Wie weit lässt sich nachhaltige Stadtentwicklung bereits in die Ausstellung integrieren?

Die BUGA auf den Kopf gestellt

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Die Bundesgartenschau Heilbronn wagt ein Experiment. Zum ersten Mal in der Geschichte der Gartenschauen integriert die BUGA ein Reallabor Stadt in die Ausstellung. Es wohnen bereits hunderte von Menschen mitten auf der Ausstellung. Die Wohn- und Gewerbenachnutzung des BUGA-Geländes wird dadurch zum integralen Teil der Gartenschau. Es entstehen ganz neue Anforderungen an die Ausstellungsmacher.

Hundertdreiundsiebzig Tage lang Wohnen auf der Ausstellung zwischen Blumenbeeten und Tausenden von Veranstaltungen", so könnte der Anzeigetext für eine Mietwohnung auf dem Gelände der Bundesgartenschau Heilbronn in etwa aussehen. Heilbronn wagt ein Experiment: Wie stark kann die Nachnutzung einer Gartenschau bereits in die Schau integriert werden? Lässt sich die Zukunft des Wohnens nach der BUGA bereits auf dem Gartenschaugelände darstellen? Was passiert, wenn ein bereits bewohntes urbanes Reallabor mit allen Funktionen von Stadtaneignung in den Betrieb geht und Hunderte von Einwohnern täglich auf Tausende von Besuchern treffen, die deren Lebensraum gewissermaßen mit in Besitz nehmen? Und, kann die BUGA - eigentlich ein als klassisches Stadtentwicklungsinstrument für Dauergrünanlagen - auch auf die Zusammensetzung der zukünftigen Nutzer des Wohnumfeldes Einfluss nehmen? Auf die Gartenschaumacher kommen ganz neue Aufgaben zu, nämlich eine klassische Gartenschau im neuen Landschaftspark am Neckar mit einer Ausstellung über die bauliche Nachnutzung zu kombinieren und den Betrieb als Reallabor Wohnen in die Gesamtausstellung zu integrieren. Erstmalig in der Geschichte der Gartenschauen besteht die Möglichkeit, aktiven Einfluss auf den Aufsiedelungsprozess der Nachnutzung zu nehmen und als Bestandteil der Ausstellung federführend mit zu gestalten.

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Heilbronn am Neckar ist das Oberzentrum der Region Heilbronn-Franken im Nordwesten Baden-Württembergs. Die kleine Großstadt mit rund 125.000 Einwohnern liegt im Mittleren Neckarraum, ein stark durch starke Industrie, aber auch durch reiche Kulturlandschaft geprägter Raum. Hier befindet sich das größte zusammenhängende Rotweinanbaugebiet Deutschlands, hier ist regionale Wirtschaftsstärke mit Weltmarktführerschaft im Bereich Maschinenbau, Technologie, sowie Logistik und Handel verbunden. Die Großstadt Heilbronn ist im Jahr 1944 fast vollständig kriegszerstört worden und in der Nachkriegszeit auf einem modernisierten Stadtgrundriss mit viel Zweckoptimismus wiederaufgebaut worden. Der in den Straßenräumen aufgelockerte neue Kern der Innenstadt von Heilbronn zeichnet sich durch eine rund viergeschossige Bebauungsstruktur auf, in der private Zonen als Sockelgeschoßebene in weiten Teilen direkt an den Öffentlichen Raum stoßen. Das wiederaufgebaute Heilbronn trägt bis auf wenige erhaltene Leitbauten kaum architektonischen Charme der Nachkriegsjahre. Die Stadt war dahingehend keine ausgeprägt touristische Destination, wohl aber internationaler Knotenpunkt für Wirtschaftsbeziehungen, das sich an der hohen Auslastungsquote der Hotellerie wochentags im Gegensatz zum Wochenende deutlich ablesen lassen kann. Die Stadt liegt am Landesfluss Neckar, der sich im Stadtgebiet in Neckaraltarm und Neckarkanal aufspleisst und über Jahrhunderte als Transportweg auf der Bundesschifffahrtsstraße den Logistikstandort Heilbronn geprägt hat. Der Neckar selbst durchzieht Heilbronn als träges, aufgestautes Fahrgerinne. Nördlich der Innenstadt wirkt er in weiten Teilen im Betonkorsett ruhend als eine technische Infrastruktur mit anliegenden Verlade- und Bahninfrastrukturen.

