Vielfalt professionell planen

Die Kunst der freien Hecke

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Hecken Gartengestaltung
Heute nutzen wir Hecken, frei wachsend oder in Form geschnitten, als Sicht- und Wetterschutz, insbesondere zur Fassung und Gliederung von Freiräumen im privaten und öffentlichen Grün. Foto: Wolfgang Borchardt

Die Hecke ist - im Gegensatz zum flächig aufwachsenden Gebüsch - eine lineare Pflanzung und deutlich länger als breit. Das Wort lässt sich bis zum althochdeutschen "hegga", dem niederländischen "heg" und dem englischen "hedge" zurückverfolgen. Die Hecke diente zunächst der Ein"hegung" des Nutzgartens und hier spielt auch der "Hage"dorn (Crataegus) von Alters her eine Rolle. Heute nutzen wir Hecken, frei wachsend oder in Form geschnitten, als Sicht- und Wetterschutz, insbesondere zur Fassung und Gliederung von Freiräumen im privaten und öffentlichen Grün.

Die "freie", von regelmäßigem Formschnitt befreite Hecke stellen wir uns zudem lebendig und vielfältig vor - artenreich, ästhetisch und ökologisch wertvoll. Dazu können auch Obstgehölze beitragen: beispielsweise Maibeere, Hasel, Aronia, Felsenbirne oder Vitaminrosen. Vielfalt erschwert wiederum Planung und Pflege, weshalb viele dieser Hecken enttäuschen. Erfolgreich ist, wer einige einfache Grundsätze beachtet.

Noch vor allem Anfang steht das Nachbarrecht. Wer Rechtsstreitigkeiten nicht mag, wird die länderspezifisch geregelten Pflanzabstände zur Grundstücksgrenze gern beachten. Die Heckenpflanzung auf der gemeinsamen Grundstücksgrenze nach nachbarschaftlicher Abstimmung spart Platz. Entsteht irgendwann der Wunsch, diese Hecke zu beseitigen, müssen wiederum beide Nachbarn zustimmen.

Im Verlauf der Heckenlinie gilt es, das Verhältnis verschiedener Gehölzarten zueinander zu ordnen. In der Musik sind das verschiedene Stimmen entlang der Notenzeile und die BACH'sche "Kunst der Fuge" liegt nahe. Denn: Es muss sich fügen. Groß zu Klein, kahlfüßig zu bodenschlüssig. Nur so kann auch die geplante Ästhetik - Farben, Blattformen, Texturen - sichtbar werden. Vielleicht ist auch das eine Kunst und Begründung dafür, dass artenreiche Hecken eine besondere planerische Herausforderung darstellen?

Planungsstrategien

Erwartungen an die Hecke sind verschieden. Entsprechend unterschiedlich wird die Pflanzenauswahl sein. Noch wichtiger ist die langfristige Entwicklung der Hecke hin zu einem Pflanzbild, das unsere Erwartungen erfüllt. Dafür ist, neben der professionellen Planung, kompetente Entwicklungspflege nötig, die rkorrigierend eingreift. Verschiedene Planungsstrategien legen den jeweils geeigneten Grundstein.

Im "Entnahmeprinzip" wird anfangs dicht gepflanzt, etwa 1 m x 1 m oder mit größerem Reihenabstand. So wird die Hecke rasch höher und dichter. Zu dicht Gewachsenes wird schrittweise entnommen, um aussichtsreicheren "Zukunfts"-Gehölzen Entwicklungsraum zu geben. Das ist die auch in der Forstwirtschaft in verschiedenen Formen, vom Kahlschlag bis zur Einzelentnahme, angewandte Strategie. Durch Verwendung verjüngungsfähiger Gehölze, die wieder austreiben nachdem sie "auf den Stock" gesetzt wurden, kann eine vielschichtige Hecke mit ökologischem Mehrwert erzielt werden.

