Studie der Stiftung Familienunternehmen

Deutschlands Unternehmernachwuchs sucht die Veränderung

Stiftung Familienunternehmen
Der Nachwuchs der Familienunternehmer betrachtet den Generationenwechsel als eine Chance, neue Impulse zu setzen. Zugleich erwartet er Unterstützung von den Senioren. Foto: Toshiro Gamo, CC BY2.0

Deutschlands nächste Unternehmergeneration ist innovationsfreudig. Der Nachwuchs der Familienunternehmer empfindet nicht nur eine große Verantwortung für den familiären Betrieb, sondern betrachtet den Generationenwechsel als eine Chance, zusätzliche Impulse zu setzen. Bestehendes soll weiterent-wickelt, zugleich aber auch komplett Neues erkundet werden. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Zeppelin Universität Friedrichshafen im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervor.

Für die Studie wurden 315 Söhne und Töchter aus Unternehmerfamilien im Alter zwischen 16 und 40 Jahren befragt. Ihr Durchschnittsalter betrug 28,4 Jahre. 75 Prozent von ihnen wollen die operative Führung des Familienbetriebs übernehmen oder haben es in einzelnen Fällen bereits getan. Nach Angaben der Stiftung handelt es sich um die größte Befragung mit Fokus auf der nachfolgenden Generation in deutschen Familienunternehmen.

76 % wollen neue Prozesse etablieren

Die große Mehrheit der befragten Unternehmerkinder betrachtet die Zeit der gemeinsamen Zusammenarbeit zwischen Junior- und Senior-Generationen als geeignetes Zeitfenster für Veränderungen. Sie möchten in dieser Phase "neue Prozesse etablieren" und "neue Organisationsstrukturen schaffen" (jeweils 76 %), "neue Geschäftsfelder erschließen" (74 %) sowie "neue Produkt- und Dienstleistungsangebote entwickeln" (73 %). Auch die Führungskultur (68 %) und die Unternehmensstrategie (64 %) zu verändern, steht für viele auf der Tagesordnung.

58 Prozent für Test neuer Geschäftsmodelle

Ein Testen neuer Geschäftsmodelle (58 % Zustimmung), das Erschließen internationaler Märkte (54 % Zustimmung) und Veränderungen in der Mitarbeiterstruktur (50 % Zustimmung) werden zwar großteils befürwortet, aber von einem relevanten Teil der Befragten nicht als passend für eine Umsetzung in der Nachfolgephase eingeschätzt. Veränderungen in Bezug auf die Markenidentität (44 % Zustimmung), Kostensenkungen (38 % Zustimmung), der Kauf anderer Unternehmen (37 % Zustimmung) und vor allem eine Veränderung der Kundenstruktur (35 % Zustimmung) erfahren weniger Zustimmung. Ein Verkauf des Unternehmens ist nur für die wenigsten Befragten eine Option (14 % Zustimmung).

Befragte, die aus kleinen und mittleren Familienunternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern kommen, zeigen signifikante Unterschiede zu ihren Kollegen aus größeren Betrieben. Sie legen im Generationswechsel besonderen Wert auf neue Organisationsstrukturen (p<0,01), Änderung der Mitarbeiterstruktur (p<0,01) und Änderung der Markenidentität (p<0,01).

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Stiftung Familienunternehmen
Neues erkunden und Bestehendes nutzen nennen die Wissenschaftler „organisationale Beidhändigkeit“. Wie zu sehen ist sie bei den Junioren sehr ausgeprägt.
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Die Unternehmensnachfolger möchte neue Prozesse etablieren, neue Organisationsstrukturen schaffen, neue Geschäftsfelder erschließen sowie neue Angebote entwickeln. Quelle: Stiftung Familienunternehmen, Grafik: Neue Landschaft

Trend: Organisationale Beidhändigkeit

Die nachfolgende Generation wurde auch dazu befragt, welche unternehmerischen Prioritäten sie für die Zeit nach der Übernahme des Familienunternehmens plant. Dabei zeigte sich ein recht ausbalanciertes Innovationsverständnis: Einerseits werden weithin auf Optimierung und Effizienzsteigerung des Status Quo ausgelegte unternehmerische Maßnahmen anvisiert, was ökonomisch als Exploitation bezeichnet wird (Ausnutzen von Bestehendem, beispielsweise bestehende technische Lösungen optimieren). Andererseits werden fast genauso stark Maßnahmen ins Auge gefasst, die auf radikalere Änderungen des Bestehenden und die Erkundung von Neuem (zum Beispiel Experimentieren mit komplett neuen Ideen oder Abläufen) abzielen. Sie werden unter dem Begriff Exploration zusammengefasst.

Interessanterweise neigen jene Unternehmerkinder, die sich bereits für eine Nachfolge entschieden haben, stärker zu einer "organisationalen Beidhändigkeit", die sowohl das Bestehende (Exploitation) ausnutzen als auch eine radikale Änderung des Bestehenden (Exploration) vorantreiben will, als der unentschlossene Unternehmernachwuchs. Im Vergleich weiblicher und männlicher Unternehmensnachfolger ist den Forschern eine höhere Fokussierung der Männer auf den Bereich der Exploration aufgefallen. Befragte aus kleinen und mittleren Familienbetrieben stimmen demgegenüber Maßnahmen der Exploitation stärker zu als jenen aus großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Keine Unterschiede der unternehmerischen Prioritäten des Unternehmernachwuchses konnten die Forscher zwischen den Wirtschaftszweigen feststellen.

Unterstützung der Senioren erwartet

Bei allem Innovationswillen erwartet die nachfolgende Generation in Familienunternehmen von der Seniorengeneration doch Unterstützung als Mentor. Die Unterstützung soll jedoch auch Freiräume durch schrittweises Loslassen und Offenheit für Neues auf Seiten der Senioren beinhalten.

Die Nachwuchsunternehmer wünschen sich klaren Kriterien für die Nachfolgephase, zum Beispiel bei der Auswahl der Nachfolger, dem Eintritt ins Unternehmen und der Rolle der Seniorengeneration. Doch diese Erwartungen werden oft nicht erfüllt. Nur 20 Prozent der Befragten geben an, konkret festgelegte Zeitpläne im Zusammenhang mit Verantwortlichkeiten und Rollen der Generationen im Nachfolgeprozess zu haben. cm

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