Ökonomisch betrachtet

Das Unkalkulierbare kalkulieren

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Nicht nur, dass die Preise ständig steigen, sondern auch ihre Unberechenbarkeit macht vielen Betrieben und Auftraggebern zu schaffen. Wie das statistische Bundesamt veröffentlicht hat, sind die Preise für Vorleistungsgüter seit Ende 2020 um durchschnittlich 1,8 Prozent und Energie sogar um 4,2 Prozent monatlich (!) gestiegen, vgl. Abbildung 1.

Die mittlere Schwankungsbreite der Preise lag bei den gewerblichen Vorleistungsgütern zwischen Ende 2020 und Mai 2022 bei +/- 1 Prozent und bei Energie bei +/-4,3 Prozent (!) bezogen auf die monatliche Entwicklung.

Wie soll man unter solchen Umständen seriös kalkulieren? Wie sollen Budgets verlässlich ermittelt werden?

Die Risikotheorie kann hier Abhilfe schaffen. Dabei werden mögliche Preisbewegungen im Rahmen der Kalkulation berücksichtigt und anhand von Risikozuschlägen einkalkuliert. Diese lassen sich entsprechend der Risikoeinstellung des einzelnen Betriebs bzw. Bauherren frei festlegen.

Sofern die historische Preisentwicklung bekannt ist, kann sie mithilfe von Mittelwerten und Standardabweichung näherungsweise extrapoliert werden (z. B. sogenannter Random-Walk mit Drift), vgl. Abbildung 2. Wird demnach ein Angebot für den kommenden Monat kalkuliert, so werden die Preise der Vorleistungsgüter wie oben angegeben gestiegen sein.

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Beispielhaft ergäbe sich so bei einem Materialeinkaufspreis von 50.000 Euro eine Preissteigerung von 900 Euro (1,8 Prozent). Zudem ist der Risikowert zu berücksichtigen, d.h. die mittlere Abweichung von diesem Prognosewert in Höhe von +/- 1 Prozent (siehe oben) mit rund 520 Euro. Das entspricht dem Risikozuschlag, sofern ein mittleres Risiko unterstellt wird.

Problematisch in der aktuellen Situation ist, dass Preisschwankungen in den einzelnen Projekten nicht unabhängig voneinander auftreten. Insbesondere gleichzeitig laufende Projekte hängen insofern mehr oder weniger direkt miteinander zusammen.

Wird beispielhaft unterstellt, dass fünf Projekte gleichzeitig stattfinden und die Korrelation, d.h. der Zusammenhang der Preisentwicklung, z.B. durch eine ähnliche Materialkombination 70 Prozent beträgt, so ergibt sich ein Risikowert von angenähert 2 260 Euro (0,9 %) statt 1 Prozent (siehe oben) über alle Projekte bei einem Einkaufswert von insgesamt 250.000 Euro (5 Projekte zu je 50.000 Euro). Trotz der hohen Korrelation lässt sich das Risiko ein Stück weit auf alle Projekte verteilen ("poolen") und es ergibt sich eine leichte Reduzierung des Risikozuschlags und der Kalkulation wettbewerbsfähige Preise.

Prognosen, die weiter in die Zukunft reichen, werden immer ungenauer, so dass der Risikowert steigt, vgl. Abbildung 2. Wird beispielsweise auf ein Projekt angeboten, dass in fünf Monaten starten soll, so vergrößert sich die Varianz (das ist die mittlere Abweichung zum Quadrat) der Vorhersage linear. Es werden also die mittlere Preissteigerung (1,8 % über fünf Jahre = 9,3 %) zu berücksichtigen sein und ein zusätzlicher Risikowert in Höhe von 2,2 Prozent (?(5 Jahre · 1 %²) = 2,2 %), der sich damit mehr als verdoppelt. Allerdings wirken sich dann auch Poolingeffekte günstiger aus.

Zusammengefasst ergibt sich nach einem Monat ein Preisaufschlag von 1,8 Prozent + 1 Prozent = 2,8 Prozent und nach fünf Monaten 9,3 Prozent + 2,2 Prozent = 11,5 Prozent. Durch den Poolingeffekt lassen sich darüber hinaus trotz des systemischen Zusammenhangs noch mehr oder weniger große Risikoabschläge realisieren.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

Hochschule Osnabrück

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