Das Gesicht des GaLaBaus grundlegend verändert
Prof. Alfred Niesel mit 99 Jahren in Osnabrück verstorben
Grundstein für neue Studienrichtung
Geboren in Stralsund, wechselte er nach dem Krieg aus der Sowjetischen Besatzungszone in den Westen Deutschlands. Nach einer Baumschullehre und abgeschlossenem Studium war er zunächst in der freien Wirtschaft tätig. Rekultivierung im rheinischen Braunkohlengebiet, Sportanlagen wie das Stadion für Bayer 04 in Leverkusen oder die Außenanlagen am bischöflichen Palais in Köln sind Beispiele seiner Tätigkeit.
Von der Gründung der Fachhochschule Osnabrück 1971 bis zu seiner Emeritierung 1988 vertrat der Professor das Fachgebiet Technik im Landschafts- und Sportplatzbau. Als erster Fachbereichsleiter Landespflege von 1971 bis1973 gestaltete er nachhaltig die Überleitung der ehemaligen Ingenieurschule in eine Fachhochschule und schuf die Studienrichtung Baubetrieb und Bauingenieurwesen des Landschaftsbaus. Mit einem praxisbezogenen wissenschaftlichen Profil wurde sie bald als „Osnabrücker Schule“ bundesweit bekannt.
Landschaftsbau umfassend genormt
Niesel war einer der ersten Hochschullehrer, der baubetriebliche Themen im Landschaftsbau wissenschaftlich bearbeitete. Dazu zählten nicht nur Betriebsanalysen, sonders auch Lehrveranstaltungen zur Betriebs- und Menschenführung nach sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen. 1971 initiierte er die „Osnabrücker Kontaktstudientage“. Das Weiterbildungsseminar ist bis heute ein fester Bestandteil des Hochschullebens geblieben.
Besondere Anstrengungen verwendete Niesel darauf, den Landschaftsbau in das deutsche Normenwesen überzuleiten. Seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten waren stets so konzipiert, dass sie die im Berufsfeld tätigen Unternehmen in die Lage versetzten, im Wettbewerb mit konkurrierenden Branchen bestehen zu können. Dazu dienten eine bereits in den siebziger Jahren entwickelte Kalkulationsdatei für den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, ein Standardleistungsbuch Landschaftsbau sowie die Entwicklung bundeweit gültigen Richtlinien für Kalkulation, Berichtswesen und Nachkalkulation.
Schriftleiter der Neuen Landschaft
Niesel entfaltete eine umfangreiche publizistische Tätigkeit. Er veröffentlichte Standardwerke zum Garten- und Landschaftsbau, begründete die grüne Fachbibliothek und schrieb unzählige Fachartikel. Von 1980 bis 2007 war er Schriftleiter der Neuen Landschaft, die sich unter seiner Verantwortung zu einer der führenden Fachzeitschriften für den Landschaftsbau in Deutschland entwickelte.
Von ihrer Gründung in den siebziger Jahren bis 2003 hatte Niesel die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) geprägt. Zu seinen Ehrenämtern in der Gesellschaft gehörten die ehrenamtliche Mitgliedschaft im Forschungsrat, im Präsidium und als langjähriger Leiter mehrerer Gremien, darunter des Arbeitskreises/Regelwerksausschusses „Regelsaatgutmischungen“. Die FLL wählte ihn 2003 zum Ehrenmitglied. Die Hauptarbeitsgruppe des Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB), in dem er viele Jahre wirkte, hat ihm die GAEB-Ehrennadel verliehen.
Für seine Verdienste um den Garten- und Landschaftsbau zeichnete ihn der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) 1990 mit der höchsten Ehrung für Nicht-Mitglieder, der Silbernen Landschaft, aus. Auch der GaLaBau-Verband Mecklenburg-Vorpommerns wählte ihn zum Ehrenmitglied. Im März 1999 erhielt Niesel das Bundesverdienstkreuz am Bande. cm