Heilbronn befindet sich im Aufbruch. Durch die Veränderungen in der Logistikbranche fiel die Bedeutung der bahngebundenen Infrastruktur am Neckar in sich zusammen. Ein zentral gelegenes Bahnareal mit rund 30 ha mitten in der Stadt, nördlich des Bahnhofs gelegen stand zur Entwicklung bereit. Im Agenda 21 Prozess der Heilbronner Bürgergesellschaft wurde das Leitbild der kompakten Stadt entwickelt, Heilbronn nicht weiter an den Rändern der Stadt zu zersiedeln, sondern die zentral gelegenen Innenlagen zu entwickeln. Im Stadtentwicklungsplan wurde als Ziel die Entwicklung des Neckarbogens, eines Stadtquartieres im Herzen von Heilbronn auf der Bahnbrache des Fruchtschuppenareals, dem devastierten Bahnlogistikort auf der großen Insel Im Neckar anvisiert. Die Bundesgartenschau sollte als Motor dieser Stadtentwicklung fungieren, um die Entwicklung terminlich und qualitativ zu steuern.

Heilbronn als grüne Stadt am Fluss mit rund 50.000 Stadtbäumen hat Erfahrung mit Gartenschauen. Im Jahr 1985 fand die Landesgartenschau in Heilbronn im Wertwiesenpark statt, ein Acker am Neckar wurde in einen großen Stadtpark gärtnerisch überführt, der heute als zentraler Freiraum in Innenstadtlage fungiert. Die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 hatte daher nicht die Aufgabe einen weiteren Stadtpark zu entwickeln, sondern hochwertige urbane Freiraumsysteme zu schaffen, die einerseits dem neuen Neckarbogen eine Gestalt geben sollen, andererseits den Neckar als Wirtschaftskanal wieder als Erholungs- und Erlebnisraum in die Stadt zurückholt und neue, grüne Verbindungen in der Stadt qualifiziert.

Die Entwicklung zur Bundesgartenschau Heilbronn hat einen langen Weg hinter sich. Im Jahr 2005 schloss die Stadt Heilbronn einen Durchführungsvertrag mit der Deutschen Bundesgartenschau Gesellschaft. Gegenstand war eine Machbarkeitsstudie des Büro Stötzer & Stötzer im Auftrag des Grünflächenamtes für die Entwicklung der Bahnbrache Fruchtschuppenareal und dessen Verknüpfung mit den innenstadtnahen Quartieren. Ziel war es, auf Grundlage des Stadtentwicklungsplanes 2020 einen ersten Wurf für innerstädtisches Wohnen und Arbeiten am Neckar zu schaffen und ein Kosten- und Finanzierungsgerüst für die Investition in dauerhafte Anlagen und die Gartenschau aufzuzeigen. Mit dem Zuschlag zur BUGA 2019 hat die Stadt Heilbronn die Vorbereitungen für einen Rahmenplan des neuen Stadtquartieres getroffen. Wenn in der BUGA Bewerbung die Bebauung noch schemenhaft als Standortqualitäten am Fluss aufgezeichnet war, wurde in Folge der Siedlungsschwerpunkt innerhalb der projektierten Gartenschau Entwicklungsfläche erarbeitet.

In dieser Vorprojektphase wurde die größte Standortsamplitude, der räumliche Zielkorridor der Stadtentwicklung verhandelt: Siedeln am Neckarkanal und eine Veranstaltungshalle im zentralen BUGA-Gelände oder kompaktes Wohnen zum Altneckar mit durchgrünten Parkachsen entlang des Flusses? Die Ergebnisse der Vorstudie waren Grundlage für den städtebaulichen Ideenwettbewerb 2010, der als Siegentwurf der Arbeitsgemeinschaft Steidle Architekten und t17 Landschaftsarchitekten München einen Stadtgrundriss mit historischen Bezügen zur Hafenlandschaft am Neckar entstehen ließ. Damals noch für 1500 Einwohner prognostiziert, entstanden bandartige Parkstrukturen, vernetzt mit als Seenlandschaft geometrisch wiederbelebten ehemaligen Hafenbecken, und ein kompakter Stadtteil in Mitten dieses Raumes in Form eines Dreiecks.

