Bundesgehölzsichtung „Kompakte Flieder“

Blüten- und Duftzauber auch für kleinere Gärten

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Die Gehölzgattung Flieder (Syringa L.) wird der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) zugeordnet, zu der neben anderen Gehölzgattungen auch die Forsythien, Eschen, Jasmin oder Liguster gezählt werden (Erhardt et al. 2008a). Neben dem Gewöhnlichen Flieder (Syringa vulgaris L.) werden innerhalb der Gattung Flieder (englisch "Lilac") insgesamt noch 24 weitere Arten unterschieden (Erhardt et al. 2008b).
Flieder Gehölze
Abbildung 1: Nicht nur Schmetterlinge nutzen die Blüten der insekten-freundlichen "Kompakten Flieder" als Nahrungsquelle. Foto: Andreas Wrede, Thorsten Ufer

Zu dem hier gewählten Oberbegriff "Kompakte Flieder" hat der Arbeitskreis Gehölzsichtung Sorten der vier Arten Syringa meyeri, S. microphylla, S. patula und S. x persica mit Ihren Sorten gezählt, deren Heimat in Nord-China und Korea liegt. Nur die Hybridart S. x persica selbst ist in gartenbaulicher Kultur entstanden, genau wie die hier geprüften Sorten. Taxonomen sind sich allerdings noch nicht ganz einig darüber, ob es sich bei den oben genannten Arten tatsächlich um eigene Arten handelt oder eher um Unterarten (Hoffmann 2022, Erhardt et al. 2008b).

Nur wenige andere Blütengehölze symbolisieren so charakteristisch die Ankunft des Vollfrühlings wie der Flieder. Lange Jahre war er oft als etwas "old school" verschrien und wurde immer weniger in den Gärten gepflanzt. Seit einiger Zeit nimmt seine Bedeutung für die moderne Gartengestaltung aber wieder deutlich zu, denn seine Blütenpracht und sein Duft im Frühling verzaubern Gartenbesitzer, aber auch viele Insekten (Abb. 1). Aufgrund der Wuchsstärke des Gewöhnlichen Flieders (Syringa vulgaris) und seinen zahllosen Sorten, die je zum Teil bis zu 6 m hoch werden können, schrecken Besitzer kleinerer Gärten allerdings oft vor deren Verwendung zurück. Aber es geht auch anders, denn es gibt Zwergflieder und andere "Kompakte Flieder", zu deren bekanntesten Vertreter Syringa meyeri 'Palibin' gehört. Da es in der Rubrik "Kompakte Flieder" mehrere Arten und Sorten gibt, die kompakt bleiben und sich damit für die Verwendung in kleineren Gärten im urbanen Raum hervorragend anbieten, hat sich der Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung dazu entschlossen, das in Deutschland im Jahr 2017 verfügbare Sortiment an "Kompakten Fliedern" einer Prüfung zu unterziehen.

Zum Start der Sichtung wurden 2018 die in Tabelle 1 aufgeführten Sorten und Qualitäten an den einzelnen Standorten mit jeweils drei Exemplaren pro Sorte aufgepflanzt. Das Prüfsortiment bestand aus 13 verschiedenen Arten und Sorten, das an den Standorten Bad Zwischenahn, Dresden-Pillnitz, Ellerhoop, Erfurt, Geisenheim, Hannover, Quedlinburg, Stuttgart-Hohenheim und Veitshöchheim begutachtet wurde. Die tatsächliche Prüfung des Sortiments wurde dann mit Beginn der Vegetationsperiode 2019 gestartet, nachdem sich die Pflanzen ein Jahr an den Standorten etablieren konnten. Dabei wurden in den folgenden drei Vegetationsperioden die in Tabelle 2 aufgeführten Parameter erfasst. Mit Ende der Vegetationsperiode 2021 wurde die Sichtung beendet. Einen Eindruck des Sichtungssortiments am Standort der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop vermittelt Abbildung 2.

