BIM in der Landschaftsarchitektur

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Abb. 1: Informationsverlust in der herkömmlichen Planungsmethodik. Quelle: Bormann et al. 2015

Digitalisierung ist ein Schlagwort in vielen aktuellen Diskussionen. Im Bauwesen werden die Potenziale des digitalen Arbeitens bei Weitem nicht ausgenutzt. Mit der Methodik des Building Information Modeling (BIM) eröffnen sich hier vielfältige Optionen. Für einen effektiven Einsatz in der Landschaftsarchitektur, von der Planung bis zur Ausführung, sind allerdings noch viele Fragen zu beantworten.

Komplexe Bauvorhaben erfordern nicht nur im Hochbau und bei Infrastrukturprojekten wie dem Verkehrswegebau ein verlässliches Zusammenspiel. Vom Bauherrn über die Architekten, Genehmigungsbehörden, Fachplaner bis hin zu den vielfältigen an der Errichtung des Bauwerks beteiligten Gewerken gibt es unterschiedliche Handelnde auf stark differenzierten Ebenen.

BIM als Planungsmethode

Unzählige Informationen werden erfasst oder neu definiert, unterliegen im Baufortschritt Veränderungen und stellen im ungünstigsten Fall am Ende der Fertigstellung nicht zu 100Prozent den Zustand dar, "wie er ist" (bezeichnet als "as built"). Mit dem Übergang des Bauwerks auf den Eigentümer fängt eine, in der Regel jahrzehntelange Nutzungsphase an. Das Bauwerk ist zu unterhalten und unterliegt im Laufe der Zeit Veränderungen, welche wiederum zu dokumentieren sind. Zum einen, um eine adäquate Unterhaltung zu gewährleisten, zum anderen, um am Ende des Lebenszyklus einen generellen Rückbau oder eine vollständige Umgestaltung mit neuen Nutzungen durchzuführen. Um diesen Prozess koordiniert ablaufen zu lassen, ist die exakte Kenntnis beispielsweise aller am Bau verwendeten Materialien, Ihrer Massen und Einbaumethoden unerlässlich.

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Abb. 2: Stufenplan Digitales Planen und Bauen. Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2015

Heute laufen nahezu alle Prozesse vom Entwurf über Kostenschätzung, Ausschreibung, Vergabe, Durchführung, Pflege bis hin zum Rückbau in unterschiedlichen Ausarbeitungstiefen und verteilt auf oben genannte Akteure digital ab. Einheitliche Standards, welche eine vollständige und fehlerfreie Weitergabe der Informationen und Daten zwischen den Akteuren ermöglichen, liegen in der Planung und Errichtung von Außenanlagen nur für einzelne Zwischenschritte an definierten Übergabepunkten vor: So existiert beispielsweise mit GAEB DA XML eine standardisierte Schnittstelle für den Austausch von Daten im Zuge der Erstellung und Weitergabe von Leistungsverzeichnissen gemäß Leistungsphase 6/7 HOAI. Alle Schritte vor der Erstellung der Leistungsverzeichnisse sind nicht standarisiert (Thon und Peters 2017). Die Formate und Informationsgehalte der digitalen Datensätze differieren je nach Fachsparte und Zielrichtung teils sehr stark: "Die Informationen zum Bauwerk sind nicht kategorisiert und datenbankgestützt und somit nicht intelligent auswertbar", stellte Pilling heraus (Pilling 2016). Auch dadurch muss die Konsistenz der unterschiedlichen Daten und Zeichnung häufig manuell geprüft werden, was eine "massive Fehlerquelle" darstellt (Borrmann 2015). Mit der Übergabe der Daten geht somit häufig auch ein Verlust an Bauwerksinformationen einher (Abb. 1).

Bereits im Jahre 2015 stellte der damalige Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt den "Stufenplan Digitales Planen und Bauen" vor und leitete somit die Einführung von BIM für den Infrastrukturbau ein (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2015). Der Stufenplan dient als Vorlage zur schrittweisen Einführung von BIM und ist in drei Stufen zeitlich und inhaltlich gegliedert (Abb. 2). In Stufe 1 (Vorbereitungsphase 2015-2017) sollten erste Voraussetzung und vorbereitende Maßnahmen in Form von Handlungsempfehlungen auf Basis von vier wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekten erarbeitet werden. In den Projekten wurde BIM in Teilbereichen eingesetzt. In 2017 wurde mit Beginn der Stufe 2 die Anzahl der Pilotprojekte deutlich ausgeweitet. Hier sollen die Projekte das Ausarbeitungsniveau der ab 2020 geplanten dritten Stufe erreichen. Die Erkenntnisse aus Stufe 2 fließen in entsprechende Leitfäden und Checklisten ein. (BIM4INFRA2020 2017)