Der darauf aufsetzende freiraumplanerische Realisierungswettbewerb hatte diesen Stadtgrundriss als Wettbewerbsgrundlage und die Aufgabe, das anskizzierte Stück Stadt freiraumplanerische zu qualifizieren und Ideen für den Aufsiedelungsprozess und die Zwischennutzung als Bundesgartenschau im Jahr 2019 konzeptionell zu entwickeln. Auch hier war die Vorgabe integriert zu planen, die Landschaftsarchitekten mussten einen Stadtplaner in die Bearbeitung des Wettbewerbsbeitrages integrieren. Als erster Preisträger hat das Büro Sinai Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit mit dem Büro Machleidt Stadtplanung Berlin im Jahr 2011 einen überzeugenden Entwurf mit starkem Fokus auf die Verbindungsqualitäten der Stadtentwicklung, sowie die Ausdifferenzierung der Freiräume am Neckar und am Lärmschutzwall gelegt und zudem eine stark an der späteren Aufsiedelung orientierte temporäre Nutzung der Bauentwicklungsflächen als Gartenschauraum erarbeitet.

In Folge wurde für die Planung der dauerhaften Anlagen ein interdisziplinäres Planerteam unter Leitung der seit 2010 gegründeten Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH zusammengestellt, die unter den Schwerpunkten Bodensanierung, Freianlagen, Gewässerbau, Ingenieurbau, Verkehrsentwicklung, Städtebau und Bürgerbeteiligung in unterschiedlichen Auftragsverhältnissen (BUGA 2019 GmbH, Stadtplanungsamt, Amt für Straßenwesen) die Vorbereitungen für die Leitentscheidung 2012 über die Gesamtmaßnahme BUGA 2019/Neckarbogen getroffen haben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Stadt Heilbronn eine Rücktrittsoption für die Gartenschau vorbehalten, um auf Grundlage einer durchgehenden Vorentwurfsplanung das Gesamtgelände in allen Planungssparten mit Kosten-, Termin- und Finanzierungsplanung abzubilden.

Es wurde eigens dafür als Gegenüber zur BUGA Heilbronn 2019 GmbH eine Koordinierungsstelle im Baudezernat gebildet, die die städtischen Teilprojekte in das Gesamtwerk der Leitentscheidung mit steuert. Die Vorlage zur Leitentscheidung hatte ein Stadtentwicklungskonzept mit zunächst etwa 80 ha mit einem Gesamtvolumen von 250 Mio. Euro abgebildet, ein Zustand des Endausbaus weit nach der Gartenschau mit allen Stadtverknüpfungen, Brückenschlägen, Verkehrsausbauten, etc. Für den ersten Schritt der Bundesgartenschau bis 2019 wurde aus mehreren Szenarien ein Kernprojekt in einer Gemeinderatsklausur herausgearbeitet, die eine Fläche von 45 ha und einem Investitionsvolumen von 145 Mio. Euro vorsieht. Darüber hinaus kommen die Kosten der Gartenschau von rund 45 Mio. Euro, die durch die Stadt Heilbronn mit 10 Mio. Euro bezuschusst werden. Mit dieser Leitentscheidung im Dezember 2012 war die Fahrt frei, das Stadtumbauprojekt konsequent in sechs Jahren Bauzeit bis zur BUGA 2019 umzusetzen.

