Der Geräteträger-Hype

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Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Einer der Vorreiter der Geräteträger in Westdeutschland war der Traktorenhersteller Fendt (Fendt GT), der auch die Markenrechte am Namen "Geräteträger" besitzt. Foto: Fendt
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Für die Gruppe der handgeführten Geräteträger steht hier der Agria 3400. Der Dieselviertaker erreicht eine maximale Fahrgeschwindigkeit von bis zu 7,1 km/h. Foto: Agria
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Die ferngesteuerten Helfer auf Ketten mausern sie sich langsam auch zu kleinen Geräteträgern. Zu ihnen zählt der AS 1000 RC. Foto: AS Motor
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Oben: Fahrzeuge mit vier Rädern sind eine Spezialität von Max Holder. Das Unternehmen plant, bald auch einen Kleintransporter im Segment über 100 PS anzubieten. Foto: Max Holder
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Mitte: Kärcher zeigt mit seinem MC 130 ein fortschrittliches Konzept eines zweisitzigen Geräteträgers, der ganzjährige Einsatzmöglich-keiten garantieren soll. Foto: Kärcher
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Unten: Überall dort, wo schmale Wege oder verwinkelte Flächen den Einsatz einer wendigen Arbeitsmaschine notwendig machen, schickt Iseki seinen Vitra ins Rennen. Foto: Iseki
Geräteträger Kleingeräte und Werkzeuge
Die Unimog Geräteträger U 216 bis U 530 sind mit BlueEfficiency Power-Motoren ausgerüstet, die als Vier- und Sechszylinder zwischen 156 PS und 299 PS leisten. Foto: Mercedes-Benz

Soll es der selbstfahrende, kaffekochende, alle anderen Arbeiten verrichtende Toaster mit Radio Luxemburg Taste und automatischer Vollwaschfunktion sein? Oder doch lieber die eierlegende Wollmilchsau? Wir werfen einen erhellenden Blick auf die wunderbare Welt der Geräteträger.

Dass Maschinen eine möglichst breite Einsatzvarianz abdecken sollen, ist an sich nichts Neues. Doch mittlerweile scheint das Phänomen der Einsatzvielfalt eines einzelnen Fahrzeuges in alle Segmente vorgedrungen zu sein und fast könnte man meinen, man sei nur noch von der neu geschaffenen Spezies der "Geräteträger" umzingelt. Es lohnt sich also eine Betrachtung des Marktgeschehens mit all seinen Facetten sowie eine kleine Rückschau auf die Anfänge.

Geräteträger sind neu?

Nein, natürlich ist der Typus "Geräteträger" nicht erst in den letzten fünf bis zehn Jahren kreiert worden, aber die auffallende Häufung von Maschinen und Fahrzeugen, die sich in der Typusbeschreibung als solche ausgeben, ist gerade in den letzten 15 bis 20 Jahren stark angestiegen. Seine Geburtsstunde hingegen fällt in die Nachkriegszeit und meist unwissentlich kennt fast jeder einen Urstamm: das Universal Motor Gerät, kurz Unimog. Dieses "motorgetriebene Universalgerät" entstammt aus der Feder von Albert Friedrich anno 1945 und geht aber auch auf die ursprüngliche Idee von Eugen Scheuch zurück. Der grundsätzliche Ansatz war die Schaffung eines universell einsetzbaren Fahrzeuges für die Landwirtschaft, dass einen Anbau von Zusatzgeräten im Sichtfeld des Fahrers ermöglicht, dass heißt im Front-Heck und Zwischenachsbereich.

Einer der Vorreiter in Westdeutschland war neben Ruhrstahl und Lanz (ab 1951) der Traktorenhersteller Fendt (Fendt GT), der übrigens auch die Markenrechte am Namen "Geräteträger" besitzt. In Ostdeutschland, im Traktorenwerk Schönebeck (VEB) wurde über Jahre sehr erfolgreich der R08 genannte Geräteträger weitergebaut. Andere kleinere Traktorenhersteller versuchten sich ebenfalls in fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts an dieser Maschinenkategorie, einzig Fendt hielt damit bis 2004 durch. Der Nachfolgetypus, der den "klassischen" Geräteträger ersetzt, heißt nun mehr Systemschlepper. Seitdem gibt es auf dem deutschen Markt kein Fahrzeug, dass in der Typenbezeichnung den Begriff "Geräteträger" trägt bzw. tragen darf, wohl aber viele Modelle, die es per se gern sein wollen.

