Das Brandenburger Alleenkolloquium in Großbeeren

20.000 Bäume als Alleen und Baumreihen bis 2028 pflanzen

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Am 11.12.2024 fand an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik in Großbeeren das Brandenburger Alleenkolloquium statt. 70 Besucher vor Ort und 65, die das Kolloquium online im Livestream verfolgten, bezeugten das große Interesse am Thema.
Alleebäume Baumpflanzung
bwohl bis heute über 200 Kilometer Alleen gepflanzt wurden, hat sich der Gesamtbestand in Brandenburg im Zeitraum von 2009 bis 2019 von 2834 Kilometer (außer- und innerorts) auf 2158 Kilometer verringert. Foto: Maurice Tricatelle, Adobe Stock

Das verwundert nicht wirklich, denn das Land Brandenburg verfügt über den größten Bestand an Alleen in der Bundesrepublik. 1740 Kilometer Straßen außerorts sowie 420 Kilometer innerorts werden von circa 400.000 Alleebäumen gesäumt. Obwohl bis heute über 200 Kilometer Alleen gepflanzt wurden, hat sich der Gesamtbestand in Brandenburg im Zeitraum von 2009 bis 2019 von 2834 Kilometer (außer- und innerorts) auf 2158 Kilometer verringert. Die Gründe dafür waren im wesentlichen Fällungen auf Grund des Baumalters sowie von Sturm-, Hitze- und Trockenschäden (Klimawandel). Ein weiterer Grund ist die Abstufung von Bundes- und Landesstraßen zu Kreis- und Kommunalstraßen, die dann nicht mehr dem Landesbetrieb Straßenwesen unterstehen.

Lückenbepflanzung

Nach den Grußworten der Ministerien für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) sowie Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) stellte Monika Engels vom MIL die wichtigsten Punkte der kürzlich beschlossenen "Alleenkonzeption 2030" vor. Diese Konzeption ist die Fortschreibung der "Alleenkonzeption 2007". Eine Evaluation der Konzeption im Jahre 2014 bestätigte die dort formulierten Ziele und Vorgaben, zeigt jedoch auch auf, dass das dort gesetzte Pflanzziel von 5000 Bäumen zur Entwicklung von rund 30 Kilometer Alleen nur in den ersten zwei Jahren erreicht wurde.

    Die wesentlichen Neuerungen gegenüber der "Alleenkonzeption 2007" sind:

    • Alleendefinition (in Abstimmung mit dem Umweltministerium): eine Allee besteht aus zwei oder mehr parallel verlaufenden Baumreihen, ist mindestens 100 Meter lang und weist mehr als drei Bäume je Seite auf.
    • Baumreihen, die eventuell später zu Alleen erweitert werden, und Alleen werden gleichrangig betrachtet, denn Baumreihen sind ebenfalls landschaftsprägend und können zu Alleen weiterentwickelt werden (Zukunftsalleen). Sie kommen dort zur Anwendung, wo beispielsweise auf Grund von Leitungen oder Flurgehölzen zweireihige Alleen nicht möglich sind.
    • Lückenbepflanzung: Lücken in älteren, aber noch vitalen Baumbeständen können durch Nachpflanzungen geschlossen werden. Die Bäume innerhalb einer Allee können ein unterschiedliches Alter aufweisen.
    • Mehrartenalleen sind möglich.
    • Pflanzung zukunftsfähiger Baumarten: die Potenziale klimaresilienter Baumarten sollen verstärkt in die Pflanzplanung miteinbezogen werden.
    • Alleen werden innerorts (Ortsdurchfahrten) und außerorts gepflanzt.

    In Zukunft werden Alleen und Baumreihen nicht nur an Bundes- und Landesstraßen, sondern auch am nachgeordneten Netz gepflanzt. Dafür sollen die Kooperationen zwischen dem Landesbetrieb Straßenwesen und brandenburgischen Kommunen zum Alleenerhalt und Neupflanzung ausgebaut werden. Radwege werden in Zukunft grundsätzlich mit Alleen oder Baumreihen ausgestattet. Es ist das Ziel von MIL, im Zeitraum von 2024 bis 2028 insgesamt 20.000 Bäume als Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen aller Kategorien zu pflanzen – davon jeweils die Hälfte an Bundes- und Landesstraßen außerorts als auch innerorts. Alle fünf Jahre wird Bilanz gezogen.

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    Alleebäume Baumpflanzung
    Monika Engels (MIL) stellte die wichtigsten Punkte der "Alleenkonzeption 2030" vor. Foto: LVGA

    Mangelnde Verfügbarkeit

    Die mangelnde Flächenverfügbarkeit ist die größte Herausforderung für Alleenpflanzungen. Bei den derzeit geforderten Abständen von 4,5 Meter zum Fahrbahnrand und eines zusätzlichen Pufferstreifens von circa 1,5 bis 2 Meter zur freien Landschaft wird somit für eine Alleepflanzung von 1 Kilometer mehr als ein Hektar Fläche benötigt. Mit Hilfe von vereinfachten Flurbereinigungsverfahren zur Verlegung von Grundstücken an Bundes- und Landesstraßen soll erprobt werden, ob sich damit die Flächenbereitstellung erleichtern lässt. Katja Fregien vom Landesbetrieb Straßenwesen erläuterte den Aufbau und die Einführung eines Digitalen Baumkatasters für die Bundes- und Landesstraßen, welches das bisherige analoge Baumkataster ersetzen wird.