Die Transformation einer Stadtlandschaft zum Thema einer Bundesgartenschau zu erheben, ist Chance und Risiko zugleich. Das Thema Stadtentwicklung begleitet Bundesgartenschauen seit ihrem fast 70-jährigen Bestehen, sei es die Reparatur einer kriegszerstörten Stadt, wie die BUGA Hannover 1951 oder die Konversion von militärischen Nutzungen, wie die BUGA Potsdam 2001. Die Transformation zur einem Stadtquartier aber als eigenes Ausstellungsthema zu erheben, die Kulisse mehr zu nutzen, als ein ausgerollter Teppich eines neuen Landschaftsparks garniert mit temporären Ausstellungsbauten, sondern die Silhouette eines entstehenden und schon bewohnten Stadtquartieres als Bühnenraum zu nutzen, ist neu. Wenn ab dem 17. April 2019 sich die Pforten der BUGA Heilbronn öffnen, werden über 173 Tage lang täglich bis zu 700 Bewohner auf rund 15.000 Gäste treffen, ein Reallabor der Stadtentwicklung, ein Experiment, dessen Ergebnis man erst nach Schließung der Gartenschau am 07. Oktober 2019 kennen wird. Noch nie in der Geschichte der Gartenschauen lebten so viele Menschen in Mitten einer Ausstellung. Um dieses Experiment vom Risiko zur Chance zu entwickeln, hat sich die BUGA Heilbronn 2019 GmbH im Jahr 2015 in Abstimmung mit der Stadt Heilbronn entschieden, die Steuerung der Aufsiedelung mit einer eigens gegründeten Abteilung Stadtausstellung in der BUGA GmbH zu übernehmen.

Der erste Bauabschnitt des Stadtquartieres Neckarbogen liegt in Mitten des Ausstellungsgeländes und wird von der Gartenschaufläche vollständig umschlossen. Der erste Bauabschnitt ist somit nicht wie bisher bei Gartenschauen, eine Parallelentwicklung am Rand des Geländes, sondern bildet eine Herzkammer der Ausstellungsfläche ab. Somit wäre ein Abkapseln der Quartiersentwicklung als reine Immobilienaufgabe über eine eigene Entwicklungsgesellschaft hinderlich für die Integration in eine Ausstellung gewesen. Im Gegenteil, die Chance, dieses neue Stück Stadt als eine Art Kulissenbau zu verstehen, und die Stadt selbst zur Ausstellung zu machen, war die szenografische Idee geworden. Der Neckarbogen sollte begehbar sein, benutzbar und erlebbar für die Gäste der Bundesgartenschau. Er sollte ein zukunftsnahes, bewohntes Stück Heilbronn zeigen, dass nicht wie eine Bauausstellung hochbauliche Utopien aufzeigt, sondern Benutzbarkeit, Bewohnbarkeit modellhaft vermittelt und gleichzeitig über Ausstellungsräume in der Neubebauung einen Zugang zu den Ideen einer Übermorgenstadt verschafft.

Die Erdgeschoßräume an den städtischen Plätzen sind für eine gewerbliche Nutzung vorgesehen und daher ideal nutzbar für temporäre Ausstellungen. Das Wohnen während der Gartenschau bringt die Themen der städtischen Funktionen, der Aneignung des Stadtraumes in die Ausstellung ein. Die Besucher befinden sich in Mitten der Keimzelle eines neuen Stadtquartieres, somit werden nicht nur die Fragen der Zukunft des wohnungsnahen Stadtgrüns, sondern viel grundsätzlichere Fragen der Stadtentwicklung in der Ausstellung relevant. Für wen bauen wir diese Stadt? Wem gehört die Stadt und wer bewohnt sie bereits im Jahr 2019 während der BUGA Ausstellung? Um diese Fragen im Sinne einer zukunftsgewandten Stadtausstellung als eigene These beantworten zu können, darf man sich nicht auf die klassischen Themen der Architektur und der technischen Innovation ausruhen, sondern die zentrale Frage der Nutzungsmischung im neuen Stadtquartier beantworten.

