Der Mulch macht's!

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Die positiven Effekte von gemulchten Pflanzflächen auf die Entwicklung der Pflanzung und hinsichtlich geringerer Pflegekosten sind aus diversen Versuchen bereits bekannt. Wie sich dieses jedoch auch bei Staudenmischpflanzungen unter altem Baumbestand verhält, klärt der Veitshöchheimer Versuch.

Im Test waren jeweils ein organischer Schüttstoff (Rindenmulch in der Körnung 0/20), ein mineralischer Schüttstoff (Porphyrsplitt mit der Körnung 8/16) und ein abbaubares Mulchgewebe (100 % PLA-Fasern) plus 3 cm Abdeckung mit Rindenmulch, über einen Versuchszeitraum von 5 Jahren.

Porphyrsplitt schneidet hinsichtlich des optischen Aspektes am besten ab, gefolgt von Rindenmulch. Der Vlies-Mulch kann in der im Versuch durchgeführten Form visuell nicht überzeugen. Hingegen ist das Mulchgewebe Spitzenreiter in der Kategorie Pflegezeiten mit ganzen 20 % Zeiteinsparung zur Mineralmulch-Variante, die am pflegeaufwendigsten war. Wird allerdings der hohe Zeitaufwand für Pflanzarbeiten von Stauden auf Mulchgewebe mit einberechnet, ergibt sich ein anderes Bild: Insgesamt schneidet dann Rindenmulch am besten ab mit einer Zeitersparnis von 16 % gegenüber der Vlies-Variante. Im Vergleich zu den Mineralmulch-Flächen fällt die Zeitersparnis bei den Rindenmulch-Parzellen mit 3 % Unterschied allerdings kaum ins Gewicht.

Problemstellung

Der Effekt von Mulchstoffen hinsichtlich der Kosteneinsparung in der Pflege ist bereits aus verschiedenen Untersuchungen bekannt. Der verringerte Pflegeaufwand fußt auf der Unterdrückung der Keimung von Samenunkräutern. Darüber hinaus konnte in Versuchen ein besserer visueller Eindruck, ein stabilisierter Temperatur- und Wasserhaushalt, eine stärkere biologische Aktivität des Bodenlebens und damit verbesserte Anwachsergebnisse bei gemulchten Flächen im Vergleich zu nicht gemulchten Flächen nachgewiesen werden. (Kolb 1988, Eppel 1997, Hertle 1997). Inwiefern sich allerdings diverse Mulchstoffe bei Staudenmischpflanzungen unter Altbaumbestand bewähren, konnte bislang allerdings noch nicht hinreichend geklärt werden.

Lösungsansätze und Empfehlungen

Ziel war, die Wirksamkeit verschiedener Mulchmaterialien speziell für Schattenmischpflanzungen in funktionaler, ökonomischer und ästhetischer Hinsicht zu untersuchen, um daraus Empfehlungen für die Mulchabdeckung ableiten zu können. In der Versuchsreihe wurde auf ungemulchte Parzellen verzichtet, da aus vorangegangenen Versuchen unabhängig vom Mulchstoff eine hohe Wirksamkeit gemulchter Flächen im Vergleich zu ungemulchten Varianten nachgewiesen werden konnte. Kolb (1988), Eppel (1997) und Hertle (1997) hatten bei Freiflächenstauden Pflegezeit-Einsparungen von mindestens 40 %, bei Wald- und Waldrandstauden sogar von teilweise mehr als 50 % feststellen können.

Versuchsparameter

Zusammen mit der Gemeinde Veitshöchheim wurde im Herbst 2009 die Versuchsreihe auf dem Waldfriedhof in Veitshöchheim realisiert. Der Versuch war für den Zeitraum von Januar 2010 bis Dezember 2014 angesetzt. Als Versuchsfläche diente ein sehr lückiges, baumbestandenes Rasenstück vor der Aussegnungshalle. Ältere Eichen, Buchen und Hainbuchen gaben ideale Bedingungen für eine realitätsnahe Versuchsdurchführung. Die zur Verfügung stehende Fläche wurde in 44 Parzellen aufgeteilt. Im Schnitt wurden etwa 7 Stauden pro sieben Quadratmeter und 17 Blumenzwiebeln pro Quadratmeter aufgepflanzt. Für die Mischungen, die dem Lebensbereich Gehölz/Gehölzrand zugeordnet sind, wurden überwiegend niedrige, robuste und blattschmuckbetonte Arten ausgewählt. Im Lebensbereich Gehölzrand mit besseren Lichtverhältnissen finden sich vergleichsweise höhere, üppigere und vor allem blütenreichere Stauden in den Mischungen. Die Anteile der einzelnen Staudengruppen wurden in etwa nach dem bisher bewährten Prinzip bei Mischpflanzungen für die Freifläche (5-15% Solitärstauden, 30-40% Begleiter, 50 % Bodendeckerstauden, 5-10% kurzlebige Füllpflanzen) zusammengestellt. In den Schattenmischungen hingegen ist ein vergleichsweise höherer Anteil an Bodendeckern verwendet worden.

Bodenvorbereitung

Zunächst wurde der anstehende, sandig-lehmige Boden gelockert, anschließend erfolgte ein Bodenauftrag mit lehmigem, wurzelunkrautfreiem Oberboden in einer Stärke von ca. 5-10 cm. Die jeweils 5 x 5 m großen Parzellen wurden mit Eichenbrettern eingefasst. In den Oberboden wurde eine 3 cm starke Schicht aus hygienisiertem Fertigkompost sowie ein Langzeitdünger (Maltaflor universal 200 g/m²). eingearbeitet.

Mischungen, Parzellengröße und -verteilung

Für den Exaktversuch wurden die zwei Staudenmischungen des Arbeitskreises Staudenverwendung "Schattengeflüster" und "Schattenglanz" herangezogen sowie die beiden LWG-Mischungen "Schattenjuwelen" und "Rubinsaum", die im Oktober 2009 auf die Parzellen gepflanzt wurden. Im November 2009 erfolgte das Ausbringen der Geophyten. Im Herbst nicht lieferbare Stauden und Gräser wurden im Frühjahr 2010 gepflanzt.

