Junge Landschaft

Der frühe Vogel fängt den Wurm

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146 . FOLGE Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau- Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Frühblüher.

Sie haben keinen Kalender - und doch wissen Pflanzen ganz genau, wann es Zeit wird, mit dem Wachsen anzufangen. Doch woher eigentlich? Der etwas saloppe Spruch: "Nur die Harten kommen in den Garten!" scheint für die Frühblüher unter den Pflanzen gemacht worden zu sein.

Der Schnee ist noch nicht geschmolzen, da erscheinen sie schon: Schneeglöckchen, Krokus, Winterling & Co. Sie verwandeln Wiesen in bunte Blumenteppiche, sind ein Lichtblick in der düsteren Zeit des Winters, sind erste Tankstellen für hungrige Insekten und erfreuen uns Menschen mit ihrer Schönheit.

Das Erwachen der Natur kann man nicht nur sehen, man kann es auch riechen und hören und fühlen. Eine schöne Zeit! Da können auch die paar kühlen Regentage die Stimmung trüben.

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Vom Sinn des frühen Blühens

Die erste Frage, die man sich stellen sollte: Was bringt es, mitten im Schnee zu blühen? Alles, was in der Natur passiert, basiert auf einer Art "gesundem Egoismus". Es muss für das Individuum einen Lebensvorteil geben. Im Fall der Frühblüher ist es das Licht. Würden Winterlinge, Krokusse und Schneeglöckchen im Sommer blühen, stünden um sie herum Pflanzen, die größer als die Frühblüher wären und durch ihren Schatten den Lichteinfall am Boden stark minimieren würden.

Richtig bemerkt - die Pflanzen sind im Winter ja auch da, weil sich diese Lebewesen aus eigener Kraft nicht vom Standort entfernen können. Stimmt, ABER im Herbst verlieren Laubbäume ihr Laub und der Lichteinfall für Winterlinge und Schneeglöckchen, die den Waldstandort vorziehen, ist gewährleistet. Bei Schneefall wird dieser durch die Lichtreflexion des Schnees noch intensiviert. Dadurch werden beispielsweise Schneeglöckchen animiert, noch früher zu blühen als der Rest der Welt.

Dieser Zeitpunkt verlangt diesen Pflanzen eine Menge Eigenenergie ab, denn die Kraft der Sonne reicht so früh im Jahr nicht aus, um daraus die Energie zum Wachsen zu ziehen. Der Trick, durch den es gelingt, ist eine Energie, die in Form von Stärke in Zwiebeln, Knollen und Erdsprossen gespeichert ist und der Pflanze die Kraft für diesen Lebensabschnitt zur Verfügung stellt. Wer so früh loslegt wie das Schneeglöckchen, muss außerdem verhindern, dass der Saft in den Pflanzenzellen einfriert und diese dadurch zum Platzen bringt. Dazu dient eine Art Frostschutzmittel, welches in den Zellen eingelagert ist.

Auslösesignal - oder Neudeutsch "Trigger" - für den Blühbeginn ist für einige Pflanzen zusätzlich zum Licht der Frost. Zwiebeln von Narzissen und Krokussen müssen Frost erlebt haben, damit sie im Frühling austreiben. Ein Mechanismus, der verhindern soll, dass diese Pflanzen versehentlich schon im Herbst loslegen.

Was sind Frühblüher? - ein Beschreibungsversuch

Frühblüher sind Pflanzen, die insbesondere in Laubwäldern frühzeitig im Jahr blühen und ihr Laub bilden. Sie profitieren im Frühjahr von der Lichteinstrahlung und Wärme direkt über dem Boden, der vor dem "Kronenschluss" der Bäume noch hoch ist. Mit dem Laubaustrieb der Bäume und Sträucher ziehen sie ein. Sie besitzen besondere Speicherorgane, aus denen sie die Energie beziehen, die zu dem frühen Blütezeitpunkt nicht produziert werden kann. In den Speicherorganen (Zwiebeln, Pflanzenknollen, Rhizome) finden sich die Vorräte in Form von Reservestoffen wie Stärke. Denn so früh im Jahr reicht die Fotosyntheseleistung nicht aus, um genug Energie für die Ausbildung von Blütentrieben zu liefern. Man unterscheidet drei verschiedene Typen von Frühblühern: Geophyten, Hemikryptophyten und Chamaephyten.