Von der Landwirtschaft in die grüne Branche

Die Konzentration der Entwicklungen rein auf die Landwirtschaft hielt bis in die 1990er Jahre mit Ausnahme des Unimogs an. Er fand relativ schnell auch abseits der Landwirtschaft seine Verwendung. Besonders Kommunen und natürlich militärische Anwendungen standen am Anfang im Fokus und bildeten eine solide Käuferschaft für den Allrounder. Möglicherweise war die Wiedervereinigung Deutschlands mit ein Auslöser für das vermehrte Aufkommen an sogenannten Geräteträgern, denn als eine der wenigen Produkte aus der ehemaligen DDR schaffte es das Multicar ein kleinen "Siegeszug" anzutreten. Anfangs noch ähnlich wie die "Rennpappe" (für Nichtwisser - Spitzname für den Trabbi) milde belächelt, zeigte der kleine "Transporter" schnell seine Qualitäten. Ein weiterer Grund ist sicherlich in der Veränderung der Anforderungsprofile auf den Baustellen und anderen Einsatzgebieten, speziell im innerstädtischen Bereich zu sehen. Daher rührt auch der Trend zu immer kleineren, multifunktionalen Maschinen und Fahrzeugen, wobei in den letzten Jahren auch auf Großbaustellen eine immer höhere Flexibilität gefordert wird. Dabei kam dem kommunalen Sektor ein große Rolle zu, die mittlerweile fast in Gänze an die grüne Branche weitergereicht wurde. Dies ist in Teilen dem Umstand geschuldet, dass viele Kommunen ein Großteil ihre Grünarbeiten, wie Rasenpflege oder Baumschnitt und natürlich auch den Winterdienst aus Kostengründen outgesourct haben.

Geräteträger von Groß bis Klein

Das am Markt verfügbare Spektrum hat sich in den letzten Jahren so beachtlich erweitert, dass derzeit die Größenunterschiede nicht interessanter bzw. Auslegung des Geräteträgerkonzepts nicht unterschiedlicher sein könnte. Im Folgenden soll eine kleine nicht repräsentative Modellschau die Diversität veranschaulichen.

ERCO MT-1100HO

Beginnt man im Kleinen, fällt ein Vertreter aus dem Hause Echo Motorgeräte auf. Die als Multitrak MT-1100HO bezeichnete Maschine ist ein Drei-Rad-Geräteträger mit einem hydrostatischem Differentialgetriebe und soll das maßgeschneiderte Fahrzeug für den Einsatz rund um Gelände, Hof-, Wohn- und Parkplatzanlagen sein. Der vordere Anbauraum ist insbesondere für den Betrieb von Räumgeräten wie Schneeräumschild, Kehrmaschinen oder Kehrbesen ausgelegt. Mit seinen kompakten Abmessungen von 150 x 87 x 127 cm (LxBxH) eignet er sich für gleichermaßen für kleine Höfe und Wege und ist auf Grund seines Gewichtes relativ einfach zu verlasten. Der Wechsel der Anbaugeräte lässt sich laut Hersteller werkzeuglos innerhalb weniger Minuten durchführen. Angetrieben von einen Honda Motor mit knapp 390 cm³ Hubraum (1Zylinder, Viertakter) beschleunigt er auf 9 km/h in der Vorwärts- und 6 km/h in der Rückwärtsfahrt. Der verbaute Hydrostat sorgt für das aus anderen Maschinen bekannte, sanfte Anfahren, was bei Arbeiten in beengten Bereichen enorm wichtig ist. Durch den Antrieb über die beiden Vorderräder soll der MT-1100HO über er eine wesentlich bessere Traktion verfügen als Geräte, die nur am Hinterrad angetrieben werden.

Agria 3400

Äußerst beliebt bei Hausmeisterdiensten und deswegen mit einem starken Marktauftritt stehen die Einachser dar. Bei diesen handgeführten Maschinen tummeln sich viele große und kleine Anbieter, wobei die bekanntesten im deutschen Marktgeschehen Firmen wie Agria, Köppl, Rapid, Irus sind und darüber hinaus auch Stiga, Güde oder Bertolini ein Wörtchen mitreden. Stellvertretend für diese Gruppe sei hier der Agria 3400 vorgestellt. Für den Vortrieb sorgt ein Yanmar 1-Zylinder-Dieselviertakter mit 7,4 kW (10,0 PS) womit eine maximale Fahrgeschwindigkeit von bis zu 7,1km/h erreicht wird. Interessant ist an diesem Gerät der drehbare Lenkholm und das Schnellkuppelsystem, welche im Zusammenspiel einen einfachen Wechsel vom Heck- zum Frontanbau ermöglichen und somit die Maschine universell nutzbar machen. Neben den Grünflächen sowie Bodenbearbeitungen kann der 3400er ebenso für Schneeräum- und Kehraufgaben eingesetzt werden. Die Sperrbare Differenzialachse hält die Maschine in extremen Situationen beherrschbar und dennoch leicht wendbar, die gangunabhängige Zapfwellendrehzahl hingegegen führt eine stufenweise Anpassung an die Arbeitsbedingungen herbei.