Mulchvarianten

Für die Wahl der jeweils passenden Mulchart spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle, unter anderem der Anschaffungspreis, die Verfügbarkeit am Markt und auch die Art der zu mulchenden Pflanzung. Im Versuch sollten drei möglichst unterschiedliche Mulchmaterialien getestet werden. Deshalb wurde aus der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Mulchstoffe ein mineralischer und ein organischer Schüttstoff sowie ein abbaubares Flächengewebe ausgesucht. Die Wahl fiel auf Rindenmulch (bzw. Rindenhumus) in der Körnung 0/20, Porphyrsplitt mit der Körnung 8/16 und ein abbaubares Mulchvlies aus PLA-Fasern. Die Entscheidung für Rindenmulch war naheliegend, da er für Schattenpflanzungen in der Praxis am meisten zum Einsatz kommt. Zudem passt er optisch gut in Wald- und Waldrandsituationen. Mineralische Mulchstoffe wie Kies, Schotter und Splitt sind bislang überwiegend auf Freiflächen zu sehen, wohl auch deshalb, weil sehr helle Mulch-Oberflächen charakterlich nicht gut zu Wald- und Waldrandsituationen passen. Jedoch findet sich an etlichen Naturstandorten unter Bäumen steiniges oder kiesiges Material, das von krautigen Pflanzen bewachsen wird. Porphyr, ein vulkanisches, relativ leichtes Gestein, wurde aufgrund der gefälligen rot-braunen Färbung ausgewählt.

Für mineralische Mulchabdeckungen in Gehölz und Gehölzrand-Situationen sind grundsätzlich dunklere Farbtönungen von grau-braun über rotbraun bis hin zu anthrazit zu bevorzugen. In Frage kommen Gesteine wie Granit, Grauwacke, Basalt, Quarzit, Porphyr, Schiefer und Lava. Da bei einigen Gesteinsgruppen wie z.B. bei den Graniten die Farbpalette sehr groß ist, sollte der Farbton bei Bestellung unbedingt mit angegeben werden. Bei Schattenstauden-Pflanzungen im Schlagschatten von Gebäuden können auch hellere Mineralmulche wie Kalksteinsplitt verwendet werden, wenn sie optisch zum Gebäude passen.

Seit mehreren Jahren sind zudem verschiedene Mulchvliese, -folien und -gewebe aus organischen bzw. synthetischen Stoffen auf dem Markt, von denen einige abbaubare Eigenschaften aufweisen. Die Wahl fiel auf ein wasser- und luftdurchlässiges 100 % abbaubares Mulchvlies aus PLA-Fasern (GREENFIELDS PLA 150, 150 g/m²). PLA ist die Abkürzung für "polylactic acid" (engl.) bzw. "Polylactide" (dt.). Es handelt sich dabei um ein Produkt, das aus Milchsäuremolekülen besteht. Laut Herstellerangaben soll die Lebensdauer max. 5 Jahre betragen. Das Vlies gilt als schwer entflammbar, UV-resistent und soll rückstandsfrei biologisch abbaubar sein. Der Hersteller spricht dem Gewebe zudem eine hohe Zugfestigkeit sowie hohe Bruchdehnung zu. Die reduzierte Lichtdurchlässigkeit soll im Boden das Keimen und Anwachsen von unerwünschtem Unkraut verhindern. Durch die thermische Behandlung der Oberseite wird laut Hersteller ein Anhaften von Wildkrautsamen verhindert.

Auftrag der Mulchstoffe

In früheren Versuchen (z.B. Grantzau 1993) hatte sich gezeigt, dass der Unkrautdruck im engen Zusammenhang mit der Dicke der Mulchschicht steht: je dicker die Mulchauflage gewählt wurde, desto geringer war der Unkrautdruck in den Folgejahren ausgefallen. Andererseits hatten sich bei sehr großen Schichtstärken vor allem bei niedrigen Pflanzen mit flach streichendem Wurzelwerk in der Folgezeit erhöhte Anwuchsschwierigkeiten oder gar Wachstumsdepressionen gezeigt (kolb 1988). Für die Rinden- und Mineralmulchparzellen wurde im aktuellen Versuch eine Streuauflagenstärke von 6 cm gewählt, da sie einerseits selbst für sehr niedrige Stauden noch tolerierbar erschien, andererseits bereits von einer relativ guten unkrauthemmenden Wirkung auszugehen war. Alle Mulchdecken wurden während der Versuchszeit nicht erneuert, um einen exakten Langzeit-Wirksamkeitsvergleich zu erhalten.

Staudenpflanzung

Bei den Mineral- und Rindenmulchparzellen erfolgte der Mulchauftrag nach der Pflanzung von Stauden und Geophyten. Werden die Staudenflächen mit einem Schüttgut gemulcht, müssen die Topfballen nicht ebenerdig eingepflanzt werden, sondern können ca.2-3cm heraus stehen. Mit dem Mulch werden sie dann ca.3-4cm überdeckt. Die frisch austreibenden Pflanzen müssen vor einem Zuschütten geschützt werden. Deshalb wurden die Stauden im Versuch zuvor mit umgedrehten Pflanztöpfen abgedeckt, um sie nach erfolgtem Auftrag des Schüttguts vorsichtig wieder zu entfernen.

Das Vlies (Maße 2,10 x 0,80 m) musste vor der Pflanzung aufgebracht werden. Auf die fein planierte Pflanzfläche wurde das leicht zu verlegende Gewebe per Hand ausgerollt und der Flächenform entsprechend zugeschnitten. Wenn große Pflanzflächen mit einem Vlies gemulcht werden sollen, kann das Ausrollen auch maschinell erfolgen. Zur Befestigung des ca. 10 cm zu überlappenden Mulchgewebes dienten U-förmige Drahtbügel (3 x 150 mm), die als "Erdanker" in regelmäßigen Abständen zu verteilen waren. Danach konnten die Pflanzsstellen (7 St./m²) mit ca. 20 cm langen Kreuzschlitzen versehen werden. Um den logistischen Aufwand in Grenzen zu halten, pflanzten die Versuchs-Gärtner in diese "Stauden-Öffnungen" auch die Geophyten. Aus optischen Gründen wurde das Mulchvlies zusätzlich mit einer 3cm dicken Schicht aus Rindenmulch 0/20 abgedeckt.