Die oberirdischen Pflanzenteile sterben bereits im Sommer oder zum Winter hin ab. Sie überdauern die für sie langen ungünstigen Jahreszeiten verborgen unter der Erdoberfläche, in Form von Knospen tragenden Zwiebeln, Knollen, Rhizomen oder Wurzelstöcken.

Zwischenfrage: Können Frühblüher erfrieren?

Nein, das kann ihnen nicht passieren! Doch wie machen sie das? Die ersten sogenannten Vorfrühlingsblüher sind in unseren Breiten das Schneeglöckchen und der Winterling. Das Schneeglöckchen gehört zu den Frostkeimern, das bedeutet, die Zwiebel der Pflanze muss in der Erde erst mehrere Tage Frost erfahren, bevor sie bei folgenden Plusgraden überhaupt aktiv wird. Diese Funktion verhindert, dass Frostkeimer schon im Herbst zum Leben erwachen. Erst wenn die Temperaturen im Boden mehrere Wochen über 5 °C gelegen haben, beginnen die Samen zu keimen. Die Auslöser für den Wachstumsbeginn sind von Pflanze zu Pflanze verschieden. Viele Frühblüher nehmen das Sonnenlicht mit ihren Blättern wahr und können so erkennen, wie lang die Tage sind. Mithilfe dieser Informationen wird erst mit der Zunahme der Sonnenstunden die Blüte ausgebildet. Die ersten Vorfrühlingsblüher dagegen richten ihre innere Uhr nach der Temperatur aus - jedoch ist dabei nicht die Luft-, sondern die Bodentemperatur entscheidend. Steigen die Temperaturen mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Boden an, werden die Zwiebeln geweckt und innerhalb kurzer Zeit entstehen Blätter und ein wenig später auch die beliebten Blüten, die den Frühling ankündigen.

Natürlicher Frostschutz?

Und auch Blätter und Blüten der Frühblüher sind vor Frost geschützt. Schneeglöckchen beispielsweise liegen nach einer Frostnacht, die Temperaturen von unter minus 5 °C mitbringt, flach auf dem Boden. Doch sie sind nicht erfroren, sondern richten sich nach einiger Zeit wieder auf. Frühblüher und winterharte Pflanzen tragen einen natürlichen Frostschutz in Form von Stärke in sich. Diese wird aus überschüssiger Energie produziert, ist in allen Pflanzen zu finden und wird in Körnchenform gelagert. Kommt es zu Minusgraden, schaltet die Pflanze ihren Stoffwechsel um. Nun wird statt Glucose Glycerin produziert und die Stärkereserven zu Glucose zerlegt. So entstehen die körpereigenen Frostschutzmittel, sogenannte "Bio-Alkohole" wie Glycerin, Traubenzucker und Sorbit.

Dieser Prozess wird als Gefrierpunktserniedrigung bezeichnet. Die natürlichen Frostschutzmittel verteilen und lösen sich im Wasser der Zellen und verändern damit dessen molekulare Zusammensetzung. Das führt dazu, dass das Wasser in den Zellen nicht wie üblich bei 0 °C gefriert. Die spitzen Eiskristalle, die sich in Pflanzenzellen ohne Frostschutz bilden und die die Zellwände zerstören, bleiben aus.

Übrigens: Auch Schneeglöckchen und Winterling irren nicht, obwohl einige Exemplare bereits im Dezember blühen. Die meisten blühen zwischen Januar und März. Grund dafür sind verschiedene Bodenbeschaffenheiten und Standorte. Sandige, trockene Böden erwärmen sich wesentlich schneller als schwere, nasse. Geschützte, sonnige Ecken an Häuserwänden unterstützen das Wachstum mehr als zugige, offene und schattige Plätzchen.

