BGL-Hauptgeschäftsführerin Ursula Heinen-Esser zum Klimawandel

Die grüne Branche wird in Zukunft zusätzliche Aufgaben erhalten

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Klimawandel: Manche kleinen Inseln wird es bald nicht mehr geben (l.) und in den Metropolen steigt die Hitze (r.). Fotos: Vladimir Lysenko, CC BY-SA 4.0; Alex Guerrero, CC BY 2.0
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Klimawandel: Manche kleinen Inseln wird es bald nicht mehr geben (l.) und in den Metropolen steigt die Hitze (r.). Fotos: Vladimir Lysenko, CC BY-SA 4.0; Alex Guerrero, CC BY 2.0

Auf der UN-Klimakonferenz in Paris haben die Vertreter von 195 Ländern in den vergangenen Tagen über einen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll beraten. Auf der Tagesordnung stand ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen.

Ob der Ausstoß an Treibhausgasen damit weltweit reduziert und der Klimawandel eingedämmt wird, bleibt jedoch fragwürdig. BGL-Hauptgeschäftsführerin Ursula Heinen-Esser sprach mit Christian Münter über die harten Realitäten des Klimawandels und die Herausforderungen für den GaLaBau.

Frage: Wird das Klimathema nach der Konferenz in Paris nun wichtiger oder muss man es abhaken?

Heinen-Esser: Klimaschutz ist ein Menschheitsthema. Wie und ob wir es schaffen, den Klimawandel aufzuhalten, wird entscheidend für unser künftiges Leben sein. Das sogenannte Zwei-Grad-Ziel wird nach Meinung der Experten nicht erreicht werden. Das hat nicht nur Auswirkungen im weit entfernten Pazifik - dort werden Inseln aufgrund des Anstiegs der Meeresspiegel schon in wenigen Jahren nicht mehr existieren -, sondern auch bei uns. Nehmen Sie nur das Beispiel dieses Sommers, mit seinen verstärkt auftretenden Hitzeperioden. Das hat doch gezeigt, dass der Klimawandel durchaus auch in Deutschlands Städten angekommen ist - mit all seinen zu beobachtenden Auswirkungen. Ausgelöst durch die dichte Bebauung und versiegelte Flächen entstehen in der Stadt Hitzeinseln, die wie Wärmespeicher wirken und ein Abkühlen auch in der Nacht verhindern.

Auch auf die Flora und Fauna in unseren Breitengraden wirken sich die Temperatur- und Klimaveränderungen schon aus. Tier- und Pflanzenarten, die früher bei uns aufgrund der klimatischen Bedingungen ohne jegliche Konkurrenzkraft waren, haben sich inzwischen durchgesetzt. In England zum Beispiel gibt es jetzt Weinbaugebiete. Sie sehen: Der Klimawandel ist längst spürbar.

Was können wir in Deutschland tun, um uns gegen die klimatischen Veränderungen zu wappnen?

Heinen-Esser: Technologischer Fortschritt ist sicher eine Seite der Medaille und hier wird gerade auch in Deutschland viel geschafft, denken Sie beispielsweise an die Energiewende, die Umstellung auf erneuerbare Energien. Aber die Möglichkeiten der CO-Einsparungen etwa in Autos scheinen ja auch mittlerweile an ihre Grenzen zu stoßen. Deshalb müssen wir das Problem von einer anderen Seite angehen: Wenn wir mehr Grün besonders in den Städten haben, schaffen wir auch mehr Möglichkeiten CO und Feinstaub zu reduzieren. So filtert zum Beispiel eine einzelne große Buche die Jahresemission eines Pkw mit einer jährlichen Fahrleistung von 20.000 km aus der Stadtluft.

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Wer Gebäudegrün will oder Grünschneisen zur Lüftung und Kühlung, braucht den Landschaftsbau, sagt Ursula Heinen-Esser. Foto: BGL
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Foto: COP 21 Paris France

Wird der Garten- und Landschaftsbau in diesem Zusammenhang auch wichtiger?

