Die geheimen Gärten von England

Die Autorinnen stellen dem Leser 25 wunderschöne Gärten in England vor, wovon einige offenbar bekannt sind und als Highlights gelten. Genauso werden aber unbekannte Paradiese in wunderschönen Bildern präsentiert, die Begehrlichkeiten wecken und sehr inspirierend sind. Vieles erscheint "very british". Der Liebhaber typisch englischen Gartenbaues wird von diesem Buch begeistert sein, findet er doch hier was das Cottage-Garten-Herz braucht. Zugegeben: Schön sehen sie schon aus diese formal gestalteten und modernen Gärten mit vielen Formschnittgehölzen und klaren Linien. Aber auch das können englische Gärten sein: scheinbar konstruktive Unordnung und natürliche Wildheit. Völlig unvermutet stieß ich in dem Buch auf den sogenannten "Hackfall".

Der ist alles andere als das, was man in einem englischen Garten erwartet. Stellen Sie sich einen Garten vor, ohne die üblichen Blumenrabatten und ohne kunstvoll geschnittene Ziergehölze, einfach nur Wald und Landschaft. Das ist Hackfall. Unglaublich ursprünglich, zauberhaft und beruhigend. Das Betrachten der Bilder gibt einem schon ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit. Wie muss erst das Original wirken?

Die Autorin versteht es so geschickt mit Worten umzugehen, dass man bei den literarischen Gartenrundgängen das Gefühl bekommt, den Duft der Rosen und des Bodens zu riechen. Um den Leser wieder aus der Träumerei zu reißen wird aber auch nicht verschwiegen, wie pflege- und zeitintensiv solche Traumgärten sind. Blumenbeete wollen gepflegt, Unkraut gejätet und Rasenflächen geschnitten werden.

Es werden auch gärtnerische Misserfolge wie die falsche Pflanzenwahl für den vorhandenen Standort nicht verschwiegen und so wird dem Leser schön vor Augen geführt, dass auch Niederlagen und Verluste zum Gärtnern dazugehören, dass keiner der im Buch vorgestellten Gärten von heute auf morgen in seiner ganzen Pracht dastand und dass einem der Garten ganz sicher eines lehrt: Geduld. Uwe Bienert