Fachtagung in Sachsen

Deutsches Bodenschutzgesetz: Ein Muss für Landschaftsgärtner

In Wilsdruff bei Dresden wurden im August spannende und hoch aktuelle Themen diskutiert. Die sächsischen Landschaftsgärtner tauschten Informationen unter anderem über Vorschriften bei der Bodenbearbeitung, über neue Wege bei der Staudenverwendung oder über die Problematik der Renaturierung von Gewässern aus.

Ein Vortrag über die Grundsätze der Gartenarchitektur verdeutlichte die vielfältigen Möglichkeiten bei der Planung eines Gartens. Nicht nur die Fortbildung und das Fachwissen auch die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden beeinflussen den Garten- und Landschaftsbau entscheidend.

Bodenbearbeitung - ein Fall fürs Labor?

Der Umgang mit dem Boden sollte dem Landschaftsgärtner eigentlich geläufig sein, meinte Dr. Frank Bär, Sachverständiger und Inhaber der Agentur für Bodenaushub in Zwickau. Erste Zweifel kamen allerdings, als der Diplom-Geologe die verschiedenen Regeln und Richtlinien sezierte und eindrucksvoll die Widersprüche zur normalen bodenkundlichen Fachpraxis herausarbeitete. Widersprüche der verschiedenen europäischen, bundesdeutschen und Landesvorschriften und die Hilflosigkeit der Genehmigungsbehörden auf Landkreisebene werden zum Problem. Selbst geringste Mengen beispielsweise von normalem Ziegelmehl reichen aus, um aus dem Boden Abfall für die Sonderdeponie zu machen. Allerdings würde ein "belasteter Boden" erst dann zum Problem, wenn er die Grundstücksgrenze der Baumaßnahme verlässt. Ein minimaler Anteil an Fremdstoffen verhindert somit den Bodenausgleich zwischen zwei Baustellen. Dadurch wird alles unkalkulierbar.

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Man kann nur hoffen, dass der Auftraggeber eine schlampige Ausschreibung ohne akribische Voruntersuchung auf den Tisch legt. Dann braucht sich der Landschaftsgärtner die durch kontaminierte Böden entstandenen Mehrkosten nicht anrechnen zu lassen. Entgegen der Auffassung des Landgerichts Dresden sowie des Oberlandesgericht Dresden stellte der Bundesgerichtshof fest (Urteil vom 21. März 2013, Az. VII ZR 122/11), dass der Unternehmer im Zweifelsfall von unbelasteten Böden ausgehen könne, wenn die Ausschreibung keinen anderen Schluss zulasse.

Ein deutliches Aufatmen ging durch den Saal. Allen wurde aber auch bewusst, dass sich die Landschaftsgärtner mit dem deutschen Bodenschutzgesetz und den Verwaltungsvorschriften näher befassen müssen.

Renaturierung kann auch Hochwasserschutz sein

Wenn man vom Hochwasserschutz spreche, müsse dieser bei den kleinen Vorflutern der Flüsse beginnen. Der Biologe Harald Kroll vom Umweltamt Dresden zeigte die erfolgreiche Offenlegung von verrohrten und verschütteten Bächen, wie den Gorbitzbach nach der Wende. Aus dem Entwässerungskanal, der über große Strecken unter der Erde im Rohr und über der Erde als reiner Entwässerungskanal geführt wurde, konnte erfolgreich der Bach renaturiert werden. Heute ist er wieder ein mäandernder Bach, ausgebaut mit Hilfe ingenieurbiologischer Bauverfahren. Das besonders Beglückende ist, dass der neue Gorbitzbach selbst im problematischen Dresdner Stadtteil Gorbitz wieder ein akzeptierter Aufenthaltsort für Erwachsene und Spiel- und Erlebnisraum für Kinder geworden ist.

Gute Zusammenarbeit lohnt sich

Den beeindruckenden Vortrag "Am Anfang die Hecke - Raumbildung mit Pflanzen" über die Grundsätze der Gartenarchitektur hielt Professor Dr. Wolfgang Borchardt von der Fachhochschule Erfurt. Ich hoffe, dass hier den nicht so in der Theorie der Gartenplanung begabten Landschaftsgärtnern deutlich wurde, dass man im Zweifel bei der Planung eines Gartens oder eines Parks besser mit einem guten Landschaftsarchitekten zusammen arbeitet. Das zahlt sich für beide aus.