Auf Kette?

Eine Maschinengeneration, die in den letzten fünf bis sechs Jahren den Markt erweiterten, sind die ferngesteuerten Helfer auf Ketten. Anfangs als ideale Arbeitsgeräte für schweres Gelände im Grünflächenschnitt präsentiert, mausern sie sich langsam auch zu kleinen Geräteträgern. Natürlich immer noch mit Schwerpunkt auf schwieriges Gelände, aber ebenfalls, bedingt durch ihre Ketten als vielfältiges Arbeitstier mit geringerem Bodendruck. Ein Vertreter dieses Typus ist AS 1000 RC. Repräsentative Kunden sind Kommunen, Dienstleister, und überregionale Dienste wie zum Beispiel Straßen-, Autobahn- und Wasserämter. Aber auch fu?r private Nutzer mit extremen Einsatzgebieten kann solch eine ferngesteuerte Mählösung relevant sein. Die Vorteile liegen dabei auf der Vermeidung körperlicher Belastungen fu?r den Anwender. Der fast völlige Wegfall von Staub-, Lärm- und Vibrationseinflu?ssen sind das große Plus. Aus gut 300 m Entfernung kann der Bediener die kleine Raupe steuern. Die hier gezeigt Mähvariante schafft eine Schnitthöhe von 100 mm auf einer Arbeitsbreite von 61 cm. Denkbar sind gegebenenfalls Lösungen für die Schneeräumung oder den Kehreinsatz.

Eine Nummer größer

Die legitimen Nachfolger oder vielleicht auch Vorreiter auf dem Gebiet der Geräteträger sind alle Fahrzeuge mit vier Rädern. In diesem Segment hat es in den letzten zehn Jahren einen enormen Zuwachs gegeben und ein Ende scheint nicht absehbar. Jüngstes Mitglied in diesem Reigen wird seitens Max Holder in Zukunft einen kommunalen Kleintransporter im Segment über 100 PS mit ins Programm nehmen. Unter dem Modellnamen MUVO wird in einem Jointventure mit dem kroatischen Familienunternehmen RASCO das dort schon bestehende Fahrzeug in die Holder Modellreihe integriert. Mit dem MUVO setzt Holder auf ein qualitativ hochwertiges Fahrzeugsystem, das seine Leistungsfähigkeit im kommunalen Ganzjahreseinsatz unter Beweis gestellt hat. Echte Multifunktionalität, kompakte Abmessungen, einen kleinen Wendekreis, hohen Arbeits- und Bedienkomfort sowie ausgereifte technische Lösungen sind laut beider Hersteller im MUVO mit einem leistungsstarken Motor, dessen 80 kW/109 PS in der EURO-6-Version Kraft in allen Einsatzbereichen bietet, kombiniert. RASCO liefert für den MUVO darüber hinaus eine breite Palette ebenso robuster wie innovativer Standardanbaugeräte.

Ein neues Gesicht

Die bekanntesten Fahrzeuge in dieser Kategorie haben natürlich ihre Geburtsstätte bei Hako Multicar, jedoch zeigt auch Kärcher mit seinem MC 130 ein fortschrittliches Konzept eines zweisitzigen Geräteträgers, der ganzjährige Einsatzmöglichkeiten garantieren soll. Das zulässige Gesamtgewicht liegt unter 3,5 t, sodass der MC 130 mit einem aktuellen KlasseB Führerschein gefahren werden kann. Der Kubota 4-Zylinder-Dieselmotor leistet bei 2700 U/min 36,5 kW/50 PS und schafft damit ohne Probleme die 40 km/h Höchstgeschwindigkeit. Besondere Vorteile, die vom Hersteller hervorgehoben werden, sind die komfortable 2-Mann-Kabine mit 360°-Rundumsicht, die hydrodynamisch 4-fach gelagert wird, was zu einem niedrigem Geräuschniveau sowie einen vibrationsarmen Fahrkomfort führen soll. Darüber hinaus befindet sich das im Lenkradkranz integrierte Multifunktionsdisplay während des Arbeitseinsatzes immer im Blickfeld des Fahrers, ohne dabei zu stören bzw. abzulenken.