Werden Geophyten vor dem Abmulchen mit einem Schüttmulch gesetzt und besitzt die Mulchschicht mind. 5-6cm Dicke, genügt es, die größeren Zwiebeln oder Knollen (ab 2 cm) nur flach einzupflanzen. Kleinere Zwiebel-Arten verbleiben einfach auf dem anstehenden Boden. Zwiebelpflanzen haben die Fähigkeit im Boden zu "wandern", insofern ist das Einhalten einer "natürlichen" Pflanztiefe beim Setzen nicht erforderlich.

Pflege der Staudenflächen

Die Pflege der Pflanzflächen bis auf das Entfernen des Herbstlaubes erfolgte durch die Gärtner des Versuchsbetriebes der Abteilung Landespflege.

Die Pflanzung wurde nach drei Jätegängen im Anwachsjahr 2010 in den Folgejahren entweder zwei oder drei Mal gepflegt - je nach Erfordernis. Gewässert wurden die Parzellen neben der Anwachs-Bewässerung lediglich in ausgesprochenen Trockenperioden. Bis Mitte Februar - vor Austrieb der ersten Geophyten - erfolgte ein Rückschnitt der höheren Stauden und Gräser.

Um die Mulchwirkung unbeeinflusst von der Laubstärke des entsprechenden Falllaubes auf den Parzellen beurteilen zu können, wurden die Flächen jeweils im Dezember vom Bauhof der Gemeinde Veitshöchheim mittels Laubbläser von den angefallenen Laubmassen befreit. Diese Zeiten wurden nicht in die ermittelten Pflegezeiten einberechnet.

Messungen, Bonituren, Untersuchungen

Die Bonituren decken den Zeitraum zwischen 2010 und 2014 ab. Das Einwachsjahr 2010 wurde nicht berücksichtigt. Der visuelle Eindruck der Mischungen wurde monatlich auf einer Boniturskala von eins bis neun (eins = "gefällt mir überhaupt nicht"; neun = "gefällt mir sehr gut") von insgesamt 10 Leuten bewertet. Die visuelle Bonitur zur Beurteilung der Schmuckwirkung wurden bereits vorgestellt (siehe Veitshöchheimer Berichte 2014, Band 1).

Diese gibt - aufgeschlüsselt nach Mulchstoffen - ebenfalls Hinweise über die optische Wirkung der verschiedenen Mulchmaterialien.

In Abständen von ca. zwei bis drei Monaten wurde zudem die projektive Deckung in Prozent ermittelt. Vor den Pflegegängen erfolgte in einer Pflegedokumentation jeweils eine Erfassung des Beikraut- und Gehölzaufwuchses, zudem notierten die Versuchs-Gärtner alle Pflegezeiten für Jäte- und Rückschnitt-Arbeiten (ohne Rüst- und Wegezeiten).

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Ergebnisse

Pflanzzeiten im Vergleich

Welcher Mulchstoff der wirtschaftlichste ist, erschließt sich aus den Parametern Erstellungszeiten für die jeweiligen Mulcharbeiten sowie Pflegezeiten für die entsprechenden Mulch-Parzellen. Erwartungsgemäß nahm die aufwendige Pflanzung bei den Vliesparzellen sehr viel mehr Zeit in Anspruch als bei den - zu diesem Zeitpunkt noch - ungemulchten Rindenmulch- und Mineralmulch-Flächen (siehe Abb.1). Mit 9:16 Minuten pro m² wurde für die Vlies-Pflanzung von Stauden (7 St./m²) und Geophyten (ca. 17 St./m²) mehr als das Doppelte an Zeit benötigt als für die ungemulchten Flächen, die zeitlich mit 4:34 Minuten Pflegezeit pro m² zu Buche schlugen.

Wirksamkeit der Mulchstoffe

Wie effektiv die jeweiligen Mulchschichten bzgl. des Aufkommens von Gehölzsämlingen und Unkraut durchschnittlich im Zeitraum 2010 bis 2014 waren, zeigen die Abb. 2 und 3. Insgesamt ist bei allen Mulchparzellen der Besatz an Gehölzsämlingen und Unkraut als eher gering einzustufen. Im Vergleich der Abb. 2 und 3 fällt jedoch auf, dass offenbar der Besatz mit Gehölzsämlingen höher war als der von Unkraut. Im Mulch-Vergleich bei Abb.2 zeigt sich die geringste Verunkrautung bei Mineralmulch-Parzellen. Die Vlies-Parzellen weisen interessanterweise den höchsten Unkraut-Besatz auf. Differenziert man hier nach Baumarten, sind es allerdings nur die Vliesparzellen ohne Baum, die vergleichsweise stärker verunkrautet werden. Rindenmulch-Parzellen unterscheiden sich hinsichtlich Verunkrautung kaum von den Vlies-Parzellen.

Bezüglich der Bonitur Gehölzsämlinge (Abb.3) ist das PLA-Gewebe Testsieger mit dem geringsten Besatz an aufgelaufenen Gehölzen. Hier schneiden Mineralmulch- und Rindenmulch-Parzellen in etwa ähnlich ab: Die Porphyr-Parzellen hatten im Vergleich anteilig zwar weniger Flächen mit mäßigen Besatz, dafür aber um 20% mehr Flächen der Boniturnote 3 (= geringer Besatz) als die mit Rinde gemulchten Parzellen. In der Beobachtung der Mittelwerte aus Unkrautbonitur und Bonitur Gehölzsämlinge ist kein überragender Gewinner festzustellen. Vlies hat zwar den größten Anteil an Parzellen ohne Sämlings- und Unkrautbesatz, dafür aber den zweithröchsten Wert bei der Boniturnote 5 (=mäßiger Besatz). Mineralmulch erzielte immerhin bei der Boniturnote 5 den geringsten Anteil. Die schlechtesten Ergebnisse insgesamt lieferte Rindenmulch, der im Vergleich bei den Boniturnoten 3 und 5 den höchsten Prozentanteil verbuchte.