Auswirkungen von BIM auf die Arbeitsweise von Landschaftsarchitekten

Ähnlich wie in den 1990er Jahren der PC mit Einführung und steigenden Verwendung von CAD das Zeichenbrett ablöste, steht mit der rasch wachsenden Digitalisierung

und der Verbreitung der Methode BIM ein Paradigmenwechsel in der (digitalen) Planungskultur und der Arbeit der Landschaftsarchitekten an. Durch die Nutzung eines digitalen Datenmodells werden Planungsabläufe und Planungsbeteiligungen transparenter und deutlich konstruktiver. Fehler werden in Kooperation und im fachlichen Austausch von allen am Bau Beteiligten schneller erkannt, lokalisiert und nachhaltige, umfassende Lösungen gefunden.

Allerdings werden nicht nur Arbeits- und Produktionsprozesse digitaler. Durch die allgemeine Digitalisierungs-Kultur der Gesellschaft verändert sich auch die Art und Weise, wie Menschen Realität und Bilder wahrnehmen. Besonders der Konsum von Informationen hat sich nicht zuletzt durch das allgemeine Selbstverständnis der ständigen Informationsbereitstellung verändert. Die allzeitige Verfügbarkeit von neuesten Informationen und eine ständige Erreichbarkeit (24/7) hat auch die Erwartungshaltung der Menschen in Bezug auf Planungsprozesse verändert: Es wird zusehends erwartet, dass Daten beziehungsweise erforderliche oder geforderte Informationen nicht mehr als ausschließlich in Textform, als Standbild oder in zweidimensionaler Form auf Papier präsentiert werden. Während jetzt (noch) Plangrafiken und Renderings durch Videosequenzen ergänzt als "up to date" bei einer Präsentation von Planinhalten gelten, werden diese bald durch eine vollständige Simulation des Modells in Form einer Virtual oder Augmented Reality abgelöst.

Nicht nur im Büroalltag oder bei der Präsentation vor den Bauherren, sondern auch auf der Baustelle werden dreidimensionale Simulationen und die unmittelbare Verwendung der Modelldaten immer wichtiger, zum Beispiel zur Maschinensteuerung. Es wird erwartet, dass in wenigen Jahren eine reine 2D-Darstellung in der Landschaftsarchitektur kaum mehr vorstellbar sein wird, sondern dass alles "smart" wird. Verfügbare Software wird sich weiterentwickeln und so den Ansprüchen der Planer genügen, als geeignetes Werkzeug einerseits für alltägliche Planungs- und Entwurfsarbeiten, andererseits für entsprechende Präsentationen vor dem Bauherren aber auch auf der Baustelle, nutzbar zu sein. BIM als Planungsmethode, die von Anfang an auf ein umfängliches, im Laufe des Prozesses dynamisch wachsendes und sich unter den gegebenen Ansprüchen veränderndes digitales, multidimensionales Modell (Abb. 3) des Bauwerks setzt, bietet dafür beste Voraussetzungen.

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Abb. 3: Dimensionen eines BIM-Modells.

Für viele Landschaftsarchitekturbüros bedeutet das, sich im Alltag beim Planen und Zeichnen von der klassischen 2D-Planung in die dritte Dimension weiter zu entwickeln. Dies setzt das Vorhandensein geeigneter Software voraus. Sie wird in den meisten Büros bereits verwendet, ohne ihr Potenzial auszuschöpfen. Über die Modellierung in 3D hinaus ist es immanent wichtig, aus den landschaftsarchitektonischen Modellen mit Sachdaten angereicherte Volumenkörper zu generieren. Diese müssen in das beispielsweise durch den Hochbau und die TGA gespeiste Gesamtmodell verlust- und fehlerfrei integriert werden können. Mit dem offenen Standard der Industry Foundation Classes (IFC) kann hierfür eine möglich Schnittstelle jenseits der proprietären Datenformate geschaffen werden. Aktuell sind teilweise noch "manuelle Anpassungen" notwendig, um einen Informationsaustausch zu bewerkstelligen (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2017).