Die Sache mit Knick

Mit der Einführung der wendigen VITRA Knicklenker-Baureihe hat ISEKI im Jahr 2010 für sich eine Marktnische erfolgreich besetzt. Überall dort, wo schmale Wege oder verwinkelte Flächen den Einsatz einer wendigen Arbeitsmaschine notwendig machen, schickt man seine Knicklenker ins Rennen. Im neuen Spitzenmodell VITRA 2060 mit 64 PS Motorleistung wurden jetzt zahlreiche neue Technik-Features integriert, die seine Leistungsfähigkeit und Variabilität abermals erhöhen sollen. Der schnelle Wechsel von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt erfolgt über ein Fußhydrostat-Pedal in Kombination mit einem Fahrtrichtungs-Kippschalter, der zur einfachen Bedienung in den Joystick integriert wurde. Ausgerüstet mit 4-Zylinder Cat-Dieselmotor und Turbolader erreicht er eine Endgeschwindigkeit von 40 km/h, die in dieser Größenkategorie Standard ist. Weiterhin verfügt die Steuerkonsole über ein Potentiometer, mit dem die Geschwindigkeit im Arbeitsgang ähnlich eines Tempomaten feinjustiert und stufenlos eingestellt werden kann. Beim kompletten Durchdrücken des Bremspedals wird diese Funktion deaktiviert, eine leichte Bremsbetätigung reduziert hingegen die Fahrgeschwindigkeit im Arbeitsgang bis zum Stillstand der Maschine. Gerade bei winterlichen Einsätzen oder Kehrfahrten kommt dieser Technik eine große Bedeutung zu, da sie die Genauigkeit stark verbessert. Mit Außenbreiten ab 1,0 m passt auch dieser vielseitige "Wegbereiter" auf nahezu jeden Gehweg und erreicht mit seiner Knicklenkung und lediglich 1,80 m Wenderadius eine bemerkenswerte Wendigkeit.

Die "Erwachsenen"

Schaut man zu den Fahrzeugen mit mehr als 3,5 t auf, dann landet man unweigerlich beim Unimog, JCB Fastrac oder den Traktoren. Sie wundern sich, dass ich die Traktoren dazu zähle? Die heutigen Traktoren haben durchaus etwas mit dem Grundgedanken des Geräteträgers gemein, denn sie verfügen über all die Anbauräume, die wie anfangs geschildert, Ziel der Konzeption "Geräteträger" waren und sie erobern stetig Teile des kommunalen Marktes und drängen, zumindest auf Großbaustellen in die Baubranche. Der Klassiker, an dem immer noch nichts vorbeigeht, ist und bleibt der Unimog. Die aktuelle Programmpalette bei Mercedes Benz teilt sich in die Unimog Geräteträger (U 216 bis U 530) und die fast unverwüstlichen, für schwerste Gelände entwickelten hochgeländegängigen Unimog, die bei erster Betrachtung dem Ur-Unimog noch am ähnlichsten erscheinen. Für den Kommunalsektor ist vorrangig die Geräteträgerlinie von Interesse. Sie sind mit BlueEfficiency Power-Motoren ausgerüstet, die als Vier- (drei Motoren) und Sechszylinder (zwei Motoren) zwischen 115kW (156 PS) und 220 kW (299 PS) leisten.

Mit besonders kompakten Abmessungen übernehmen der Unimog U 216 und U 218 den Part der Einstiegsmodelle. Ihr Radstand fällt mit 2800 Millimetern um 200 Millimeter geringer aus als beim U 318, außerdem sind sie um 50 Millimeter schmaler. So erreichen sie einen Wendekreis von 12,6 Metern. Wesentliche Vorzüge seitens des Herstellers sind die gegenüber den Vorgängern modernisierte und optisch aufgewertete "Freisichtkabine" oder die einzigartige Wechsellenkung Vario-Pilot-System. Dabei lassen sich Lenkrad und Pedale vom Fahrerplatz für den Einsatz auf den Beifahrerplatz verschieben. Außerdem im Sinne der Effizienz - der synergetische Fahrantrieb EasyDrive, der einen fliegenden Wechsel während der Fahrt vom stufenlosen Hydrostat zum mechanischen Schaltgetriebe erlaubt und die jetzt ab Werk verfügbare Allradlenkung. Wie schon von den Mobilbaggern bekannt, verfügt der Unimog jetzt über die "Hundeganglenkung" für seitlich versetztes Fahren.