Da "kompakte Flieder" auch gerne als Stämmchen angeboten und gepflanzt werden, sollte an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den geprüften Sorten nicht um Stämmchen, sondern um im Container herangezogene Sträucher handelte (Tab. 1).

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Tab. 1: Arten, Sorten und Qualitäten der Bundesgehölzsichtung "Kompakte Flieder". Bezeichnung der Sorten und Handelsnamen entsprechend Hoffman (2022). Die Bezeichnung der Sorten im Handel, falls vom tatsächlichen Sortennamen abweichend, ist in Kapitälchen ebenfalls aufgeführt. * Im Handelsverzeichnissen werden die Namen der Pflanzen mit Kapitälchen geschrieben.
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Tab. 2: Merkmale und Bewertungsschema der Fliedersorten im Zeitraum 2019 bis 2021

"Kompakte Flieder" mögen den Platz an der Sonne

Wer sich für einen "Kompakten Flieder" in seinen Garten entschieden hat, der sollte dazu eine möglichst sonnige bis leicht halbschattige Stelle auswählen. Licht und Wärme fördern seine Blühwilligkeit. Er bevorzugt nährstoffreiche, humose, gut dränende Böden, deren pH-Wert zwischen schwach sauer und neutral (pH-6.0 bis 7.5) liegen sollte. Der Standort sollte außerdem mäßig trocken bis feucht sein, wobei, wie bei den meisten anderen Pflanzen auch, andauernde Staunässe nicht gut vertragen wird. Der Zwergflieder zeichnet sich durch seine Frosthärte und Hitzeverträglichkeit aus und verzeiht es auch mal, wenn der Boden mal etwas trockener geworden ist, bevor er gegossen wird. Ansonsten bevorzugt er in Trockenzeiten eine regelmäßige Wasserversorgung. Stadtklima ist für "Kompakte Flieder" übrigens kein Problem. Sie machen sich aber nicht nur gut im Boden, sondern besonders als Stämmchen auch im Kübel, der ebenfalls an sonnigen Stellen von Terrassen oder Balkonen platziert werden sollte, denn er ist wärmeliebend.

Fliedermotte kann Probleme bereiten

Die Fliedermotte (oft auch Flieder-Miniermotte genannt) fliegt zu zwei Terminen im Jahr, im April/Mai und nochmals im Juli/August. Dann legt sie ihre Eier an die Blätter des Flieders. In der Folge sind ab Mai, zum Zeitpunkt der Blüte, Laublätter mit braunen, trockenen Flecken (= Minen) zu finden, in denen Raupen fressen. Wenn die Raupen die Minen verlassen, sorgen sie dafür, dass sich die Blätter an der Spitze einrollen. In den eingerollten Blättern fressen dann zumeist mehrere Raupen an der Blattunterseite weiter. Zur Bekämpfung sollten die Blätter mit den Minen rechtzeitig entfernt werden, noch bevor sich die Blattspitzen einrollen. Ansonsten gelten auch "Kompakten Flieder" eher als weniger empfindlich, sofern ihr Standort nicht zu nass ist.

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Abb. 2: Flieder Sichtungssortiment am Standort der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop am 3. Juni 2021 in voller Blüte. Im Vordergrund TINKERBELLE, dahinter ’Red Pixie‘, die am Ende beide mit *** als ausgezeichnete Sorten bewertet wurden. Foto: Andreas Wrede, Thorsten Ufer
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Tab. 3: Beschreibung der Eigenschaften der Sorten und deren abschließende Bewertung. * = gute Sorte, ** = sehr gute Sorte, *** = ausgezeichnete Sorte, o = entbehrliche Sorte. AGM = Award of Garden Merit der RHS im angegebenen Jahr. Blütenfarbe nach (DeBard 2018). Nomenklatur nach Hoffman (2022). Handelsbezeichnung der Sorten, falls vom Sortennamen abweichend, in Kapitälchen aufgeführt. Höhe und Breite in Zentimetern als Mittelwert über alle Standorte, in Klammern der maximal gemessenen Wert über alle Standorte. Weitere Infos unter www.gehoelzsichtung.de

Zahlreiche süßlich duftende Blüten bilden Blütenrispen

Auch bei den "Kompakten Fliedern" ist das herausragende Qualitätsmarkmal die Blüte, die den Frühling im Garten zusätzlich um einen zumeist süßlich angenehmen Duft bereichert. Die kleinen, oft lila, blassrosa, purpurroten oder gänzlich weißen Blüten stehen in rispenförmigen Blütenständen an den Sträuchern und waren bei den geprüften Sorten ungefüllt.