Leider steht dem Instrument BIM nicht nur eine große Skepsis gegenüber, sondern die Planungsmethode BIM ist Vielen gar unbekannt. Laut Brandt wurde 2016 von 41 Prozent der deutschen Bauunternehmen die Methode BIM nicht angewendet (Brandt 2016).

Dieser Trend zeigt sich auch bei den Landschaftsarchitekten. Durch eine Umfrage im Zuge einer Masterthesis an der Hochschule Osnabrück konnten von Luckwald und Temmen (Luckwald und Temmen 2016) herausfinden, dass 40 Prozent der befragten Landschaftsarchitekten noch nichts von der neuen Planungsmethode gehört haben. Bei nur knapp 3,7 Prozent der befragten Büros ist eine Umstellung auf die Planungsmethodik BIM bereits vollzogen, oder steht bevor (Abb. 4).

Die fortschreitende Digitalisierung mit Ihren geschilderten Konsequenzen ist bereits im Gange. Notwendige bürointerne Veränderungen der Prozesse und Standards sind einerseits eine große Herausforderung und bieten Chancen, andererseits bergen diese Entwicklungen gerade für kleine Landschaftsarchitekturbüros aber auch Risiken. Hier sind insbesondere hohe Investitionskosten für die erforderliche Hard- und Software, sowie Schulungskosten und Arbeitsausfälle während der Schulungszeit zu nennen.

Erste Erfahrung bezüglich Chancen und Risiken haben bereits einige Büros gemacht, die in den wenigen bis dato durchgeführten BIM Projekten als Landschaftsarchitekten involviert sind. Die dabei vorherrschende Ineffektivität bei der Projektabwicklung durch fehlende Werkzeuge und Software macht es aktuell nahezu unmöglich, BIM Projekte außer über eine Stundenabrechnung zu bewerkstelligen. Passende Softwaretools würden bestenfalls offene BIM-Standards nutzen, um eine verlustfreie Kommunikation über den gesamten Prozess zu ermöglichen. Auch einfache Bauteilkataloge und Bauteilbibliotheken sind auf Grund mangelnder Absprachen und Anforderungsprofile nur sehr eingeschränkt verfügbar. Darüber hinaus fehlen ebenso klare Formulierung grundlegender Rahmenbedingungen und realistisch erreichbarer Zielvorgaben seitens der Auftraggeber.

Gesammelte Erfahrungen aus diesen BIM Projekte, in denen offen, kreativ und innovativ gehandelt wurde, bergen Wissen für die weitere Entwicklung von Arbeitsmethoden und Prozessen. Um diese Erfahrung zu teilen, bedarf es eines hohen Maßes an Kooperationsbereitschaft und eines Willens zum "Knowledge Sharing" innerhalb der Profession. Ein gemeinsames Lernen aus den Pilotprojekten wird es ermöglichen, die Struktur von Projekten und deren Workflow klarer für alle Beteiligten zu definieren und eine Wertsteigerung aus dem Prozess zu generieren.

Die wichtigste Anforderung seitens der Landschaftsarchitekten zur effizienten Verwendung von BIM in der Landschaftsarchitektur ist die Weiterentwicklung von Softwaretools. Hierbei sind insbesondere die Anforderungen an Geländemodellierung und Neigung von geplante Schichten/Ebenen zu benennen, sowie die Notwendigkeit, adäquate Attribute und Qualitäten zuweisen zu können. Dies wird besonders bei befestigten Flächen und den unterschiedlichen Schichten des Oberbaus deutlich: Mit gängigen Softwarelösungen, welche in der Regel dem Hochbau entstammen, lassen sich beispielsweise Wege mit Oberflächengefälle, Einfassungen und einem entsprechenden Oberbau nur über Umwege und mit unverhältnismäßig hohem Aufwand darstellen. Der bereits angesprochene Mangel an Bauteilbibliotheken kann durch bürointernen Aufbau von Material- und Baukörperdatenbanken auch von kleineren Büros kompensiert werden, eine freie Verfügbarkeit von umfassenden Materialkatalogen beispielsweise über eine kostenfreie Bereitstellung durch die Industrie-/Wirtschaftspartner wäre hier allerdings zukunftsweisender und deutlich effizienter.

