Handwerksverband will Abitur mit Lehre einführen

Das BerufsAbitur: Ein neuer Weg zur Nachwuchsgewinnung?

Die Kultusministerkonferenz (KMK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) schlagen vor, bundesweit ein Abitur mit Lehre einzuführen. Das "BerufsAbitur" soll dem Trend zur Überakademisierung entgegenwirken und mehr junge Menschen in eine Berufsausbildung bringen. Das ist dringend notwendig: Wenn sich die Tendenz zum Studium fortsetzt, wird sich die Anzahl der Azubis bis 2030 um 17 Prozent verringern.

Gesetze gegen den Fachkräftemangel

Das BerufsAbitur geht noch einen Schritt weiter gehen als das in den 1970er Jahren eingeführte duale Studium. Während sich das duale Studium an Jugendliche richtet, die ihre Schullaufbahn bereits hinter sich haben, soll das BerufsAbitur schon früher auf die Berufsorientierung der Heranwachsenden einwirken. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass vom dualen Studium mehrheitlich große Konzerne profitieren; kleine und mittlere Unternehmen (KMU) waren bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels bisher meist auf sich allein gestellt. Nachdem viele KMU seit Jahren versuchen, das Problem durch beruflich orientierende Schülerpraktika und das Umwerben von Studienabbrechern zu lösen, zielt der Vorschlag zum BerufsAbitur nun auf eine neue gesetzliche Regelung, die auch den "Kleinen" zugute kommt.

Zum jetzigen Zeitpunkt arbeiten das ZDH und die 16 Vertreter der Bundesländer noch daran, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Der Anspruch ist dabei, durch das BerufsAbitur, einen Hybrid aus Gesellenbrief und Hochschulzugangsberechtigung, vor allem leistungsstarke Jugendliche anzuziehen. Die Chancen dafür stehen gut: Eine Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) vom Herbst 2015 zeigt, dass Studienzweifler insgesamt ein großes Interesse an einem Bildungsweg mit betrieblichen Anteilen und konkreten beruflichen Perspektiven haben.

Finanzielle Nachteile gegenüber Hochschulabsolventen sind für angehende Lehrlinge laut ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer nicht zu befürchten. "Bachelor-Absolventen und Handwerksmeister erwerben in ihrer Lebensarbeitszeit ein gleiches Gehalt. Und nur zwei Prozent unserer Meister sind arbeitslos. Das ist weniger als bei Akademikern," sagt der Verbandspräsident.

Leistungsstarke Realschüler im Fokus

Eine Vielzahl von Detailfragen, die mittelfristig das BerufsAbitur charakterisieren sollen, gilt es nun zu klären. Sie reichen von der Frage nach dem faktischen Status der teilnehmenden Jugendlichen (sollen sie als Azubis oder als Schüler gelten?) bis hin zu Aspekten der Kompatibilität mit dem bereits bestehenden dualen Ausbildungssystem (welche Ausbildungsdauer soll sich dem BerufsAbitur anschließen können?). Fest steht, dass die Hauptzielgruppe für das Abitur mit Lehre leistungsstarke Realschüler sein werden. Wollseifer hofft, dass die besten unter ihnen nach dem BerufsAbitur studieren und eines Tages in die Betriebe, die sie ausgebildet haben, als Führungskräfte zurückkehren werden. Da die Konzipierung dieses neuen Karrierepfads jedoch noch ganz am Anfang steht, ist es schwer abzuschätzen, wann das BerufsAbitur in der Bundesrepublik eingeführt wird und wie es sich in der Praxis ausprägen könnte.

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Nachwuchsgewinnung über ein innovatives Karriereangebot - diese Vision des Handwerks stößt auch bei den Landschaftsgärtnern auf Interesse, wie Erich Hiller, BGL-Vizepräsident des Bundesverbandes Garten, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) sowie Vorsitzender des BGL-Ausschusses Berufsbildung, betont: "Das duale Abitur kann zukünftig auch für den Garten- und Landschaftsbau ein attraktives Modell sein, um zusätzlich gute und motivierte Realschüler für die Branche zu gewinnen." Hiller verweist dabei auch auf Modellversuche in einigen Bundesländern, die bereits laufen.

Modellversuch in Sachsen

So wird die Idee der Doppelqualifikation beispielsweise an einer Schule in Sachsen bereits seit dem Schuljahr 2011/12 erprobt. Im Rahmen des Modellprojekts "Duale Berufsausbildung mit Abitur" (DuBAS) können Jugendliche mit einem guten Realschulabschluss innerhalb von vier Jahren einen IHK-Abschluss und die allgemeine Hochschulreife erlangen. Das Sächsische Bildungsinstitut (SBI) und das Institut für Berufspädagogik der TU Dresden unterstützen die Lehrkräfte bei der Erarbeitung und Umsetzung der Lehrpläne.

Der schulische Teil der Ausbildung kombiniert allgemeinbildende und berufsbezogene Unterrichtsinhalte am Beruflichen Gymnasium mit den berufsübergreifenden und berufsbezogenen Inhalten der Berufsschule. 37 Wochenstunden beim schulischen Teil stehen Ausbildungsblöcke von drei bis sechs Wochen in den Betrieben gegenüber. Bis zum Sommer soll das erste Konzept von KMK und ZDH vorliegen. Hendrik Behnisch

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