Heinen-Esser: Mehr Grün in den Städten benötigt fachkundige Planung, Ausführung und Pflege. Und dafür steht der Garten- und Landschaftsbau. Wenn es darum geht, wo und wie Hitzeinseln vermieden werden sollen, wo und wie Grünschneisen zur Lüftung und Kühlung angelegt werden sollen, wo Fassaden- und Dachbegrünungen angezeigt sind: Das alles sind interdisziplinäre Aufgaben der Landschaftsplanung und des Landschaftsbaus. Unsere grüne Branche wird also in Zukunft wesentliche zusätzliche Aufgaben erhalten.

Wie weit sind die Städte und Gemeinden mit den Klimaanpassungsstrategien gekommen? Ist lebendiges Grün in diesen Konzepten überhaupt vorgesehen?

Heinen-Esser: Die Städte und Gemeinden arbeiten, soweit ich das überblicke, sehr intensiv an ihren Anpassungsstrategien. Aber zurzeit stehen hier noch stärker technologische Lösungen im Vordergrund, beispielsweise die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen, die Umstellung der Energieversorgung oder Ähnliches. Nur wenige widmen sich bereits der klimapolitischen Bedeutung des öffentlichen Grüns. In meiner Heimatstadt Köln hat es zwar leider mit der BUGA-Bewerbung nicht geklappt, aber trotzdem wird intensiv an der Verlängerung des Grüngürtels über ehemals bebautes Gelände gearbeitet.

Worauf müssen die Stadtplaner achten, wenn sie ihre Kommunen klimawandelgerecht gestalten wollen?

Heinen-Esser: Stadtplaner stehen ja zurzeit vor einer schwierigen Aufgabe: einerseits drängen immer mehr Menschen in die Städte, jedes freie Grundstück wird bebaut, verdichtet. Andererseits werden Grünflächen benötigt, zur Abmilderung der Klimafolgen, aber auch um den Menschen in den Städten Lebensqualität bieten zu können. Beides zusammen zu bringen, ist enorm schwierig. Naturbasierte Ansätze wie Dach- und Fassadenbegrünungen müssen zukünftig viel stärker eingesetzt werden. In den stark verdichteten Städten sind sie oft die einzige umsetzbare Maßnahme zur Bekämpfung von Hitzeinseln und zur CO-Reduzierung. Und was spräche dagegen, auch bei uns stillgelegte Bahnflächen zu begrünen, so wie die High Line in New York?

Sind nun große oder kleine Grünflächen effektiver, um überhitzte Metropolen im Sommer herunterzukühlen?

Heinen-Esser: Für das Klima einer Großstadt ist ein Netzwerk aus Parks mit mittleren und kleineren Grünflächen besser. Verteilen sich diese kleinen Parks über eine Stadt, können sie warme und aufgeheizte Luft viel besser abkühlen als wenige große.

Was sind die ersten Schritte, die Kommunen kurzfristig einleiten können, um das lebendige Grün voranzubringen?

Heinen-Esser: Das Wichtigste ist: bei jedem Bauvorhaben, bei jeder Änderungsprüfung Grünflächen mitzudenken. Wenn im Kleinen begonnen wird, wirkt sich dies auch auf die größeren Flächen aus. Außerdem: Wenn das notwendige Know-how in den Kommunen nicht vorhanden ist, sollten professionelle Planungsbüros und GaLaBau-Betriebe beauftragt werden.

Der Bund deutscher Baumschulen schlägt vor, Bauherren gesetzlich zu verpflichten, künftig fünf Prozent der Bausumme in "Grün am Bau" zu investieren. Was halten Sie davon?

Heinen-Esser: Das ist zum Beispiel eine innovative Idee. Und eine solche Regel sollte nicht nur für private Bauherren gelten, sondern genauso für die öffentliche Hand. Sehen Sie sich beispielsweise den Washington-Platz vor dem Berliner Hauptbahnhof an. Nur ein sehr kleiner Teil ist mit Bäumen bepflanzt, der Rest: eine einzige große Betonfläche. Für mich ist das eines der abschreckendsten Stadtplanungsbeispiele.

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