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Wer Rechtsstreitigkeiten nicht mag, wird die länderspezifisch geregelten Pflanzabstände zur Grundstücksgrenze gern beachten. Bei gegenseitigem Einvernehmen können Nachbarn Platz sparend eine gemeinsame Hecke auf der Grenze pflanzen. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
Hecken Gartengestaltung
Die kostengünstigen, schnellwüchsig „vorlaufenden“ Sträucher der „Schirmhecke“ bieten den davor in großzügigem Abstand art-/sortentypisch aufwachsenden exklusiven Gehölzen Schutz, den Gartennutzern Sichtdeckung. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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Pflanzung auf Endabstand bedeutet bei Großsträuchern und Bäumen Jahre und Jahrzehnte „Mut zur Lücke“ haben zu müssen. Kein Problem bei hüfthohen Strauchhecken (wie Spiraea japonica in Sorten, Caryopteris x clandonensis), die bereits im zweiten Standjahr Endgröße erreichen. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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Die Gehölz-Staudenhecke gewinnt durch Einbeziehung von Blütenstauden und Gräsern an Erlebnisqualität und Vielfalt. Wuchsformen sollten sich ergänzen und den Heckenfuß bedecken. Nachdem Staudenrückschnitt im Vorfrühling gibt es für einige Wochen Lücken (Planung C. PACALAJ). Foto: Wolfgang Borchardt
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Während der Wintermonate wird der Boden unter sommergrünen Hecken als unterstes Stockwerksichtbar. Ein wirkungsvoller Ort für Frühjahrsgeophyten (Anemone blanda, Chionodoxa,Corydalis cava, Eranthis hyemalis, Galanthus nivalis). Foto: Wolfgang Borchardt

Ein "Verdrängungsprinzip" wird im "Leitfaden für die Planung, Ausführung und Pflege von funktionsgerechten Gehölzpflanzungen im besiedelten Bereich" (FLL) beschrieben. Hier wird zwischen den für die Heckenfunktion unentbehrlichen "Führenden Gehölzen" und "Begleitenden" unterschieden, die in stärkerem Umfang auch ästhetische Aspekte berücksichtigen. "Dienende Gehölze" füllen die verbleibenden Lücken. Zu Anfang sind die groß, denn die später massereichsten Führenden (meist Bäume) haben in der Pflanzung einen Artmengenanteil von nur 2 bis 5 Prozent, Begleitende bis zu 20 Prozent. Die Dienenden sind mit 50 bis 80 Prozent stark vertreten. Das sind lichthungrige Kleingehölze (wie Potentilla fruticosa, Deutzia gracilis, Spiraea japonica, Philadelphus x lemoinei), die durch den Zuwachs der Führenden und Begleitenden schließlich "ausgedunkelt" werden. Damit sollte es nicht mehr nötig sein, zu dicht Gewachsenes arbeitsaufwändig herauszunehmen. Gelegentlich ist zu hören, dass es sinnvoll sein könnte, die aufgrund des hohen Mengenanteils kostenintensiven, aber letztlich verlorenen "Dienenden" durch eine deutlich preisgünstigere Ansaat von Stauden und Einjährigen zu ersetzen.

Pflanzung auf Endabstand ist bei hüfthohen, eher raumgliedernden als raumbildenden Strauchhecken ohne Wirkungseinbußen möglich, weil sie bereits im zweiten oder dritten Jahr ihre Endgröße erreichen (Mahonia aquifolium, Caryopteris x clandonensis, Spiraea japonica in Sorten usw.). Anders bei Großsträuchern und Bäumen, die deutlich mehr Zeit brauchen, um in die Endgröße hineinzuwachsen. Pflanzung auf Endabstand bedeutet hier, Jahre und Jahrzehnte mit Lücken, d. h. eingeschränktem Sicht- und Wetterschutz leben zu müssen. Deshalb die EmpfeRlung, mit größeren Lieferqualitäten zu beginnen. Die sind zwar teurer, aber aufgrund des geringeren Pflanzenbedarfs insgesamt bleiben die Kosten unter denen für eine vollflächige Bepflanzung. Weil diese Gehölze mit Abstand ohne Seitendruck aufwachsen, bescheren sie uns schöne, arttypische Wuchsformen. Zwischensaaten oder hochwüchsige Staudenpflanzungen können bei Bedarf die Lücken vorläufig schließen (Miscanthus 'Große Fontäne', Helianthus microcephalus, Silphium perfoliatum u. a.).