Fazit

Hersteller aus anderen Maschinengattungen, wie Klein- und Kleinstradlader, Mobilbagger oder ähnliche, versuchen mittlerweile im gleichen Maße ihre Geräte in diese Richtung zu modifizieren. Das kann in Einzelfällen durchaus sinnvoll erscheinen doch nur die Möglichkeit mehrere Anbaugeräte nutzen zu können, macht sie nicht zu einem Geräteträger im klassischen Sinne. Letztendlich muss die gewählte Maschine oder das Fahrzeug auf das Einsatzgeschehen ausgerichtet sein und diese Entscheidung kann nur der Anwender für sich treffen. n

Dass Maschinen eine möglichst breite Einsatzvarianz abdecken sollen, ist an sich nichts Neues. Doch mittlerweile scheint das Phänomen der Einsatzvielfalt eines einzelnen Fahrzeuges in alle Segmente vorgedrungen zu sein und fast könnte man meinen, man sei nur noch von der neu geschaffenen Spezies der "Geräteträger" umzingelt. Es lohnt sich also eine Betrachtung des Marktgeschehens mit all seinen Facetten sowie eine kleine Rückschau auf die Anfänge.

Geräteträger sind neu?

Nein, natürlich ist der Typus "Geräteträger" nicht erst in den letzten fünf bis zehn Jahren kreiert worden, aber die auffallende Häufung von Maschinen und Fahrzeugen, die sich in der Typusbeschreibung als solche ausgeben, ist gerade in den letzten 15 bis 20 Jahren stark angestiegen. Seine Geburtsstunde hingegen fällt in die Nachkriegszeit und meist unwissentlich kennt fast jeder einen Urstamm: das Universal Motor Gerät, kurz Unimog. Dieses "motorgetriebene Universalgerät" entstammt aus der Feder von Albert Friedrich anno 1945 und geht aber auch auf die ursprüngliche Idee von Eugen Scheuch zurück. Der grundsätzliche Ansatz war die Schaffung eines universell einsetzbaren Fahrzeuges für die Landwirtschaft, dass einen Anbau von Zusatzgeräten im Sichtfeld des Fahrers ermöglicht, dass heißt im Front-Heck und Zwischenachsbereich.

Einer der Vorreiter in Westdeutschland war neben Ruhrstahl und Lanz (ab 1951) der Traktorenhersteller Fendt (Fendt GT), der übrigens auch die Markenrechte am Namen "Geräteträger" besitzt. In Ostdeutschland, im Traktorenwerk Schönebeck (VEB) wurde über Jahre sehr erfolgreich der R08 genannte Geräteträger weitergebaut. Andere kleinere Traktorenhersteller versuchten sich ebenfalls in fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts an dieser Maschinenkategorie, einzig Fendt hielt damit bis 2004 durch. Der Nachfolgetypus, der den "klassischen" Geräteträger ersetzt, heißt nun mehr Systemschlepper. Seitdem gibt es auf dem deutschen Markt kein Fahrzeug, dass in der Typenbezeichnung den Begriff "Geräteträger" trägt bzw. tragen darf, wohl aber viele Modelle, die es per se gern sein wollen.

Von der Landwirtschaft in die grüne Branche

Die Konzentration der Entwicklungen rein auf die Landwirtschaft hielt bis in die 1990er Jahre mit Ausnahme des Unimogs an. Er fand relativ schnell auch abseits der Landwirtschaft seine Verwendung. Besonders Kommunen und natürlich militärische Anwendungen standen am Anfang im Fokus und bildeten eine solide Käuferschaft für den Allrounder. Möglicherweise war die Wiedervereinigung Deutschlands mit ein Auslöser für das vermehrte Aufkommen an sogenannten Geräteträgern, denn als eine der wenigen Produkte aus der ehemaligen DDR schaffte es das Multicar ein kleinen "Siegeszug" anzutreten. Anfangs noch ähnlich wie die "Rennpappe" (für Nichtwisser - Spitzname für den Trabbi) milde belächelt, zeigte der kleine "Transporter" schnell seine Qualitäten. Ein weiterer Grund ist sicherlich in der Veränderung der Anforderungsprofile auf den Baustellen und anderen Einsatzgebieten, speziell im innerstädtischen Bereich zu sehen. Daher rührt auch der Trend zu immer kleineren, multifunktionalen Maschinen und Fahrzeugen, wobei in den letzten Jahren auch auf Großbaustellen eine immer höhere Flexibilität gefordert wird. Dabei kam dem kommunalen Sektor ein große Rolle zu, die mittlerweile fast in Gänze an die grüne Branche weitergereicht wurde. Dies ist in Teilen dem Umstand geschuldet, dass viele Kommunen ein Großteil ihre Grünarbeiten, wie Rasenpflege oder Baumschnitt und natürlich auch den Winterdienst aus Kostengründen outgesourct haben.

