Bisher begrenzte Pandemiefolgen für den GaLaBau in der Hauptstadtregion

von: , ,
Berlin Forschung und Bildung
Abb. 1: Auftragslage im GaLaBau und im Baugewerbe.

Nach den Konjunkturumfragen der Fachverbände zum Ende des 3. Quartals 2020 zeigte sich die Branche gegenüber der Pandemieauswirkung bisher recht widerstandsfähig. Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Berliner Beuth-Hochschule für Technik hat eine unabhängige Untersuchung bei leicht abweichender Fragestellung die Einschätzung vom Herbst zumindest für Berlin und Brandenburg klar bestätigt: Weitaus die meisten Betriebe erwarteten bei hoher Auslastung hier nur geringe Auftragsrückgänge.

Der GaLaBau konnte sich damit regional erneut deutlich positiv von der Situation im Baugewerbe absetzen. Eine erste Einschätzung der Verbände ließ zum Ende des 1. Quartals 2021 noch keine Trendumkehr erwarten. Gegenwärtig richtet sich der gesamtwirtschaftliche Blick umso mehr auf die aktuelle Pandemieentwicklung und ihre gesellschaftlichen Folgen.


NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtnermeister*in bzw. Fachagrarwirt*in / ..., Köln  ansehen
Projektleiter*in (m/w/d) gesucht!, Gronau-Epe  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Berlin Forschung und Bildung
Abb. 2: Erwartete Auftragsrückgänge im GaLaBau und im Baugewerbe. Quelle (1 u. 2): Fehmann 2020 und FG Bau 2020

Stabile Auftragslage im Pandemiejahr 2020

Die Befragung von 36 regionalen GaLaBau-Betrieben im Zeitraum von Mitte August bis Mitte September 2020 zeigte, dass über 90 Prozent der Betriebe zu diesem Zeitpunkt noch keine Auftragsrückgänge zu verzeichnen hatten. Die Zahl lag hier noch deutlich günstiger als das Ergebnis der Branchenkonjunkturumfrage von Ende September 2020, wo bei etwas geringerer Beteiligung regional nur 80 Prozent der Unternehmen die Auftragslage mit gleich oder besser als im Vorjahr angegeben hatten. Bundesweit lag allerdings auch das Ergebnis der Branchenumfrage hier bei 90 Prozent. Damit stellte sich die Situation im GaLaBau deutlich günstiger dar als im Baugewerbe: Dort hatten im Rahmen einer Umfrage der Bauwirtschaft bereits im April fast 30 Prozent der Betriebe Auftragsrückgänge zu beklagen - eine Situation, die sich auch später (FG Bau 2020b) nicht mehr deutlich entspannte. Die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg e.V. (FG Bau) hatte dies im Rahmen einer Mitgliederbefragung erhoben, also im Wesentlichen kleine und mittlere Betriebe verschiedener Baugewerke ohne die großen Unternehmen der Bauindustrie berücksichtigt.

Positive Erwartungshaltung bestätigt

Abweichend vom Fragenset der Branchenkonjunkturumfrage im GaLaBau wurden im Rahmen der Abschlussarbeit die erwarteten Auftragsrückgänge quantitativ differenziert abgefragt, so dass auch hier der Vergleich zur Abfrage der FG Bau im Baugewerbe möglich ist.

Danach erwarten im GaLaBau genau 80 Prozent der Befragten auch für die Zukunft höchstens geringe Auftragsrückgänge bis zu 15 Prozent. Dieser Anteil liegt im Baugewerbe bei 52 Prozent, während 48 Prozent hier deutliche Rückgänge über 15 Prozent befürchten.

Das positive Ergebnis korreliert mit den Zukunftsaussichten, die im Rahmen der Branchenkonjunkturumfrage Ende September 2020 in Schulnoten ermittelt wurde. Danach beurteilten ebenfalls rund 84 Prozent der Befragten im GaLaBau die kurzfristige Perspektive für die regionale Branche wie für den eigenen Betrieb mit befriedigend oder besser.


Berlin Forschung und Bildung
Abb. 3: Ergebnisse der UVB-Verbandsbefragung Anfang 2021 für ausgewählte Branchen. Quelle: UVB
Berlin Forschung und Bildung
Abb.4: Pandemiebetroffenheit der Wirtschaftszweige in Berlin und Brandenburg. Quelle: UVB

Eigenständige Entwicklung gegenüber der Baukonjnktur

Das Ergebnis bestärkt für den Garten- und Landschaftsbau einmal mehr die Erkenntnis, dass sich die Branchenkonjunktur gegenüber der allgemeinen Baukonjunktur durchaus eigenständig entwickelt - und wohl Rahmenbedingungen folgt, die denen in den Baugewerken nur teilweise entsprechen.