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Abb. 4: Bekanntheit der BIM Methodik bei Landschaftsarchitekten. Quelle: Luckwald und Temmen 2016

Singuläre Lösungen einzelner Büros können zu Insellösungen führen. Vor dem Hintergrund der steigenden Relevanz von BIM in der Landschaftsarchitektur wären frei verfügbare Datenbanken, auf die im Zuge eines public sharing jeder die gleichen Zugriffsmöglichkeiten hätte, sicherlich die besser Strategie und entspräche einem "Open-BIM"-Gedanken. Daher strebt die Hochschule Geisenheim University gemeinsam mit den von Prof. Dr. Thon geleiteten Fach- und Arbeitskreisen "BIM in der Landschaftsarchitektur" (nachfolgend näher vorgestellt) eine Kooperation mit der planen-bauen 4.0 - Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH an. Die planen-bauen 4.0 unterstützt die Bundesregierung unter anderem bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des BIM Stufenplans.

Auswirkungen auf die Arbeitsweise der ausführenden Firmen

Machte die Umfrage von Temmen und von Luckwald deutlich, dass circa 40 Prozent der Landschaftsarchitekten noch nichts von BIM als Planungsmethode gehört haben (vgl. Abb. 4), stellte Krell im Zuge Ihrer Bachelorthesis an der Hochschule Geisenheim University (Krell 2017) fest, dass in 49 Prozent der Betriebe, die an der Befragung teilnahmen, die Methodik des BIM noch nicht bekannt war (Abb. 5). Hinzuzufügen ist, dass die Rücklaufquote der Umfrage im Garten- und Landschaftsbau durch Krell trotz Unterstützung des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) mit 1,3 Prozent deutlich geringer war, als bei der Befragung durch Luckwald und von Temmen (Rücklaufquote 26,31 %). Daher ist diese Umfrage keinesfalls als repräsentativ anzusehen, sondern stellt eher ein Meinungsbild innerhalb der Firmen des Garten- und Landschaftsbaus dar.

BIM kann dazu beitragen, die Arbeitsmethodik im Bauablauf bei der Errichtung eines Bauwerks zu verbessern. "Zudem ermöglichen die eingesetzten Modelle exakte Massenermittlungen und damit Kostenplanungen, …." (König et al. 2016) .Vor allem in der Kommunikation zwischen den Beteiligten am Bau bieten sich viele Vorteile. Hierfür sind allerdings noch branchenspezifische Prozessabläufe zu ermitteln, um darauf aufbauend Richtlinien und Standards zu entwickeln.

Durch die Anwendung von BIM im Infrastrukturbau konnten bereits einige Anwendungen wie zum Beispiel in der Planung, der Bauüberwachung und der Rechnungsstellung getestet und verbessert werden (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2017). Da BIM ab 2020 für infrastrukturelle Bauvorhaben verpflichtend eingeführt wird, kann die Landschaftsarchitektur hieraus profitieren und bis zur endgültigen Anwendung im Garten- und Landschaftsbau Erfahrungen in ersten Pilotprojekten sammeln. Sicherlich wird dabei auch erst das Potential für ausführende Firmen erkennbar.

Die Methode BIM weist noch keine besonders große Bekanntheit im Garten- und Landschaftsbau auf und auch in Planungsbüros kann die Akzeptanz noch verbessert werden. Um das zu erreichen, müssen vor allem Pilotprojekte gestartet werden, die in näherem Zusammenhang mit der Landschaftsarchitektur stehen.

Aktuelle Entwicklung seit 2017 und nächste Schritte

In 2017 starteten im Zuge der erweiterten Pilotphase neue Projekte im Infrastrukturbereich. Ziel des Stufenplans ist es, ab Ende 2020 das BIM Leistungsniveau 1 regelmäßig anzuwenden (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2015).

Pilotprojekte der Vorbereitungsphase sind vier Infrastrukturprojekte (Brücke Auenbachtal, Brücke Petersdorfer See, Brücke Filstal und Tunnel bei Rastatt), die jeweils unter Betrachtung eines besonderen Schwerpunkts bei der Einführung von BIM wissenschaftlich begleitet und evaluiert wurden. Besonders interessant für ausführende Firmen sind hier die Projekte der Brücke Filstal und des Tunnels bei Rastatt. Beide Projekte beschäftigen sich mit den Baustellenkosten unter Verwendung von BIM. Hier wird auch auf Kostencontrolling und Mängelbeseitigung eingegangen (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2017).

Im Bereich der Landschaftsarchitektur sind den Autoren aktuell vier Projekte bekannt, für die allerdings keine Freigabe zur Veröffentlichung vorlag. Diese können Pilotcharakter annehmen, da in den Projekten des Stufenplans keine Schwerpunkte für den Außenbereich und die Freianlagenplanung gelegt worden sind.