Doch noch einmal zurück zum Rahmenplan Neckarbogen. Parallel zur Entwurfsplanung der Dauergrünanlagen, die sich mit dem Wohnumfeld des Neckarbogens auch schwieriger freiraumplanerischer Themen, wie den Rückbau einer Bundesstraße am Neckar und dem Gewässerumbau einer Bundesschifffahrtsstraße widmete, mussten die Planungsgrundsätze des ersten Bauabschnittes Neckarbogen zur BUGA erstellt werden. Die Arbeitsgemeinschaft Sinai/Machleidt entwickelte den Rahmenplan Neckarbogen zu einem urbanen Stadtquartier mit zukünftig 3500 Einwohnern und 1000 Arbeitsplätzen weiter. In einem Fachbeirat und begleitender Bürgerbeteiligung wurden die Leuchtturmqualitäten des neuen Stadtquartieres für eine Bundesgartenschau austariert.

Am Ende des Prozesses wurde begleitend zur Bebauungsplanung des ersten Bauabschnittes ein Gestaltungshandbuch entwickelt, das die städtebaulichen, landschaftsarchitektonischen und verkehrlichen Leitplanken der Immobilienentwicklung vordachte. Dieses Gestaltungshandbuch wurde in Folge keine Satzung, sondern als dynamisches Gestaltungswerkzeug, der Handlungsrahmen einer neu einberufenen Baukommission unter Leitung des Baudezernenten der Stadt Heilbronn, wobei die Geschäftsstelle der Baukommission wurde bei der BUGA Heilbronn 2019 GmbH angesiedelt um die Verknüpfung zwischen städtischer und BUGA-Ausstellungsentwicklung sicherzustellen. Mit dieser Konstellation waren die Grundlagen für ein Investorenauswahlverfahren im Jahr 2015 gelegt, das nach bestimmten Spielregeln eine Vielfalt in der Bebauung und Nutzung sicherstellen sollte. Aus über 90 Arbeiten wählte eine Jury unter Beteiligung der Baukommission und von Gemeinderäten 22 Arbeiten aus, die mit folgenden Kriterien parzellenscharf bewertet und zusammengestellt wurden:

Investoren durften sich auf beliebig viele Grundstücke bewerben. Die Architekten der Investoren durften maximal zwei Grundstücke bebauen, die aber nicht nebeneinander liegen durften. Die Jury bewertete nach den Kriterien der Qualität der Architektur, der technischen Innovation und der Vielfalt der Nutzungsmischung. Hierdurch wurde auf Grundlage des Gestaltungshandbuches eine differenzierte Stadtkulisse entworfen, die in ihrer Inneren Struktur eine große Vielfalt der Bewohnerschaft aufweist. Vom Plusenergiehaus und dem höchsten Holzhybrid-Hochhaus Deutschlands, von den hochpreisigen Eigentumswohnungen bis zum geförderten Wohnungsbau in einem Bauabschnitt, vom Kinderhaus mit Mikrowohnungen für Alleinerziehende in besonderen Lebenslagen und dem Inklusionswohnen und Arbeiten im selben Wohnblock wurde für das Reallabor Neckarbogen eine große gesellschaftliche Nutzungsvielfalt bei einem hohen Anspruch an Architektur und technische Innovation vorgelegt.

Die Parzellen der ausgewählten Wettbewerbsergebnisse wurden im Anhandgabeverfahren den Investoren und Architekten zur Entwicklung des Entwurfes übergeben. Die Parzelle wurde für den Investor exklusiv reserviert, bis er seine Planung den Status des genehmigten Bauentwurfes erreicht hatte. Auf dieser Grundlage wurde der Kaufvertrag gebildet. Im Verlauf der Planung wurden viele Einzel- und blockbezogene Gesprächsrunden geführt. Dabei hat es sich bewährt, die Planung auch über die Genehmigungsphase bis in die Ausführung der Gebäude aktiv zu begleiten. In diesen Runden wurde auch über die gemeinsame Tiefgarage der Blöcke verhandelt, die in Zusammenarbeit der im Block angrenzenden Investoren zu erstellen war. Insgesamt wurden in einer dreijährigen Projektentwicklungszeit 23 Gebäude bezugsfertig entwickelt unter der Steuerung von drei Blockgemeinschaften, vierzehn Investoren und neunzehn Architekten.