Pflegezeiten im Vergleich

Der Pflegeaufwand auf allen Mulchparzellen steigt erwartungsgemäß im Laufe der Jahre an (Abb.4). Wird für die Pflege (nach Auftrag der Mulchstoffe) im Jahr 2010 nur ca. 1:18 Minute pro m² benötigt, steigt die Pflegezeit in den Jahren 2011 und 2012 mit durchschnittlich ca.3 Minuten pro m² und Jahr an. Hier sind allerdings Zeiten für Staudenrückschnitt mit erfasst, die im Jahr 2010 in der Zeitermittlung unberücksichtigt blieben. In den Jahren 2013 und 2014 lassen sich gemittelte Zeitwerte für die Pflege von etwas weniger als viereinhalb Minuten pro m² und Jahr festhalten. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren ergibt sich damit ein Anstieg der benötigten Pflegezeit von knapp 50%.

Vergleicht man nun die Pflegezeiten zwischen den jeweiligen Mulcharten (Abb.5), lässt sich folgendes feststellen: in der Regel benötigen die Mineralmulch-Parzellen jeweils den höchsten, die Vlies-Variante hingegen den geringsten Pflegeaufwand.

Das Aufkommen von Gehölzsämlingen war ein wesentlicher Faktor, der zu höheren Pflegezeiten auf den Mineral- und Rindenmulchflächen beitrug. Aufgrund der kantigen und verzahnenden Struktur war insbesondere auf den mineralisch gemulchten Parzellen das Entfernen der Sämlinge aufwendiger als bei den anderen Mulch-Varianten. Der Pflegeaufwand unter Baumbestand kann allerdings reduziert werden, wenn ein Pflegegang erfolgt, bevor die Gehölzsaat zu keimen beginnt. Das Entfernen von Eicheln und Bucheckern bietet sich im November bzw. Dezember an, wenn das Laub von den Flächen entfernt wird.

Vergleicht man die summierten Pflegezeiten der drei Mulche über die Gesamtperiode 2010-2014 (Abb.8), wird deutlich, dass Vlies (gesamt 14:07 Minuten/m²) mit einer Pflegezeit-Einsparung von ca. zweieinhalb Minuten im Vergleich zu Rindenmulch (gesamt 16:48/m²) und gar mehr als dreieinhalb Minuten pro m² verglichen mit der Mineralmulch-Variante (gesamt 17:46 Minuten/m²) eine Spitzen-Position einnimmt.

Setzt man den Mineralmulch, der den höchsten Zeitwert in der Pflege aufweist, gleich 100%, ergibt sich im Vergleich eine Pflegeeinsparung bei Rindenmulch-Auflagen von 5% und bei Vlies-Auflagen von gar 20%. Werden die Mittelwerte der Pflegezeiten zwischen 2010 und 2014 in Betracht gezogen (Abb.7), kann eine jährliche Pflegezeit-Einsparung beim Mulchvlies pro m² und Jahr von 33 Sekunden gegenüber der Rindenmulch - sowie von 44 Sekunden gegenüber der Mineralmulch-Variante erzielt werden. Das wären bezogen auf eine 100m² große Staudenfläche ca. 1:13 h jährliche Arbeitszeit-Ersparnis bei dem PLA-Gewebe im Vergleich zur Mineralmulch-Variante. Die durchschnittliche Pflegezeit für Rindenmulch-Flächen mit 03:22 Minuten pro m² und Jahr deckt sich in etwa mit dem Wert, den Hertle (1997) für vergleichbare Bedingungen 1993 ermitteln konnte.

Werden die Zeiten für Pflege und Pflanzung (bezogen auf den fünfjährigen Zeitraum 2010-2014) summiert, ergibt sich in der Gesamtbetrachtung ein etwas anderes Ergebnis. Nun ist es die Vlies-Variante, die sich bei einer Gesamtzeit von 28:43 Minuten um ca.1 Min. pro m² zeitaufwendiger darstellt als die Mineralmulch-Flächen. Rindenmulch-Parzellen schneiden nach dieser Rechnung mit einer Zeitdifferenz von ca.4 Minuten pro m² zur Vlies-Variante am besten ab.

Kostenvergleich Mulchmaterialien

Zu den Aspekten Pflanz- und Pflegeaufwand ist noch der Faktor Anschaffungspreis der jeweiligen Mulchstoffe zu berücksichtigen. Ein direkter Kostenvergleich zwischen den Mulchen ist schwierig, da diese je nach Anbieter und Region sehr variieren und je nach Verfügbarkeit unterschiedlich hohe Transportkosten anfallen können. Bei Mineralmulchen ist die Preisspanne zwischen den unterschiedlichen Gesteinsarten zudem enorm. Zieht man den preisgünstigsten Mulchstoff der hiesigen Region, Kalksplitt, zugrunde, wäre dieser bei einer Schichtdicke von 6cm in etwa um die Hälfte günstiger als Rindenmulch bei gleicher Schichtstärke und um zwei Drittel günstiger als das PLA-Gewebe (ohne Schütgutauflage). Porphyrsplitt - der mittlerweile nicht mehr günstig in deutschen Steinbrüchen gewonnen und deshalb aus Italien importiert wird - hingegen ist pro m² mehr als doppelt so teuer wie das PLA-Gewebe und in etwa vier Mal so kostenintensiv wie Rindenmulch, der mit ca. 2,40 Euro/m² zur Zeit das preisgünstigste Material unter den Versuchs-Mulchstoffen ist.