Geräteträger von Groß bis Klein

Das am Markt verfügbare Spektrum hat sich in den letzten Jahren so beachtlich erweitert, dass derzeit die Größenunterschiede nicht interessanter bzw. Auslegung des Geräteträgerkonzepts nicht unterschiedlicher sein könnte. Im Folgenden soll eine kleine nicht repräsentative Modellschau die Diversität veranschaulichen.

ERCO MT-1100HO

Beginnt man im Kleinen, fällt ein Vertreter aus dem Hause Echo Motorgeräte auf. Die als Multitrak MT-1100HO bezeichnete Maschine ist ein Drei-Rad-Geräteträger mit einem hydrostatischem Differentialgetriebe und soll das maßgeschneiderte Fahrzeug für den Einsatz rund um Gelände, Hof-, Wohn- und Parkplatzanlagen sein. Der vordere Anbauraum ist insbesondere für den Betrieb von Räumgeräten wie Schneeräumschild, Kehrmaschinen oder Kehrbesen ausgelegt. Mit seinen kompakten Abmessungen von 150 x 87 x 127 cm (LxBxH) eignet er sich für gleichermaßen für kleine Höfe und Wege und ist auf Grund seines Gewichtes relativ einfach zu verlasten. Der Wechsel der Anbaugeräte lässt sich laut Hersteller werkzeuglos innerhalb weniger Minuten durchführen. Angetrieben von einen Honda Motor mit knapp 390 cm³ Hubraum (1Zylinder, Viertakter) beschleunigt er auf 9 km/h in der Vorwärts- und 6 km/h in der Rückwärtsfahrt. Der verbaute Hydrostat sorgt für das aus anderen Maschinen bekannte, sanfte Anfahren, was bei Arbeiten in beengten Bereichen enorm wichtig ist. Durch den Antrieb über die beiden Vorderräder soll der MT-1100HO über er eine wesentlich bessere Traktion verfügen als Geräte, die nur am Hinterrad angetrieben werden.

Agria 3400

Äußerst beliebt bei Hausmeisterdiensten und deswegen mit einem starken Marktauftritt stehen die Einachser dar. Bei diesen handgeführten Maschinen tummeln sich viele große und kleine Anbieter, wobei die bekanntesten im deutschen Marktgeschehen Firmen wie Agria, Köppl, Rapid, Irus sind und darüber hinaus auch Stiga, Güde oder Bertolini ein Wörtchen mitreden. Stellvertretend für diese Gruppe sei hier der Agria 3400 vorgestellt. Für den Vortrieb sorgt ein Yanmar 1-Zylinder-Dieselviertakter mit 7,4 kW (10,0 PS) womit eine maximale Fahrgeschwindigkeit von bis zu 7,1km/h erreicht wird. Interessant ist an diesem Gerät der drehbare Lenkholm und das Schnellkuppelsystem, welche im Zusammenspiel einen einfachen Wechsel vom Heck- zum Frontanbau ermöglichen und somit die Maschine universell nutzbar machen. Neben den Grünflächen sowie Bodenbearbeitungen kann der 3400er ebenso für Schneeräum- und Kehraufgaben eingesetzt werden. Die Sperrbare Differenzialachse hält die Maschine in extremen Situationen beherrschbar und dennoch leicht wendbar, die gangunabhängige Zapfwellendrehzahl hingegegen führt eine stufenweise Anpassung an die Arbeitsbedingungen herbei.

Auf Kette?