    Christine Ott vom MLUK stellte den am 8.8.2024 veröffentlichten Gehölzerlass Brandenburg vor, der im engen Zusammenhang mit dem Alleenkonzept steht und dem Vollzug von § 40 BNatSchG (gebietseigene Gehölze) dient. Alleenstandorte sind nach der Definition "Sonderstandorte (zum Beispiel unmittelbarer Straßenseitenraum, Mittel und Trennstreifen) an öffentlichen Straßen nach § 3 BbgStrG" bei denen die Aspekte Lichtraumprofil, Gewährleistung der Verkehrssicherheit, Verträglichkeit gegenüber vorhandenen Emissionen und Salzfrachten vorrangig zu beachten sind und sofern den Erfordernissen der Funktionssicherung nach § 4 Nr. 3 BNatSchG durch die Verwendung gebietseigener Herkünfte nicht genügt werden kann." Dieser Sonderstandort umfasst den unmittelbaren Straßenseitenraum und soll einen Abstand von 4,5 Meter zum Fahrbahnrand nicht überschreiten. Kulturobstgehölze sowie denKilometeralgeschützte historische Alleen sind Sonderfälle und fallen nicht unter die oben angegebene Regelung. Ein großes Problem bei den geplanten Neupflanzungen ist die mangelnde Verfügbarkeit gebietseigener Gehölze. Es müssen deshalb mehr Erntebestände ausgewiesen werden. Zur Sicherstellung der Pflanzenverfügbarkeit müssen zwischen den planenden Institutionen und den Baumschulen langfristige Anzuchtverträge abgeschlossen werden. Das MLUK prüft, ob ein weiterer Sonderfall betreffend klimaresiliente Gehölze definiert werden kann zur Schaffung einer Liste von Gehölzen, die zwar nicht gebietseigen, aber naturschutzfachlich unbedenklich sind.

    Die lebhaften und engagiert geführten Diskussionen im Anschluss an die Vorträge drehten sich oft um die Schwierigkeiten bei der Organisation, Planung und Ausführung von Alleenpflanzungen. Torsten Müller, Amtsleiter Gebäudemanagement im Landkreis Dahme-Spreewald, berichtete über die Alleenkonzeption in seinem Landkreis. Dort ist es trotz der beklagten Schwierigkeiten erfreulicherweise gelungen, im Zeitraum von 2011 bis 2022 circa 10.000 Straßenbäume entlang der Kreisstraßen als Alleen oder Baumreihen zu pflanzen.

    Alleebäume Baumpflanzung
    Die Broschüre zur Alleenkonzeption 2030 steht auf der Website des MIL zum Download zur Verfügung. Foto: Philipp Schönfeld

    Kompetenzzentrum

    Daniel Kaiser stellte "kostba", das "Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen" vor. Dieses bisher bundesweit einzige Kompetenzzentrum wurde mit Unterstützung der Landesministerien (MIL, MLUK) 2023 gegründet und ist eine der Maßnahmen im Rahmen der Alleenkonzeption 2030. Seine Aufgaben umfassen die Bündelung des vorhandenen Wissens zum Erhalt sowie zur Entwicklung der Brandenburgischen Alleen. Das vierköpfige Team (Daniel Kaiser, Annika Schneeweiß, Thomas Bierig, Jasmin Preußer) wird durch einen Beirat unterstützt. Leider ist derzeit eine dauerhafte Finanzierung über das Jahr 2024 hinaus noch nicht gesichert. Es bleibt zu hoffen, dass angesichts der Bedeutung von kostba eine dauerhafte Institutionalisierung gelingt. Ein bereits angelegter Versuch in Müncheberg mit 33 Arten und Sorten von potentiell zukunftsträchtigen Alleebäumen ist der erste Schritt zum Aufbau eines Lehr- und Sichtungsgartens (www.lvga-bb.de) und wird in einigen Jahren sicher wertvolle Ergebnisse liefern.

    eine sehr gelungene Veranstaltung, die eine Fülle von aktuellen Informationen geliefert hat. In den Vorträgen und Diskussionen wurde das große Engagement aller Beteiligten für den Erhalt und die Neuanlage von Alleen deutlich. Mit der aktuellen Alleenkonzeption ist ein Rahmen mit Zielsetzungen, Handlungsfeldern und Maßnahmen gesetzt, der hoffentlich in den nächsten Jahren zu einer Zunahme der Alleen führt.

    Dr. Philipp Schönfeld

    Dr. Philipp Schönfeld
    Autor

    vormals LWG, Arbeitsbereich Urbanes Grün, derzeit freiberuflich

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