Wer hat ausreichend Platz und sammelt gern exklusive Gehölze? Dem kann zu einer "Schirmhecke" geraten werden. Das Prinzip: Im Hintergrund, meist ist das die Grundstücksgrenze, bildet eine Reihe kostengünstiger, schnellwüchsiger ("vorlaufender") Gehölze einen "Schirm", der sowohl für einen raschen Sichtschutz sorgt, als auch den davor gepflanzten, langsamer wachsenden Gehölzen mit besonderem Wuchscharakter Hintergrund und einen geschützten Raum bietet. Von der Aufgabe des Wind- und Sichtschutzes befreit, dürfen sie sich in größeren Abständen charakteristisch entwickeln.

Die "Modulare Heckenplanung" spart Zeit. Darfür werden einzelne Gehölzgruppen entwickelt, die in freiem Rhythmus wiederkehren und bei vergleichbaren Wuchsbedingungen auch anderenorts eingesetzt werden können. Zugeordnete, gern auch verschiedene Bäume halten alles zusammen, bilden einen eigenen Rhythmus im Stockwerk über den Heckenbausteinen und stellen Rangordnung her. (Beispiel: ÖBB Neubaustrecke Wien-St. Pölten durch Ingenieurbüro "Raumumwelt"/AT).

Die Gehölz-Staudenhecke gewinnt durch Einbeziehung von Blütenstauden und Gräsern an Erlebnisqualität und Vielfalt. Die Zwischenpflanzung kommt ohne den für Staudenvorpflanzung oder Krautsaum benötigten Platz aus. Wuchsformen sollten sich ergänzen und den Heckenfuß abdecken. Nach dem Staudenrückschnitt im Vorfrühling gibt es für einige Wochen Lücken.

Typgerecht planen: Das "Stockwerksprinzip"

Es ist eine nachhaltig lohnende Aufgabe, verschiedenartige Gehölze nicht ausschließlich nach ästhetischen Kriterien, vielmehr auch nach ihrer Wuchsform und -höhe so auszuwählen und anzuordnen, dass sie nicht in Konkurrenz geraten. Das anderenfalls entstehende Dickicht würde nicht nur ein Pflegeproblem bedeuten. Fehlen Rangordnung und Rhythmus, ist das Ergebnis ästhetisch unbefriedigend. Die im Dickicht fehlende Schichtung schränkt zudem Lebensraumangebot und Artenvielfalt für Vögel, Insekten u. a. ein. Ziel ist, den verwendeten Gehölzen in unterschiedlichen Wuchsebenen ausreichend Entwicklungsraum zu geben und ohne die bei Dichtpflanzungen erforderlichen (in der Praxis gewöhnlich vergessenen) Durchforstungen auszukommen. Zudem soll nicht unnötig Geld für zum Untergang bestimmte "Füllgehölze" ("verlorenes Grün") ausgegeben werden. Dennoch gibt es keine großen Lücken, die sich bei Pflanzung auf Endgröße erst nach vielen Jahren schließen.

Entsprechend wichtig ist es, in Stockwerken zu denken und zu planen. Der bodenschlüssige Klein- oder Mittelstrauch gehört an den Rand, der "kahlfüßige" Großstrauch oder hochstämmige Baum eher in die Mitte und nur gelegentlich als raumstaffelnder Vorposten an den Gehölzrand. Dieses "Stapeln" stellt Rangordnung her, vermeidet Konkurrenz auf gleicher Ebene und erlaubt mehr Vielfalt auf gleicher Grundfläche. Um die jeweils geeigneten Ober- und Untermieter zu finden, muss die Gestalt der auszuwählenden Gehölze vorausschauend recherchiert werden.

Neben eigenen Beobachtungen liefern HIEKE ("Praktische Dendrologie") und das "Grüne Sortenbuch" (LEY) geeignete Vorlagen. Maßstäblich skizzierte Gestaltprofile der einzelnen Arten sind der Baukasten für die Planung in Stockwerken, die das Zusammenfügen der Heckengehölze wesentlich vereinfachen.

Zur Ausläufer- und Gebüschbildung neigende Sträucher (Schlehe, Sanddorn . . . ) sind geeignet, jedes Heckenkonzept durcheinanderzubringen und bleiben besser außen vor. Wer bodenschlüssige Sträucher hochschneidet, um darunter graben zu können, wird ebenfalls mit zahlreichen Schößlingen aus verletzten Wurzeln und Mehrarbeit "belohnt" (Essigbaum, Flieder, Schneebeere . . . ).