Eine Maschinengeneration, die in den letzten fünf bis sechs Jahren den Markt erweiterten, sind die ferngesteuerten Helfer auf Ketten. Anfangs als ideale Arbeitsgeräte für schweres Gelände im Grünflächenschnitt präsentiert, mausern sie sich langsam auch zu kleinen Geräteträgern. Natürlich immer noch mit Schwerpunkt auf schwieriges Gelände, aber ebenfalls, bedingt durch ihre Ketten als vielfältiges Arbeitstier mit geringerem Bodendruck. Ein Vertreter dieses Typus ist AS 1000 RC. Repräsentative Kunden sind Kommunen, Dienstleister, und überregionale Dienste wie zum Beispiel Straßen-, Autobahn- und Wasserämter. Aber auch fu?r private Nutzer mit extremen Einsatzgebieten kann solch eine ferngesteuerte Mählösung relevant sein. Die Vorteile liegen dabei auf der Vermeidung körperlicher Belastungen fu?r den Anwender. Der fast völlige Wegfall von Staub-, Lärm- und Vibrationseinflu?ssen sind das große Plus. Aus gut 300 m Entfernung kann der Bediener die kleine Raupe steuern. Die hier gezeigt Mähvariante schafft eine Schnitthöhe von 100 mm auf einer Arbeitsbreite von 61 cm. Denkbar sind gegebenenfalls Lösungen für die Schneeräumung oder den Kehreinsatz.

Eine Nummer größer

Die legitimen Nachfolger oder vielleicht auch Vorreiter auf dem Gebiet der Geräteträger sind alle Fahrzeuge mit vier Rädern. In diesem Segment hat es in den letzten zehn Jahren einen enormen Zuwachs gegeben und ein Ende scheint nicht absehbar. Jüngstes Mitglied in diesem Reigen wird seitens Max Holder in Zukunft einen kommunalen Kleintransporter im Segment über 100 PS mit ins Programm nehmen. Unter dem Modellnamen MUVO wird in einem Jointventure mit dem kroatischen Familienunternehmen RASCO das dort schon bestehende Fahrzeug in die Holder Modellreihe integriert. Mit dem MUVO setzt Holder auf ein qualitativ hochwertiges Fahrzeugsystem, das seine Leistungsfähigkeit im kommunalen Ganzjahreseinsatz unter Beweis gestellt hat. Echte Multifunktionalität, kompakte Abmessungen, einen kleinen Wendekreis, hohen Arbeits- und Bedienkomfort sowie ausgereifte technische Lösungen sind laut beider Hersteller im MUVO mit einem leistungsstarken Motor, dessen 80 kW/109 PS in der EURO-6-Version Kraft in allen Einsatzbereichen bietet, kombiniert. RASCO liefert für den MUVO darüber hinaus eine breite Palette ebenso robuster wie innovativer Standardanbaugeräte.

Ein neues Gesicht

Die bekanntesten Fahrzeuge in dieser Kategorie haben natürlich ihre Geburtsstätte bei Hako Multicar, jedoch zeigt auch Kärcher mit seinem MC 130 ein fortschrittliches Konzept eines zweisitzigen Geräteträgers, der ganzjährige Einsatzmöglichkeiten garantieren soll. Das zulässige Gesamtgewicht liegt unter 3,5 t, sodass der MC 130 mit einem aktuellen KlasseB Führerschein gefahren werden kann. Der Kubota 4-Zylinder-Dieselmotor leistet bei 2700 U/min 36,5 kW/50 PS und schafft damit ohne Probleme die 40 km/h Höchstgeschwindigkeit. Besondere Vorteile, die vom Hersteller hervorgehoben werden, sind die komfortable 2-Mann-Kabine mit 360°-Rundumsicht, die hydrodynamisch 4-fach gelagert wird, was zu einem niedrigem Geräuschniveau sowie einen vibrationsarmen Fahrkomfort führen soll. Darüber hinaus befindet sich das im Lenkradkranz integrierte Multifunktionsdisplay während des Arbeitseinsatzes immer im Blickfeld des Fahrers, ohne dabei zu stören bzw. abzulenken.