Neues Merkblatt zu versickerungsfähigen Belägen

Dr. Thomas Richter vom BetonMarketing Nordost in Berlin räumte mit dem Märchen auf, das wassergebundene Beläge zur Versickerung der Niederschläge und zur Grundwasserneubildung beitragen könnten. Er plädierte je nach Nutzungsart für Beton- oder Natursteinbeläge mit großem Fugenabstand. Dabei verwies Richter auf das voraussichtlich im September im Weißdruck erscheinende, neue Merkblatt der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) zu versickerungsfähigen Belägen. Neu ist, dass dort erstmals in Zeichnungen die Schichtaufbauten derartiger Beläge und die Zuordnung zur Verkehrslast angegeben würden.

Rasenflächen: Eine kostengünstige Alternative

Dipl.-Ing. Ulrich Heckel von Juliwa-Hesa erinnerte in seinem Vortrag an die Grundsätze der Rasenneuanlage und der Rasenpflege. Er wies darauf hin, dass die Beschreibenden Rasen-Sortenlisten (RSM) der FLL jährlich den Mindeststandard an Sortenmischungen für verschiedene Standorte und Nutzungsarten vorgeben. Im Zweifelsfall könne es aber durchaus sinnvoll sein, sogenannte Premiummischungen mit kostspieligeren Sortengräsern zu verwenden. Das zahle sich im Regelfall durch schnelle Keimung und bessere Wuchseigenschaften aus.

Kunden fordern Farbe und Vielfalt

Ein weiteres Thema waren neue Wege in der Staudenverwendung. In den privaten Gärten und zunehmend auch im öffentlichen Bereich verlangt der Kunde mehr Farbe und Pflanzenvielfalt. Das können vorwiegend Stauden und Zwiebelblumen mit Staudenmischpflanzungen schaffen. Nur wie bekommt man das hin, wenn selbst Landschaftsgärtner nicht die großen Staudenspezialisten sind? Michael Simonsen aus Wilsdruff, Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekt zeigte einen faszinierenden Weg auf. Seine Überlegungen fußen auf Untersuchung der Abteilung Landespflege im unterfränkischen Veitshöchheim und mehreren deutschen Fachhochschulen.

Für verschiedene Standorte stellt Simonsen Mischungen zusammen, unterschieden nach Merkmalen wie beispielsweise Bodenart und Sonneneinstrahlung. Das Neue ist, der Pflanzenspezialist liefert vorgemischtes Pflanzgut in Kisten mit acht Stück je 1,0 Quadratmeter aus. Voraussetzung ist eine Mindestfläche von 15 Quadratmeter und eine Mindestbreite der Pflanzfläche von 1,5 Meter. Die Pflanzung können selbst angelernte Kräfte durchführen. So kommt das gewünschte bunte Bild zustande und erinnert ein wenig an die viel bewunderten englischen Cottage-Gärten. Natürlich ist der Pflegeaufwand in den ersten zwei Entwicklungspflegejahren nach der Fertigstellungspflege höher. Er vermindert sich aber drastisch ab dem dritten Standjahr. Und noch ein Tipp von ihm zur Mulchung: Rindenmulch sollte nicht genommen werden, das behindert die Stauden extrem. Auch die Pflanzmatten hätten sich nicht bewährt: Dort wo das Loch für die Pflanzung ist, wächst auch das Unkraut besonders prächtig und ist von der Staude kaum zu trennen. Besser sei eine mineralische Mulchschicht.

Im Anschluss an die Tagung zeigte Simonsen seinen nahe gelegenen Versuchsgarten in Wilsdruff, wo er unterschiedlichste Mischungen ausprobierte. Der VGL Sachsen wird mehrere Themen des Informationstages im Fortbildungsprogramm 2013/2014 wieder aufgreifen.

Jürgen R. Prigge

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