Ein Bilanz-Kommentar von Hartmut Balder, Beuth Hochschule für Technik Berlin

BUGA Havelregion: Was bleibt vom Sommermärchen?

Bundesgartenschauen
Abb. 1: Charakteristische Besucher auf der BUGA Havelregion 2015 in Brandenburg. Fotos: Hartmut Balder

Am Ende einer jeden Gartenschau wird Bilanz gezogen. Wie war die Resonanz? Wurden die Besucherzahlen erreicht? Sind die Finanz-planungen aufgegangen? Haben die Kritiker neuer Konzepte Recht behalten? Welche positiven Aspekte lassen sich jetzt zur Mobilisierung von Fördertöpfen zur Finanzierung künftiger Gartenschauen finden? Welche Botschaften lassen sich grundsätzlich formulieren?

Alle diese Fragen sind Teil einer sich wiederholenden Auswertungs- und Rechtfertigungsphase nach der Schau, vor allem auch dann, wenn wie bei der BUGA Havelregion 2015 das Grundkonzept von vornherein als herausfordernde Idee eingeschätzt wurde, was jetzt bei der negativen Finanz- und Besucherresonanz seine Bestätigung zu finden scheint. Wie geht es also grundsätzlich weiter? Eigentlich liegen die Dinge auf der Hand. Der Wandel der Zielsetzung von der Informationsschau der ersten Jahre hin zu Event und Stadtentwicklung der heutigen Tage ist offensichtlich und wird auch bewusst so gelebt. Noch immer lockt es Garten- und Pflanzenliebhaber auf die Ausstellungsareale, bei genauer Betrachtung jedoch immer weniger und zunehmend weniger junge Interessenten (Abb. 1). Die angebotenen Themen werden häufig trotz markirger und blumiger Ankündigungen nicht mehr verstanden bzw. als wenig attraktiv empfunden. Auch lassen sie sich aufgrund veränderter Lebens- und Wohnformen gerade in den Städten daheim kaum noch verwenden. Dabei sind gerade die Grundfragen zu urbanen Lebensformen spannender denn je. Die Zivilgesellschaft will und soll sich bei der Gestaltung der Kommunen und Städte künftig immer stärker einbringen. Die konstruktiv-kritische Diskussion der Stadtbegrünung, die unter der Federführung des Bundesumweltministeriums begonnen hat, will unter anderem diesen Prozess auf breiter Ebene voranbringen. Welcher Bedarf also an Lehr- und Praxisbeispielen sowie modern aufgearbeiteten nachvollziehbaren Informationen!

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Abb. 2: Unterschiedlicher Gesundheitszustand der Rosensortimente auf dem Marienberg.

Doch schon jetzt ließen sich bei genauer Betrachtung für die Besucher grüne Themen attraktiv und großflächig darstellen. Jeder Rosenliebhaber konnte zum Beispiel am Standort Brandenburg im Rosengarten des Marienberges die Widerstandskraft der präsentierten Sorten analysieren. Die Krankheitsklassiker wie Echter Mehltau, Sternrußtau und Blattläuse waren in ihren Auswirkungen unübersehbar, so dass sich die anfälligen Sorten im Herbst nahezu blattlos präsentierten (Abb. 2). Eine nachvollziehbare ADR-Rosenprüfung hätte hier live den Besuchern gezeigt und erklärt werden können. Probleme der Stadtbäume, die mit der Herstellung und Überprüfung der Verkehrssicherheit zu tun haben, interessieren jeden Stadtbürger. Bereits bei der Herrichtung der Ausstellungsflächen sind diese Themen im Fokus kritischer Bürger und ließen sich darstellen, spätestens im tatsächlichen Erlebnisfall (dieses Jahr in Rathenow) werden sie erlebbar und ließen sich nachvollziehbar demonstrieren. Hier sind nur Fantasie und Situationshandeln erforderlich.

Noch spannender für Fachplaner, Baumschuler und Landschaftsgärtner sind die langfristigen Entwicklungen von Gartenthemen und Pflanzenverwendungen.

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Abb. 3: Ein Student der Beuth Hochschule für Technik Berlin bei Studien zur Wurzelentwicklung (weiß gefärbte Wurzeln wachsen oberflächennah aus der Baumgrube heraus weiter), zwölf Jahre nach der BUGA Potsdam.

Die Diskussionen um neue klimaangepasste Sortimente, funktionale Bauweisen oder effiziente Pflegekonzepte im Umgang mit überregional auffälligen Pflanzenschutzproblemen ließen sich praxisnah dauerhaft demonstrieren und studieren. Die an gebauten Beispielen gewonnen Erkenntnisse - durch wissenschaftliche Studien bestätigt - könnten so perfekt in die eigene Arbeit integriert werden, beispielsweise die Gehölzverwendung in neuen Pflanzsubstraten (Gera), die Auswirkungen von Pflanzgruben in schwierigem Umfeld (Potsdam) (Abb. 3), die Begrünung lehmiger Böden (Berlin) oder die baumschonende Rekonstruktion von alten Parkbildern (Koblenz, Schwerin).

Gerade auch internationale Gartenschauen sind überregional dann attraktiv und locken ausländische Besucher an, wenn sie eben auch die internationalen urbanen Themen anbieten. Für die IGA Berlin 2017 wurde beispielsweise von der Beuth Hochschule für Technik Berlin ein über zehn Jahre entwickeltes und gebautes Ausstellungskonzept an attraktiven Orten präsentiert (Lehrgarten "Stadtgrün"), was an touristisch attraktiven Berliner Orten (Kurfürstendamm, Unter den Linden, Friedrichstraße, Lustgarten, Kolonnadenhöfe etc.) live präsentiert werden könnte, unter anderem moderne Gebäudebegrünung, Rekonstruktion historischer Grünanlagen, modernes Stadtmanagement, funktionale Baumpflanzungen oder Alleenerhalt. Bislang fand diese Idee keine Beachtung, sehr zur Enttäuschung auch von Sponsoren.

Alle diese Themen ließen sich nicht nur in lokale Konzepte integrieren, sondern dauerhaft als Lehrbeispiele in Medien als erprobte urbane Technologien zentral aufarbeiten und kontinuierlich vervollständigen. Der Lehrcharakter von Gartenschauen als lebende Messe würde so wieder erlebbarer.

Im Vorfeld des Grünbuchprozesses wurden auch diese Ideen in Diskussionsrunden im Bundeslandwirtschaftsministerium gegenüber grünen Fachverbänden bereits geäußert und könnten durch die aktuellen Erkenntnisse der BUGA Havelregion weiterentwickelt werden. Dies setzt aber voraus, dass der Kreis der Aktiven um die Gartenschauen geöffnet und die offene Diskussion gewollt wird. Hartmut Balder

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