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Abb. 5: Bekanntheit von BIM unter den Firmen des Garten- und Landschaftsbaus. Quelle: Krell 2017

Im Hochbau existieren zum Teil schon einheitliche Standards für BIM, können jedoch nicht eins zu eins für den Freiraum angewandt werden. Beispielsweise unterscheiden sich Mauern im Bereich des Hochbaus grundsätzlich von Mauern im Freiraum: In den Definitionsoptionen des Hochbaus (IFC Wall) gibt es keine Möglichkeit, einen Anlauf zu bestimmen, sondern Mauern ("Wände") haben stets die gleiche Stärke beziehungsweise Dicke und sind stets horizontal und vertikal ausgerichtet. In diese Wände werden logische und meist parametrisierte Baustrukturen wie zum Beispiel Fenster eingesetzt. Solche Baustrukturen gibt es in der Landschaftsarchitektur kaum. Hier ist das Gelände reliefiert, organisch geschwungen und fast alle Bereiche sind unikal. Der größte Unterschied besteht sicherlich darin, dass ein wesentliches Bauelementen wie die Pflanze einer Dynamik unterliegt und sich im Lebenszyklus verändert. Dies ist im Umgang und bei der Anwendung von BIM eine Besonderheit und wird nicht nur die Softwarehersteller, sondern auch die Fachgruppen und die Profession der Landschaftsarchitektur und Garten- und Landschaftsbauer sicherlich noch eine Weile beschäftigen.

Vergleicht man den Bearbeitungsstand der Standardisierung für BIM auf Basis der IFC in unterschiedlichen Arbeitsfeldern (Bridge, Common Scheme, Harbours and Ports, Rail, Road), ist, auch im internationalen Kontext, eine große Heterogenität festzustellen. Während die zuständige Themengruppen IFC Rail innerhalb des buildingSMART plant, die Arbeit an der Version 5 Ende 2018 aufzunehmen, haben andere Fachgruppen noch nicht mit Ihrer Arbeit begonnen. Um die Arbeit an dieser Stelle für die Belange der Landschaftsarchitektur voranzutreiben, unterstützt Andreas Thon den Kollegen J. Oulette aus den USA bei der Gründung einer neuen Fachgruppe IFC Landscape. Diese internationalen Erfahrungen aus den USA, Großbritannien und Skandinavien nutzt Thon, um ein internationales Netzwerk mit dem Themenschwerpunkt "BIM in der Landschaftsarchitektur" aufzubauen. Es sind folgende Hauptakteuren vertreten:

  • buildingSMART Germany, Deutschland: Fachgruppe "BIM in der Landschaftsarchitektur" (Leitung Thon)
  • FLL, Deutschland: Arbeitskreis "BIM in der Landschaftsarchitektur" (Leitung Thon)

Landscape Institute, UK: Die "Digital Practise Working Group" hat die nationalen Prozesse von BIM in der Landschaftsarchitektur erstellt und Product Data Templates (PDT) erarbeitet. Dabei handelt es sich um standardisierte Anweisungen und Formate für Produktdaten, damit diese BIM-kompatibel werden. Erste Beispiele wurden für verschiedene Ausstattungselemente, wie Poller, Pflanztöpfe, Spielgeräte und Baukonstruktionen für den Baumschutz erarbeitet.

BIM for Landskapsarkitektur (Norwegen): 2015 wurde begonnen, eine Auflistung und Übersetzung der am häufigsten verwendeten Objekte mit notwendigen Parametern und Kenndaten zu erstellen. Die Ergebnisse wurden 2017 präsentiert. Durch eine Zusammenführung von BIM und GIS sollen nun Produktspezifikationen und Objekttypen definiert werden, die sich als ein eigenständiger Themenbereich in der nationalen Standardisierung niederschlagen.

American Society of Landscape Architecture (ASLA), USA: Seit 2014 hat die ASLA Ansätze entwickelt, BIM in das Arbeitsfeld der Landschaftsarchitektur zu integrieren. Es werden Informationen über BIM-Werte, Prozessdarstellungen und Einführungsansätze entwickelt und gesammelt.