Bei sommergrünen Hecken wird der Boden im Winter sichtbar. Auch dieses unterste Stockwerk in das Pflanzkonzept einzubeziehen, lohnt sich insbesondere dann, wenn die Hecke gut sichtbar an einen Weg grenzt. Sind die Sträucher noch kahl, gelangen frühblühende Geophyten hier zu voller Wirkung. Dazu gehören Eranthis, Chionodoxa, Scilla, Corydalis cava, Anemone blanda u. a. Auch das wintergrüne Duft-Veilchen Viola odorata in Blau, Weiß, Rot oder Gelb ist wichtig. Auf nicht zu trockenen Böden bildet die Kriechende Gemswurz (Doronicum pardalianches), eine alte Zier- und Heilpflanze mit knollig verdickten Ausläufern, langlebige, ebenfalls wintergrüne Flächen.

Wohin damit?

Für Hausgärten werden häufig Pflanzenwünsche geäußert oder bereits erworbene und im Topf harrende Pflanzen präsentiert - im schlimmsten Fall auch schon mal hier und da gepflanzt - ohne Vorstellungen zur Gestalt und späteren Dimension dieser Gehölze zu haben. Gern werden Pflanzen im Gartenmarkt ohne Zielvorstellungen allein nach ihrer Attraktivität zum Kaufzeitpunkt erworben. Um den Pflanzen längerfristig Entfaltungsmöglichkeiten an der jeweils richtigen Stelle zu sichern und späteren Ärger zu vermeiden, wäre es gut, spätestens jetzt fachlich zu beraten und zu filtern. Skizzierte Gestaltprofile schaffen auch hier Klarheit und zeigen Verwendungsmöglichkeiten des Vorhandenen auf. Vielfach kann danach ausgestellt und gepflanzt (auch gezielt ausgetauscht und nachbestellt) werden. Ein Pflanzplan ist nicht mehr nötig.

Planungsschritte

Höhe und Breite der zu planenden Hecke sind eine erste Vorgabe. Ist für Bäume Platz? Ist eine Vorpflanzung oder ein Krautsaum vorgesehen? Grenzt die Hecke gartenseitig an einen Weg, Platz oder an eine Rasenfläche? Ebenso sind Boden- und Klimabedingungen vor der Gehölzauswahl zu klären, denn nicht alles wächst überall.

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Mit dem „Stockwerksprinzip“ sollen Dickichte vermieden und jedem Gehölz langfristig Entwicklungsmöglichkeiten gesichert werden. Deshalb darf es keine Konkurrenz auf gleicher Wuchsebene geben. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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Es muss sich fügen: Groß zu klein, kahlfüßig zu bodenschlüssig. Nur so kann auch die geplanteÄsthetik – Farben, Blattformen, Texturen – wirksam werden. Foto: Wolfgang Borchardt
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Gestaltskizzen helfen, um bereits erworbene oder nach einem Gartenumzug wiederzuverwendendeGehölze sinnvoll platzieren zu können ... Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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... Vielfach kann danach ausgestellt und gepflanzt (auch gezieltausgetauscht und nachbestellt) werden. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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„Freie“ Hecke kann auch bedeuten, auf eine Reihenpflanzung zu verzichten und die Abstände zwischen den benachbarten Gehölzen individuell zu bemessen. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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Zusammengekauft, weil es gerade attraktiv erschien, stellt sich angesichts des offensichtlichunerwarteten Zuwachses und eigenwilliger Wuchsformen Überraschung ein. Zwar entspanntes die Situation, dass die alles gleichmachende Schere immer bereitliegt. Alternativ hätte es sogar Spaß machen können, die Eigenarten der erworbenen Gehölze vor ihrer Pflanzung herauszufinden. Dann hätte man sich später daran erfreuen können. Foto: Wolfgang Borchardt
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Rhythmus lässt Hecken lebendig werden. Erkennbare, wiederkehrende Pflanzeneinheiten gebendem Betrachter Orientierung und machen Vielfalt erfassbar ... Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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... Das gilt selbst dann, wenn gerade nichts blüht. Foto: Wolfgang Borchardt
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Zur Ausläufer- und Gebüschbildung neigende Sträucher (Schlehe, Sanddorn . . . ) sind geeignet,jedes Heckenkonzept durcheinanderzubringen und bleiben besser außen vor. Wer bodenschlüssigeSträucher hochschneidet, um darunter graben zu können, wird oft ebenfalls mit zahlreichen Schößlingen aus verletzten Wurzeln und Mehrarbeit „belohnt“ (Essigbaum, Flieder, Schneebeere. . . ). Foto: Wolfgang Borchardt