Erneuerung von Mulchmaterial - "Nachmulchen"

In der Regel erspart ein Mulch in den ersten Jahren einiges an Pflegezeit. Hat sich die Pflanzung dann aber etabliert und ist zu 100% geschlossen, nimmt die Bedeutung einer Mulchschicht hinsichtlich der Pflegezeiteinsparung ab. In vielen Fällen muss dann auch nicht mehr nachgemulcht werden, gerade wenn zum Beispiel viele Bodendeckerstauden für eine gute Abdeckung sorgen. Ist allerdings bei einer Pflanzung mit überwiegend horstig wachsenden Arten eine effektive Mulchung über viele Jahre gewünscht, ist ein Nachmulchen sinnvoll. Und das gilt für alle Mulchmaterialien, auch für die mineralischen. Der Aufwand einer Mulch-Erneuerung müsste demzufolge in einem langfristigen Pflegezeit-Vergleich mit berücksichtigt werden. Bei einer zu erwartenden Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren kann bei Schattenstauden-Pflanzungen je nach Mulchstoff ein zweimaliges Nachmulchen erforderlich sein.

Bei älterem Mulchmaterial nimmt durch Eintrag organischer Stoffe in Mineralmulchen oder durch Abbau eines organischen Materials selbst die Unkrautunterdrückung ab. Das ist je nach Lage und Bodenfeuchtigkeit nach etwa zwei bis vier Jahren der Fall. Im Versuch waren erst ab dem vierten Jahr erhöhte Pflegezeiten zu verzeichnen (siehe Abb.5). Nicht nur Unkrautsamen finden dann auf den Mulchen geeignete Keimbedingungen, auch die meist kurzlebigen Stauden säen sich dann teils massenhaft aus und müssen bis auf einzelne Sämlinge gejätet werden. In Untersuchungen von Hertle (1997) betrug die Restmenge von Rinden-Mulchauflagen nach zwei Jahren nur noch ca.27% des Ausgangsvolumens. Der Materialschwund resultiert nicht nur aus der Zersetzung der Materialien, sondern auch aus der Verwehung durch Wind, den Abtrag durch Tiere oder die Einarbeitung bei den Pflegegängen.

Gedüngte Rinden-Mulchauflagen wurden in Hertles Versuchsreihe stärker abgebaut als nicht gedüngte. Je feuchter die Standorte, desto schneller vollzieht sich der Abbau organischer Mulche; das kann bei mit Rinde gemulchten Flächen schon ein Nachmulchen nach 2-3 Jahren erforderlich machen. Auf den sehr trockenen Buchen- und Hainbuchen-Standorten im Veitshöchheimer Versuch war allerdings an einigen Stellen selbst nach 5 Jahren die ursprüngliche Schichtdicke von 6cm Rindenmulch noch messbar (siehe unteres Bild). Hier vollzieht sich offenbar ein Abbau nur sehr schleppend. Rindenmulch muss in einem solchen Fall erst dann erneuert werden, wenn die unkrautunterdrückende Wirkung nachlässt, also frühestens nach 4 bis 5 Jahren. Eine Nachmulchung kann natürlich unterbleiben, wenn in der Zwischenzeit die sommerliche Pflanzendecke zu 100 % geschlossen ist - das Ziel einer jeden Staudenpflanzung im Schatten.

Deshalb sind vor einer Pflanzung immer erst die Standorte kritisch zu prüfen und demnach die Pflanzabstände zu wählen. Für frische Standorte bedarf es in der Regel 6-7 Stauden pro m², für trockenere Areale unter eingewachsenen Gehölzen empfiehlt sich eine deutlich höhere Stückzahl von mindestens 10-12 Stück pro m². Hier ist für einen raschen Flächenschluss vor allem der Anteil der bodendeckenden Arten innerhalb einer Staudenmischung zu erhöhen.

Der mineralische Mulch machte im Versuch optisch auch nach 5 Jahren noch einen guten Eindruck. Mineralauflagen schützen, sofern sie nicht durchmischt werden mit dem Untergrund, den Boden weiterhin vor zu großer Verdunstung, die unkrautunterdrückende Wirkung lässt aber auch hier deutlich nach. Um diese wiederherzustellen, ist ebenfalls bei mineralischen Auflagen nach einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren ein Nachmulchen von mindestens 3 cm empfehlenswert.

Das getestete PLA-Vlies zeigte sich beständiger als erwartet, am Ende des Versuchszeitraums waren lediglich leichte Auflösungserscheinungen zu beobachten (siehe Bild auf Seite 32, oben)! Hier wäre aus rein optischen Gründen durch die Verlagerung des Rindenmulches zwischenzeitlich allerdings eine Schüttgut-Auffrischung sinnvoll gewesen.