Ohne die quantitative Auswirkung möglicher Kausalfaktoren im Einzelnen bei der GaLaBau-Branchenumfrage 2020 bewerten zu können, sind hier als relevant zu vermuten und perspektivisch zu untersuchen:

- Anhaltende Niedrigzinspolitik - sie fördert vor allem über ihren letzten Schritt, die Strafzinserhebung auf Bankguthaben, die Investitionsbereitschaft in die eigene Immobilie und beeinflusst damit den Privatkundensektor nachhaltig positiv.

- Kumulation von Sparguthaben - als in dieser Größenordnung völlig unerwartete Nebenfolge des Lockdown und der nationalen Reisebeschränkungen - wirkt als Verstärker.

- Pandemiebedingte Baufreigabeverzüge - ähnlich wie in vielen Baugewerken wurden und werden zahlreiche geplante Baumaßnahmen der öffentlichen Hand infolge eingeschränkter Verfügbarkeit von Vertretern der öffentlichen Hand stark verzögert beauftragt - hier liegen einerseits aktuelle Hindernisse, andererseits aber auch Nachlaufpotentiale.

- Freiflächeninwertsetzung im Verdichtungsprozeß - als spezifisch regionale Entwicklung der Hauptstadtregion erfahren Freiflächen, die im progressiven Verdichtungsprozess verbleiben, eine deutliche Aufwertung, die zumeist eine intensive nutzungsorientierte Gestaltung erlaubt und höherfrequente Unterhaltung erfordert.

- Stürmische Konjunkturentwicklung in der Baumpflege - der erhebliche Anteil geschädigter Stadtbäume im Zuge des Klimawandels rückt die Diskussion um deren Standsicherheit, Erhaltung oder Ersatz in den Fokus - ein Wachstum von 50 Prozent in diesem Auftragssegment wird vom Fachverband aufgrund einer noch unveröffentlichten Regionalanalyse bereits mittelfristig erwartet.

In der Gesamtbetrachtung lassen die erwogenen Faktoren erwarten, dass Baugewerke mit starker Endverbraucherorientierung von der auch längerfristig positiven Entwicklung begünstigt werden könnten, sofern im Jahr 2021 kein gesamtvolkswirtschaftlicher Konjunkturabschwung erfolgt.


Verbände erwarten keine Trendumkehr

Von großer Bedeutung ist bei der Bewertung der inzwischen deutlich zurückliegenden Erhebungen die Frage nach der Entwicklung der jüngsten Vergangenheit.

Die Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin und Brandenburg e.V. (UVB) als regionaler Dachverband hat dazu die Stimmungslage im Februar 2021 im Rahmen einer nicht repräsentativen ad-hoc-Befragung unter den Mitgliedsverbänden erhoben. Dabei zeigte sich die oben genannte These in Abb.3 bestätigt: Wie der GaLaBau wagten auch die Elektro- und Tischlerhandwerke eine verhalten positive Jahresprognose, während Dachdecker, Gebäudetechniker sowie Maler und Lackierer zumindest keinen Grund zu negativen Erwartungen sahen.

Die Unternehmensverbände haben auf Grundlage der bisherigen Befragungsergebnisse seit Beginn der Pandemie die regionale Betroffenheit der Branchen im Rahmen einer Übersicht dargestellt.

Zuwächse trotz Pandemie scheinen danach im Wesentlichen diejenigen Branchen zu erwarten, die im Immobilienbereich für den privaten Endverbraucher arbeiten. Kaum verwundern wird, dass daneben auch die beratenden Sekundärdienstleister partizipieren.

Nach letzten, nicht repräsentativen Stichprobenbefragungen wirken sich leider aktuelle Lieferengpässe und Preissteigerungen im Materialbereich auf breiter Front limitierend aus. Viele Unternehmen befürchten zudem deutliche Auswirkungen der offensiven Verschuldungspolitik auf das Investitionsverhalten der öffentlichen Hand spätestens ab 2023.


Quellen
  • Fehmann, T.M.(2020): Auswirkungen des Covid-19-Virus auf die Betriebe im Garten- und Landschaftsbau. Unveröffentlicht.
  • FG Bau (2020a): Blitzumfrage zur Lage der Bauwirtschaft April 2020.
  • FG Bau (2020b): Pressekonferenz Konjunktur 19.11.2020.
  • UVB (2021): UVB-Verbändeumfrage 2021.
Autor

Beuth-Hochschule für Technik Berlin

Prof. Dr.-Ing. Jörg-Ulrich Forner
Autor

Beuth Hochschule für Technik Berlin, FG Bautechnik, Bauabwicklung und Projektmanagement

Beuth Hochschule für Technik Berlin
Dipl. Forstw. Oliver Hoch
Autor

Fachverband Garten- und Landschafts- und Sportplatzbau Berlin-Brandenburg

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen