Das große Buch der Gartengestaltung

Das Cover zeigt eine Freiluft-Relax-Oase auf kleinstem Raum, zeitgemäßes "Outdoor-Living" zum Selbermachen. Wie wir uns den "Garten einrichten" lernen wir dann ab Seite 259. Prima, das kriegen wir locker hin, brauche ich das Buch?

Wie man sich täuschen kann, schnell vergeht dem gesättigten Rezensenten die Arroganz! Der graue Einband umschließt eine Schatzkiste! Sie beinhaltet kein schnödes "Man nehme und pflanze", sondern eine gründliche Abhandlung über all das, was in Gärten im besten Sinne alles möglich ist. Die fundierten Texte der Landschaftsarchitektin Heidi Howcroft wirken zwar auf den ersten Blick etwas an den Rand gedrängt von der beeindruckenden Bildgewalt. Denn man kann nicht damit aufhören die kunstvollen Fotographien zu genießen. Viele der Bilder ziehen den Betrachter förmlich in sich hinein. Es sind Aufnahmen von paradiesischen Orten, gestaltet von den Helden der Zunft, in einem Wahnsinns-Pflegezustand und meisterlich abgelichtet von Marianne Majerus. Sobald das Staunen und spontane "sowas will ich auch" etwas abklingt und man irgendwann fertig ist mit nach weiteren Sensationen gierenden Durchblättern, besinnt man sich der Texte. Um festzustellen, dass wohl kaum jemals Bild und Text in einem derart umfassenden Fachbuch so gut zusammenpassen. Tatsächlich illustrieren nun die Fotos den Text und nicht umgekehrt.

Nach der Grundlagenermittlung über Lage, Standort eines Gartens und den Nutzeransprüchen zeigt das Autorinnenduo unter der Rubrik "Eine Frage des Stils" auch für Laien verständliche Inspirationsquellen für die vielen Möglichkeiten auf, welche zu diversen Gartenstilen führen können. Leute lasst Euch inspirieren, seht Euch um, das lehrt uns das Kapitel. Die passenden baulichen Elemente und Materialien werden anschließend ausführlich bearbeitet, um dann zum pflanzlichen Teil überzugehen: Welch eine Wonne!

Wasserinstallationen, Möbel, Accessoires, schließlich Kunst im Garten, runden selbigen zum Gesamtkunstwerk ab. Dies also ist es, was ab Seite 259 geschieht. Zumindest auf den Bildern, denn ob man das selbst so hinbekommt …

Abschließend geht es noch um Tipps für schwierige Standorte und spätestens jetzt wird sehr deutlich, dass es sich um ein englisches Gartenbuch handelt, denn wo der Kontinentalgärtner an Hitze und Trockenstress, harte Barfröste und sonstige Beschwernisse denkt, weiß das vorliegende Buch Hilfe bei der Einrichtung schicker Dachterrassen, urbanen Fassadenbegrünungen und Parkanlagen an klimamilden Meeresküsten. Aber das macht nichts, denn Probleme gibt's schon genug, hier haben wir einen Blick ins Paradies. Jedem zu empfehlen. Til Hofmann