Die Sache mit Knick

Mit der Einführung der wendigen VITRA Knicklenker-Baureihe hat ISEKI im Jahr 2010 für sich eine Marktnische erfolgreich besetzt. Überall dort, wo schmale Wege oder verwinkelte Flächen den Einsatz einer wendigen Arbeitsmaschine notwendig machen, schickt man seine Knicklenker ins Rennen. Im neuen Spitzenmodell VITRA 2060 mit 64 PS Motorleistung wurden jetzt zahlreiche neue Technik-Features integriert, die seine Leistungsfähigkeit und Variabilität abermals erhöhen sollen. Der schnelle Wechsel von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt erfolgt über ein Fußhydrostat-Pedal in Kombination mit einem Fahrtrichtungs-Kippschalter, der zur einfachen Bedienung in den Joystick integriert wurde. Ausgerüstet mit 4-Zylinder Cat-Dieselmotor und Turbolader erreicht er eine Endgeschwindigkeit von 40 km/h, die in dieser Größenkategorie Standard ist. Weiterhin verfügt die Steuerkonsole über ein Potentiometer, mit dem die Geschwindigkeit im Arbeitsgang ähnlich eines Tempomaten feinjustiert und stufenlos eingestellt werden kann. Beim kompletten Durchdrücken des Bremspedals wird diese Funktion deaktiviert, eine leichte Bremsbetätigung reduziert hingegen die Fahrgeschwindigkeit im Arbeitsgang bis zum Stillstand der Maschine. Gerade bei winterlichen Einsätzen oder Kehrfahrten kommt dieser Technik eine große Bedeutung zu, da sie die Genauigkeit stark verbessert. Mit Außenbreiten ab 1,0 m passt auch dieser vielseitige "Wegbereiter" auf nahezu jeden Gehweg und erreicht mit seiner Knicklenkung und lediglich 1,80 m Wenderadius eine bemerkenswerte Wendigkeit.

Die "Erwachsenen"

Schaut man zu den Fahrzeugen mit mehr als 3,5 t auf, dann landet man unweigerlich beim Unimog, JCB Fastrac oder den Traktoren. Sie wundern sich, dass ich die Traktoren dazu zähle? Die heutigen Traktoren haben durchaus etwas mit dem Grundgedanken des Geräteträgers gemein, denn sie verfügen über all die Anbauräume, die wie anfangs geschildert, Ziel der Konzeption "Geräteträger" waren und sie erobern stetig Teile des kommunalen Marktes und drängen, zumindest auf Großbaustellen in die Baubranche. Der Klassiker, an dem immer noch nichts vorbeigeht, ist und bleibt der Unimog. Die aktuelle Programmpalette bei Mercedes Benz teilt sich in die Unimog Geräteträger (U 216 bis U 530) und die fast unverwüstlichen, für schwerste Gelände entwickelten hochgeländegängigen Unimog, die bei erster Betrachtung dem Ur-Unimog noch am ähnlichsten erscheinen. Für den Kommunalsektor ist vorrangig die Geräteträgerlinie von Interesse. Sie sind mit BlueEfficiency Power-Motoren ausgerüstet, die als Vier- (drei Motoren) und Sechszylinder (zwei Motoren) zwischen 115kW (156 PS) und 220 kW (299 PS) leisten.

Mit besonders kompakten Abmessungen übernehmen der Unimog U 216 und U 218 den Part der Einstiegsmodelle. Ihr Radstand fällt mit 2800 Millimetern um 200 Millimeter geringer aus als beim U 318, außerdem sind sie um 50 Millimeter schmaler. So erreichen sie einen Wendekreis von 12,6 Metern. Wesentliche Vorzüge seitens des Herstellers sind die gegenüber den Vorgängern modernisierte und optisch aufgewertete "Freisichtkabine" oder die einzigartige Wechsellenkung Vario-Pilot-System. Dabei lassen sich Lenkrad und Pedale vom Fahrerplatz für den Einsatz auf den Beifahrerplatz verschieben. Außerdem im Sinne der Effizienz - der synergetische Fahrantrieb EasyDrive, der einen fliegenden Wechsel während der Fahrt vom stufenlosen Hydrostat zum mechanischen Schaltgetriebe erlaubt und die jetzt ab Werk verfügbare Allradlenkung. Wie schon von den Mobilbaggern bekannt, verfügt der Unimog jetzt über die "Hundeganglenkung" für seitlich versetztes Fahren.

Fazit

Hersteller aus anderen Maschinengattungen, wie Klein- und Kleinstradlader, Mobilbagger oder ähnliche, versuchen mittlerweile im gleichen Maße ihre Geräte in diese Richtung zu modifizieren. Das kann in Einzelfällen durchaus sinnvoll erscheinen doch nur die Möglichkeit mehrere Anbaugeräte nutzen zu können, macht sie nicht zu einem Geräteträger im klassischen Sinne. Letztendlich muss die gewählte Maschine oder das Fahrzeug auf das Einsatzgeschehen ausgerichtet sein und diese Entscheidung kann nur der Anwender für sich treffen.

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 Mark Schmiechen
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