Um auf nationaler Ebene den Anforderungen an BIM aus Sicht der Landschaftsarchitekten und ausführenden Betrieben gerecht zu werden, haben sich in jüngster Vergangenheit zwei Gremien diesem Thema angenommen: Seit Mai 2017 leitet Thon die Fachgruppe BIM in der Landschaftsarchitektur der buildingSMART und seit April 2018 in der FLL den Arbeitskreis BIM in der Landschaftsarchitektur. Während Hauptziel der buildingSMART-Fachgruppe die Ergänzung und Erweiterung des IFC-Standards als Austauschformat ist, fokussiert sich die Arbeitsgruppe der FLL auf die Erarbeitung und Bereitstellung weiter führende Informationen im praktischen Umgang mit BIM. Diese Informationen sollen mit normativen Hinweisen versehen werden, um für Landschaftsarchitekten, den Garten- und Landschaftsbau, aber auch die "Zulieferer" wie beispielsweise Baumschulen, Staudengärtnereien, Material- und Ausstattungsherstellern praxisrelevante Themen aufzugreifen und zu vertiefen. Dadurch wird sich für alle der Zugang zu und die Anwendung von BIM erleichtern. Zu den wichtigsten Themen zählen sicherlich die AIA (Auftraggeber-Informations-Anforderung) und der BAP (BIM Ausführungs-Plan).

Die Einführung von BIM steht für große Verkehrsbau-Projekte bevor, Einzug in alle Bereiche der Landschaftsarchitektur wird die Methode sukzessive erst im Laufe der nächsten Jahre halten. Neben den generell aufgeworfenen Fragen besteht erheblicher Informations- und Schulungsbedarf. Die Entwicklung von BIM für die Landschaftsarchitektur dauert an und kann noch aktiv mitgestaltet werden, auf Grundlage von Erfahrungen aus Pilotprojekten werden Kriterien zur erforderlichen BIM-Kompetenz für Landschaftsarchitekten und ausführenden Firmen entwickelt. Noch ist der Weg das Ziel.

Literaturverzeichnis

BIM4INFRA2020 (Hg.) (2017): Umsetzung des "Stufenplans Digitales Planen und Bauen". Stand Januar 2017. Berlin.

Borrmann, André (2015): Building Information Modeling. In: Detail 2015 (6), S. 602-607.

Borrmann, André; Markus König; Christian Koch; Jakob Beetz (Hg.) (2015): Building Information Modeling. Technologische Grundlagen und industrielle Praxis. Wiesbaden: Springer Vieweg (VDI-Buch).

Brandt, Mathias (2016): Building Information Modeling - ein Milliarden-Markt. Statista GmbH. Hamburg. Online verfügbar unter de.statista.com/infografik/5396/marktzahlen-zum-building-information-modeling/, zuletzt geprüft am 26.01.2017.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015): Stufenplan Digitales Planen und Bauen. Hg. v. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Berlin.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hg.) (2017): Umsetzung des Stufenplans Digitales Planen und Bauen. Erster Fortschrittsbericht. Stand: Januar 2017. Berlin.

König, Markus; Julian Amann; André Borrmann; Matthias Braun; Robert Elixmann; Klaus Eschenbruch et al. (2016): Wissenschaftliche Begleitung der BMVI Pilotprojekte zur Anwendung von Building Information Modeling im Infrastrukturbau. Materialsammlung. Online verfügbar unter www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bim-materialsammlung.pdf, zuletzt geprüft am 26.01.2017.

Krell, Kristina (2017): Anforderungen an BIM aus Sicht der Firmen des Garten- und Landschaftsbaus. Bachelor-Thesis. Hochschule Geisenheim University, Geisenheim.

Luckwald, Kai von; Stefan Temmen (2016): Einführung und Nutzung von BIM in der Landschaftsarchitektur. Entwicklungspotenziale und Handlungsempfehlungen. Masterarbeit. Hochschule Osnabrück, Osnabrück. Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur.

Pilling, André (Hg.) (2016): BIM - das digitale Miteinander. Deutsches Institut für Normung; Beuth Verlag. 1. Auflage. Berlin, Wien, Zürich: Beuth Verlag GmbH (Beuth Innovation).

Thon, Andreas; Alexander Peters (2017): Building Information Modeling (BIM) - A new approach in landscape architecture. Review article - in progress. In: Klaipeda Business and Technical College, Lithuania (Hg.): International scientific - practical conference "Formation of Urban Green Areas 2017: Man and Nature." Formation of Urban Green Areas 2017: Man and Nature. Klaipeda, 26.-27.04.2017. Klaipeda Business and Technical College, Lithuania. 1 Band.

M.H.Edu. Alexander Peters
Autor

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz

Prof. Dr. Andreas Thon
Autor

Institutsleiter

Hochschule Geisenheim University

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