Beeinflussung der Mulcharten auf die Entwicklung der Stauden

Ob die Wahl der Mulchart auch einen gewissen Einfluss auf das Gedeihen der Stauden nach sich zieht, kann anhand der projektiven Deckung und der Ausfallraten beurteilt werden. In der Betrachtung des Deckungsgrades nach Mulcharten differenziert, ergibt sich zwischen 2011 und 2014 folgende Entwicklung: Der Deckungsgrad aller Parzellen insgesamt steigt zwischen Juli 2011 und Juli 2014 nur leicht an, 2014 liegt der projektive Deckungsgrad aller Mulch-Parzellen lediglich zwischen 71 und 75%. Das bedeutet, dass immer noch gut ein Viertel der Staudenflächen nicht mit Biomasse bedeckt ist und der Mulch auf diesen unbedeckten Flächen sichtbar bleibt.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Mulcharten nur marginal (siehe Abb.9). Bei mineralisch gemulchten Flächen beträgt der Zuwachs an mit Stauden bedeckter Fläche während der vier Untersuchungsjahre nur 9%, bei Rindenmulch 8 %, bei Vlies kann der höchste Zuwachs mit 13% verzeichnet werden. Insgesamt schienen aber die Pflanzen auf den Flächen, die mit Mineralmulch angedeckt wurden, gerade in den ersten Jahren am besten zu gedeihen. Im Laufe der Zeit nähern sich dann die Werte zwischen den drei Mulch-Varianten wieder an, so dass 2014 kaum noch Unterschiede in den jeweiligen Deckungsraten erkennbar sind. Die meisten Stauden hatten übrigens mit dem begrenzten Raum innerhalb der Kreuzschlitze im Vliesgewebe kaum Probleme, die Entwicklung blieb zwar anfangs etwas hinter den anderen Mulchen zurück, wurde aber mit einer vergleichsweise stärkeren Entwicklung am Ende der Versuchsperiode wieder wettgemacht. Bei der Entwicklung der Geophyten indes war zu beobachten, dass hier die anderen Mulchtypen eher punkten konnten. Langzeitergebnisse zur Entwicklung der Geophyten werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Im Verlauf der Jahre zeigte sich indes auf den Parzellen immer deutlicher, dass weniger der jeweilige Mulchstoff als vielmehr die vorhandene Baumart die Entwicklung der Staudenflächen maßgeblich beeinflusste (siehe Abb.10; im Vergleich auch Abb. 9). So fielen die Unterschiede innerhalb der drei Mulchvarianten weit weniger stark aus als die Differenzen zwischen den Parzellen mit Eiche, Buche beziehungsweise den Untersuchungsflächen ohne Baumbesatz. Schon eineinhalb Jahre nach der Pflanzung, nämlich bereits 2011 waren die Parzellen ohne Baumbesatz zu 100% mit Stauden bewachsen. Die Eichen-Parzellen konnten zwischen 2011 und 2014 immerhin noch mit einer moderaten Zuwachsrate von ca.10% punkten und waren 2014 zu 80% mit Stauden bedeckt. Die mit Buchen bzw. Hainbuchen bestandenen Versuchsflächen hingegen konnten nicht überzeugen. Hier war sogar die Deckungsrate rückläufig: Von anfangs 56% mit Stauden bedeckter Fläche blieben 2014 nur noch 46%. Stauden unter dem Tiefwurzler Eiche gedeihen sehr viel besser als unter flacher wurzelnden Bäumen wie Buche oder Hainbuche. Bei diesen Baumarten zeigte sich, dass nicht nur der Oberboden, sondern selbst die Mulchauflage aus Rindenmulch vollständig durchwurzelt wurde.

Nach Auswertung der Staudenausfälle auf den Parzellen (siehe Abb.11) ergibt sich folgendes Bild: Minderalmulch-Parzellen auf Buchenstandorten verzeichnen mit 45% Verlusten die höchste Stauden-Ausfallrate, die Vlies-Variante bei Buchen die niedrigste mit 40%. Insgesamt sind hier also nur 5% Unterschied feststellbar. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei den Eichenparzellen und denen, ohne Bäume. Es ist demnach festzustellen, dass insgesamt auf den Vlies-Parzellen die geringsten und auf den Mineralmulch-Parzellen die höchsten Ausfallraten zu verzeichnen sind.

Auch wenn es zwischen den Mulchvarianten Unterschiede gibt, ist doch die Art des Baumes von größerem Gewicht bzgl. der Überlebenschancen von Schattenstauden. Vergleicht man zum Beispiel die Ausfälle auf den Mineralmulch-Parzellen differenziert nach Baumarten, wird - wie bei der Vlies-Variante - deutlich, dass die Differenz zwischen höchster und niedrigster Ausfallrate mit 12% sehr viel höher liegt. Bei Rindenmulch-Parzellen beträgt die Differenz sogar 15%. Demnach bestätigt sich hier das, was schon in der Grafik zur projektiven Deckung festgestellt wurde: Die Art des Baumes ist wesentlicher als die des Mulchstoffes.

Allerdings ist im Vergleich der Abb.9 und 11 ein interessanter, weil gegenläufiger Sachverhalt festzustellen: Mineralmulch-Parzellen weisen zwar einerseits die höchsten Ausfallraten auf, andererseits aber auch die besten Deckungsraten - und das unabhängig von der Baumart. Daraus ist abzuleiten, dass Mineralmulch offenbar bestimmte Pflanzenarten im Wachstum fördert, die sich dann besonders gut ausbreiten, und andere Arten im Wachstum hemmt. In der Folge sterben solche Stauden dann oft ganz ab.

In den ersten Frühlingswochen war zu beobachten, dass die Pflanzen auf den Flächen mit mineralischem Mulch um einige Tage früher entwickelt waren als auf den Vergleichsparzellen. Das betraf vor allem die Geophyten. Hier konnte die Frühlingssonne durch die unbelaubten Bäume die Mulchschichten erwärmen. Durch die bessere Wärmespeicherung von Mineralmulch lässt sich das schnellere Austreiben der Stauden auf diesen Parzellen erklären.

Ästhetische Beurteilung der Mulchstoffe

Nicht unwesentlich ist auch die ästhetische Beurteilung eines Mulches. Wie ein Mulchstoff gefällt ist natürlich immer sehr subjektiv. Mit Hilfe der visuellen Bonitur ließen sich aber gewisse Tendenzen in der ästhetischen Beurteilung der drei Mulchstoffe feststellen (siehe Abb.12).

In den Jahren 2010-2013 belegen sowohl die Jahresdurchschnittswerte der visuellen Bonitur als auch die Frühjahrs-Beurteilungen, in denen die Mulchschicht auf Grund der spärlichen Vegetation stärker gewichtet wurde, dass die mit Porphyr gemulchten Flächen den zehn Beurteilern offenbar am besten gefielen.

Demgegenüber konnten die Vlies-Parzellen ästhetisch weniger überzeugen. Die Abdeckung des Gewebes mit 3cm Rindenmulch war nicht beständig, bereits nach einem Jahr hatte sich der organische Schüttstoff auf diesen Parzellen so verlagert, dass das Vlies an vielen Stellen sichtbar wurde. Insgesamt vermittelte dieses eher einen ungepflegten Eindruck, wie in oberen Bild zu sehen.

Fazit

Generell kann festgehalten werden, dass sich für die erprobten Staudenmischpflanzungen alle getesteten Mulchmaterialien eignen. Die Unterschiede zwischen den drei Mulcharten waren bei den meisten Vergleichen nicht besonders groß. Sehr viel stärker als die Mulchart übt die jeweilige Baumart Einfluss auf das Gedeihen der Staudenflächen.