Als erstes Fazit zum Beginn der Bundesgartenschau Ausstellung in Heilbronn lässt sich festhalten, dass das Reallabor Stadtausstellung im Herzen einer Ausstellungsfläche neue Organisationsformen in einer BUGA GmbH erfordert. Um das Risiko einer abgekoppelten Parallelentwicklung der Bebauung zu verhindern, wurde die Chance einer integrierten Ausstellungsplanung innerhalb der Organisation ergriffen. Hierbei liegen nun die hochbaulichen und freiräumlichen Entwicklungen eng beieinander, so dass im Idealfall die grüne Stadt der Zukunft gemeinsam entwickelt werden kann. Gleichzeitig ist die klassische Konkurrenz zwischen den Fachdisziplinen im Unternehmen auch intern auszuhandeln. Hierbei hat sich gezeigt, dass der integrierte Planungsansatz auch auf Seiten der Planungsbüros als Gegenüber in Arbeitsgemeinschaften die interdisziplinäre Qualität enorm steigert. Das Abenteuer einer bereits bewohnten Stadt mitten auf der BUGA fordert die Ausstellungsmacher in dem Sinne, dass nicht nur die baulichen Daueranlagen selbst, sondern auch die Benutzung jener durch Steuerung der Nutzungsmischung mit konzipiert werden kann. Hierbei hat die langjährige, begleitende Bürgerbeteiligung im BUGA Projekt den stadtgesellschaftlichen Boden für dieses Experiment bereitet.

Das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen ist ein erster Bauabschnitt im neuen Stadtquartier Neckarbogen, der mit einem aufgelockerten, zeitgemäßen Äußeren zeigt, wie modernes urbanes Wohnen gestaltet werden kann. Mit einem Anteil von Holz als Baumaterial von etwa 50 Prozent, mit Fassaden aus Holz, Beton und Aluminium, mit gemischten Konzepten von Investoren und Baugemeinschaften ist eine zukunftsweisende und ressourcenschonende Architektur entstanden.

Der Neckarbogen ist geprägt von einer Nutzungsmischung aus privaten Eigentums- und Mietwohnungen, aus gefördertem Wohnraum, aus Studentenwohnungen, Seniorenresidenzen, Geschäften und Büros. Mit Räumlichkeiten für Gastronomie und Dienstleister sind weitere Voraussetzungen für lebendiges Wohnen im Viertel geschaffen, das durch gemeinsam zu nutzende Dachgärten und Innenhöfe tragen noch gestärkt wird.

Die Bundesgartenschau Heilbronn als Garten- und Stadtausstellung verbindet erstmals die Themen einer klassischen gärtnerischen Leistungsschau mit einem urbanen Erlebnisraum, einer Kulisse Stadt im Entstehen, einer Heilbronner These zur Zukunft der Großstädte, die an Ihren weichen Standortfaktoren im Wettbewerb der Städe arbeiten. Ein Drittel benutzbare Landschaft, ein Drittel erlebbare Wasserflächen und ein Drittel kompaktes Stadtquartier ist die Formel, auf die sich das Ziel der Transformation einer Bahnbrache hin zu einem nachhaltigen Stadtquartier aufzeigen lässt. 2019 wird ein Berichtsjahr für Heilbronn, wie weit die Entwicklungen im Aufbruch dieser Stadt gekommen sind. Zusammen mit dem neuen Bildungscampus, dem Zukunftspark Wohlgelegen und dem neuen Science-Center experimenta wird die BUGA seinen Gästen eine urbane Flusslandschaft im Herzen der Stadt präsentieren mit viel persönlichem und regionalen Aspekt und einem wiedererwachten Bürgerstolz, als Gastgeber in einer neuen Stadtlandschaft in Heilbronn am Neckar.

Dipl.-Ing. (FH) Hanspeter Faas
Autor

Geschäftsführer der BUGA Heilbronn 2019 GmbH

Dipl.-Ing. (FH) Oliver Toellner
Autor

Urban planning m.eng, Dipl.Ing. (FH) Landespflege; Prokurist und Leiter Planung und Ausstellungskonzeption bei der BUGA Heilbronn 2019 GmbH

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