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Das Geschäft rund um den Baum: was läuft schief?

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Die Baum-Pflanzsaison steht wieder bevor und alle hoffen auf gute Geschäfte in Handel und Dienstleistung. Im Jahr der Internationalen Gartenschau Berlin sind die Zeichen auf "Grün" gesetzt. Auch der Weißbuchprozess zum Stadtgrün sowie das neue Städtebauförderprogramm "Zukunft Stadtgrün" des Bundes steigern die Erwartungen vieler Akteure in der Wertschätzung der Stadtbäume sowie persönlich im ökonomischen Sinne. Doch die Akteure sind gespalten: Während die einen mit cleverem Marketing für neue Produkte und Dienstleistungen werben, klagen andere über schlechte Preise, wie zum Beispiel die Baumschulbranche. Ist alles nur eine Frage der Finanzen oder geht's da auch um Inhalte, Ziele und Qualitäten? Klaffen Wunsch und Wirklichkeit noch immer zu weit auseinander?

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Gartenschauen haben den Anspruch, mit ihren Ideen und finanziellen Investments zur individuellen Stadtentwicklung nachhaltig beizutragen. Die Werbemaschinerie benutzt nach Aussage von Kritikern im Vorfeld Hochrechnungen über zu erwartende Besucherzahlen und zeigt Vorteile der Region in vielfältiger Hinsicht auch nach der Schau auf, um Politik und Geldgeber für die jeweilige Veranstaltung zu gewinnen. Aber analog zu aktuellen Großbauprojekten kommen die wahren Zahlen erst hinterher an die Öffentlichkeit. Das Schönreden von Konzepten im Vorfeld erscheint in diesem Zusammenhang genauso wenig hilfreich wie auch das Verschleiern von Fehleinschätzungen oder -entwicklungen. Die breite Öffentlichkeit scheint sich an derartige Missstände gewöhnt zu haben. Dabei fehlt es an ehrlicher Transparenz und an Forschungsarbeiten, die in der Tat die monetären Auswirkungen in Gänze für die austragenden Regionen aufzeigen müssen. Dies geht weit über die Besucherzahlen hinaus.

Der Wunsch nach mehr Stadtbäumen animiert Städte und Kommunen mit angestrengter Haushaltslage zu öffentlichen Spendenaufrufen. Auch hier kommt Geld in die Kasse, in der Regel mit viel Wohlwollen und Erfolgserwartungen aus privater Hand. Im Sinne der Wertschätzung wäre nun zu erwarten, dass die kommunalen Akteure sich besonders bemühen würden, gesponserte Baumpflanzungen effektiv zu gestalten. Auswertungen der Kampagne "Stadtbäume für Berlin" zeigen allerdings, dass bekannte Belastungsfaktoren wie Streusalz, Schattendruck von Altbäumen oder unzureichende Bodenbedingungen noch zu wenig im Tagesgeschäft berücksichtigt werden.

Die FLL als Brückenbauer und Regelwerksgeber in der grünen Branche bemüht sich dankenswerter Weise seit Jahren, strittige Fachthemen aufzuarbeiten und die Erkenntnisse kund zu tun. Sie wäre in ihrem Wirken noch erfolgreicher, wenn sich in den Regelwerken nur durch neutrale Studien gesicherte Erkenntnisse wiederfänden und die Akteure der Ausschüsse sich zur Neutralität verpflichtet fühlen würden. Die Praxis von Mitgliedern oder sogar Vorsitzenden, internes Wissen vor dem Erscheinen von Regelwerken für sich geschäftlich zu nutzen, in dem z. B. kostenpflichtige Seminare privat angeboten werden, ist nicht akzeptabel. Dies sollte allein der FLL vorbehalten sein. Bäume in gesicherter Qualität zu produzieren, effektiv zu verwenden und langjährig vital zu unterhalten, benötigt einen transparenten und sicheren Preis. Lassen wir uns nicht weiter blenden.

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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