Vor- und Nachteile der drei getesteten Mulcharten

Porphyrsplitt

Der rötlich-grau-braune Porphyrsplitt 8/16 ist der optische Testsieger unter den Mulchen, allerdings auch das teuerste Material im Vergleich. Dieser Mineralmulch sorgte z.Z. ebenfalls für die höchsten Deckungsraten, belegte interessanterweise in punkto Pflanzenausfälle und Pflegeaufwand aber den letzten Platz. Obwohl auf Porphyrsplitt weniger Gehölz- und Unkrautaufkommen zu verzeichnen war als bei Rindenmulch, wurde offenbar aufgrund des kantigen, verzahnenden Struktur des Splittes die Pflege erschwert. Das führte dementsprechend zu den höchsten Pflegezeiten.

Rindenmulch

Der organische Rindenmulch 0/20 (bzw. Rindenhumus), der ästhetisch und in Sachen Pflegezeiten im Mittelfeld landete, kann allerdings mit einem ersten Platz punkten, wenn die jeweiligen Pflanzzeiten zu den Pflegezeiten hinzugerechnet werden. Hier wurde bezogen auf den fünfjährigen Versuchszeitraum eine Zeitersparnis von 16% gegenüber der Vlies-Variante und 3% gegenüber den Mineralmulch-Parzellen gemessen. In Sachen Pflanzenverträglichkeit und projektive Deckung belegt Rindenmulch zwar nur den mittleren bzw. hintersten Platz, die Unterschiede zwischen den Mulchen sind hier aber nicht gravierend. Rindenmulch ist im Anschaffungspreis das kostengünstigste Material.

PLA-Gewebe

Der Vlies-Mulch kann in der im Versuch durchgeführten Form visuell leider nicht überzeugen und belegt denn hier auch den letzten Platz. Ungünstig erwies sich die Abdeckung mit Rindenmulch, da sich das Material nach kurzer Zeit verlagerte. Diesbezüglich sind schwerere Mineralmulche besser geeignet. Das Mulchgewebe ging als absoluter Spitzenreiter hinsichtlich der Pflegezeiten hervor. Verglichen mit der Mineralmulch-Variante kann mit einem PLA-Gewebe ganze 20% Pflegezeit eingespart werden und immerhin noch 5% gegenüber der mit Rinde gemulchten Flächen. Allerdings ist die Anlage eines solchen Gewebemulches für Stauden recht aufwendig. Werden Verlegen, Pflanzzeiten und zusätzlicher Mulchauftrag (3cm Rindenmulch) mit einbezogen, belegt Vlies dementsprechend den letzten Platz mit dem höchsten Zeitaufwand. Ein Vlies kann in den ersten Jahren bei bestimmten Stauden und Geophyten, insbesondere ausläufertreibenden Arten die natürliche Dynamik der Pflanzen beeinträchtigen (siehe oberes Bild). Das reine PLA-Gewebe ist doppelt so teuer wie eine 6cm starke Rindenmulchauflage, allerdings um mehr als die Hälfte günstiger als der Porphyrsplitt in gleicher Stärke.

Hinweise für die Praxis

Vor Auswahl eines Mulches beachten:

Zunächst muss der Standort hinsichtlich Stauden- und Mulchverwendung gründlich eingeschätzt werden. Bei flacher wurzelnden, eingewachsenen Bäumen wie Buche oder Hainbuche ist mit einem Kümmerwuchs der Stauden zu rechnen. Bei solchen Standorten empfiehlt sich die Verwendung von robusten Kleingehölzen wie Efeu oder Kriechspindel. Die Art des Mulches ist dabei für die Pflanzenentwicklung ziemlich nebensächlich. Hier spielen dann vor allem ästhetische bzw. ökonomische Auswahlkriterien eine Rolle.

Wichtig bei der Auswahl eines Mulches ist zudem seine Lebensdauer. Bei Staudenmischpflanzungen für die Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand wird ein Flächenschluss unter optimalen Bedingungen nach zwei bis drei Jahren erreicht, ist Wurzelkonkurrenz von Gehölzen vorhanden, benötigen die Stauden deutlich länger. Wenn ein hoher repräsentativer Charakter in der vegetationslosen Zeit gefordert ist, kann eine mineralische Mulchauflage mit regionalen bzw. zum Charakter der Gartenanlage passendem Gestein gewählt werden. Hier ließe sich ggf. auch der sehr preisgünstige Kalksplitt verwenden.

Ein Vorteil eines mineralischen Mulches ist seine Strukturstabilität (begeh- und befahrbar) und seine Haltbarkeit. Hier ist allerdings auch zu überlegen, was mit dem unverrotbaren Gesteinsmaterial passiert, wenn die Staudenflächen einmal aufgelöst oder verändert werden. Ggf. sind dann solche mineralischen Mulchschichten unterzufräsen. Bei kantigem Material wie Schotter oder Splitt ist mit einer etwas erschwerenden und daher zeitaufwendigeren Pflege zu rechnen.

Rindenmulch eignet sich sehr gut für Wildstaudenpflanzungen in einem natürlichen Umfeld am Gehölz oder Gehölzrand. Wenn auch nicht unbedingt notwendig, wie Hertle (1997) ermitteln konnte, ist für eine gute Entwicklung von Gehölz- und Gehölzrandstauden eine (Langzeit-)düngung mit Stickstoff vor Ausbringen des Mulchmaterials empfehlenswert. Eventuell ist bei Rindenmulch-Auflagen mit erhöhtem Schneckenbefall zu rechnen- im Versuch war das allerdings kein Problem. Zu beachten sind bei allen Mulch-Schüttgütern in jedem Fall die Korngrößen. Die im Versuch verwendeten Korngrößen von 8/16 für Mineralmulch und 0/20 für Rindenmulch (Rindenhumus) haben sich durchaus bewährt. Bei Geweben ist gut zu überlegen, wo man sie einsetzen möchte. Ihre Verwendung ist mehr zweckgebunden, es sei denn, sie werden mit einem ansprechenderen Material abgedeckt. Dazu eignen sich allerdings keine leichteren Materialien wie der Versuch zeigte. Eine sowohl optisch als auch hinsichtlich der Pflegezeiten überzeugende Lösung wäre die Kombination von PLA-Vlies mit einer mind. 5cm hohen Mineralmulch-Auflage. Mineralmulch erschwert eine Verlagerung des Abdeckmaterials auf Grund seines hohen Gewichtes. Die Fläche bleibt so für einen langen Zeitraum attraktiv. Das hätte zwar den Nachteil einer aufwändigeren Herstellung und würde deswegen insgesamt einen zusätzlichen Zeitaufwand von 26% im Vergleich zu Rindenmulchflächen bedeuten. Für repräsentative Pflanzungen könnte diese Kombination aber eine attraktive, pflegereduzierende Alternative darstellen.