Gewöhnlich ist es sinnvoll, die Hecke nicht mehr als dreireihig zu pflanzen. Mehr macht die Hecke kaum dichter und erlebnisreicher, raubt Gartenraum und erschwert die Pflege erheblich. Eine "freie" Hecke zu planen bedeutet auch, nicht an Pflanzreihen gefesselt zu sein. Differenzierte Pflanzabstände machen die Hecke lebendiger. Zudem können unterschiedliche Endgrößen und Wuchsformen einfacher und besser berücksichtigt werden. Sicher erleichtert Reihenpflanzung die maschinelle Pflege bis zum Dichtschluss der Hecke. Aber wie sinnvoll ist die Mahd zwischen den Junggehölzen? Das vermeintlich "ordentliche" Aussehen lässt eine schnittfeste, aber auch dichte Grasnarbe entstehen. Hier bleiben die Niederschläge hängen, was insbesondere dort, wo es wenig regnet, für die Heckenpflanzung eine fatale Konkurrenz bedeutet ("grünes Leichentuch"). Ein lockerer Spontanbewuchs ist häufig schon ab August trocken und beschattet den Boden, ohne ihm Wasser zu entziehen; zugleich besser für Insekten und Vögel

Je länger die Hecke, desto mehr verlangt sie nach einem gliedernden, ablesbaren Rhythmus. Rhythmus sorgt für erfassbare Strukturen. Rhythmus ist Ausdruck pulsierenden Lebens, eine Pflanzung ohne zeigt sich bestenfalls noch in jahreszeitlichen Veränderungen lebendig. Deshalb sollten gleiche Gehölzarten gruppiert, große auch einzeln, in freiem Rhythmus wiederkehren. Kleinere Gehölze müssen zahlreicher verwendet werden als große. Nur so bekommen sie ausreichend Gewicht. Dünne Stimmen funktionieren nur im Chor! Ein einzelner randständiger (damit gut sichtbarer) Kleinstrauch kann der provokante "Ohrstecker" sein, wenn er durch Form und Farbe auffallend anders ist. Ist jedes Gehölz nur einmal vertreten, wirkt die Pflanzung chaotisch.

Es beeindruckt immer, wenn in bestimmten Zeitabschnitten wenige Farben das Heckenbild dominieren, also im vegetationsökologischen Sinne Aspekte entstehen. Die geeigneten und genügend zahlreich einzusetzenden "Aspektbildner" für die Leitfarben einzelner oder auch mehrerer Jahreszeiten (Aspektfolgen) bringen die nötigen Merkmale mit: Blütenschmuck und/oder Blatt-/Fruchtfärbung, farbige Wintertriebe.

Es bewährt sich meist, die größten, das Gerüst bildenden Bäume und Sträucher zuerst auszustellen und zu pflanzen. Nur vor der Pflanzung der niedrigeren Gruppensträucher bleibt Platz, die Dominanten zu rücken und zu drehen (große Lieferqualitäten haben gewöhnlich ein "Gesicht", das der Betrachter lieber sieht als die Rückseite). Genauso kann die Pflanzplanung "oben" beginnen und "unten" enden. Aber: Papier ist geduldig und so sind beim Zeichnen (!) auch Sprünge kein Problem; wie etwa "Mitte - Unten - Oben" (z. B. modulare Planung).


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Es beeindruckt immer, wenn in bestimmten Zeitabschnitten wenige Farben das Heckenbild dominieren, also „Aspekte“ entstehen. Dafür sind die geeigneten und genügend zahlreich einzusetzenden „Aspektbildner“ für die Leitfarben einzelner oder auch mehrerer Jahreszeiten (Aspektfolgen) auszuwählen. Zeichnung: Wolfgang Borchardt
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Heckenplanung von „oben nach unten“, so wie auch die Pflanzung gewöhnlich mit den „Gerüstbildnern“ beginnt. Zeichnung: Wolfgang Borchardt

Die Ränder

Die Heckenränder grenzen an Wege oder Rasenflächen oder Vorpflanzungen. Wegen des zu erwartenden Breitenwachstums der Hecke ist das Konfliktpotenzial groß genug, um der Randgestaltung hinreichend Aufmerksamkeit zu widmen.