Eine Beschreibung der Blütenfarbe, wie in Tabelle 3 geschehen, kann immer nur eine Momentaufnahme sein. Der jeweils aktuelle Farbeindruck der Blütenrispen hängt davon ab, wie die aktuelle Lichtsituation ist, wie groß der Anteil noch ungeöffneter Blütenknospen ist (viele Blütenknospen, die oft dunkler als die geöffneten Blüten sind, bewirken einen heterogeneren, häufig dunkleren Farbeindruck der Blütenrispe, als wenn fast alle Blüten voll geöffnet sind) und vom Zeitpunkt der Betrachtung, da die Blütenblätter im Verblühen aufhellen. Die Beschreibung der Farben in Tabelle 3 orientiert sich an DeBard (2018) und wurde um die Beschreibung der Knospenfarbe ergänzt.

Viele "Kompakte Flieder" bilden auch eine Nachblüte im Spätsommer/Herbst, sie remontieren also. Diese Nachblüte erreicht natürlich bei weitem nicht das Ausmaß der Hauptblüte im Frühling, ist aber doch bei einigen geprüften Sorten erwähnenswert, insbesondere bei FLOWERFESTA PURPLE und bei 'Superba'. Völlig ohne Nachblüten zeigten sich die beiden Sorten 'Minuet' und 'Miss Kim'. Durch einen besonders starken Duft der Blüte zeichnet sich die Sorte Syringa 'Josée' aus, die als einzige Sorte über einen mit "stark" bewerteten Duft verfügt.

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Tab. 4: Fotos der geprüften Sorten "Kompakter Flieder" und deren Bewertung Fotos: Andreas Wrede, Thorsten Ufer
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Abb. 3: Mittlere Höhe und Durchmesser der 13 "Kompakten Flieder" – Sorten zum Ende der Sichtung im Herbst 2021, nach vier Vegetationsperioden am Standort. Dargestellt ist jeweils der Mittelwert über alle neun Prüfstandorte. Grafik: Andreas Wrede, Thorsten Ufer

Schnitt ist nicht notwendig - wird aber im Bedarfsfall gut vertragen

"Kompakte Flieder" müssen nicht beschnitten werden, da sie eher schwachwüchsig sind und bei weitem nicht so groß werden, wie ihr Bruder, der Gewöhnliche Flieder mit seinen Sorten. Welche Höhe und Breite die geprüften Sorten im Durchschnitt über alles Prüfstandorte zum Ende der Sichtung, also nach vier Vegetationsperioden am Standort, erreicht haben, zeigt Abbildung 3.

Es bestätigt sich also, dass es sich tatsächlich um ein Sortiment von eher schwachwüchsigen Arten und Sorten gehandelt hat, das vom Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung geprüft wurde. Obwohl im Laufe der Sichtung gezielt auf nennenswerten Schnitt der Pflanzen verzichte wurde, haben sich am Ende die drei Sorten der FLOWERFESTA Serie, also FLOWERFESTA PURPLE, FLOWERFESTA WHITE und FLOWERFESTA PINK als besonders schwachwüchsig präsentiert und erreichten im Mittel eine Höhe um 100 cm. Am anderen Ende der Skala rangieren 'Red Pixie', 'Superba' und 'Josée', die alle im Laufe der Sichtung Höhen von über 150 cm erreichten, sich damit aber trotzdem als eher schwachwüchsig zeigten. Sollte die Pflanzen doch einmal zu groß werden und daher ein Schnitt notwendig werden, dann muss dabei bedacht werden, dass sie am vorjährigen Holz blühen. Bei einem Schnitt vor der Blüte werden daher die Blüten des laufenden Jahres entfernt, bei einem Schnitt erst nach Abschluss der Blüte die Blüten des kommenden Jahres (Haas 2012). Generell sind "Kompakte Flieder" aber gut schnittverträglich und vertragen einen Verjüngungs- oder Formschnitt sehr gut. Verwelkte Blütenstände können sehr gut direkt nach Abschluss der Blüte im Juni bis zum nächsten Knospenansatz herausgeschnitten werden. Diese Maßnahme fördert die Verzweigung der Flieder und führt damit zu einem dichteren Kronenaufbau und größeren Blütenreichtum im Folgejahr. Aber Obacht, der Schnitt muss termingerecht direkt nach Abschluss der Blüte erfolgen, sonst ist die Blüte des nächsten Jahres nicht zu retten.