Liegt die Staudenfläche hingegen ziemlich entfernt vom Sichtfeld und ist mit einer guten Pflanzenentwicklung auf dem Standort zu rechnen (sprich: Pflanzflächen im Schlagschatten ohne Baumbesatz), kann auch die Vlies-Variante ohne Mulchauflage zum Tragen kommen. Wie in Abb.10 zu sehen, schließt die Pflanzendecke bei solchen, baumfreien Flächen bereits sehr schnell. Das PLA-Gewebe wäre also mit Ausnahme der Wintermonate nicht sichtbar und würde einen recht effektiven Unkrautschutz bedeuten - zumindest in den ersten Jahren unter der Voraussetzung, dass die Topfballen zuvor gut abgerandelt wurden.

Mit einer, wenn auch langsamen Zersetzung des Gewebes ist je nach Bodenfeuchtigkeit nach frühestens vier bis fünf Jahren zu rechnen, wie im Versuch zu beobachten war. Darüber hinaus ist ein solches Gewebe besonders geeignet als Erosionsschutz an Böschungen, die zu steil sind für Schüttgüter als Mulchauflage.

Nachhaltigkeit

Auch Nachhaltigkeitsaspekte sollten bei der Mulch-Wahl berücksichtigt werden (Posa 2014). Wo kann das Mulchmaterial transportarm erworben werden? Ist das Material regional produziert? Kann die Qualität sichergestellt werden? Ist der Mulch zertifiziert? Rindenmulch entsteht als Restprodukt der Holzindustrie und ist meist auch regional verfügbar. Mineralmulch ist zwar auch ein Restprodukt in der Natursteinverarbeitung, jedoch ist das Material nicht immer in der Nähe verfügbar und verursacht relativ hohe Transportkosten. Die Herstellung des Gesteins-Schüttgutes ist ebenfalls ziemlich energieaufwendig. Mulchfolien aus PLA-Blends (Stoffmischungen aus fossilen und pflanzlichen Quellen) stehen im Wettbewerb zu herkömmlichen aus Polyethylen (PE). Werden herkömmliche Mulchfolien nach der Nutzung kostenaufwendig eingesammelt, gesäubert und der geordneten Entsorgung zugeführt, werden die teureren Mulchfolien aus PLA-Blends nach der Nutzung einfach auf der Fläche belassen und ggf. untergepflügt. Die Herstellung solcher Bio-Mulchgewebe in der Kunststoffindustrie ist relativ energieaufwendig. Diese Materialien sind zudem in der Regel nicht regional produziert. Allerdings sind sie vergleichsweise leicht zu transportieren. Dementsprechend schneidet im Vergleich Rindenmulch als Restprodukt aus der Region in der Ökobilanz am besten ab.

Eine Richtlinie für mineralische (anorganische) Mulchstoffe gibt es bisher nicht. Weiterführende Informationen zu organischen Mulchstoffen lassen sich in der FLL-Richtlinie "Qualitätsanforderungen und Anwendungsempfehlungen für organische Mulchstoffe im Landschaftsbau" (1994) nachlesen.

Kritische Bemerkungen

Die Frage nach dem "besten Mulchmaterial" lässt sich nicht pauschal beantworten. Jedes Mulchmaterial hat eigene Vorzüge und besondere Nachteile. Deshalb sollten die verschiedenen Aspekte je nach Sachlage, Kostenrahmen und persönlichem Empfinden gewichtet werden. Es wäre darüber hinaus begrüßenswert, auch Nachhaltigkeitsaspekte bei der Entscheidung zu berücksichtigen.

Literatur

Eppel, J. (1997): EinfacherePflege mit Mulchstoffen bei Staudenpflanzungen. Veitshöchheimer Berichte aus der Landespflege, Heft 29, Bd. II, S. 57-63

Eppel-Hotz, A. (2010): Mulchstoffe im GaLaBau - Materialien, Anwendung, Wirkung. Neue Landschaft 12/10, S. 35-42

FLL, Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (1994): Qualitätsanforderungen und Anwendungsempfehlungen für organische Mulchstoffe im Landschaftsbau, Troisdorf/Bonn

FLL, Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (2014): Staudenverwendung im öffentlichen Grün - Staudenmischpflanzungen für trockene Freiflächen, Troisdorf/Bonn

Grantzau, E.(1993) Wirkungen verschiedener organischer Mulchstoffe. Neue Landschaft 04/93, S. 270-272

Hertle, B. (2001): Stauden mulchen mit Erfolg - Deutscher Gartenbau 20/2001, S. 35-40

Hertle, B. ; Fischer B.; Jauch, M. (1997): Praxisrelevante Aspekte beim Mulchen von Staudenpflanzungen. Neue Landschaft 7/97, S. 518-523

Kolb, W. (1987): Mulchen von Pflanzflächen: wirtschaftlich? Deutsche Baumschule 5/87, S. 227

Kolb, W. (1990): Mulchdecke und Unkraut - Deutsche Baumschule 2/90, S. 72-73

Schönfeld, Dr. P. (2014) So mulchen Profis. Flächenmanager 01/14, S. 61-64

Posa, A. (2014): Nachhaltiges Mulchen im städtischen Grün, Bachelor-Arbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, 06/14

Heller, B. (2008): Kompostierbare Mulchfolie, Taspo Nr. 48. ( 28.11.2008), S. 12

Dipl. Ing. Andreas Schulte
Autor

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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