Nicht nur schön, sondern auch wichtig

Neben ihrer Ästhetik, die besonders dem Menschen Freude bereitet, übernehmen Frühblüher eine besonders wichtige Funktion im ökologischen Kreislauf der Natur. Im zeitigen Frühjahr dienen sie für Bienen und andere Insekten als unverzichtbare erste Nahrungsquelle. Nicht nur Hummelköniginnen, die bereits ab 2 °C fliegen, sondern auch Honigbienen wagen sich schon an den ersten sonnigen Februartagen in die Kälte, um Nahrung zu suchen. Bienen gelten als besonders gefährdet, nicht nur weil sie aufgrund der kritischen Zerstörung ihrer Lebensräume durch Pestizide und monokultureller Landwirtschaft immer weniger Nahrung finden, sondern auch, weil sich ihre Nahrungssituation im Winter und Frühjahr zuspitzt, wenn die Bienen den kräftezehrenden Aufbau und die Stabilisierung ihrer Völker unternehmen. Sie brauchen dafür ausreichend Pollen und Nektar, die im späten Winter und zeitigem Frühjahr eher Mangelware sind. Nur die Frühblüher können die Bienen damit versorgen. Deshalb sind Frühblüher im eigenen Garten ein sich lohnender Beitrag zum Bienen- und Insektenschutz.

Wann werden Frühblüher gepflanzt?

Der ideale Zeitpunkt zum Setzen von Frühblühern ist der Herbst. Aber auch im Frühjahr kann man in frostfreiem Boden noch Zwiebeln setzen. Als Richtlinie gilt: Die Zwiebeln müssen doppelt so tief in die Erde gesetzt werden wie sie selber groß sind. Auch ein wenig Kompost tut ihnen gut. Sie brauchen nach dem Einsetzen etwa drei Wochen, bis sie treiben.

Zwiebel - ein wichtiges Organ

Der Bulbus, wie man wissenschaftlich zur Zwiebel sagt, ist ein gestauchter Spross mit verdickten, oft fleischigen Niederblättern, die als Speicherorgane dienen. Sie kommen bei den Liliengewächsen oder vielen Lauchgewächsen vor.

Die Zwiebeln wachsen meist unterirdisch bis nahe über der Bodenoberfläche. Die Zwiebel-Sprossachse besitzt stark verkürzte Internodien und bildet einen flachen, scheibenförmigen Teil, der Zwiebelkuchen genannt wird. An dessen Oberfläche sitzen schuppenförmige oder röhrenförmige Blätter, deren Unterblatt verdickt angeschwollen ist und Nährstoffe speichert (Zwiebelschuppen oder Zwiebelschalen). Die Oberblätter sind meist grün oder sterben später ab. Die trockene Außenhaut (Zwiebeldecke oder Schale) schützt die inneren Blätter vor Austrocknung. An der Unterseite des Zwiebelkuchens treiben unverzweigte sprossbürtige Wurzeln aus, die während ihres Wachstums die Zwiebel in den Boden ziehen. Dort kann die Zwiebelpflanze eine ungünstige Jahreszeit überdauern. Im Inneren der Zwiebel befindet sich die Knospe mit der Anlage für Laubblätter, der blattlose Blütenstandsschaft und der Blütenstand für die nächste Vegetationsperiode.

Bei Zwiebeln als Vermehrungsorgane unterscheidet man zwei Arten (s. Tabelle)

Das Ranking der Frühblüher

Oben, ergänzend zu den angeführten Blühzeittabellen, die wichtigsten Frühblüher.


Quellen:

  • Farbatlas Peter Rüther: Frühblüher – Heimische Arten im Überblick. Hohenwarsleben (Westarp Wissenschaften)
  • Åge Nicolaisen: Blumenzwiebeln – Frühlingsblumen. 2. Auflage. BLV, München 1966
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group)




Nächsten Monat lesen Sie: "Lebensraum Garten, Teil 1".

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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