt und bewertet werden können.

Neben der Steuerung der Bewässerungsanlage werden dort Systeme geprüft und entwickelt, damit beispielsweise Beleuchtung, Sound, Bewässerung oder automatischer Einzug von Rollos bei Wind, beziehungsweise Ausfahren von Beschattungselementen bei Hitze, als SMART LANDSCAPE den Studierenden, Landschaftsgärtnern und Landschaftsarchitekten präsentiert werden kann. Ziel dieser Forschungen ist ein nachhaltiger, fachlicher Wissenstransfer im Bereich der Bautechnik in der Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim.

Literatur

  • Bassler, R. (Hrsg.): Methodenbuch Band I - Die Untersuchung von Böden, Darmstadt 1997.
  • DIN EN 1717: Schutz des Trinkwassers vor Verunreinigungen in Trinkwasser-Installationen und allgemeine Anforderungen an Sicherheitseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rückfließen.
  • DIN EN 12484: Automatische Rasenbewässerungssysteme - 1-5.
  • DIN EN 19655: Bewässerung- Aufgaben, Grundlagen, Planung und Verfahren.
  • FLL (2015) Roth-Kleyer S., G. Bischoff, A. Thon, A., ET AL: Bewässerungsrichtlinien - Richtlinien für die Planung, Installation und Instandhaltung von Bewässerungsanlagen für Vegetationsflächen. Hrsg: Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn. ISBN: 978-3-940122-56-8.
  • Kuntze, H. u.A. (1994): Bodenkunde. Stuttgart: Ulmer.
  • Mluv Brandenburg (2005): Leitfaden zur Beregnung landwirtschaftlicher Kulturen. Mluv Potsdam.
  • Mosler,T. (2007):Gemüse, Praxisratgeber Bewässerung. München: Deutscher Landwirtschaftswirtschaftsverlag.
  • Paschold, P-J (2007): Damit das Wasser für morgen reicht. München: Deutscher Landwirtschaftswirtschaftsverlag.
  • Roskam, F. u. A. (1995): Sportplatzbau und -erhaltung. Hanau/Main: Trimmhold & Drapper.
  • Roth-Kleyer, S., A.Thon, R. Gotz, N. Kendzia, A. Klapproth (2016): Bewässerung im Garten - und Landschaftsbau Eugen Ulmer KG, Stuttgart 269 Seiten. ISBN 978-3-8001-8386-
  • Thon, A. (2007): Automatische Beregnungsanlagen. Planen und installieren Schritt für Schritt. In: Deutscher Gartenbau26/2007, Stuttgart 2007.
  • Thon, A. (2009): Richtig bewässern - aber wie? Einfluss der Pflanzenansprüche auf die Bewässerung im GaLaBau. In: Der Bauunternehmer 07/2007, Berlin 2009.
  • Withers, N.; S. Vipond; K. Lecher: Bewässerung, 1. Auflage, Berlin/Hamburg 1978.
 Kerstin Kohl
Autorin

Hochschule Geisenheim University, Institut für Landschaftsbau und Vegetationstechnik

Prof. Dr. Andreas Thon
Autor

Institutsleiter

Hochschule Geisenheim University

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