Der Kommentar

Der Streit um die Baumhasel

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Der Klimawandel ist in den deutschen Städten angekommen: Hitze- und Dürreperioden werden länger und heißer - mit entsprechenden Auswirkungen auf das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen sowie die Sicherheit städtischer Infrastrukturen." So ist es beim Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT, dem Karlsruher Institut für Technologie, zu lesen. Die Lösung: Mehr Bäume pflanzen.

Denn Bäume und Wälder in der Stadt senken die Temperatur erheblich. Nun haben wir also auch eine wissenschaftliche Bestätigung von Instituten von höchstem Rang, was jeder Gärtner - eigentlich jeder, der sich an einem heißen Sommertag in der Stadt aufgehalten hat - schon immer wusste. Es gibt nichts Schöneres als sich im Schatten eines Baumes aufzuhalten. So bringt einem die Wissenschaft zwar keine neuen Erkenntnisse, aber vielleicht mehr Argumente für ein altbekanntes Thema.

Schon die Stadtplaner, die in den damals ja noch sehr kleinen Städten aktiv waren, wussten: Mehr Grün verbessert das Wohlbefinden der Menschen in der Stadt. Heute nennen wir es Blau-Grüne-Infrastruktur. Dabei ist die Entstehung dieser Parks sehr unterschiedlich. Oft sind sie aus Hofgärten entstanden, wie der Hyde Park in London, der zusammen mit den Kensington Gardens 2,5 km² groß ist oder der Englische Garten in München mit 375 ha.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Parks und Gärten aber gezielt als Ausgleich zu den Folgen der Industrialisierung angelegt. Bekannte Beispiele sind das 4,5 km² riesige Emerald Necklace von Frederick Law Olmsted in der Region Boston oder der 348 ha große New Yorker Central Park, der viele Väter hat und für eine Stadt mit damals nur 515.000 Einwohnern mit großer Weitsicht als Grünfläche gesichert wurde.

In Hamburg wurde um 1900 der Stadtpark mit 148 ha von Ferdinand Sperber und Fritz Schumacher zum Ausgleich zur Industrialisierung für damals schon 700.00 Einwohner angelegt. Dazu wurden großzügige Alleen mit möglichst großkronigen Bäumen angelegt. Sicher hat jeder ein solches Beispiel aus seiner Region, aus seiner Stadt mit ähnlichem geschichtlichen Hintergrund.

Nun fangen wir aber scheinbar im Jahre 2023 wieder ganz von vorne an. Bäume, Grünflächen, Gebäudebegrünungen zur Rettung des Stadtklimas scheinen eine Erfindung des 21. Jahrhunderts zu sein, was sie aber nicht sind. Dazu passt eine Notiz in einer regionalen Zeitung. Danach sieht eine Anwohnergemeinschaft eine "Gefährdung für die allgemeine Sicherheit".

Genau geht es um die Begleiterscheinungen der Baumhasel in der Straße. Diese würden sich sowohl oberirdisch als auch unterirdisch auswirken. Herunterfallende Nüsse von den hoch wachsenden Bäumen könnten unter anderem Kinder gefährden und sie lockten Mäuse an. Die Wurzeln der Baumhasel könnten ins Mauerwerk und in Leitungen dringen mit unabsehbaren Folgen für die Sicherheit der Häuser. Ein Anwohner sagte im betreffenden Bürgerforum "Die Bäume passen dort nicht hin, sie sind einfach zu groß für die Siedlung." Das macht mich sprachlos. Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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