Renaturierungen rücken in den politischen Fokus

BfN fordert von der Politik mehr Gewässer- und Auenschutz

Naturschutz
Prof. Beate Jessel fordert mehr Renaturierungen von Flussauen und Gewässern. Sie nützten dem Hochwasserschutz und einer verbesserten Wasserqualität. Foto: Bundesamt für Naturschutz, CC BY 3.0 DE; LGS Bayreuth 2016
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Prof. Beate Jessel fordert mehr Renaturierungen von Flussauen und Gewässern. Sie nützten dem Hochwasserschutz und einer verbesserten Wasserqualität. Foto: Bundesamt für Naturschutz, CC BY 3.0 DE; LGS Bayreuth 2016
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Die Gesamtfläche der verschwundenen Flussauen in Deutschland beträgt rund 15000 km². Foto: Bundesamt für Naturschutz

Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), plädiert für eine "großräumige Umsetzung" von Gewässer- und Auenrenaturierungen. Die Zeit sei dafür reif, sagte sie bei der Vorstellung einer von dem BfN in Auftrag gegebenen Studie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Die Ausarbeitung sei eine "Aufforderung an die Politik zum Handeln". Für den GaLaBau rücken dadurch mehr Renaturierungsaufträge der öffentlichen Hand in greifbare Nähe.

Flussauen bilden 4,4% der Fläche Deutschlands

Die Gesamtfläche der morphologischen (ehemaligen) Flussauen beträgt rund 15000 km² und damit etwa 4,4Prozent der Fläche Deutschlands. Derzeit können noch rund ein Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen von Flüssen bei großen Hochwasserereignissen überflutet werden. Zwei Drittel der ehemaligen Überschwemmungsgebiete sind durch Deichbau und andere Hochwasserschutzmaßnahmen verloren gegangen. An Rhein, Elbe, Donau und Oder sind an vielen Abschnitten nur noch 10 bis 20 Prozent der ehemaligen Auen vorhanden.

Jessel erläuterte die vielfältigen ökonomischen wie ökologischen Leistungen von Gewässern und ihren Auen. Sie stellte klar, dass Flussauen nicht nur immens die Wasserqualität verbessern und Nährstoffe aus der Landwirtschaft sowie Treibhausgase zurück halten, sondern auch einen natürlichen Hochwasserschutz bieten. Bei jedem großen Hochwasserereignis zeige sich die Bedeutung der Auen.

Auch Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten, Landschafts- und Sportplatzbau (BG fordert, dass sich die Politik künftig stärker der Auen- und Gewässerrenaturierung annimmt. "Die Betriebe des GaLaBaus verfügen über fundiertes Fachwissen und bieten dabei ihre Unterstützung an", so Henze.

"Die Studie legt nahe, dass Gewässer und ihre Auen künftig noch stärker zu Schwerpunkträumen von Renaturierungen werden sollten. Das bedeutet auch, dass wir in Deutschland künftig mehr naturverträgliche Hochwasserschutz-Maßnahmen umsetzen müssen", erklärte Jessel.

Doch Moorreiche und nasse Flussniederungen seien auch im Klimaschutz von Bedeutung. Maßnahmen wie die "Wiedervernässung" trockengelegter Gebiete rechneten sich auch volkswirtschaftlich. So ließe sich durch eine Wiedervernässung von 30000 Hektar Moorfläche in Mecklenburg-Vorpommern eine Verminderung von Treibhausgasen im Wert von 33,6 Millionen Euro jährlich erreichen.

Gegenüber anderen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sind Moorrenaturierungen mit Kosten von zwischen null und 15 Euro pro eingesparte Tonne CO2 konkurrenzlos günstig. Im Vergleich dazu kostet ein reduzierter Ausstoß von Treibhausgasen durch den Einsatz von Wasser- und Windkraft 22 bis 70 Euro pro Tonne CO2, bei Biomasse liegt der Betrag bei bis zu 459 Euro.

Zahlreiche gelungene Projekte

In Deutschland gibt es eine Vielzahl gelungener Auenrenaturierungen. Dazu zählt unter anderem der sogenannte "Isar-Plan" in München. Auf einer Länge von ca. 8 km wurde die Isar im Stadtgebiet von München naturnah umgestaltet. Die ökologische und landschaftsästhetische Aufwertung, die bessere Erlebbarkeit des Gewässerraumes für die Bevölkerung, einhergehend mit einer Optimierung des Hochwasserschutzes sei laut BfN so erfolgreich, dass das Projekt des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München inzwischen als Musterbeispiel der urbanen Gewässerentwicklung weit über Deutschland hinaus gelte. Auch an der Elbe zwischen Mulde- und Saalemündung wird im Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes ein durchgehender Verbund echter, überflutbarer Auwälder der Elbe gesichert und renaturiert. Im Zentrum des Projektes steht die mit 600ha nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2018 voraussichtlich größte Deichrückverlegung Deutschlands.

Patrick Thieme-Hack

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