Machbarkeitsstudie für das Obere Mittelrheintal vorgestellt
BUGA 2031: Mit schnellen Wassertaxis zu den Ausstellungsorten
Rheinland-Pfalz Innenminister Roger Lewenz hat im November in Koblenz die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Bundesgartenschau 2031 im Welterbe Oberes Mittelrheintal vorgestellt. Sie war vor einem Jahr in Auftrag gegebenen worden. Das Fazit der Experten aus Landschaftsarchitektur, Tourismus, Städtebau, Design und Werbung: Eine BUGA mit dezentralen Angeboten ist im Welterbe-Gebiet machbar. Im Vordergrund sollte eine Erneuerung der touristisch-nutzbaren öffentlichen Infrastruktur stehen.
67 Rheinkilometer über zwei Bundesländer
Die Machbarkeitsstudie, die auf einer 2016 vorgelegten Vorstudie basiert, konkretisiert die Fragen, wie eine BUGA auf einer Strecke von 67 Rheinkilometern über zwei Bundesländer, fünf Landkreise und 50 Gemeinden aussehen könnte. Sie beschäftigt sich nicht nur mit der Inszenierung der Schau, sondern auch mit dringend notwendigen Stadtsanierungen, der Modernisierung von Uferregionen sowie der Inwertsetzung von Zwischenräumen im Welterbe Oberes Mittelrheintal. Die BUGA sollte sich, so Lewentz, auf vier Ziele konzentrieren:
- den Umbau zu einer modernen öffentlichen Infrastruktur, die zum Leben und Verweilen am Rhein einlädt,
- der Schaffung neuer, zukunftssicherer und qualifizierter Arbeit für junge Menschen, damit sie im Welterbe leben können,
- der Erhaltung und Entwicklung einer Baukultur, die in vielen öffentlichen und privaten Projekten den historischen Charme der Orte mit modernem Leben vereint,
- der Entwicklung barrierefreier, moderner und innovativer Geschäftsmodelle im Tourismus, der Gastronomie und Hotellerie, die uns für heutige und zukünftige Gäste attraktiver machen und die dabei die regionale Wertschöpfung stärken.
Weiterentwicklung des Loreleyplateaus
Zu den drei Schwerpunkten BUGA 2031 gehören im nördlichen Teil der Bereich um Koblenz und Lahnstein, in der Mitte des Tals der Loreleyfelsen und St. Goarshausen und im südlichen Abschnitt der Niederwald in Rüdesheim und das Kulturufer in Bingen. Dort sind zentrale Ausstellungsflächen für Großveranstaltungen geplant. Hier werden auch die Sammelparkplätze eingerichtet.
Ein Ziel des Mobilitätskonzeptes wird sein, Besucher mit flexiblen, schnellen Wassertaxis zu verschiedenen Ausstellungsorten zu bringen. Überhaupt spielt der Rhein eine große Rolle: An verschiedenen Orten am Mittelrhein könnten schwimmende Blumenhallen oder ein Badeschiff festmachen. Weitere Ideen erstrecken sich auch auf Hotel-, Gastronomie - oder Bühnenschiffe.
Je nach Jahreszeit stehen die drei Ausstellungsschwerpunkte besonders im Fokus: das nördliche Tal zur Kirschblüte, das zentrale Tal mit einer großen Blütenpracht und Wechselflor im Sommer und das südliche Tal mit den Weinbergen im Herbst. Die Uferbereiche von Lahnstein bis zum Rheinvorland in Braubach sollten ebenfalls ertüchtigt werden. Im zentralen Teil steht die Weiterentwicklung des Loreleyplateaus mit der Talanbindung im Mittelpunkt. Oberhalb von Rüdesheim soll in das Umfeld des Niederwalddenkmals und des Osteinschen Landschaftsparks investiert werden.
Viele kleinere Orte können profitieren: zum Beispiel mit traditionellen Weinfesten und etablierten Kulturveranstaltungen wie den Lorcher Kulturtagen. Sie können zudem über Wanderwege vernetzt mit der Schönheit der Landschaft punkten, die schon vor 200 Jahren den Maler William Turner faszinierte. 2031 gäbe es hier die "Wanderbare BUGA". Bespielt werden soll die ganze Region: auf dem Fluss, im Tal, an den Hängen und wie auf den Höhenzügen. Minister Lewentz formulierte für die Zukunft: "Jeder Euro, der in BUGA-Projekte fließt, wird noch rund 25 Jahre nachwirken."
Kosten bei 108 Milionen Euro
Die BUGA wird nach seiner Meinung einen Modernisierungsschub für die Welt-Erbe-Region bringen, auch Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz, äußerte sich "Wir sind kein Welterbe-Museum, sondern haben mit einer BUGA die Chance, das Tal auch für kommende Generationen lebendig zu erhalten." Lewentz zitierte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer: "Die BUGA wird die Attraktivität des Flusstals so weit erhöhen, das wir mit Boom-Regionen wie im Alpenvorland oder an der Ostsee locker mithalten können."
Die Kosten sollen bei 108 Millionen Euro liegen, die Einnahmen bei 1,8 Millionen kalkulierten Besuchen bei 38,7 Millionen Euro. Die übrigen Kosten sollen die beteiligten Kommunen sowie die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen übernehmen. Nachhaltig wird man schon im kommenden Jahr mit Investitionen in die Infrastruktur starten: So soll im Rahmen der BUGA Vorbereitungen der Hafenkran in St. Goarshausen saniert werden. Außerdem will man bis zur Eröffnung der BUGA den Ausbau von Breitband und mobilem Internet bzw. LTE-Hochleistungs-Mobilfunk vorangebracht haben. Am 28. November werden die Gemeinden im Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal über die 500 Seiten umfassende Studie beraten. Am 18. Januar 2018 soll die Bewerbung bei der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) eingereicht werden.
Erstellt wurde die Machbarkeitsstudie von RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, der ift Freizeit- und Tourismusberatung, dem Entwurfsbüro für Architektur und Städtebau, dem Designbüro De Zwarte Hond sowie der Werbeagentur Runze & Casper.
cm/Sibylle Eßer, DBG