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Abb. 4: Gütezeichen, das der Arbeitskreis für die besten Sorten eines Sichtungssortiments vergibt und an dem der Verbraucher solche Sorten schnell erkennen kann. Abbildung: Andreas Wrede, Thorsten Ufer

Vier Sorten erhalten Gütezeichen "Premiumgehölz der Bundesgehölzsichtung"

Die Bewertung der Flieder fand nach dem Anwachsjahr 2018 in den Jahren 2019 bis 2021 statt. In diesem Zeitraum wurden die in Tabelle 2 aufgeführten Parameter erfasst. Die abschließenden Ergebnisse resultieren somit aus Mittelwerten von neun Standorten und drei Jahren. Bei der Berechnung der Gesamtpunktzahl und der daraus folgenden Sterne-Klassifikation floss die Reichblütigkeit doppelt und der Gesamteindruck dreifach ein. Am Ende der Prüfung wurden vom Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung die vier Sorten Syringa 'Bailbelle' = TINKERBELLE, S. 'Minuet', S. meyeri 'Palibin' und S. 'Red Pixie' mit drei Sternen (***) als ausgezeichnete Sorten bewertet und dürfen sich damit zukünftig mit dem vom Arbeitskreis für die besten Sorten einer Prüfung vergebenen Gütezeichen "Premiumgehölz der Bundesgehölzsichtung" schmücken. Es soll Verbrauchern den direkten Weg zu den besten Sorten im Sortiment zeigen (Abb. 4).

Mit zwei Sternen (**) als sehr gut wurden vier weitere Sorten bewerte, mit einem Stern (*) als gut drei Sorten und weitere zwei Sorten mit o als entbehrlich. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 3 aufgeführt und werden durch die Fotos der Blüten in Tabelle 4 ergänzt.

Literatur

Erhardt, Götz, Bödeker, Seybold (2008a): Der große Zander - Enzyklopädie der Pflanzennamen. Bd. 1 - Familien und Gattungen. Eugen Ulmer, Stuttgart.

Erhardt, Götz, Bödeker, Seybold (2008b): Der große Zander - Enzyklopädie der Pflanzennamen. Bd. 2 - Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart.

Haas, H. (2012): Pflanzenschnitt - Das große GU Praxishandbuch. Gräfe und Unzer, München.

Hoffman (2022): List of names of woody plants and perennials. www.internationalplantnames.com/HTML/English/index_zoek.htm (03. Januar 2022).

DeBard,, M.L. (2018): International Register and Checklist of Cultivar Names in the Genus Syringa L. (Oleaceae). Update March 30, 2018 fliedertraum.de/blog/wp-content/uploads/2018/04/Flieder-nach-Fiala_M%C3%A4rz_2018.pdf (03. Januar 2022).

Dr. Andreas Wrede und Thorsten Ufer, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Gartenbau, Thiensen 16, 25373 Ellerhoop, e-Mail: awrede@lksh.de und tufer@lksh.de (Stellvertretend für den Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung. Mehr Infos unter www.gehoelzsichtung.de).

Dr. Andreas Wrede
Autor

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

 Thorsten Ufer
Autor

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

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