Der Kommentar
Mikroplastik auf Fußballplätzen
von: Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-HackDer Sportplatz mit Kunststoffrasen ist nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen von Platz fünf auf Platz drei der Emittenten für Mikroplastik, nach Abrieb von Autoreifen und nach Verpackungsmüll gerutscht und bringt damit eine ganze Branche in Aufruhr. Fraunhofer beruft sich dabei auf eine Bauweise in dem der Kraftabbau nur durch das Infillmaterial erfolgt. Grob gesagt gilt als Mikroplastik alles was kleiner als 0,1 mm ist. Ausführlich ist darüber auch in der Neuen Landschaft 05-2019, S. 23 ff zu lesen. Eines der Probleme für die Sportplätze ist, dass die anfallenden Stoffe mit dem Regenwasser ungehindert über eine Vorflut in die Flüsse oder über Versickerungsanlagen in das Grundwasser kommen könnten.
Für Fußballplätze mit einem Belag aus Kunststoffrasen gibt es nun zwei Bereiche die zur Entstehung beitragen. Zum einen entsteht Mikroplastik aus dem Verschleiß der Fasern. Müller et. al. (Neue Landschaft 05-2019, S. 23 ff) hat bei dem Versuch dazu eine Prüfmethode zu entwickeln, eine Größenordnung festgestellt, die weit unter dem liegt, was das Fraunhofer-Institut ermittelt hat. Es ist zwar auch immer noch viel, aber sehr viel weniger im Vergleich zu anderen Emittenten. Das Gute ist, dass es bereits Erfahrungen aus dem Straßenbau mit Techniken gibt, die solche feinen Teile abfangen können, bevor diese in die Vorflut geraten.
Der zweite Emittent von Mikroplastik aus Kunststoffrasenplätzen ist das Infill aus Gummigranulaten. Für diese Stoffe gilt zwar auch, dass diese gefiltert und abgefangen werden könnten. Hier kommt jetzt aber die Europaen Chemicals Agency (ECHA), die vorschlägt, "bewusst zugesetztes" Mikroplastik gesetzlich zu verbieten. Das würde nicht nur für Kosmetik gelten, sondern vor allem für die Gummigranulate in Kunststoffrasensystemen. Kaum jemand glaubt, dass der Gesetzgebungsprozess noch aufzuhalten ist. Damit hätte die sogenannte dritte Generation der Kunststoffrasenplätze, die mit elastifizierendem Infill verbesserte Spieleigenschaften erreichten konnte, ein jähes Ende gefunden. Eigentlich folgt die ECHA damit der deutschen Denkweise zum Bau von Kunststoffrasen, in dem der Kraftabbau in der Schicht unter dem Belag erfolgt und das Infill nur Torsion und Gleitverhalten optimiert. Auch die ATV DIN 18320 Landschaftsbauarbeiten hat das schon zur Regelbauweise gemacht. Die im Rest der Welt weit verbreitete Bauweise Langfloriger Kunststoffrasen, wo der Kraftabbau nur über das Infill erfolgt, war den deutschen Experten schon immer fremd. Sehr gute Spieleigenschaften lassen sich auch mit Sand oder mit anderen Stoffen erreichen. Mit Kork oder Holz wird gerade experimentiert. Altreifen unter Sportplätzen als Elastikschicht zu verbauen, ist sogar ein Musterbeispiel für Recycling, sofern gewährleistet ist, dass diese keine Giftstoffe mehr absondern. Nach heutigem Stand der Forschung ist das der Regelfall.
Ihr Martin Thieme-Hack