Randständige kahlfüßige, straff aufragende Sträucher (wie Stapylea, Deutzia scabra, Corylus avellana) und Hochstämme bilden einen im Profil offenen Gehölz-/Heckenrand. Ein Breitenwachstum ist hier kaum zu erwarten, aber oft ist eine Unterpflanzung mit Stauden oder am besten immergrünen Kleinsträuchern (wie Mahonia 'Apollo', Hedera helix 'Arborescens', Euonymus fortunei 'Vegetus', Prunus laurocerasus 'Piri', Viburnum davidii) sinnvoll. Dann ist der Boden trotz geringem Platzbedarf geschlossen. Diese Hecke wird auch nach Jahren und Jahrzehnten nicht störend in einen unmittelbar vorbeiführenden Weg hineinragen.

Randständige Bäume mit Astschleppe und überneigende (wie Spiraea x vanhottei, Holodiscus discolor, Buddleja alternifolia) oder breitwüchsig buschige Sträucher (wie Rhododendron x catawbiense) bilden einen im Profil geschlossenen Gehölz-/Heckenrand mit klarem Abschluss zu Rasenflächen, wachsen aber in Wege und Staudenflächen immer weiter hinein. Vor- und Zwischenpflanzungen werden "überrollt", Wege schmaler. Dem geschlossenen Gehölzrand kann durch davor gestellte Solitärgehölze die Langeweile genommen werden. Wichtig, dass das in einem spannungsvoll ungleichen Rhythmus geschieht.

Wachsen die Randgehölze zu breit und über den Wegrand hinaus, werden die Seiten gewöhnlich zurückgeschnitten und der Heckenrand liegt anschließend offen. Jetzt sind Unterpflanzungen nötig, alternativ die Wegnahme der Randreihe, ersetzt durch eine flächendeckende Pflanzung.

Vorsprünge und Einzüge bilden einen im Grundriss offenen Gehölz-/Heckenrand, schaffen unterschiedlich auszugestaltende Raumnischen und - im Vergleich zur kurzen Geraden - lange Heckenränder, die insbesondere durch Vor- und Unterpflanzungen von Mantelgehölzen oder Staudensäumen ökologischen Mehrwert und zusätzliche Erlebnisqualität bedeuten.

Gut, wenn solche in den Gartenraum ragenden Heckenvorsprünge einen Schlussakzent - ähnlich dem Punkt am Satzende - erhalten. Ein hier verorteter Kleinbaum kann gleichzeitig den nötigen Abstand zur Grundstücksgrenze einhalten. Auch Gehölze mit besonderem Wuchscharakter (z. B. Viburnum plicatum 'Mariesii': Horizontalform) oder nur aus der Nähe erlebbaren Details (z. B. Acer pensylvanicum: Stamm-Muster) wird niemand in eine Hecke einzwängen wollen. Vor die Hecke gerückt, erhalten sie die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und sind uns gleichzeitig als gliedernde Einzelelemente und Rhythmusgeber willkommen. Eine Hecke ist nur dann voll funktionstüchtig, wenn sie auch die Eigenwirksamkeit der verwendeten Gehölze garantiert.

Stockwerksübergreifend, aber gerade im Randbereich der Hecke gut sichtbar, kann Schleiervegetation das Heckenbild bereichern. Dabei müssen die Trägergehölze sichtbar und unbelastet bleiben. Moderat wachsende, robuste Clematis die sich mit feingliedrigem Blattwerk in die Laubkronen lediglich oberflächig "einhakeln", sind meist eine gute Lösung (wie Clematis viticella in vielen Sorten, C. tangutica, C. x jackmanii). Auch die nur schwach rankende Parthenocissus quinquefolia mit roter Herbstfärbung schon im September ist gut geeignet.

Prof. Dr. Wolfgang Borchardt
Autor

Studiendekan der Fakultät Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst, Fachhochschule Erfurt

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